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Xabi Alonso und der FC Liverpool: Ein Match made in heaven?

15. Februar 2024 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Am Saisonende wird die Ära von Jürgen Klopp beim FC Liverpool ein Ende finden. Über seine Nachfolger wird bereits fleißig spekuliert. Ist Xabi Alonso die Antwort auf die Frage nach dem Erbe von Jürgen Klopp?

Ist Xabi Alonso der designierte Erbe von Jürgen Klopp?

Ende Januar erschütterte eine Nachricht die Fußballwelt, insbesondere die des FC Liverpool. Coach Jürgen Klopp (56) gab bekannt, dass es zum Saisonende seinen Trainerposten bei den Reds niederlegen wird. Dadurch bleibt dem Champions-League-Sieger von 2019 genug Zeit, um seinen Nachfolger zu finden. Es handelt sich dabei um eine logische Konsequenz, dass Bayer-Trainer Xabi Alonso (41) mit der Nachfolge von Klopp in Verbindung gebracht wird. Doch passt er zu den Reds?



Xabi Alonso: Führt er seine Geschichte in Liverpool fort?

Ein Vorteil, den Xabi Alonso mitbringt, ist, dass er den FC Liverpool bereits bestens kennt. Zwischen 2004 und 2009 stand der Spanier 210-mal für die Reds auf dem Platz und nahm unter anderem eine nicht ganz unwichtige Rolle im legendären Champions-League-Finale 2005 ein, als er einen Elfmeter im Nachschuss zum 3:3 verwandelte. Damit hat er sich bereits als aktiver Spieler in den Geschichtsbüchern des traditionsreichen Clubs von der Mersey verewigt. Folgt jetzt der Schritt als Trainer?

Sicherlich ist hochspekulativ bereits zu diesem Zeitpunkt der Saison darüber zu philosophieren, wie Xabi Alonso den FC Liverpool besser machen könnte. Doch es ist genauso gut vorstellbar, dass der Club in den kommenden Monaten sich intensiv mit seinem Ex-Spieler als Übungsleiter auseinandersetzen wird. Denn der 41-Jährige gehört zu den heißesten Aktien für den Trainerposten in ganz Europa. Hinzu kommt, dass er eine Ausstiegsklausel für seine Ex-Vereine, sprich Real Madrid, den FC Bayern und den FC Liverpool besitzt. Bei zwei dieser drei Vereine ist das Traineramt zur kommenden Saison höchstwahrscheinlich besetzt.

Xabi Alonso hat Bayer Leverkusen binnen etwas mehr als einem Jahr zu einer absoluten Spitzenmannschaft gemacht. Er kennt den FC Liverpool aus seiner Zeit als Spieler bestens, doch wird er diesen Schritt auch als Trainer gehen?

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Xabi Alonso im Trikot des FC Liverpool.

(Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

Taktische Renaissance in Liverpool?

Unter Jürgen Klopp hat sich beim FC Liverpool ein hoher Pressingansatz etabliert. Bereits in seiner Zeit bei Borussia Dortmund setzte er auf „Heavy-Metal-Fußball“ und führte den Verein zu zwei deutschen Meisterschaften. In Liverpool gelang es ihm, den Club wieder in der europäischen Fußball-Elite zu etablieren und er konnte alle Titel mit den Reds gewinnen. In den vergangenen Jahren entwickelte die Mannschaft um Abwehrchef Virgil van Dijk jedoch von einer Mannschaft mit Stärken gegen den Ball zu einem Team mit einem guten Ballbesitzspiel. Und auf diesem Ansatz wird Xabi Alonso aufbauen können.

In Leverkusen etablierte der zweifache Champions-League-Sieger ein flexibles 3-4-3 in dem Prinzipien verankert sind, welche dem Klopp-Stil ähneln. Dass Bayer Leverkusen den höchsten Ballbesitz in der Bundesliga hat, liegt nicht nur an den technischen starken Spielern, sondern auch am Spielstil, der auf einem guten Pressing und klaren Prinzipien im Ballbesitz fußt. Verliert die Werkself den Ball, gelingt es ihnen immer wieder diesen schnell zurückzuerobern und dem Gegner somit keine Luft zum Atmen zu geben. Obwohl ein Wechsel von Xabi Alonso nach Liverpool eine Systemumstellung mit sich bringen würde, ähneln sich die Prinzipien der beiden Trainer sehr.

