Das „neue“ Gesicht der AS Roma: So formt De Rossi seine Mannschaft
11. August 2024 | Spotlight | BY Lea Selin Thomas
Im Januar 2024 übernahm Vereinslegende Daniele De Rossi den Posten des Cheftrainers bei der AS Roma. Seitdem zeigt die Leistungskurve der Giallorossi klar nach oben, mit De Rossi an der Seitenlinie schafften sie es unter anderem bis ins Halbfinale der Europa League. Derzeit bastelt man in der Ewigen Stadt fleißig am Kader für die neue Saison und bereits jetzt steht fest, dass das Gesicht der Roma in der Spielzeit 2024/25 ein anderes sein wird.
Mit De Rossi fand die Roma zurück in die Erfolgsspur
Vorab ein kleiner Rückblick: Am 16. Januar 2024 war die Entlassung des damaligen Roma-Coachs José Mourinho erst seit wenigen Stunden offiziell, als die Verantwortlichen mit Daniele De Rossi bereits einen Nachfolger präsentierten. Der 41-jährige Italiener gilt als absolute Vereinslegende, lief von 2000 bis 2019 für die Giallorossi auf und absolvierte in dieser Zeit insgesamt 616 Pflichtspiele. Diese Zahl wird lediglich vom alles überstrahlenden „Romano de Roma“ („in Rom geborener Römer“) Francesco Totti überboten, der in 786 Spielen für seinen Herzensverein auf dem Platz stand.
Aber zurück zu De Rossi – der einstige Mittelfeldspieler trug außerdem 117 Mal das Trikot der Squadra Azzurra, mit der er im Jahr 2006 die Weltmeisterschaft gewann. Als Techniktrainer der italienischen Nationalmannschaft wurde er 2021 Europameister. Im Oktober 2022 übernahm er das Amt des Cheftrainers beim Zweitligisten SPAL Ferrara, doch bereits im Februar des darauffolgenden Jahres endete die Zusammenarbeit wieder, da De Rossi nach nur drei Siegen aus 17 Spielen freigestellt wurde.
Seit seiner Rückkehr zur Roma läuft es für ihn wesentlich besser: Zehn der bislang 18 Serie-A-Partien unter seiner Leitung konnten die Giallorossi gewinnen, nur drei davon gingen verloren. Im Schnitt sammelten sie 1,89 Punkte mit De Rossi ein – damit verpassten sie die Champions-League-Qualifikation nur äußerst knapp. In der Saison 2024/25 tritt der Hauptstadtklub erneut in der Europa League an, nachdem man sich im Halbfinale im Mai gegen den deutschen Double-Sieger Bayer Leverkusen geschlagen geben musste.
Unter „DDR“ spielt die Roma erfrischenden und variablen Offensivfußball, der nicht nur bei den Tifosi großen Anklang findet, sondern auch bei der Vereinsführung. Dementsprechend kam es nicht überraschend, dass der 41-Jährige seinen Vertrag im Juni langfristig verlängerte, nämlich bis 2027. Schon Mitte April hatten die beiden Klub-Eigentümer Dan und Ryan Friedkin in einem offiziellen Statement angekündigt, die Zusammenarbeit fortsetzen zu wollen – gleichzeitig attestierten sie De Rossi „einen positiven Einfluss auf den gesamten Verein.“
Besagten Einfluss bekommen vor allem die Spieler zu spüren: Zuvor oft kritisierte Akteure wie Paulo Dybala, Chris Smalling oder Lorenzo Pellegrini blühten während der Rückrunde unter ihrem neuen Trainer auf, insbesondere Mannschaftskapitän Pellegrini, der von Mourinho häufig zum Bankdrücker degradiert wurde. Seit De Rossis Amtsantritt überzeugte er ebenso wie seine Teamkollegen regelmäßig mit starken Leistungen und erkämpfte sich seine Rolle als Leader eindrucksvoll zurück.
