Premier League Awards: Bielsas Boxer, Papa Mourinho & Liverpool bezwingt Fluch

13. April 2021 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

 7 Awards – Premier League | Der 31. Spieltag ist komplett. Leeds Uniteds angeknockte Boxer schocken Manchester City. José Mourinho lenkt mal wieder ab und der FC Liverpool besiegt den Anfield-Fluch. 

„Angeknockte Boxer“-Award: Leeds United

Glaubt man der Redensart, so sind angeknockte Boxer meistens die gefährlichsten. Im Falle von Leeds United trifft das zweifelsohne zu. Obwohl der mutige Aufsteiger trotz geringer Spielanteile am Samstag bei Manchester City in Führung ging, musste er im Anschluss einiges einstecken. Und das in Unterzahl. Liam Cooper hatte nach einem wüsten Foul kurz vor der Halbzeit die Rote Karte gesehen.

Nach dem Seitenwechsel fand das Spiel ausnahmslos in der Hälfte von Leeds statt. Völlig untypisch für ein Bielsa-Team, konzentrierten sich alle zehn Spieler auf die Defensive. Angriffswelle auf Angriffswelle, Pass um Pass, ganze 28 Torschüsse prallten auf die Whites ein, die allmählich in den Seilen hingen. In der 76. Minute landete das hellblaue Schwergewicht letztendlich einen Treffer. Ferran Torres traf zum 1:1. Wer nun dachte, dass der Tabellenführer dem Aufsteiger den endgültigen Knockout verpassen würde, der irrte sich. Sichtlich wankend und vom Spiel gezeichnet, holte Leeds United in der Nachspielzeit zu einem letzten Schlag aus: Ein Steilpass von Ezgjan Alioski. Stuart Dallas mobilisierte all seine Kräfte und überlief mit seinem finalen Sprint die Hintermannschaft der Hausherren, kontrollierte den Ball und verwandelte mit seinem zweiten Treffer eiskalt zum 2:1. Der überraschende Knockout. Erstmals seit 41 Spielen hatte ein Aufsteiger im Etiahd Stadium Manchester City bezwungen.

„Ich glaube wir müssen den Sieg an den Spirit der Spieler knüpfen“, sagte Bielsa nach der Partie bei der BBC über seine angeknockten, aber siegreichen Boxer und betonte: „Der Wert des Sieges vergrößert sich, weil er in einem Spiel erreicht wurde, in dem wir dominiert wurden und das verlangte Charakter, Aufwand und Persönlichkeit.“

„Vater des Jahres“-Award: José Mourinho

Es gehört seit jeher zum Repertoire von José Mourinho: Ablenken. Immer wieder versucht der wortgewandte Portugiese sein Team oder sich selbst durch provokante Aussagen und Randgeschichten aus dem Schussfeuer zu nehmen. Beim 1:3 gegen Manchester United am Sonntag gab es eigentlich wenig, das über die Leistung seiner Mannschaft hinwegtäuschte. Tottenham verlor hoch verdient, agierte abermals zu ideenlos und lethargisch. Doch nach der Partie spielte Trainerkollege Ole Gunnar Solskjaer Mourinho in die Karten.

Beim Stand von 0:0 erzielte ManUtd die vermeintliche Führung. Allerdings hatte Scott McTominay Tottenhams Heung-min Son bei der Entstehung mit der Hand leicht im Gesicht getroffen. Das Tor wurde aberkannt. Glücklich für Tottenham in diesem Moment, aber schlussendlich folgenlos für die Red Devils, die am Ende mit 3:1 gewannen. Solskjaer war nach dem Spiel dennoch außer sich. „Wenn das mein Sohn wäre, er so runter geht und seine Mitspieler braucht, um ihm hoch zu helfen, dann bekommt er kein Essen, weil das peinlich ist“, sagte der Norweger nach der Partie bei der BBC über Son.

