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Furioser Saisonstart: Warum Inter immer besser wird

18. September 2023 | Spotlight | BY David Schöngarth

Vor drei Monaten verlor Inter das Champions-League-Finale in Istanbul gegen Manchester City. Danach mussten die Nerazzurri einige Leistungsträger ziehen lassen. Warum sie trotzdem immer besser werden.

Inter: Entwicklungskurve zeigt nach oben

Es ist noch nicht lange her, da gewann Inter 2021 unter Antonio Conte den Scudetto. Trotzdem hat man das Gefühl, dass Simone Inzaghis Inter im Herbst 2023 noch besser ist als die damalige Mannschaft. Und das, obwohl Inter regelmäßig den Abgang von Leistungsträgern verkraften muss und der Kader im Vergleich zu vor zwei Jahren individuell an Qualität verloren hat. Als sich im Sommer 2021 die Abgänge von Achraf Hakimi (24) und Romelu Lukaku (30) andeuteten, warf Antonio Conte das Handtuch. Sein Nachfolger Simone Inzaghi hätte das selbe tun können, nachdem die Nerazzurri in diesem Jahr André Onana (27), Marcelo Brozovic (30), Robin Gosens (29) und Milan Skriniar (28) ziehen ließen.



Doch Inzaghi blieb, und machte Inter im Vergleich zur letzten Saison noch besser. Drei Siege in den ersten drei Ligaspielen, dazu eine Torbilanz von 8:0. In der Länderspielpause flogen zahlreiche Inter-Leistungsträger um die Welt. Und trotzdem schossen die Nerazzurri den Stadtrivalen Milan beim ersten Derby della Madonnina der Saison am Samstag mit 5:1 aus dem Stadion. Der Pfeil bei Inter zeigt gerade also steil nach oben. Die Nerazzurri gelten als Top-Favorit auf den Scudetto und stehen auch international nach dem Finaleinzug im letzten Jahr auf den Zettel einiger Experten.

Der clever Umbau in Inters Kader

Es war bei Inter in den letzten Jahren keine Seltenheit, dass die besten Spieler der Nerazzurri mit sattem Profit verkauft wurden. Umso beeindruckender ist die Arbeit, die Simone Inzaghi bei der Zusammenstellung von Inters aktuellem Kader geleistet hat. Denn der mag auf den ersten Blick zwar mit weniger großen Namen gespickt sein als noch vor ein paar Jahren, ist jedoch perfekt auf das 3-5-2 des italienischen Trainers zugeschnitten. Ein Kern an Spielern, so die beiden italienischen Nationalspieler Alessandro Bastoni (24) und Nicolo Barella (26), sowie Kapitän Lautaro Martinez (26), konnte Inter in den letzten Jahren halten. Diese Spieler zählen zu den unangefochtenen Leistungsträgern. Drum herum hat sich jedoch eine Menge getan. Allein im vergangenen Sommer holte Inter 14 neue Spieler. Die Transferausgaben belaufen sich gerade einmal auf 64 Millionen Euro. Der Schlüssel: Kostengünstige Leihen und ablösefreie Transfers.

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So sicherte sich Inter im Sommer die Dienste des ablösefreien Marcus Thuram (26) von Borussia Mönchengladbach. Ein Spieler, der den ersten Anzeichen nach voll einschlagen könnte. Thuram beerbt mit seinem Torinstinkt und seiner körperlichen Präsenz den zur Roma abgewanderten Romelu Lukaku und ergänzt sich perfekt mit Lautaro Martinez. In vier Ligaspielen war Thuram bereits an fünf Toren beteiligt. Der im vergangenen Jahr ausgeliehene Francesco Acerbi (35), eine physische Macht in Inters Dreierkette der Körperlichkeit mit Spielintelligenz und Erfahrung vereint, wurde für 3,5 Millionen Euro fest von Lazio verpflichtet. Das Tor hütet nach dem Abgang von André Onana der in München glücklose, aber erfahrene Yann Sommer (34). Und im Mittelfeld holte Inter mit Davide Frattesi (23) einen der talentiertesten jungen italienischen Spieler an Bord. Kurzum: Die Nerazzurri schaffen es, mit intelligentem Scouting günstige Deals auf dem immer verrückter werdenden Transfermarkt zu identifizieren. Auffällig ist die Mischung an alten und jungen Spielern, die Inter verpflichtet. So scheint der Verein bewusst eine doppelte Strategie zu verfolgen: Erfahrung und Qualität für das hier und jetzt sowie gleichzeitig Talente für die Zukunft.

Das Genie hinter dem Erfolg: Simone Inzaghi

Dass Inter sich in den letzten Jahren nach dem Gewinn des Scudettos so gut entwickelt hat, liegt allen voran an Trainer Simone Inzaghi. Der jüngere Bruder des langjährigen Milan-Spielers Filippo übernahm die Nerazzurri im Sommer 2021 als Nachfolger von Antonio Conte. Zwei Mal in Folge holte er seitdem mit Inter den italienischen Pokal. Viele der Grundprinzipien, die Inzaghis Inter ausmachen, stammen noch aus der Ära von Antonio Conte. So blieb das grundlegende System, ein 3-5-2, unverändert. Inzaghi hat es jedoch geschafft, mit eigenen Ideen und Interpretationen sowie einem anderen Spielermaterial Inter seine eigenen Stempel aufzudrücken.

Der Mann hinter Inters Erfolg: Simone Inzhagi.

Der Mann hinter Inters Erfolg: Simone Inzhagi.(Photo by GABRIEL BOUYS/AFP via Getty Images)

Inzaghis Inter ist spielstärker und offensiver als das von Antonio Conte. Die defensive Stabilität haben die Nerazzuri dabei jedoch nicht verloren. Dadurch, dass Inzaghi den aus der Bundesliga bekannten Hakan Çalhanoğlu (29) als Sechser einsetzt, ist Raum für einen weiteren offensiv denkenderen Mittelfeldspieler wie beispielsweise Henrikh Mkhitaryan (34), der im Derby gegen Milan brillierte. Ein weiteres zentrales Element von Inzaghis System, dass seine Ursprünge schon in Contes Inter hatte, inzwischen aber noch ausgereifter ist, ist die Rolle von Alessandro Bastoni im Spielaufbau und im letzten Drittel. Der junge Italiener, der oft entscheidende Bälle und Flanken in Richtung Sechszehner spielt, gilt als einer der spielstärksten Innenverteidiger der Welt. So sammelte Bastoni wettbewerbsübergreifend im letzten Jahr sechs Vorlagen – ein starker Wert für einen Innenverteidiger. Mit defensiver Stabilität, klaren Prinzipien und gleichzeitig einem hohen Maß an taktischem Geschick hat Simone Inzaghi Inter also nach seinen Vorstellungen geformt, profitiert aber gleichzeitig davon, dass die Spielphilosophie seit Jahren die selbe ist und auch der Kader darauf perfekt abgestimmt ist: mit einem sich ergänzenden Stürmerduo, offensiv starken Außen- und ballsicheren Innenverteidigern. Vielleicht klappt es ja in diesem Jahr mit dem Scudetto für Inter. Bislang sieht es sehr gut aus für I Nerazzurri.

(Photo by GABRIEL BOUYS/AFP via Getty Images)

David Schöngarth

Aufgewachsen mit Grafite, Luca Toni und Co. entfachten Gareth Bale und Mauricio Pochettinos Spurs in David eine Leidenschaft für die Premier League. Interessiert sich für alles, was auf der Insel vor sich geht. Seit 2022 bei 90Plus.


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