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Premier League: Der engste Titeldreikampf aller Zeiten

11. März 2024 | Spotlight | BY Chris McCarthy

Nach dem Remis zwischen Liverpool und Manchester City steht fest: Das ist der spannendste Dreikampf um den Titel, den die Premier League je gesehen hat. Wieso und was uns erwartet, erklärt Chris McCarthy in seiner Kolumne „Final Whistle“. 

Premier League: Arsenal nach Liverpool vs. ManCity der lachende Dritte

Schon faszinierend wie die Duelle zwischen Jürgen Klopp und Pep Guardiola in der Premier League Jahren quasi immer dem Hype, den großen Erwartungen an ein Fußballspektakel gerecht wurden. Auch im vorerst letzten Aufeinandertreffen war dies der Fall. Unübersehbar dabei die Handschrift dieser beiden Weltklassetrainer. Auf der einen Seite der geduldige, fast schon chirurgische Ansatz von Manchester City. Auf der anderen das Tempo, die irre Intensität, mit der der FC Liverpool himmelblaue Spielkontrolle in knallrotes Chaos verwandelte.



Kein Trainer auf der Insel brachte die Cityzens in den letzten acht Jahren so häufig und so stark ins Wanken wie Jürgen Klopp. Und doch – wie in sieben dieser acht Saisons – hatte Pep Guardiola auch an diesem Sonntag genug Antworten (und eine zweifelhafte Schiedsrichterentscheidung) parat, damit seine Mannschaft nicht umfiel.

Lachender Dritter in diesem siegerlosen Schwergewichtsfight (1:1) war der FC Arsenal, der an beiden vorbeizog – mit einem Punkt mehr als City und dem besseren Torverhältnis als Liverpool. Zehn Spieltage vor Schluss steht fest: Das ist der engste Dreikampf, den die Premier League je gesehen hat.

Trafen am Sonntag vorerst zum letzten Mal in der Premier League aufeinander: Jürgen Klopp und Pep Guardiola

(Photo by PAUL ELLIS/AFP via Getty Images)

Premier League: Der engste Titeldreikampf aller Zeiten

31 Jahre existiert die Premier League nun. Es gab unzählige spannende Kopf-an-Kopf-Rennen. An den engsten waren alle drei Vereine direkt beteiligt: Arsenal mit Manchester United in der Ära Ferguson-Wenger und zuletzt natürlich Pep vs. Klopp.

Noch nie aber gab es so ein Kopf-an-Kopf-an-Kopf-Rennen. Erstmals überhaupt wird nach 28 Spieltagen das Spitzentrio nun von nur einem einzigen Punkt getrennt. Alle spielen eine herausragende Saison. Alle machen es auf ihre Art und Weise.

3. Manchester City (63 Punkte, 63:28 Tore, +35)

Da haben wir Manchester City, das nach dem Triple im Vorjahr und drei Meisterschaften in Folge keinerlei Sättigungsgefühl andeutet. Im Gegenteil, ohne das Leistungsmaximum erreicht zu haben und ohne Kevin de Bruyne über den Großteil der Saison sind die Cityzens seit dem 6. Dezember 2023 ungeschlagen.

Sie haben den tiefsten Kader, den besten Knipser und die größte Erfahrung. Es wäre kein Wunder, wenn sie wie schon im Vorjahr pünktlich zum Endspurt in den „City-Modus“ schalten und Dreier wie am Fließband produzieren.

Doch ist das mental und körperlich zum zweiten Jahr in Folge möglich? Nur wenn die Defensive – mit 1,03 Gegentoren pro Spiel die schwächste der Guardiola-Ära – sich stabilisiert.

2. FC Liverpool (64 Punkte, 65:26 Tore, +39)

Angetrieben von diesem neuen Herzstück (dem Mittelfeld) und dem Herzschmerz von Klopps bevorstehenden Abschied, hat sich Liverpool zurück in das Titelrennen katapultiert.

Die Spielanlage ist wilder als die von Arsenal und City, doch das Fehlen einer dominanten Sechs konnte bislang durch einen wiedererstarkten Virgil Van Dijk und starke Torwartleistungen kompensiert werden. Ebenso die unzähligen Rückschläge durch Verletzungen an Leistungsträgern. Kein Team der Premier League hat aus Rückständen so viele Punkte geholt und so viele späte Tore erzielt.

Doch so beeindruckend das ist, es ist kräftezehrend und vor allem: ist es auch nachhaltig? Liverpool hat sowohl seine expected Points (+9) als auch expected Goals against (9) deutlich überperformt. Hält das die ganze Saison?

FC Arsenal (64 Punkte, 70:24 Tore, +46)

Ebenso wie im Vorjahr führt der FC Arsenal nach 28 Spieltagen die Tabelle der Premier League. Damals folgte der Einbruch und die überraschenden Meisterträume waren ausgeträumt. Und dieses Jahr?

Eher nein. Der Kader ist tiefer, reifer und deutlich gesünder als damals. Vor allem aber hat sich die Spielkontrolle der Gunners mit der Verpflichtung von Declan Rice zu einer der besten Europas entwickelt. Die aktuelle Siegesserie von acht Partien – bei einem Torverhältnis von 33:4 – ist die längste aller Teams.

Die Spielweise ist nachhaltig (wie ManCity nur +3 expected Points). Die Tore kommen ohne echten Knipser allerdings in Schüben. Mal weniger, mal mehr. Hier besteht Potential zu Punktverlusten, ebenso beim Kracher auswärts gegen Manchester City, wenngleich Arsenal gegen Spitzenteams diese Saison die meisten Zähler holte.

Premier League: Wer gewinnt den Titel?

Wer wird das Rennen also machen? Auf dem Reisbrett scheinen Arsenal und ManCity die besseren Karten zu haben, für Liverpool spricht der emotionale Drive durch Klopps Abschiedstour. Das Restprogramm ist einigermaßen ähnlich, tendenziell aber am schwersten für die Gunners.

Eine Prognose scheint derzeit jedenfalls unmöglich. Das wird sich in den nächsten drei Wochen nicht ändern, aufgrund des FA-Cups und der Länderspielpause geht es für die drei Titelanwärter erst am 31. März in der Premier League weiter.

Und wie: Arsenal muss zu Manchester City ins Ethiad. Und wer weiß, vielleicht ist diesmal der FC Liverpool der lachende Dritte.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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