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Premier League: Liverpool zurück auf der (falschen) Spur und Arsenals heimlicher Coup

13. März 2023 | Trending | BY Chris McCarthy

Fünf Awards zum 27. Spieltag der Premier League. Liverpool ist zurück auf der (falschen) Spur und Arsenal freut sich dank eines heimlichen Top-Transfers. 

„Zurück auf der (falschen) Spur“-Award: FC Liverpool

90 Minuten lang war beim FC Liverpool alles wie früher. Die unglaubliche Intensität, ebenso der rasante Umschaltfußball und die eiskalte Effizienz. Nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Art und Weise, wie Manchester United vergangene Woche mit 7:0 vom Platz gefegt wurde, war vintage Liverpool. Gleichzeitig aber passte es so gar nicht in die bisherige Saison. Das musste selbst Jürgen Klopp nach dem Spiel eingestehen.



Denn bislang war seine Mannschaft 2022/2023 ein Schatten ihrer einst so mitreißenden selbst. So lethargisch, so unorganisiert und zuweilen harmlos wirkten die Reds in dieser Spielzeit. Am Samstag kehrte der FC Liverpool nun genau in diese (falsche) Spur zurück: Auswärts gegen den AFC Bournemouth setzte es eine 0:1-Niederlage.

Nur eine Woche, nachdem der ManUtd-Offensive der Zahn gezogen wurde, wirkten Virgil Van Dijk verunsichert und unabgestimmt. Nur eine Woche, nachdem die Reds-Offensive sieben Treffer gegen den Tabellendritten schoss, blieb sie gegen die schlechteste Defensive der Premier League torlos. Und nur eine Woche, nachdem Mohamed Salah den Rekord für die meisten Liga-Tore in der Geschichte des FC Liverpool aufstellte, scheiterte er beim Stand von 0:1 kläglich vom Punkt.

Nur sechs Tage später scheint es, als wäre das 7:0 ein Ausreißer gewesen. Denn das Liverpool von Bournemouth-Spiel haben wir in dieser Saison deutlich öfter gesehen. Und dieses Liverpool hat nun wieder sechs Punkte Rückstand auf die Top Four.

„Richtiger Mann zur richtigen Zeit“-Award: Leandro Trossard und Arsenal

Manch einer im roten Teil Nordlondons reagierte etwas enttäuscht, als der FC Arsenal im Januar Leandro Trossard verpflichtete. Immerhin buhlten die Gunners lange um Mykhaylo Mudryk. Und dieser war nicht nur jünger, teurer sondern dank seiner explosiven Anlagen auch der aufregendere Spieler. Der Ukrainer wechselte schlussendlich jedoch zu Chelsea und so begnügte sich Arsenal mit Trossard.

Drei Monate später dürften sich die Meinungen geändert haben. Während sich Mudryk in der Premier League (verständlicherweise) erst noch zurecht finden muss, brauchte Trossard keinerlei Eingewöhnungszeit, um zu liefern. Kein Wunder. Dank seiner 116 Einsätze für das spielstarke Brighton, kannte er nicht nur Land und Liga, sondern auch den ballbesitz-orientierten Stil der Mannschaft von Mikel Arteta. Den bisher beeindruckendsten Beweis dafür lieferte der Belgier beim 3:0-Auswärtssieg über Fulham, als er mit viel Technik, Spielverständnis und Auge drei Vorlagen alleine im ersten Durchgang beisteuerte.

Ob auf dem Flügel oder als falscher Neuner – Trossard hat sich nicht nur nahtlos bei den Gunners eingefügt, sondern lässt die anspruchsvolle Offensive ohne Qualitätsverlust weiterfließen, wenn er gebraucht wird. Ohne den 28-Jährigen hätte Arsenal den langwierigen Ausfall von Gabriel Jesus wohl kaum kompensieren, solch hochwertige Impulse von der Bank bringen und somit den Fünf-Punkte-Vorsprung auf Manchester City halten können.

Mudryk mag vielleicht das Potential für eine spektakulärere Karriere haben. Für Arsenal, das im Titelkampf direkte Unterstützung benötigte, war Trossard jedoch der richtige Mann zur richtigen Zeit.