Mourinho witterte sein Ablenkungsmanöver. „Ich bin sehr, sehr überrascht, dass ihr mich nicht zu Oles Aussagen über Sonny (Son, d.Red) befragt“, sagte der Portugiese. „Wenn ich es wäre, der das über Spieler A, B oder C von einem Klub sagen würde (…), was wäre da die Reaktion? Ich finde es sehr, sehr traurig, dass ihr mich das nicht fragt. Es ist traurig, dass ihr nicht die moralische Ehrlichkeit habt, mich genau so zu behandeln wie andere.“ Zur Solskjaers Statement selbst sagte Mourinho: „Ich möchte nur sagen, dass Sonny sehr viel Glück hat, dass sein Vater eine bessere Person ist als Ole. Ich bin ein Vater. Ich finde als Vater musst du immer deine Kinder ernähren, egal was sie tun. Wenn du für das Essen deiner Kinder klauen musst, dann klaust du.“

Der verbale Schlagabtausch dominierte nach dem Spiel die Schlagzeilen der Tabloids. Dass Tottenham bereits 18 Punkten nach Führungen verspielte, die nächste schwache Leistung bot und nun sechs Punkte Rückstand auf die Top-Four hat, wurde zur Nebensache. Mourinho ist nicht nur ein guter Vater sondern ein  Ablenkungskünstler ohnegleichen.

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„Auf Ronaldos Spuren“-Award: Mason Greenwood

Bei uns soll das Spiel allerdings nicht untergehen, schon gar nicht die nächste Aufholjagd Manchester Uniteds. Die Red Devils haben bereits 28 Punkte nach Rückstand geholt – der beste Wert sei Newcastle United 2001/2002 (34). Ausschlaggebend dafür war Joker Mason Greenwood, der am Sonntagabend gegen Tottenham maßgeblichen Anteil am 3:1-Sieg hatte.

Nach seiner Einwechslung bereitete der 19-jährige Engländer in der 79. Minute das 2:1 durch Edinson Cavani vor (79.), ehe er das 3:1 selbst erzielte (90+6). Speziell sein satter Rechtsschuss zur Entscheidung erinnerte daran, dass Greenwood über einen hervorragenden Abschluss verfügt. Dabei war Greenwood für seine geringe Torausbeute (3) zuletzt in die Kritik geraten.

Einem gewissen Cristiano Ronaldo ging es vor knapp 20 Jahren bei seinen ersten Spielzeiten bei Manchester United ähnlich, ehe der Torknoten platzte und ihm der Durchbruch gelang. Passend dazu wurde Greenwood am Sonntag der erste Spieler seit dem fünffachen Weltfußballer im November 2003, der nach einer Einwechslung ein Tor und eine Vorlage für die Red Devils beisteuerte. Ein gutes Omen?

Mason Greenwood von Manchester United

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„Bärendienst“-Award: James Maddison und Co.

Der Stachel der Vorsaison dürfte in Leicester noch tief sitzen. Nach einer herausragenden Hinrunde waren die Foxes wochenlang der ärgste Verfolger des späteren Meisters FC Liverpool. Spät in der Rückrunde brach die Mannschaft von Brendan Rodgers allerdings zusammen. Am letzten Spieltag wurde schließlich ein sicher geglaubter Champions-League-Platz verspielt.

Auch in dieser Saison beeindruckte Leicester, hatte zwischenzeitlich einen komfortablen Vorsprung auf Rang fünf. Und schon wieder droht den Foxes in den letzten Wochen der Saison die Puste auszugehen. 2020/2021 ist das allerdings nicht nur auf den dünnen Kader und einige Verletzungen zu schieben. Ausgerechnet zum Sechs-Punkte-Spiel gegen West Ham United erwiesen Schlüsselspieler James Maddison sowie Hamza Choudhury und Ayoze Perez ihrer Mannschaft einen Bärendienst. Sie alle waren nach der 0:2-Pleite gegen Manchester City bei einer Party im Hause Perez und missachteten damit die Coronavirus-Richtlinien. Und das, obwohl Rodgers nur ein Tag vorher an die Vernunft der Mannschaft während des Schlussspurts in der Premier League appellierte. Der Trainer reagierte, indem er das Trio nicht für die Partie gegen die Hammers nominierte. „Wir als Klub haben eine Reihe von Standards. Wenn wir darunter fallen, wird es immer Konsequenzen geben“, sagte der Nordire bei der BBC.

Während sich West Ham einmal mehr auf den revitalisierten Jesse Lingard (2 Tore) verlassen konnte, fand die Foxes-Offensive ohne Maddison (8 Tore, 7 Assists) und Perez lange nicht statt und ging mit 0:3 in Rückstand. Die Aufholjagd kam zu spät. Leicester verlor mit 2:3 und hat nur noch zwei Punkte Vorsprung auf Rang fünf.

