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Wackeliger Saisonstart, Baustellen im Kader – Warum bei Manchester United keine heile Welt herrscht

29. August 2023 | Spotlight | BY David Schöngarth

Drei Spiele, zwei Siege, sechs Punkte. Eigentlich liest sich der Saisonstart von Manchester United auf dem Papier gar nicht schlecht. Ein Blick hinter die Fassade zeigt allerdings, dass bei den Red Devils keineswegs eine heile Welt herrscht und es im Kader trotz Umbruch noch viele Baustellen gibt.

Manchester United: Der Saisonstart lässt zu wünschen übrig

Der Start in die neue Saison lief für Manchester United alles andere als rund. Zwar liest sich die Bilanz der Mannschaft des niederländischen Trainers Erik ten Hag gar nicht schlecht, trotzdem bereiteten Uniteds erste drei Spiele vielen Anhängern Sorgen. Am ersten Spieltag konnte man spielerisch nicht gegen den Abstiegskandidaten Wolves überzeugen, erzielte erst spät den 1:0-Siegtreffer und konnte sich am Ende glücklich schätzen, als den Wolves ein klarer Elfmeter trotz VAR-Überprüfung verwehrt wurde. Am Wochenende darauf konnte United aus einer vielversprechenden Anfangsphase kein Kapital schlagen und war anschließend bei der 0:2-Auswärtsniederlage gegen Tottenham chancenlos. Und am vergangenen Wochenende siegten die Red Devils zwar mit 3:2 gegen Nottingham Forest und bewiesen dabei bewundernswerte mentale Resilienz, kassierten jedoch binnen der ersten fünf Minuten zwei Gegentore und mussten sich daraufhin mühsam zurück in die Partie kämpfen.



Es gibt aktuell also durchaus Grund zur Sorge bei Manchester United, zumal die kommenden Partien nicht einfacher werden. Als nächstes reisen die Red Devils zum Titelkandidaten Arsenal, anschließend empfängt man Brighton im Old Trafford. Gegen die Seagulls gewann United seit vier Premier-League-Spielen nicht mehr, die Tordifferenz seitdem steht bei 1:7 gegen die Red Devils. Dass Manchester United nach den ersten fünf Saisonspielen also noch im Niemansland der Tabelle schwimmt, ist nicht auszuschließen. Prinzipiell ist der holprige Saisonstart der Mannschaft von Erik Ten Hag wenig aussagekräftig, schließlich starteten die Red Devils im vergangenen Jahr katastrophal in die neue Saison und qualifizierten sich dank einer starken Entwicklung im Verlauf der Spielzeit trotzdem ohne Probleme für die Champions League und gewannen nebenbei auch noch den Ligapokal. Trotzdem bleiben dem neutralen Betrachter mit Blick auf Manchester United derzeit mehr Fragen als Antworten, was vor allem mit dem in diesem Sommer begonnen, aber nicht fertig wirkenden Umbruch im Kader der Red Devils zu tun hat.

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Der Umbruch im Kader ist nur ein halber

Mason Mount (24), André Onana (27) und Rasmus Hojlund (20) sind die drei Namen, mit denen Manchester United sich in diesem Sommer verstärkt hat. Zusammengerechnet kosteten diese drei Spieler die Red Devils fast 200 Millionen Euro. Das ist trotz der unbestreitbaren Mischung aus bereits bestehender Qualität und hohem Potential von drei Fußballern im besten Alter oder auf dem Weg dorthin eine stolze Summe, der Uniteds Neuzugänge auch erst einmal gerecht werden müssen. Mason Mount, für den die Red Devils allein knapp 65 Millionen Euro an Chelsea überwiesen, soll mit seiner Variabilität und Flexibilität das Mittelfeld von United bereichern. Dort gaben die Red Devils in diesem Sommer bereits Fred (30) ab, Scott McTominay (26) könnte womöglich noch folgen.

André Onana, der vor wenigen Monaten im Champions-League-Finale noch den Kasten von Inter hütete, tritt das Erbe von David De Gea (32) an und kostete United 52 Millionen Euro. Und mit Rasmus Hojlund haben die Red Devils zwar einen der talentiertesten jungen Stürmer Europas verpflichtet, zahlten aber auch satte 75 Millionen Euro an Atalanta für einen 20-Jährigen, der seine Qualitäten in der Premier League erst noch unter Beweis stellen und ohne Zweifel zur Kategorie Rohdiamant gezählt werden muss. Das Lösung für das Stürmerproblem von United ist Hojlund, der zuletzt noch verletzt war und sich noch nicht unter Beweis stellen konnte, somit wahrscheinlich nicht direkt auf Anhieb.

