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Tottenhams Ausfall, Arsenals viele Matchwinner – Die Einzelkritik zum North London Derby

15. Januar 2023 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Beim Derbysieg des FC Arsenal über Tottenham überzeugten die Gunners vor allem als Kollektiv, einige stachen heraus. Die Spurs enttäuschten derweil in nahezu allen Bereichen. Die Einzelkritik. 

Der FC Arsenal hat das North London Derby gegen die Tottenham Hotspur souverän mit 2:0 (2:0) für sich entschieden. In Durchgang eins boten die Gunners eine absolute Machtdemonstration, die auf einer spielfreudigen und disziplinierten Kollektivleistung basierte. Einige Spieler stachen dennoch heraus. Die Spurs erwachten erst in der zweiten Hälfte zum Leben, als der Tabellenführer zu sehr in den Verwaltungsmodus verfiel. Am auffälligsten war dennoch der Patzer des eigenen Schlussmanns.



Tottenham: Lloris und Son fallen ab

Hugo Lloris: Sehr wackeliger Auftritt. Ließ sich einmal unnötig unter Druck setzen und provozierte damit eine gegnerische Torchance, die er immerhin selbst wieder bereinigte. Beim 0:1 sah er aber ein zweites Mal nicht gut aus, als er eine abgefälschte Flanke unglücklich in die eigenen Maschen beförderte. Danach weitestgehend souverän und mit der ein oder anderen ordentlichen Parade. Note: 5,0

Cristian Romero: Sah beim 0:2 nicht so gut aus, hätte Torschütze Ödegaard früher attackieren müssen. Hatte auch sonst häufig Probleme mit dominanten Gunners, wirklich Verlass war heute nicht auf ihn. Note: 4,5

Eric Dier: Ordentliche Anfangsphase, in der er ein paar Mal zur Stelle war. Ließ aber zunehmend nach und bekam Schwierigkeiten. Schwach zudem in der Spieleröffnung: Nur 75 Prozent seiner Pässe kamen beim Mitspieler an, acht von neun langen Bällen versandeten. Note: 4,0

Clement Lenglet (bis 88.): Querschläger im eigenen Strafraum und Unsicherheiten bei gegnerischem Pressing. Beim Tor zum 0:2 war er zudem zu weit aufgerückt. Kein gutes Spiel von ihm. Note: 4,5

Matt Doherty (bis 71.): Solides Spiel gegen den Ball, offensiv aber wenig bis gar nicht präsent. Nicht sein auffälligster Auftritt, was aber nicht zwingend gegen ihn spricht. Note: 4,0

Pape Sarr (bis 76.): Man merkte ihm durchaus an, dass es sein erster Startelfeinsatz überhaupt in der Premier League war. Ordentliche Ansätze waren hier und da durchaus vorhanden, insgesamt aber zu wild in seinen Aktionen und mit teilweise erheblichen Schwierigkeiten gegen Arsenals Mittelfeld-Dominanz. Note: 4,5

Pierre-Emile Höjbjerg: Eine starke Flanke auf Kane, eine wichtige Abwehraktion vor dem eigenen Sechzehner, ansonsten blieb Tottenhams Stratege heute ziemlich blass. Sobald er den Ball bekam, stand ihm auch schon ein Roter auf den Füßen. Sah gegen Arsenals Übergewicht im Zentrum wenig Land. Note: 4,5

Ryan Sessegnon (bis 76.): Ordentlicher Beginn mit ein paar guten Defensivaktionen. Hatte dann aber zunehmend Probleme gegen Arsenals rechte Seite. Offensiv einmal mit Traumpass auf Son, ansonsten aber zu unpräzise. Kurz nach der Pause scheiterte er mit einem ordentlichen Abschluss an Ramsdale (52.). Note: 4,0

Dejan Kulusevski (bis 88.): Hing im ersten Durchgang komplett in der Luft. Nach der Pause mit deutlicher Leistungssteigerung, war plötzlich Aktivposten im Spiel der Spurs. Suchte immer wieder das Eins-gegen-Eins und den Abschluss, bereitete Arsenal damit Probleme. Verrannte sich manchmal aber auch, ließ zudem eine Großchance versanden. Note: 3,0

Harry Kane: War in Halbzeit eins vor allem mit Defensivaufgaben beschäftigt. Mit zunehmender Spieldauer dann aber auch offensiv präsenter – als Wand- und Zielspieler. Note: 3,0

