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Spannung pur in der Premier League: Das Experten-Panel zum Titelrennen

31. März 2024 | Spotlight | BY Till Gabriel

Die Premier League biegt auf die Zielgerade ein und an der Spitze könnte es kaum spannender sein. Arsenal führt die Tabelle vor dem punktgleichen FC Liverpool an, Triple-Sieger Manchester City lauert mit nur einem Zähler Rückstand auf Rang drei. Zehn Spiele sind noch zu absolvieren. Feiern die Gunners 20 Jahre nach den Invincibles endlich wieder einen Ligatitel? Gelingt Jürgen Klopp der perfekte Abschied von den Reds? Oder sind Pep Guardiolas Citizens am Ende wieder einmal zu stark? 

Vor dem direkten Duell zwischen Titelverteidiger Manchester City und Spitzenreiter Arsenal am Ostersonntag (17:30 Uhr, Sky) haben wir uns mit Liam Tharme unterhalten, der als Taktik-Experte für The Athletic schreibt. Für 90PLUS antwortete Chris McCarthy.



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Premier League: City empfängt Arsenal – Wird Liverpool zum lachenden Dritten?

Am Sonntag treffen ManCity und Arsenal im direkten Duell aufeinander. In der laufenden Saison konnte Arsenal bisher sowohl das Finale des Community Shields als auch das Liga-Hinspiel knapp für sich entscheiden. Wer gewinnt den Showdown oder wird Liverpool zum lachenden Dritten?

Liam Tharme: Ich denke, ManCity gewinnt. Sie haben die Tiefe und sind immer zur richtigen Zeit in Bestform.

Chris McCarthy: ⁠Zu Hause geht City sicherlich favorisiert ins Spiel. Anders als bei den letzten Besuchen der Gunners, wird es diesmal allerdings ein Spiel auf Augenhöhe. Arsenal ist selbstbewusst und hat von allen Teams die beste Bilanz aus Top-Sechs-Duellen. Ich erwarte ein packendes Duell auf höchstem spielerischen und taktischem Niveau, bei dem Nuancen entscheiden werden. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Arsenal nicht mit leeren Händen heimgehen wird.

Jürgen Klopp, Mikel Arteta, Pep Guardiola – Das Titelrennen der Premier League ist auch ein Kampf der Trainer. Wie können die „Chefs“ das Saisonfinale beeinflussen?

LT: Es wird auf die taktischen Kämpfe ankommen. Pep mag Feinjustierungen zwischen den Spielen. Klopp hat in dieser Saison seine Auswechselspieler hervorragend eingesetzt. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Spiele knapp gewonnen werden.

CM:⁠ Klopp und Guardiola haben als Cheftrainer unzählige Titelkämpfe hinter sich, die meisten davon im direkten Duell und samt Doppelbelastung. Das ist ein großer Vorteil im Vergleich zum FC Arsenal. Denn nicht nur die Mannschaft ist jung und unerfahrener, der Trainer mit 42 Jahren und in seiner ersten Station ebenfalls. Für Erfahrung gibt es keine Abkürzungen. Das könnte ein Schlüssel werden.

Im Hinspiel ließ sein Tor die Gunners jubeln: Gabriel Martinelli. (Photo by ADRIAN DENNIS/AFP via Getty Images)

Entscheidet die Kadertiefe das Titelrennen?

Welche Stärken zeichnen die Titelkandidaten aus, was macht sie angreifbar? Welcher Spieler kann zum X-Faktor werden?

LT: Ich denke, dass sie alle defensiv stark sind und sehr gut pressen. Sie greifen auf unterschiedliche Art und Weise an und sind sowohl in der Offensive als auch im Umschaltspiel und bei Standardsituationen gefährlich. Zum X-Faktor können Kevin de Bruyne, Martin Ödegaard oder Mohamed Salah werden.

CM:⁠ Kader, Erfahrung, you name it. Manchester City hat quasi alles. Am meisten sticht jedoch die Eigenschaft heraus, in der entscheidenden Phase der Saison in den Siegermodus zu schalten. 2022/23 wurden zwölf der letzten 13 Spiele gewonnen und auch in dieser Saison ist man seit dem 6. Dezember ungeschlagen. Sorgen bereitet am ehesten die Defensive, die nicht auf Vorjahresniveau ist.