Auch auf anderen Positionen kann United noch nicht zufrieden mit dem Kader sein. Idealerweise würde ein weiterer defensiver Mittelfeldspieler für Entlastung vom bereits 31-jährigen Casemiro sorgen, vor allem in dem Fall, dass Scott McTominay die Red Devils noch verlässt. Aktuell zeigt United Interesse an Pierre-Emile Hojbjerg von Tottenham, der diese Rolle zwar ausfüllen könnte, bei Tottenham aber häufig auch als Achter zum Einsatz kam. In der Innenverteidigung von United sind Raphael Varane (30) und Lisandro Martinez (25) gesetzt, dahinter wird es allerdings dünn. Wer spielt, wenn sich einer der beiden verletzt ist unklar.

Nach einer Wadenberletzung im letzten Spiel wird Varane den Red Devils voraussichtlich bis nach der Länderspielpause fehlen. Im schlimmsten Fall droht sogar ein längerer Ausfall des Abwehrchefs von United. Im Sommer nahm man den vorher ablösefreien Jonny Evans (35) unter Vertrag, Harry Maguire (30) soll nach langem Wechsel-Drama nun doch bleiben. Die Zukunft von Eric Bailly und Victor Lindelöf (beide 29) ist weiter unklar, vor allem Bailly könnte United noch vor Ende des Transferfensters am Freitag verlassen. Auf der Linksverteidiger-Position war zuletzt Luke Shaw (28) die erste Wahl, der nun aber ebenso wie Tyrell Malacia (24) verletzt ist. Als Reaktion darauf verhandeln die Red Devils momentan mit Chelsea über eine Leihe von Marc Cucurella (25).

Die Vielzahl an Fragezeichen zeigt deutlich auf, dass die Hausaufgaben in diesem Sommer eben nicht vollends erledigt wurden. United sollte weiter sein, den Kader ausgedünnt und noch weiter punktuell verstärkt haben.

Manchester United Maguire

Harry Maguire soll aufgrund der Verletzung von Raphael Varane nun doch bei Manchester United bleiben. (Photo by Michael Regan/Getty Images)

Teure Einkäufe ohne Ertrag

Eine weitere Sorgenfalte auf der Stirn von United-Coach Erik Ten Hag dürfte die Situation auf den Flügeln sein. Hier ist United auf dem Papier eigentlich exzellent besetzt. Immerhin ließen sich die Red Devils die Dienste von Jadon Sancho und Antony (beide 23), die bei Ihren Ex-Klubs Borussia Dortmund beziehungsweise Ajax für Furore sorgten, zusammen um die 180 Millionen Euro kosten. Doch sowohl Antony als auch Sancho sind nur weitere Namen in einer langen Reihe an teuren Einkäufen der Red Devils, die wenig Ertrag auf dem Feld brachten. Zu ihnen zählt auch der bereits erwähnte Harry Maguire, der bis vor kurzem noch den Titel des teuersten Verteidigers der Welt inne hatte und bei United dramatisch an Wert verlor.

Somit gibt der Kader von Manchester United trotz zahlreicher Transfers, großen Namen und Abgängen von vermeintlich aussortierten Akteuren nach wie vor ein unfertiges und nicht ausbalanciertes Bild ab. Zwar ist die Spielzeit noch jung, die ersten Saisonspiele sollten für United trotzdem ein Wachrüttler sein und vielleicht auch noch einmal die Kaderplanung kritisch beleuchten. Noch haben die Verantwortlichen ein paar Tage Zeit, die Mannschaft von Erik Ten Hag zu verstärken. Auch wenn die finanziellen Mittel mit Blick auf die bisherige Bilanz eher begrenzt sein dürften.

(Photo by Stu Forster/Getty Images)

David Schöngarth

Aufgewachsen mit Grafite, Luca Toni und Co. entfachten Gareth Bale und Mauricio Pochettinos Spurs in David eine Leidenschaft für die Premier League. Interessiert sich für alles, was auf der Insel vor sich geht. Seit 2022 bei 90Plus.


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