Lazio auf CL-Kurs: Sichert die starke Defensive das Ticket zur Königsklasse?
7. April 2023 | Trending | BY Jannek Ringen
Spotlight | Lazio Rom steht derzeit auf Rang zwei der Serie A und ist auf bestem Wege sich für die Königsklasse zu qualifizieren. Was macht sie diese Saison so stark?
Lazio ist auf Champions-League-Kurs
Im vergangenen Jahr verpasste SS Lazio mit Platz fünf die Qualifikation zur Champions League nur knapp. Maurizio Sarri hatte die Mannschaft zum Saisonstart 2021/22 übernommen und sollte den Erfolg zurück in die Hauptstadt bringen. In dieser Spielzeit sieht es so aus, als würde seine Mannschaft die Champions League erreichen können. Mit fünf Punkten Vorsprung auf Platz fünf stehen die Laziali derzeit sehr gut da.
Gute Form und Siege gegen Top Teams
Bereits der Saisonstart verlief mit nur einer Niederlage nach elf Spielen nach Maß. Auch aktuell ist die Mannschaft vom Maurizio Sarri wieder in Top-Form. Nach der Weltmeisterschaft verlor man nur zwei von 13 Spielen in der Liga und ist seit der 0:2-Niederlage gegen Atalanta BC seit fast zwei Monaten ungeschlagen. Die Form ist ein entscheidender Faktor für den Höhenflug.
Neben der Formstärke spricht ebenfalls die mentale Stärke der Mannschaft für ein Erreichen der Königsklasse. In den direkten Duellen ist das Team dazu in der Lage jeden Gegner zu schlagen. Bis auf Juve verloren alle Top-Teams gegen Lazio. Im Januar schickte man Meister Milan mit 4:0 nach Hause schicken und auch Ligaprimus Neapel verlor gegen le Aquile. Das Stadtderby gegen die Roma konnte ebenfalls zweimal gewonnen werden. Die direkten Duelle sind ein klarer Pluspunkt.
Weitere direkte Aufeinandertreffen werden in den nächsten Wochen folgen. Mit Inter, Milan und Juve warten die letzten drei Sieger des Scudetto auf den Hauptstadtklub. Am Osterwochenende steht bereits das Heimspiel gegen Juve an. Gegen seinen Ex-Verein wird Coach Sarri höchst motiviert sein.
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Defensiv gut verstärkt – vor allem auf der Torwartposition
Ein wichtiger Grund für den Aufschwung von Lazio ist die Verbesserung der Defensive. Im vergangenen Jahr kassierten die Laziali ganze 58 Gegentore, die ihnen am Ende das Genick im Kampf um die Champions League brachen. In dieser Saison steht die Defensive um Abwehrchef Alessio Romagnoli (28) bei 19 Gegentreffern und stellt damit die beste Abwehr in der Serie A.
Warum die Defensive besser steht, lässt sich vor allem durch den Wechsel auf der Torwartposition erklären. Thomas Strakosha (28) wurde vor der Saison zum FC Brentford nach England abgegeben. Im Gegenzug wechselte Ivan Provedel (29) für läppische zwei Millionen Euro aus Spezia in die italienische Hauptstadt. Der Italiener konnte in dieser Saison über 80 Prozent der Torschüsse auf seinen Kasten abwehren und hat damit nach Marc-André ter Stegen die beste Quote in Europas Topligen. Zum Vergleich: Vorgänger Strakosha konnte im vergangenen Jahr nur 63,7 Prozent der Schüsse parieren.
Mit 17 Spielen zu Null führt man zusammen mit Juve auch diese Rangliste an. In der kompletten Vorsaison schaffte die Mannschaft von Sarri dies nur zehn Mal. Zudem lässt Lazio die fünftwenigsten Schüsse der Liga zu. Der xGA-Wert der Hauptstädter hat sich von 1,32 aus dem Vorjahr auf 1,13 pro Spiel verbessert. Dies liegt nicht zuletzt auch an den Neuverpflichtungen von Romagnoli und Nicolo Casale (25), welche die Defensive zusätzlich stabilisieren.