Im Ballbesitz versucht Bayer Leverkusen den Gegner mit vielen Pässen auf engem Raum zu locken, um dann mit Tempo die eigenen Angriffe auszuspielen. Dies fordert von den Spielern eine hohe Qualität im Passspiel und eine gewisse Athletik. Rein aus taktischen Gesichtspunkten wäre ein Wechsel von Xabi Alonso zum FC Liverpool ein spannendes Thema. Er könnte auf dem von Klopp erfolgreich implementierten Spielsystem aufbauen und dies um seine Prinzipien erweitern, welchen den bisher vorhandenen sehr ähnlich sind. Doch passt es auch vom Spielermaterial?

Von Grimaldo und Frimpong zu Robertson und Alexander-Arnold

Was direkt auffällig ist, wenn man sich die Kader von Bayer Leverkusen und dem FC Liverpool anguckt ist, dass die Außenverteidiger über enorme Qualitäten in der Offensive verfügen. Die Schienenspieler sind im System von Xabi Alonso die Schlüsselspieler. Alejandro Grimaldo, vor der Saison aus Lissabon nach Leverkusen gekommen, steht nach 30 Spielen bei zehn Toren und elf Vorlagen. Sein Pendant Jeremie Frimpong hat nach 27 Spielen acht Tore und zehn Vorlagen vorzuweisen. Ähnliche Zahlen könnte man auch Andrew Robertson und Trent Alexander-Arnold, die beide nachweislich ihre Qualitäten auf allerhöchstem Niveau unter Beweis gestellt haben, zutrauen.

Im Sommer tauschte der FC Liverpool sein komplettes Mittelfeld aus. Mit Jordan Henderson, Alex Oxlade-Chamberlain, Naby Keita, Fabinho und James Milner verließen fünf Mittelfeldspieler den Club, die lange Jahre für die Reds aufgelaufen waren. Im Gegenzug wurden Wataru Endo, Dominik Szoboszlai, Alexis Mac Allister und Ryan Gravenberch geholt. Klopp ist es gelungen, das Zentrum deutlich zu verjüngen und den Umbruch auf dieser Position erfolgreich einzuleiten. Alle Spieler verfügen über Qualitäten im Passspiel und würden perfekt in die Philosophie von Xabi Alonso passen. Blickt man jedoch auf Exequiel Palacios und Granit Xhaka, fehlt den Spielern allesamt eins: die Aggressivität.



Offensiv lässt Xabi Alonso in Leverkusen mit einer klaren neun und zwei hängenden Spitzen spielen. Beim FC Liverpool gab es mit Sadio Mané und Mohamed Salah jahrelang zwei klare Flügelspieler, die mittlerweile um Luiz Diaz ergänzt wurden. Allerdings sind Diogo Jota oder Cody Gakpo prädestiniert, um die Position der hängenden Spitze einzunehmen. Auch Salah, der in den letzten Jahren regelmäßig der beste Torschütze der Reds war, könnte in einer zentralen Position noch besser zur Geltung kommen.

Verbesserungsbedarf gibt es in der Innenverteidigung, damit Xabi Alonso sein System auf den FC Liverpool adaptieren könnte. Neben Kapitän Virgil van Dijk fehlt es an Konstanten auf dieser Position. Joel Matip fällt auf unbestimmte Zeit mit einem Kreuzbandriss und es ist durchaus zu hinterfragen, wie gut er wieder zurückkommen wird. Während Ibrahima Konate ebenfalls sehr verletzungsanfällig ist, schwanken die Leistungen von Joe Gomez enorm. Dass sich eine eingespielte Dreierkette aus diesen Spielern bilden lässt, ist nach aktuellem Stand unwahrscheinlich. Die Reds müssten im Sommer viel Geld in die Hand nehmen.

Fazit: Investitionen wären notwendig

Xabi Alonso passt nicht nur aufgrund seiner Vergangenheit ideal zum FC Liverpool. In seiner Philosophie sind ähnliche Prinzipien wie in der von Jürgen Klopp zu erkennen, weshalb es trotz Systemwechsel wohl keine große Anpassungszeit geben würde. Allerdings müsste der Kader weiter aufgerüstet werden, insbesondere in der Defensive. In Leverkusen hat er athletische und spielstarke Verteidiger zur Verfügung, die sich aktuell nicht im Kader des FC Liverpool befinden. Wenn diese Schwachstelle ausgebessert wird, dann könnte die Kombination aus dem Spanier und den Reds eine spannende werden.

Allerdings wird sein voller Fokus derzeit auf Bayer Leverkusen liegen, denn die Mannschaft kann etwas Historisches schaffen. Neben dem Vorsprung in der Bundesliga sind sie auch noch im Pokal und in der Europa League vertreten. Nach der Saison könnte es dann spannend werden um den Trainer, von dem Simon Rolfes glaubt, dass er der Werkself erhalten bleibt.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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