„Fluch besiegt“-Award: FC Liverpool

Wochenlang lag eine Art Fluch auf der Anfield Road. Ausgerechnet an jener Spielstätte, an der FC Liverpool in der Champions League ein 0:3-Hinspieldefizit gegen den FC Barcelona drehte und insgesamt 68 Partien in Folge ungeschlagen blieb. 2021 ist das anders. Sechs Mal verlor die Mannschaft von Jürgen Klopp hier zuletzt in Folge. Ausgerechnet gegen Aston Villa – die Mannschaft, die dem amtierenden Meister im Hinspiel eine 7:2-Klatsche zufügte – sollte der Bann gebrochen werden.

Dabei gingen die Reds zunächst in Rückstand (Ollie Watkins, 43.). Doch Liverpool kämpfte sich zurück, glich durch Mohamed Salah aus und drückte auch weiter, nachdem vermeintliche Siegtreffer aufgrund einer hauchdünnen Abseitsposition aberkannte wurde. In der ersten Minute der Nachspielzeit zirkelte Trent Alexander-Arnold den Ball zum erlösenden 2:1 ins Netz.

„Ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir es uns das letzte Mal leicht gemacht haben, aber in unserer Situation ist es nach sechs Heimniederlagen in Ordnung“, sagte Klopp. Der Fluch wurde besiegt und der Rückstand auf die Top-Four beträgt nur noch drei Zähler.

„Tuchel-Effekt“-Award: Kai Havertz

Man würde es im Südwesten Londons zwar nicht zugeben, aber einer der Gründe, wieso sich der FC Chelsea für Thomas Tuchel entschied, war seine Nationalität. Seine 133 Millionen Euro teuren Landsmänner Timo Werner und Kai Havertz kamen bei den Blues bislang nicht in die Gänge. Tuchel sollte dabei helfen, sie in die Spur zu bringen.

Insbesondere bei Havertz herrschte angesichts des Großteils der Ablösesumme und der Vorschusslorbeeren hohe Erwartungen. Erwartungen, die der 21-Jährige aufgrund von Startschwierigkeiten und Corona-Erkrankung zunächst nicht erfüllen konnte. Am Wochenende, beim 4:1-Auswärtssieg über Crystal Palace, demonstrierte Havertz nun, was in ihm steckt. Der Nationalspieler führte die Blues auf die Siegerstraße, erzielte das 1:0 nach acht Minuten und bereitete das 2:0 von Christian Pulisic zwei Minuten später vor. Erstmals seit 2020, damals noch bei Bayer Leverkusen, steuerte der Mittelfeldspieler in einem Spiel ein Tor und eine Vorlage bei.

„Er hätte vielleicht sogar mehr Tore schießen können, er hatte mehr Chancen“, sagte Tuchel bei der BBC und ergänzte: „Er kann noch seinen Hunger und seine Entschlossenheit verbessern.“ Der Deutsche Trainer will seinen Landsmann fördern, denn er hält große Stücke auf ihn: „Er hat herausragende Qualität.“

Dank Havertz und Co. hat Chelsea nur einen Punkt Rückstand auf Platz vier.

 

„Überlebenswichtig“-Award: Allan Saint-Maximin

Nach sieben sieglosen Spielen in Folge und nur zwei Dreiern aus den letzten 19 Partien, war Newcastle United ganz tief im Abstiegskampf angekommen. Als Tabellennachbar Burnley dann am Sonntag auch noch 1:0 in Führung ging (Chris Wood), gab es nicht viel Hoffnung auf Besserung. Schließlich hatte Trainer Steve Bruce seit 44 Spielen nicht gewonnen, wenn seine Mannschaft in Rückstand geriet. Doch dann kam Allan Saint-Maximin.

Der Franzose wurde in der 57. Minute eingewechselte und stellte das Spiel innerhalb von sieben Minuten auf dem Kopf. Nach einem schwindelerregenden Dribbling bereitete er das 1:1 durch Jacob Murphy vor. Kurz darauf brauch er in den Strafraum, ließ mit einem Haken zwei Gegenspieler aussteigen und schloss überlegt zum 2:1 ab.

Saint-Maximin, der zwischendurch von Coronavirus und Verletzungen gebremst wurde, sicherte quasi im Alleingang drei überlebenswichtige Punkte für Newcastle. Und überlebenswichtig bleibt auch seine Bedeutung für die statische Offensive. Seit Beginn der letzten Saison hat der 24-Jährige acht Tore vorberietet, drei mehr als jeder Mitspieler.

Der Vorsprung auf Rang 16 beträgt sechs Punkte, darüber hinaus haben die Magpies noch ein Nachholspiel in der Hinterhand.

Photo: xRuixVieirax/Imago

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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