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Premier League: ManCity im „Triple-Modus“ und lass das Trikot an, Richarlison!

3. Mai 2023 | Trending | BY Chris McCarthy

Fünf Awards zum 34. Spieltag der Premier League: Wieso Manchester City dieses Jahr reif für das Triple ist und Richarlison sein Trikot künftig lieber anlassen sollte. 

„Triple 20“-Award: FC Arsenal

Dem FC Arsenal ist die Reaktion auf die potentielle Titel-Vorentscheidung bei der 1:4-Pleite gegen Manchester City geglückt. Die Gunners fertigten zu Hause den FC Chelsea mit 3:1 ab. Initiator, Antreiber und Vollstrecker war dabei einmal mehr Martin Ödegaard, der mit zwei traumhaften Direktabnahmen Arsenal auf die Siegerstraße führte.



Damit machte der norwegische Captain übrigens die “Triple 20” für die Gunners voll. Nach Bukayo Saka (13 Tore und elf Assists) und Gabriel Martinelli (15/5) durchbrach am Dienstagabend mit Ödegaard (14/7) nämlich bereits der dritte Gunner in dieser Saison die 20-Scorer-Marke – Höchstwert in der Premier League. Und hätte Gabriel Jesus (9/6) aufgrund einer Knieverletzung nicht zwölf Spiele verpasst, wäre wohl auch er ein Kandidat gewesen.

Die emsige wie hochbegabte Offensivreihe ist das Gesicht des Aufschwungs beim FC Arsenal, der 2022/2023 wohl ohne Krönung auskommen muss. Denn…

„Tiple-Modus“-Award: Manchester City

…was sich seit einigen Wochen andeutet, könnte bereits an diesem Mittwoch Realität werden. Dann trägt Manchester City (76 Punkte) eines seiner zwei Nachholspiele aus und könnte endgültig an Tabellenführer Arsenal (78) vorbeiziehen. Und weitere Punktverluste sind derzeit wohl kaum in Aussicht.



Denn aktuell scheint keine Mannschaft der Welt diesen Cityzens das Wasser reichen zu können. Seit dem 5. Februar haben sie wettbewerbsübergreifend kein Spiel mehr verloren – bei nur drei Remis. Der 2:1-Sieg über Fulham am Sonntag war in der Premier League der achte in Serie – damit wurde Arsenals Bestmarke für die aktuelle Spielzeit übertroffen. Im FA-Cup wurde ohne Gegentor das Finale erreicht und im Champions League das Halbfinale.

Nach anfänglichen Unsicherheiten und Anpassungsproblemen, Sturmspitze Erling Haaland in ein einst sturmloses Konzept zu integrieren, befinden sich das Team von Pep Guardiola nun im „Triple-Modus“. Wie kommt’s?

Ob durch Offensivfeuerwerke mit brillantem Kombinationsspiel wie beim 4:1 über Arsenal, im kräfteschonendem Energiesparmodus wie im Champions-League-Rückspiel gegen die Bayern oder den vergleichsweise „ekligen“ Pragmatismus wie nun am Sonntag beim 2:1 gegen Fulham: Ball und Gegner werden mit einem derartigen Selbstverständnis kontrolliert, Chancen effizient genutzt und Führungen emotionslos runter verteidigt, dass der Spielausgang regelrecht vorherbestimmt wirkt.

Manchester City ist 2022/2023 spielerisch nach wie vor eine Klasse für sich. Im Vergleich zu den Vorsaisons, als vor allem in der Königsklasse immer wieder vorzeitig Schluss war, wirken die Cityzens jedoch reifer, dank Haaland noch effizienter und vor allem ergebnisorientierter als in den letzten Jahren. Es wirkt, als hätten sie nicht nur den langen Atem für die Meisterschaft, sondern auch die erforderliche Resilienz, um Faktoren wie Glück und Form an launischen Pokalnächten zu mitigieren. Das Triple wirkt so realistisch wie nie zuvor.

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„Lass das Trikot an“-Award: Richarlison

Eigentlich hätte er es besser wissen müssen. Doch als Richarlison am Sonntagabend auswärts beim FC Liverpool nach 0:3-Rückstand doch noch das 3:3 in der dritten Minute der Nachspielzeit erzielte, konnte er nicht anders: Er riss sich das Tottenham-Trikot vom Leib.

Zu groß war die Erleichterung für die Spurs, die durch das Remis im Sechspunktespiel mit den Reds nicht nur Europa-League-Platz fünf verteidigen würden, sondern zugleich in einer auf und abseits des Platzes chaotischen Saison Charakter zeigten anstatt zu implodieren.

