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Premier League 🏅: ManCitys Machtdemonstration und der Tuchel-Fluch

28. April 2023 | Spotlight | BY Chris McCarthy

Fünf Awards zum 33. Spieltag der Premier League. Manchester Citys Machtdemonstration, Chelsea kämpft mit dem Tuchel-Fluch und Trent Alexander Arnold blüht in neuer Rolle auf. 

„Machtdemonstration“-Award: Manchester City

Mit einem 4:1-Heimsieg gegen Tabellenführer Arsenal setzte Manchester City am Mittwochabend ein Ausrufezeichen im Titelrennen der Premier League. Das Team von Pep Guardiola dominierte die eingeschüchterten Gunners nach Belieben. Wie eine Katze, die mit ihrer Beute spielt.



Die Geschichte des Spiels war jedoch weniger wie schlecht Arsenal sondern wie gut City an diesem Tag war. Sicher, die Gunners sind in den letzten Wochen an die natürlichen Grenzen ihres deutlich jüngeren und dünneren Kader gestoßen. Doch auch in Bestform hätten sie an diesem Abend wohl kaum etwas aus dem Etihad mitnehmen können.

Die Ordnung, das Passspiel, das Positionsspiel – alles war makellos und Pep-Fußball in Reinform. Das in Kombination mit dem Weltklasse aufgelegten Duo Kevin De Bruyne und Erling Haaland führt zu einer maschinenartigen Spielkontrolle, die seit dem Jahreswechsel jeden Gegner in die Knie zwingt. So auch die jungen Gunners, denen von Minute zu Minute erst die Spielfreude, dann der Mut und schließlich jegliche Hoffnung ausgesaugt wurde.

Noch hat der FC Arsenal die Tabellenführung inne – was für einen Vorjahresfünften, der sich lediglich auf drei Startpositionen verändert hat im Fernduell mit dieser himmelblauen Maschine eine Leistung für sich ist.

Doch spätestens nach dieser herausragenden Machtdemonstration am Mittwoch lautet die Frage nicht mehr, ob Manchester City den Titel verteidigen wird, sondern wann.

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„Tuchel-Fluch“-Award: FC Chelsea

Am Mittwoch verlor der FC Chelsea aufgrund einer weiteren uninspirierten Leistung gegen Brentford zum fünften Mal im fünften Spiel unter der Leitung des nunmehr dritten Trainers der Saison: Frank Lampard.

Während der Engländer als Trainer wohl nie die Karriere hinlegen wird, die er als Spieler hatte, ist er ebenso wie sein Vorgänger Graham Potter bei den chaotisch geführten Blues nahezu machtlos. So beispiellos war die Art und Weise, wie Neu-Besitzer Todd Boehly einen Kader, der 2021 noch die Champions League gewann, trotz Ausgaben von 700 Millionen Euro binnen einer Saison aufblähte, jeglicher Balance beraubte und schließlich in eine schiere Dysfunktionalität führte.

Das erste Opfer der planlosen Auswüchse an der Spitze war im September 2022 Thomas Tuchel, der nur sechs Tage, nachdem sein Kader auf einem aktiven Sommer-Transfermarkt fertig gestellt wurde, gehen musste. Bei lediglich fünf Punkten Rückstand auf Platz eins wohlgemerkt, mittlerweile sind es 36. 90PLUS kommentierte.

Die Entwicklung des FC Chelsea unter Todd Boehly ist erschreckend, aber logisch. Von einem Fluch zu sprechen, wäre also vermessen. Und dennoch ist es irgendwie bezeichnend, dass die Blues in den 26 spielen seit Tuchels Abgang elfmal verloren haben – also genau so oft wie während der kompletten, 63 Spiele umfassenden Amtszeit des 49-Jährigen an der Stamford Bridge.

„Geborener Mittelfeldspieler“-Award: Trent Alexander-Arnold

Wie auch für den FC Liverpool als Ganzes war die Saison 2022/2023 für Trent Alexander-Arnold überaus enttäuschend. Als Rechtsverteidiger.