Heung-min Son: Leitete eins, zwei Bälle gut weiter und hatte eine ordentliche Möglichkeit (17.), insgesamt fehlte ihm aber die Bindung zum Spiel. Kam erst in der Schlussphase wieder mehr zur Geltung – als es eigentlich schon zu spät war. Seine vereinzelten Pressing-Versuche blieben wirkungslos, was aber nicht allein an ihm, sondern am kollektiv schwachen Auftritt der Mannschaft lag. Dennoch: Für einen Spieler seiner Klasse insgesamt viel zu wenig. Note: 5,0

Einwechselspieler Tottenham

Richarlison (71. für Doherty): keine Bewertung

Ivan Perisic (76. für Sessegnon): keine Bewertung

Yves Bissouma (76. für Sarr): keine Bewertung

Bryan Gil (88. für Kulusevski): keine Bewertung

Ben Davies (88. für Lenglet): keine Bewertung

Michael Bojkov

Tottenham Arsenal

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Arsenal: Das Kollektiv überragt – Gabriel sticht heraus

Aaron Ramsdale: Zunächst selten gefordert, aber immer hellwach. Stark groß gemacht und vereitelt, als Son frei vor ihm auftauchte. In Halbzeit zwei eine wichtige Fußparade gegen Sessegnon. Sehr konzentriert und ein sicherer Rückhalt. Note: 1,5.

Ben White: Unauffällig gut: sehr laufstark, schaltete sich immer wieder vorne ein, um für Überzahlmomente zu sorgen. War defensiv trotzdem selten zu weit aufgerückt. Note: 2,5.

William Saliba: Sehr ballsicher und bis auf ein, zwei Momente auch defensiv extrem souverän und antizipationsstark. Tolle Abstimmung mit Gabriel. Note: 2,0. 

Gabriel: Sehr souverän, verließ aggressiv und proaktiv die Verteidigungslinie, lag dabei aber jedesmal richtig. Verteidigte in einer gefährlichen Situation im Sechzehner gegen Kane geduldig und mit Hirn. Eine nahezu makellose, moderne Innenverteidigerleistung. Note: 1,5.

Oleksandr Zinchenko (bis 86.): Sehr laufstark. Tauchte als Linksverteidiger nicht nur im zentralen Mittelfeld sondern sogar auf dem rechten Flügel auf. Und das ohne seine defensiven Aufgaben zu vernachlässigen. Ein einziger Überraschungsfaktor, der überall auf dem Feld für zwischenzeitliche Überzahlsituationen sorgte. Note: 2,0.

Thomas Partey: Die dominante Figur im Mittelfeld. Pressingresistent, ruhig und mit wichtigen progressiven Pässen. Wahnsinss-Distanzschuss, der nur an den Pfosten ging. Insgesamt mit vereinzelten schlampigen Momenten – für seine Verhältnisse. Note: 2,5.

Granit Xhaka: Der Antreiber im Mittelfeld, sehr physisch und aggressiv im Zweikampf. Stellte gut den Raum zu und gab in der Schaltzentrale den Quarterback. In dieser Rolle gewohnt routiniert – aber unauffälliger als sonst. Note: 2,5.

Martin Ödegaard (bis 90+3): Zog die Fäden im Mittelfeld, fast jeder Angriff wurde von ihm eingeleitet. Extrem ballsicher und elegant – selbst auf engem Raum. Radar-ähnliches Auge. Das galt auch für sein 2:o, das er platziert und unhaltbar im unteren Eck unterbrachte. Ebenfalls ein großer läuferischer Aufwand, Initiator vieler Pressingaktionen. Note: 2,0.

Bukayo Saka: Wie immer ein belebendes Element über rechts. Trotz hoher Ballsicherheit mit viel Überraschungsmomenten. Beim 1:0 glücklich, trotzdem durch ein starkes Dribblings eingeleitet. War kaum ohne Fouls zu bremsen, nahm sich in Durchgang zwei – wie seine Mannschaftskollegen – etwas aus dem Offensivspiel. Note: 2,0.

Eddie Nketiah (bis 90+3): Sehr fleißig. Wurde mit der Spieldauer immer aktiver, schuf viele Lücken durch seine Läufe und arbeitete viel nach hinten. Einziges (großes) Manko: Ließ Großchancen zum 1:0 und später zwei zum 3:0 liegen. Note: 3,0.

Gabriel Martinelli (bis 79.): Duracell-Häschen auf der linken Seite. Voller Energie, im Pressing schonungslos und aggressiv. Nach starker Auftaktphase ließ sein Einfluss – vor allem offensiv – allerdings sehr nach. Note: 3,0.

Einwechselspieler Arsenal:

Kieran Tierney (ab 79.): Nicht zu bewerten

Takehiro Tomiyasu (ab 86.): Nicht zu bewerten

Fabio Vieira (ab 90+3): Nicht zu bewerten

Emile Smith Rowe (ab 90+3): Nicht zu bewerten

Chris McCarthy


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