Und auch auf persönlicher Ebene war der Treffer für Richarlison von großer Bedeutung. 22 Spiele hatte der Angreifer nach seiner 60-Millionen-Verpflichtung auf seinen ersten Treffer für die Spurs in der Premier League gewartet. Besonders bitter: Zweimal hatte er schon gejubelt und blank gezogen, beide Male wurde das Tor aberkannt.

Dieses Mal aber zählte es. Und dennoch trottete der Brasilianer wie seine Mitspieler nach dem Schlusspfiff mit gesenktem Haupt vom Platz. Denn das furiose Spiel an der Anfield Road hat noch einen dramatischen Höhepunkt und die indisponierte Hintermannschaft der Spurs noch einen Blackout parat. Nur einen Minute nach Richarlisons Ausgleich spielte Lucas Moura nach einem langen Ball einen zu kurz geratenen Rückpass und Diogo Jota, der zuvor wegen gefährlichen Spiels eigentlich hätte Rot sehen müssten, schob zum 4:3-Endstand ein.

Jürgen Klopp holte sich beim Feiern über die Eroberung des fünften Platz eine Zerrung ein und Richarlison den letzten Beweis dafür, dass er das Trikot künftig besser anlassen sollte.

 

Brexit Brentry?“-Award: Brighton and Hove Albion

Drei Jahre nachdem Großbritanniens Austritt aus der EU besiegelt wurde, hofft ein Klub von der Insel auf die erstmalige Aufnahme in die fußballerische Version der Union, die UEFA. Nach dem 6:0-Kantersieg über die Wolverhampton Wanderers macht sich Brighton & Hove Albion Hoffnung auf die erste Teilnahme an einem europäischen Vereinswettbewerb in seiner 121-jährigen Vereinsgeschichte

Selbst ohne Leistungsträger wie Kaoru Mitoma, Alexis Mac Allister and Moises Caicedo in der Startelf, die im dritten Spiel binnen sechs Tagen zunächst geschont wurden, lieferten die Seagulls eine brillante Vorstellung. Die Tore waren fantastisch herausgespielt und im Falle von Pascal Groß Weltklasse vollendet, die Spielzüge einstudiert und flüssig. Kurzum Fußball auf dem allerhöchsten Niveau.

Und das ist an der Südküste Englands keine Ausnahme mehr. Nach 31 Spielen hat Brighton 52 Punkte auf dem Konto – schon jetzt Vereinsrekord in der Premier League. Und das, obwohl der Klub den langjährigen Erfolgstrainer Graham Potter mitten in der Saison ersetzen musste. Dass Brighton unter Nachfolger Roberto de Zerbi nicht nur das Level hielt sondern sogar steigerte, ist nur ein weiterer Beweis für die hervorragende Arbeit, die der Verein in Sachen Scouting auf und abseits des Platzes leistet.

Wird die Arbeit nun mit der erstmaligen Qualifikation für die Europa League honoriert? Der Rückstand auf Rang fünf beträgt zwar vier Zähler, allerdings hat Brighton zwei Nachholspiele in der Hinterhand. „Sie wären aufgrund ihrer Spielweise eine große Bereicherung für den europäischen Fußball und eine fantastische Werbung für den englischen Fußball“, schwärmte zumindest Ex-Profi Stephen Warnock.

„Feuerwehrmann Sam“-Award: Leeds United

Wer es noch nicht mitbekommen hat: Bei Leeds United brennt’s, und zwar gewaltig. Am Sonntag verloren die Whites mit 1:4 gegen den AFC Bournemouth.

Es war der Abschluss eines Horrormonats, in dem die Mannschaft von Javi Gracia in sieben Spielen fünf Pleiten hinnehmen musste – die meisten Niederlagen in einem Monat seit April 2015. Ausschlaggebend dafür war die ohnehin schon siebartige Defensive, die einen neuen Tiefpunkt erreichte: 23 Gegentore in einem Monat, das schaffte in der Premier League bislang noch keiner.

Die Folge: Nach Jesse Marsch musste nun auch Javi Gracia (elf Spiele, elf Punkte) vier Spiele vor Schluss schon wieder die Koffer packen. Den Brand löschen soll nun der bekannteste Feuerwehrmann auf der Insel: Sam Allardyce.

Der 68-Jährige hat schon so manch einen Klub gerettet, ehe er 2021 bei West Bromwich Albion erstmals überhaupt abstieg. Allardyce hatte schon schlechtere Ausgangslagen: Leeds United hat noch einen Zähler Vorsprung auf die Abstiegsplätze. In den letzten vier Saisonspielen bekommt es die schlechteste Defensive der Premier League allerdings mit drei der sechs treffsichersten Offensiven zu tun.

Chris McCarthy

(Photo by Ryan Pierse/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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