Denn sowohl bei der englischen Nationalmannschaft als auch bei den Reds fiel der 24-Jährige hinten rechts immer wieder durch schwaches Defensivbewusstsein, Konzentrations- und Stellungsfehler auf.

Mittlerweile hat Jürgen Klopp reagiert, seit einigen Wochen lässt er Alexander-Arnold im zentralen Mittelfeld auflaufen, eine Position auf der ihm Experten schon immer eine rosige Zukunft attestierten. Denn dort kommen sein hervorragendes Auge und präzisen Passspiel nun besser zum Vorschein, während seine Defensivschwächen nicht mehr so hart ins Gewicht fallen.

Der Kniff geht auf. Beim 2:1-Arbeitssieg gegen West Ham United war Alexander-Arnold im Mittelfeld erneut eine Bereicherung für das kränkelnde Spiel der Reds. Der Engländer gibt mit hohen Ballbesitz- und Passwerten den Takt vor, kann durch seine präzisen Diagonalbälle zugleich das Spiel verlagern und hat weiterhin einen Riecher für das Tor. Gegen die Hammers legte er den wichtigen 1:1-Ausgleichstreffer durch Cody Gakpo vor – sein fünfter Assist des Monats, kein Spieler der Premier League hat in diesem Zeitraum mehr.

„Er ist der beste Passspieler im englischen Fußball“, sagte Experte Gary Lineker bei der BBC und betonte: „Er driftet allmählich in die Position, für die er geboren war.“

„How Kane I assist you?“-Award: Harry Kane und Heung-min Son

Die Tottenham Hotspur haben unter der Leitung des bereits zweiten Interimstrainers der Saison (Ryan Mason) eine Reaktion auf die 1:6-Klatsche gegen Newcastle gezeigt. Zu Hause gegen Manchester United kämpften sich die Spurs von einem 0:2-Rückstand zurück und sicherten ein 2:2-Remis.

Ausschlaggebend dafür – wie so oft: Harry Kane und Heung-min Son. Das kongeniale, übereffiziente Angriffs-Duo, das die Londoner oftmals im Alleingang auf seinen Schultern trug. Und oftmals sogar in Koproduktion. Denn beide Spieler sind nicht nur eiskalte Vollstrecker, sondern spielintelligente Vorlagengeber. Am Donnerstag war es Kane, der in der 79. Minute mit viel Übersicht und Präzision einen scharfen Flachpass hinter die United-Defensive an den zweiten Pfosten spielte, wo Son nur noch abstauben musste.

Es war bereits das 24. Mal, dass der Engländer dem Südkoreaner einen Treffer vorbereitete – damit hat Kane den Premier-League-Rekord für die meisten Vorlagen für einen Mitspieler gleichgestellt (Frank Lampard für Didier Drogba).

„Da waren’s nur noch Fünf“-Award: Der Abstiegskampf der Premier League

Es ist genau einen Monat her, da befanden sich neun Teams der Premier League im Abstiegskampf. Fünf Spieltage vor Saisonende hat sich das Feld gelichtet.

Allmählich aufatmen dürfen die Wolverhampton Wanderers, die angefangen haben, das Tor zu treffen und Crystal Palace, dank der frischen Impulsen des ewig-jungen Roy Hodgson. Sie haben jeweils 37 Zähler auf dem Konto und somit acht Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Dazu gesellen dürfen sich wohl auch der AFC Bournemouth (36), der am Donnerstagabend beim 1:0 über Schlusslicht FC Southampton erstmals überhaupt seinen dritten Auswärtssiege in Folge feierte, sowie West Ham United, das in der entscheidenden Phase der Saison zusammengewachsen ist und 34 Punkte (bei einem weniger absolvierten Spiel) hat.

Bleiben wohl nur noch fünf Teams, die ums Überleben kämpfen: Leeds United (30), Nottingham Forest (30), Leicester City (29), FC Everton (28) und Schlusslicht FC Southampton (24). Alles Mannschaften, die in der Lage sind zu überraschen. Alles Teams mit großen Schwächen. Anschnallen, es wird spannend.

Chris McCarthy

(Photo by OLI SCARFF/AFP via Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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