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Premier League: Durchbruch 2023/24? Das sind die spannendsten Talente

7. August 2023 | Spotlight | BY Lukas Heigl

Eine neue Saison heißt auch immer, dass neue Spieler in den verschiedenen Ligen Europas aufschlagen und für Furore sorgen. Sei es, dass sie frisch aus dem Nachwuchs in die Profimannschaft kommen, mit ihrem Team aufgestiegen sind oder in eine neue Liga wechseln. Im Folgenden wollen wir euch einige Spieler vorstellen, auf die es in der Premier Leagu in der kommenden Saison besonders zu achten gilt.

Ein kommender Premier-League-Torschützenkönig? Evan Ferguson (18, Brighton & Hove Albion)

Der Ire ist DAS Megatalent, wenn es um Stürmer in der Premier League geht. Ferguson kam 2021 aus seiner Heimat nach England und schloss sich zunächst der Jugendabteilung Brightons an. Der Verein hatte bereits damals einen sehr guten Ruf in Sachen Talentausbildung. Und so setzte man sich im Werben um den 18-Jährigen gegen namhafte Konkurrenz wie etwa Manchester United durch.



Der irische Nationalspieler bringt das komplette Paket mit, welches man als Stürmer braucht. Er ist mit 1,83 Metern zwar nicht riesig, dennoch ist er kopfballstark und kann Bälle durch seinen für das Alter schon sehr stark entwickelten Körper gut festmachen. Dazu ist Ferguson technisch hervorragend, schnell und hat ein sehr gutes Spielverständnis.

Er lässt sich entsprechend auch immer wieder ins Mittelfeld fallen und kann am Kombinationsspiel teilnehmen. Etwas, was für Topteams immer wichtiger wird. Es mag noch etwas früh für solche Vergleiche sein, aber vom Spielertyp erinnert Ferguson an die perfekte Mischung aus Harry Kane (30) und Erling Haaland (22). Diese Ansätze zeigte er bereits in der abgelaufenen Saison, als der Ire in wettbewerbsübergreifend 25 Spielen starke zehnmal traf.

Ausgebremst wurde er, nachdem Roberto De Zerbi (44) den Stürmer nach der WM-Pause zu einem festen Bestandteil der Premier-League-Mannschaft machte, nur durch zwei Verletzungen. Kann er verletzungsfrei bleiben, sind Ferguson bereits kommende Saison 15 bis 20 Tore in der Premier League zuzutrauen. Ein Wechsel zu einem Topteam ist nur eine Frage der Zeit. Umso wichtiger war für Brighton die Vertragsverlängerung Ende April. Ferguson ist nun bis 2029 an den Verein gebunden, der für den Stürmer bald vielleicht sogar einen dreistelligen Millionenbetrag einnehmen wird.

Der kommende englische Nationalkeeper? James Trafford (20, Burnley FC)

James Trafford wird mit Burnley erstmals Premier League spielen

(Photo by Fran Santiago/Getty Images)

Ein Spieler, der vor allem bei der U21-Europameisterschaft auf sich aufmerksam machen konnte, ist Keeper Trafford. Der Engländer blieb das ganze Turnier über ohne Gegentor und sicherte den Young Lions vor allem mit einem parierten Elfmeter samt Nachschuss in der letzten Minute des Finals gegen Portugal (1:0) den Turniersieg. Nun ist Trafford, der bei Manchester City ausgebildet wurde, nach einigen Leihstationen in Liga 3 angekommen in der Premier League.

Stolze 15 Millionen Pfund (17,3 Millionen Euro) ließ sich der Burnley FC das Torwarttalent kosten. Dazu sicherte sich Manchester City auch noch eine Rückkaufoption in Höhe von 45 Millionen Pfund. Je nach Entwicklung ist es durchaus realistisch, dass die Skyblues diese in 2025 ziehen werden, da Ederson (29) dann allmählich in ein Alter kommt, in dem er abgelöst werden könnte.

Die Stärken von Trafford passen dabei eigentlich weder zum Spielstil von Manchester City noch zu dem von Burnley unter Vincent Kompany (37). Der 1,92 Meter große Engländer ist vor allem im klassischen Torwartspiel stark. In seiner Art wirkt Trafford oft wie ein Handballkeeper, setzt sehr auf seine Reflexe und wehrt auch viele Bälle mit seinen Füßen ab. Hier kommt ihm zugute, dass er in seiner Zeit bei Manchester City sehr früh im Training der ersten Mannschaft dabei war und regelmäßig im Tor stand, wenn die Topstars nach dem regulären Training noch Torschüsse trainieren wollten.

Mit dem Ball am Fuß ist Trafford zwar solide, vor allem seine Ruhe gegen Pressing ist für sein Alter beeindruckend. Dennoch muss der Torhüter in seiner Entscheidungsfindung noch besser werden. Hierfür gibt es wohl kaum einen besseren Trainer als Kompany. Bekommt Trafford gemeinsam mit dem Belgier dieses kleine Problem auch noch in den Griff, wird er sehr schnell auch für die A-Nationalmannschaft ein Thema werden.