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Viele spannende Neuzugänge: Die „neue“ Roma unter De Rossi
Spätestens seit seiner Vertragsverlängerung im Juni steht fest: De Rossi bleibt auch in der kommenden Saison Cheftrainer der AS Roma. Nachdem die Spielzeit 2023/24 auf dem sechsten Tabellenplatz beendet wurde, streben die Hauptstädter nun nach Größerem. Das Ziel ist klar definiert: Eine Qualifikation für die Champions League soll her – zuletzt war der Verein 2018/19 in der Königsklasse vertreten.
Den richtigen Trainer für ihr Projekt haben die Giallorossi bereits, denn De Rossi überzeugt nicht nur als Coach, sondern auch als Mensch, Motivator und Fußballstratege. Unter ihm glänzt das Team mit hohem Pressing und vertikalem Kombinationsspiel. In Sachen Taktik legt er sich nicht fest, sondern variiert gerne – vom Corriere dello Sport wurde er aufgrund dieser Eigenschaft lobend als „Chamäleon“ betitelt.
Die Roma unter der Leitung von „DDR“ steht für mutigen, dominanten und vorwärtsorientierten Fußball, weshalb zuletzt gezielt Spieler verpflichtet wurden, die zum neuen Gesicht des Vereins passen. Da wäre unter anderem Mittelfeldspieler Enzo Le Fée, der für 23 Millionen Euro von Stade Rennais in die italienische Hauptstadt wechselte und vielseitig eingesetzt werden kann. Der 24-Jährige ist mit einer außergewöhnlichen Technik ausgestattet, passsicher und schnell. Zudem scheut sich der Rechtsfuß, der sich auf der linken Achterposition am wohlsten fühlt, nicht vor Defensivarbeit.
Ein weiterer Neuzugang kam für 30,5 Millionen Euro vom FC Girona: Artem Dovbyk, ukrainischer Nationalspieler und ein klassischer, groß gewachsener Mittelstürmer. In der abgelaufenen Saison erzielte der treffsichere Angreifer in 36 Partien 24 Tore und steuerte außerdem acht Vorlagen bei – damit avancierte er prompt zum Torschützenkönig in La Liga. Auch Atlético Madrid wurde als möglicher Abnehmer gehandelt, doch letztendlich machten die Giallorossi das Rennen. Der umworbene Tammy Abraham könnte den Klub derweil noch in diesem Sommer verlassen.
Darüber hinaus sicherte man sich kürzlich die Dienste des Argentiniers Matías Soulé. Der flinke Rechtsaußen wechselte 2020 aus seiner Heimat in die Jugend von Juventus, verbrachte die letzte Saison dann auf Leihbasis bei Frosinone Calcio. Dort überzeugte er mit starken Leistungen, erzielte insgesamt 11 Tore sowie drei Vorlagen. 25,6 Millionen Euro zahlten die Römer für den Linksfuß, der mit 21 Jahren erst am Anfang seiner Karriere steht und damit gleichzeitig eine Investition in die Zukunft darstellt. Mit seinen Fähigkeiten, die ihm schon Vergleiche mit seinen Landsmännern Ángel Di Maria und Dybala eingebracht haben, kann Soulé der Roma durchaus weiterhelfen.
Ebenfalls neu im Kader sind Mathew Ryan (Torwart, AZ Alkmaar) und Samuel Dahl (Linksverteidiger, Djurgårdens IF). Im Verlauf des Transfer-Sommers dürften noch einige weitere Verpflichtungen hinzukommen, ebenso könnten einige Spieler der Ewigen Stadt den Rücken kehren. De Rossis Mannschaft ist gerade dabei, sich zu finden – diversen Medienberichten zufolge funktioniert das bislang auch recht gut. Vor dem Saisonstart am 17. August scheint die Roma gut gewappnet für die kommende Spielzeit.
(Photo by Steve Bardens/Getty Images)
Lea Selin Thomas
Lebt die Rivalität zwischen den Mailänder Klubs und trägt die rot-schwarzen Farben. Bedauert sehr, dass sie die sportliche Blütezeit der Rossoneri um ein paar Jahre verpasst hat.