Arsenal hat in dieser Saison wohl die beste Spielkontrolle der Premier League, was direkte Auswirkungen auf die beste Defensive hat – kein Team lässt so wenig Chancen zu. Nur City und Liverpool kreieren mehr. Das Problem: Ohne eine kaltschnäuzige Neun ist der Output schwankend – von uneffizient bis übereffzient. Vieles hängt an Kai Havertz, der mittlerweile eine starke Saison spielt, aber zu viele gute Chancen liegen lässt.

Der FC Liverpool spielt deutlich wilder als City und Arsenal – beflügelt von Klopps Abschiedstour aber ebenso erfolgreich. Noch? Die Reds mussten unzählige Verletzungen und Rückschläge kompensieren. Kein Team der Premier League hat aus Rückständen so viele Punkte geholt und so viele späte Tore erzielt. Doch so beeindruckend das ist, es ist kräftezehrend und möglicherweise nicht nachhaltig. Liverpool hat sowohl seine expected Points (+9) als auch expected Goals against (-9) deutlich überperformt.

Verabschiedet sich Jürgen Klopp mit dem Titel aus Liverpool? (Photo by Michael Regan/Getty Images)

Arsenal ging vor einem Jahr zum Saisonende die Luft aus, derzeit sind alle drei Titelaspiranten auch noch international vertreten. Auch mit Blick auf das Restprogramm: Welche Rolle wird die Kadertiefe im Titelrennen einnehmen?

LT: Die Tiefe des Kaders ist für mich das Wichtigste, ich habe Anfang der Saison auch einen Artikel darüber geschrieben. ManCity hat sich in der Phase ohne Erling Haaland und Kevin de Bruyne schwer getan, Arsenal in der letzten Saison nach der Verletzung von William Saliba. Vor allem, da alle drei noch in europäischen Wettbewerben vertreten sind, wird Rotation sehr wichtig sein.

CM: ⁠ManCity ist ein halbes Jahr ohne einen gewissen Kevin De Bruyne ausgekommen. Die Tiefe ist kein Problem und sicherlich die beste der Titelkandidaten. Die zusätzliche Belastung in dieser Saisonphase ist für die meisten Spieler „same procedure as every year“. Arsenal scheint – anders als 2022/23 – auf dem Papier ebenfalls breit aufgestellt zu sein. Pünktlich zur Schlussphase kehrt zudem der langzeitverletzte und einst unersetzliche Thomas Partey zurück.

Mental ist die Doppelbelastung aus Titelkampfendspurt und K.O.-Phase der Champions League für die meisten Spieler jedoch Neuland. Liverpool hat in der Europa League wohl etwas weniger Druck als City und Arsenal in der Champions League, dafür aber die beste Perspektive auf ein Weiterkommen und damit auf mehr Pflichtspiele. Die Reds hatten wie erwähnt die meisten Ausfälle zu kompensieren, das geht an die Substanz. Vorteil ManCity.

Dreikampf an der Spitze – auch in Zukunft?

In den letzten Jahren haben sich City und Liverpool regelmäßig enge Titelrennen geliefert, letztes Jahr war Arsenal nah dran. Dürfen wir uns auch in den nächsten Jahren auf einen Dreikampf an der Tabellenspitze freuen?

LT: Ich hoffe es. Es könnte es das beste Titelrennen seit Jahren werden und auch in der Zukunft für einige große Spiele zwischen den Konkurrenten sorgen.

CM:⁠ Solange Guardiola an der Seitenlinie steht, ist ManCity auch Titelfavorit. Arsenal wird sich aus dieser Rolle ebenfalls nicht so schnell verabschieden, zu jung ist das Team, zu groß das Potential und zu überzeugend die Entwicklung. Der Status des FC Liverpool dagegen hängt fast ausschließlich davon ab, ob der Nachfolger von Jürgen Klopp ein Volltreffer ist. Manchester United, Chelsea oder Tottenham sind meiner Meinung nach eher zwei Jahre von einer ernsthaften Titelkandidatur entfernt.

Arsenal, Liverpool und Manchester City gehen fast gleichauf in den Saison-Endspurt. Wer macht das Rennen?

LT: Manchester City wird Meister.

CM: Wie bereits angedeutet, erwarte ich, dass den Reds am ehesten die Puste ausgehen wird, erste Anzeichen gab es schon. Die Gunners sind im Vergleich zum Vorjahr gefestigter, tiefer und erfahrener. Aber im Vergleich zu City? Das glaube ich erst, wenn es bewiesen ist.

Fragen von Till Gabriel

(Photo by ADRIAN DENNIS/AFP via Getty Images)


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