Ein ukrainischer Ausnahme-Innenverteidiger: Ilya Zabarnyi (20, AFC Bournemouth)

Bereits im Januar 2023 sicherten sich die Cherries etwas überraschend eines der größten Innenverteidigertalente Europas. Zabarnyi kam für 22,7 Millionen Euro aus seiner ukrainischen Heimat von Dynamo Kiew. Überraschend war der Transfer aus zweierlei Sicht. Zum einen zeigte der Innenverteidiger bei Kiew so gute Leistungen, unter anderem in der Champions League und auch schon 27-mal in der Nationalmannschaft, dass sicherlich auch größere Vereine an ihm interessiert waren.

Zum anderen brauchte Bournemouth, die im Januar mitten im Abstiegskampf der Premier League steckten, nach der Meinung vieler Experten eher erfahrene Neuzugänge. Doch es klappte mit dem Klassenerhalt. Dazu trug Zabarnyi allerdings recht wenig bei. Der ukrainische Nationalspieler kam verletzt in England an – neben der Tatsache, dass im Winter wenige Vereine so viel Geld für den Transfer eines Talents in ihrem Budget übrig haben wohl ein Grund dafür, dass Bournemouth ihn verpflichten konnte -, diese Verletzung zog sich länger als gedacht und so stand Zabarnyi lediglich fünfmal auf dem Platz.

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Doch nun dazu, was Zabarnyi zu einem solch großen Talent macht: Der Ukrainer ist trotz seines kolossartigen Körpers (1,89 Meter, knapp 90 kg) sehr flink auf den Beinen. Entsprechend schafft er es gut, Konter zu unterbinden, weil ihm kaum ein Angreifer davonlaufen kann. Sein Timing im Tackling ist nahezu perfekt, der Innenverteidiger muss nur äußerst selten zu Foulspielen greifen. Das Stellungsspiel hingegen ist noch ausbaubar, Zabarnyi löst bisher noch sehr viel durch seine körperliche Präsenz.

Mit dem Ball ist der Ukrainer bereits jetzt ein Top-Innenverteidiger. Vor allem kurze und mittlere Pässe funktionieren sehr gut, in Kiew war er für die progressiven Pässe vor allem auf die Außenbahnen zuständig. Dazu hat Zabarnyi ein derart starkes Spielverständnis, dass er Pressing in der Regel mit Leichtigkeit überspielt, gerne auch indem er selbst zum Dribbling ansetzt. Zusammenfassend werden wir hier einen gerade für Topteams in Zukunft sehr spannenden Innenverteidiger zu Gesicht bekommen.

Moutinho-Nachfolger aus Mali: Boubacar Traore (21, Wolverhampton Wanderers)

Ein Spieler, der schon letzte Saison hätte durchbrechen können, ist Traore. Der defensive Mittelfeldspieler kam im Sommer 2022 zunächst per Leihe aus Metz, wo er bereits Stammspieler in der Ligue 1 war, zu den Wolves. Diese sicherten sich vorausschauend eine Kaufoption in Höhe von elf Millionen Euro. Es dauerte nur wenige Wochen ehe klar war, dass man diese Option auf jeden Fall ziehen würde. Zu stark zeigte sich Traore von Beginn an.

Schon Ende Oktober hatte er sich einen Stammplatz gesichert. Man war sich sicher, endlich den langfristigen Nachfolger von Joao Moutinho (36) gefunden zu haben, den man seit Jahren vergeblich suchte. Doch nach der Weltmeisterschaft, und nur wenige Tage nach Aktivierung der Kaufoption, kam es zum GAU. Traore verletzte sich an der Leiste und fiel fast die komplette Rückrunde aus. Erst an den letzten beiden Spieltagen stand der Malier wieder im Kader und bekam Kurzeinsätze.

Durch seine Verletzung konnte Traore bisher auch noch nicht wirklich mit Neu-Trainer Julen Lopetegui (56) arbeiten, der das Amt in der WM-Pause übernahm. Da außerdem mit Mario Lemina (29) und Joao Gomes (22) im Winter zwei Mittelfeldspieler dem Team hinzugefügt wurden ist alles andere als sicher, dass Traore sofort Stammspieler sein wird. Vor allem das ebenfalls große Talent Gomes spielte sich im Laufe der Rückrunde immer mehr in die Mannschaft.

Doch Traore kann mit seiner etwas wilden Art und der aggressiven Arbeit gegen den Ball ein Element einbringen, das sonst nicht vorhanden ist. Dadurch und weil neben Moutinho mit Ruben Neves (26) ein weiterer Mittelfeldspieler den Verein verlassen hat ist davon auszugehen, dass Traore über kurz oder lang erneut Stammspieler bei den Wolves sein dürfte.