„Wer nicht schießt, der nicht gewinnt“-Award: Crystal Palace

Lange Zeit sah es so aus, als würde Manchester City bei Crystal Palace Federn lassen. Die Eagles frustrierten den amtierenden Meister, bei dem nicht zum ersten Mal in dieser Saison die starbesetzte Offensivmaschinerie kräftig stotterte. Am Ende aber ging das Team von Patrick Vieira als Verlier vom Platz und zwar mit einer bitteren Erkenntnis: da war mehr drin.

Zum einen war das Tor des Tages absolut vermeidbar. Michael Olise hatte völlig unbedarft und ungestüm Ilkay Gündogan elfmeterreif im Sechzehner umgerannt – Erling Haaland ließ sich nicht zweimal bitten und verwandelteErling Haaland ließ sich nicht zweimal bitten und verwandelte. Zum anderen aber scheiterte Crystal Palace erneut an einer Grundvoraussetzung, um in diesem Sport erfolgreich zu sein: schießen.  Gegen City registrierten die Eagles bereits zum dritten Mal in Serie keinen Einzigen Schuss aufs Tor. Ein Novum in der Geschichte der Premier League. Nur Schlusslicht Southampton (20) hat weniger Saisontore (21).

Seit zehn Ligaspielen in Folge sind die Londoner nun sieglos. Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt nur noch drei Punkte. Die Gründe liegen auf der Hand.

„Every-Season-Wonder“-Award: Harry Kane

Als Harry Kane 2014/2015 21 Saisontore für die Tottenham Hotspur erzielte, kam das mehr oder weniger aus dem Nichts. Zuvor war der Angreifer von den Spurs mehrfach verliehen und vor allem in der Jugend und im Pokal eingesetzt worden. Die Folge? Skepsis, vor allem bei den neiderfüllten gegnerischen Fans, die Kane im Anschluss als „One Season Wonder“ abstempelten.

Neun Jahre später lässt sich sagen: Die Saison 2014/2015 war kein Ausreißer, sie wurde zur neue Messlatte für den englischen Nationalstürmer. Beim 3:1-Heimsieg über Nottingham Forest erzielte Kane seine Saisontore 19 und 20. Damit ist er erst der dritte Spieler in der Geschichte der Premier League, der in mindestens sechs Spielzeiten die 20-Tore-Marke erreichte. Kane ist kein „One Season Wonder“ sondern ein „Every Season Wonder“.

„Casemiro(t)“-Award: Casemiro

Zugegeben. Schon bevor Casemiro nach 34 Minuten für sein hartes Foul an Carlos Alcaraz vom Platz flog, wirkte Manchester United am Samstag gegen Southampton stark verunsichert. Das 0:7 gegen Liverpool war offenbar noch in den Köpfen. Und trotzdem: In Unterzahl waren die Spielkontrolle und mehr als ein 0:0-Unentschieden gegen das Schlusslicht nicht zu holen.

Die Rote Karte war vertretbar. Casemiro rauschte in hoher Geschwindigkeit und mit offener Sohle heran, spielte zwar zunächst den Ball, nahm aber durch das unkontrollierte Einstegen eine schwere Verletzung des Gegners in Kauf – traf ihn sogar gefährlich am Schienbein. Ob die ursprüngliche Gelbe Karte wirklich eine „klare Fehlentscheidung“ war – was für das Einschalten des VAR eigentlich Voraussetzung ist – kann zumindest diskutiert werden.

Fakt ist jedenfalls, dass Manchester United Casemiro auf dem Platz braucht. Nicht nur als elften Mann sondern auch als lange vermissten Mittelfeldstrategen. Und damit geht der 31-jährige Routinier 2022/2023 schlichtweg zu leichtfertig um. Der Griff an Will Hughes’ Hals vor einem Monat war unnötig, das Einsteigen gegen Alcaraz am Sonntag ebenso. Die Folge: Zweimal früh Duschen, drei Spiele Sperre nach der ersten Roten und nun vier weitere als Wiederholungstäter.

(Photo by STEVE BARDENS/AFP via Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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