Die Offensive – konsequent und effektiv
Bereits im vergangenen Jahr performte die Offensive von Lazio deutlich über ihrem xG-Wert. Statt der 59 Tore, wie sie das statistische Modell errechnete, erzielte die Offensive starke 77 Treffer. In dieser Saison schossen Immobile und Co. 43 Tore bei einem xG-Wert von 35,3. „Immer Glück ist Können“, sagte schon einst Hermann Gerland.
Nach xG-Werten steht Lazio auf dem zehnten Platz in der Liga. Außerdem liegt man in Sachen Abschlüssen nur auf Platz 17 (!) in der Serie A. Statistisch gesehen ist die Offensive von Lazio graues Mittelmaß, allerdings kommt hier die Genauigkeit ins Spiel. Starke 36 Prozent der Abschlüsse finden den Weg aufs Tor und sorgen dafür, dass die totalen Zahlen für die sechstbeste Offensive der Liga reichen.
Denkt man an Lazio Rom und Tore kommt einem sofort der Name eines ehemaligen Dortmunders in den Sinn. Ciro Immobile (33) ist vierfacher Torschützenkönig der Serie A und erzielte in 287 Spielen für die Laziali 193 Tore. In den letzten Jahren war die Mannschaft sehr abhängig von dem Stürmer, in dieser Saison verteilen sich die Tore deutlich besser. Mattia Zaccagni (27) ist zusammen mit dem Ex-BVB-Profi mit neun Treffern der beste Torschütze im Team. Der 27-Jährige war im vergangenen Jahr an Hellas Verona ausgeliehen und kommt in diesem Jahr zumeist über die linke Seite in Sarris 4-3-3. Zudem kommen fünf Spieler auf mindestens fünf Treffer beim Tabellenzweiten.
Ein eingespieltes Team und volle Kontrolle
Maurizio Sarri kontrolliert die Dinge gerne. Das wird vor allem durch den Spielstil seiner Mannschaften und seinem Hang zu eingespielten Teams sichtbar. Bereits im vergangenen Jahr setzte er die wenigsten Spieler der Liga ein und auch in dieser Saison ist Lazio in dieser Statistik führend. 22 Spieler kamen bisher für Lazio zum Einsatz. Zum Vergleich: Die Konkurrenz aus Mailand und Turin setzte in dieser Saison 29 bzw. 28 Spieler ein. Kontinuität ist ein wichtiger Faktor im Spiel der Laziali.
Schon beim FC Chelsea setzte Sarri auf ein kontrolliertes Ballbesitzspiel. Zwar steht Lazio in Sachen Ballbesitz nur auf dem achten Rang in der Liga, haben sie allerdings erst einmal den Ball, fällt die Rückeroberung oft schwer. Neben der zweitbesten Passquote der Liga spielen die Römer auch die zweitmeisten Pässe der Liga. Kurzes und schnelles Passspiel prägt das Spiel von Lazio.
Auffällig ist, dass Elemente mit geringer Erfolgsquote wie lange Bälle oder Flanken kaum genutzt werden. Das Spiel wird aus der Innenverteidigung meistens flach eröffnet und dadurch spielt die Mannschaft um Romagnoli die wenigstens langen Bälle der Liga. Auch Flanken sind trotz doppelter Besetzung auf den Flügeln kaum ein Element im Spiel der Hauptstädter. Der Ansatz lässt sich als sehr zentrumslastig beschreiben, weshalb Lazio auch die wenigsten Flanken der Liga schlägt.
Aber Achtung: Überperformance und starkes Restprogramm
Wie schon angedeutet, performen Offensive und Defensive von Lazio in dieser Saison erneut deutlich über den statistischen Werten, was vor allem auch an der Qualität und Form der Spieler liegt. In Rom wird man gewarnt sein, dass Formschwäche eine große Hürde im Kampf um die Top vier sein wird.
Außerdem hat Lazio noch beide Mailänder Klubs sowie Rekordmeister Juventus vor der Brust und damit ein schwieriges Restprogramm. Der Vorsprung auf die Konkurrenz wird allerdings, sofern Lazio in dieser Saison nicht mehr einbrechen sollte, dafür sorgen, dass das Team bis zum Ende um die Champions League mitspielen wird.
(Photo by Marco Rosi – SS Lazio/Getty Images)
Jannek Ringen
Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.