Ein Duo, das um Spielzeit kämpft: Andrey Santos (19) / Cesare Casadei (20, Chelsea FC)

Auch dieses Jahr haben wir wieder zwei Spieler mit dabei, die sich bei der Frage nach dem potentiellen Shootingstar gegenseitig bedingen. Santos und Casadei sind beide im zentralen Mittelfeld von Chelsea unterwegs und werden sich entsprechend die Spielminuten neben Enzo Fernandez (22) teilen müssen. Dazu schwebt nach wie vor der Name Moises Caicedo (21) im Raum. Sollte der Ecuadorianer doch noch aus Brighton kommen, werden Santos und Casadei es schwer haben, auf ihre Minuten zu kommen.

Kommt Caicedo jedoch nicht, können sich die Chelsea-Fans auf diese beiden Akteure freuen. Beide wurden letzte Saison verpflichtet, verbrachten die Rückrunde jedoch leihweise bei anderen Vereinen. Dort und auch in der Vorbereitung haben sie ihr Talent mehr als angedeutet. Casadei sah man bei Reading deutlich an, dass er viel zu gut für die Championship war, Santos war Stammspieler in seiner brasilianischen Heimat. Dazu nahmen beide an der U20-Weltmeisterschaft im Sommer teil und spielten in der Vorrunde jeweils als Kapitäne ihrer Nation sogar gegeneinander. Italien gewann 3:2, Casadei traf zweimal. Am Ende wurde der Italiener mit sieben Toren und zwei Vorlagen zum Spieler des Turniers gewählt.

Santos und Casadei im direkten Duell bei der U20-WM im Sommer 2023

(Photo by ANDRES LARROVERE/AFP via Getty Images)

Beide Spieler sind zwar Achter, dennoch unterscheiden sie sich in ihrer Spielweise enorm. Casadei ist ein sehr dominanter Box-to-Box-Spieler, der Bälle erobern, nach vorne tragen und selbst abschließen kann. Heraus sticht dabei vor allem die Kopfballstärke des 1,86-Meter-Manns sowie sein hervorragender Abschluss. In seiner Jugendzeit bei Inter Mailand, von denen er ausgebildet worden war, erzielte er in 71 Spielen in Nachwuchs-Ligen starke 33 Tore. Mit diesem Skillset passt Casadei hervorragend neben Fernandez.

Wohl auch besser als Santos. Der Brasilianer ist der deutlich spielintelligentere Akteur, der etwas unauffälliger agiert. Besonders in der Positionierung ohne Ball ist Santos bereits herausragend gut, er ist immer anspielbar. Von seiner Spielweise erinnert der 1,60-Meter-Mann etwas an Alexis Mac Allister (24). Beide zeigen wenig spektakuläre Aktionen, sind für das Gesamtgefüge eines Teams jedoch extrem wertvoll. Die Frage, wer von beiden mehr Spielzeit bei den Blues sehen wird, könnte sich jedoch noch vor Saisonstart erübrigen. An beiden Spielern gibt es Interesse hinsichtlich einer Leihe, vor allem bei Casadei scheint diese in Richtung Leicester City durchaus realistisch.

Spielzeit wichtiger als ein großer Verein: Alex Scott (19, noch offen)

Einer der interessantesten Spieler der kommenden Saison steht bisher noch überhaupt nicht bei einem Premier-League-Team unter Vertrag. Der Engländer spielte letzte Saison bei Bristol jedoch derart stark (wir berichteten), dass ein Wechsel in die Premier League unumgänglich ist. Sein bisheriges Team hat die zu erwartenden Transfererlöse auch bereits zum Teil wieder reinvestiert, Bristol steht bei einem Transferminus von 5,5 Millionen Euro, eine Summe, die sie sich ohne Scott-Abgang nicht leisten könnten.

Die Frage ist nun nur noch, wo Scott hingehen wird. Der Mittelfeldspieler wird mit einigen Teams aus der höchsten englischen Spielklasse in Verbindung gebracht, sie alle sind bereit, die geforderte Ablöse von knapp 30 Millionen Euro zu bezahlen. Wahrscheinlich entscheidet es sich am Ende zwischen Tottenham, Wolverhampton und Bournemouth. Im Moment scheinen die Cherries die Nase vorne zu haben, im Gegensatz zu den beiden anderen Teams würde Scott hier von Beginn an Stammspieler sein.

Sportlich wird Scott jedes der interessierten Teams weiter bringen, selbst die Spurs. Der englische U-Nationalspieler ist ein klassischer Box-to-Box-Mittelfeldspieler, der kaum Schwächen in seinem Spiel hat. Vor allem in der defensiven Zweikampfführung hat er sich im letzten halben Jahr nochmal deutlich verbessert. Die Stärken von Scott liegen darin, den Ball vom mittleren Drittel ins Angriffsdrittel zu bringen, egal ob per Pass oder per Dribbling. Diese Fähigkeit ist im modernen Fußball und vor allem in England extrem gesucht. Entsprechend dürfte der Mittelfeldmann schnell in der Premier League einschlagen.

(Photo by Michael Steele/Getty Images)

Lukas Heigl

Liebhaber des britischen Fußballs: Von Brighton über Reading und Wimbledon bis nach Inverness. Ist mehr für Spiele der dritten englischen Liga als für den Classico zu begeistern. Durch das Kommentatoren-Duo Galler/Menuge auch am französischen Fußball interessiert


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