Champions League | Manchester United erwartet den FC Barcelona

10. April 2019 | Vorschau | BY Steffen Gronwald

Vorschau | Es ist mit die attraktivste Begegnung in den diesjährigen Viertelfinalspielen. Der FC Barcelona muss ins ungeliebte Old Trafford, wo Manchester United wartet. Folgt dort der dennoch fast schon erwartete Auswärtssieg oder erleben die Zuschauer eine (kleine) Überraschung?

Anpfiff der Partie ist am Mittwoch, 21:00 Uhr, live zu sehen bei Sky.

Manchester United

Effizienz zahlt sich aus

Manchester United zeigte im Achtelfinale was es heißt, gnadenlos effizient zu sein. PSG bestimmte nahezu über 180 Minuten das Spielgeschehen, doch jubeln durften die Red Devils. Doch der Reihe nach:

Die erste Halbzeit des Hinspiels war eine ausgeglichene Angelegenheit. Manchester United erwies sich als ein kompakt stehender Gastgeber, ließ nur wenig zu und wirkte alles in Allem einfach frischer. Doch es haperte an der Konsequenz, entweder zielten die Akteure um Paul Pogba zu ungenau oder ein PSG-Verteidiger konnte im letzten Moment blocken. So ging es torlos in die Halbzeitpause.

Nach Wiederanpfiff gab es aber nur noch ein Team, welches das Spielgeschehen bestimmte. PSG drückte Manchester United tief in die eigene Hälfte, kombinierte sich mehr und mehr zu Chancen und traf letztlich verdient zur Führung. In der 53. Minute konnte Innenverteidiger Kimpembe nach einem Eckstoß aus kurzer Distanz unbedrängt einschieben. Doch PSG dachte gar nicht daran einen Gang zurückzuschalten, die Pariser stürmten weiter auf das Tor der Gastgeber zu, es war nur eine Frage der Zeit, bis die Vorentscheidung fallen sollte.

Eine halbe Stunde vor dem Ende erzielte Mbappé dann das 2:0 und ließ damit die Herzen der Fans noch höher schlagen. Allerdings war es auch Mbappé, der einen absoluten Hochkaräter schon quasi fahrlässig liegen ließ. Dennoch schafften es die Gastgeber sich auch ohne Fremdeinwirkung selber zu schwächen, Paul Pogba sah kurz vor dem Schlusspfiff noch die Ampelkarte – die Hoffnungen auf ein Weiterkommen der Red Devils sanken gen Null. Eigentlich schien diese Duell damit entschieden. Eigentlich…

(Photo by Michael Steele/Getty Images)

Das Rückspiel begann direkt furios. Nach nicht einmal zwei Minuten zeigte sich Thilo Kehrer als effizienter Vorbereiter. Allerdings fand der Verteidiger mit seinem Zuspiel lediglich Romelu Lukaku, welcher sich nicht zweimal bitten ließ und zur frühen Führung für die Gäste einschob. Doch PSG zeigte sich nicht ansatzweise geschockt, sondern kam bereits zehn Minuten später, in Person von Juan Berant, zum verdienten Ausgleich. Doch das war noch nicht alles, was diese erste Hälfte zu bieten hatte. Obwohl PSG drückend überlegen war und alles dafür tat, die womögliche Vorentscheidung zu erzielen, war es Manchester United, die plötzlich in Führung lagen. In der 30. Minute ließ Gigi Buffon einen Schuss nach vorne abprallen, erneut war es Romelu Lukaku der am schnellsten schaltete und seine Red Devils wiederholt in Front schoss.

Aber anstatt die Chance zu ergreifen und das Spiel selber in die Hand zu nehmen, ließ Manchester die Gastgeber weiter in Richtung des eigenen Strafraums stürmen. Doch PSG verpasste es mehrfach den Sack zuzumachen, kein weiterer Abschluss wollte den Weg ins Tor finden. So kam es, wie es kommen musste. Die Red Devils trauten sich kurz vor Schluss noch mal nach vorne, zogen aus der Distanz ab und trafen – jedoch nur den Arm von Presnel Kimpembe. Dies reichte um einen höchst strittigen Strafstoß zu erhalten, welchen der junge Rashford humorlos in die Maschen beförderte. Der Weg ins Viertelfinale war damit frei.

(Photo by Julian Finney/Getty Images)

Die aktuelle Form

Seit dem Weiterkommen in der Champions League läuft es bei Manchester United ganz und gar nicht mehr rund. Die Red Devils verloren zuletzt bei Arsenal mit 2:0, schieden im FA-Cup gegen Wolverhampton aus und verloren auch in der Liga gegen die Wolves. Einzig der Sieg gegen Watford ließ Manchester United etwas aufatmen, ansonsten kämpft man derzeit mit Problemen.

Aufgrund dieser Ergebniskrise steht man derzeit wieder auf dem sechsten Tabellenplatz. Mit diesem mag man sich eigentlich gar nicht anfreunden, das Ziel ist die Qualifikation zur Champions League, nicht zur ungeliebten Europa League. Doch dafür bedarf es in allen Wettbewerben nochmal eine Leistungssteigerung. Der Zufall wird, wie gegen PSG, kaum noch einmal dafür sorgen, dass man eine Überraschung einfahren kann, das Team von Ole Gunnar Solskjær ist von nun an wieder absolut gefordert. Die Frage ist ob die Mannschaft nun wieder zu einer Leistungssteigerung fähig ist.

(Photo by Lindsey PARNABY / AFP)

Schlüsselspieler:

Es ist schwer, einen wirklichen Schlüsselspieler bei Manchester United heraus zu filtern. Das gesamte Konstrukt wird einmal mehr gefordert sein, von Angreifer Lukaku, über Mittelfeldstratege Pogba, bis hin zur Abwehrkette und Schlussmann David de Gea. Gerade Letztgenannter wird mit Sicherheit eine Menge zu tun bekommen. Kann der Spanier diesem Druck einmal mehr standhalten und damit für Entlastung sorgen?

Mit seinen zahlreichen Paraden brachte er in dieser Saison schon so manchen Star-Spieler an den Rand der Verzweiflung, mit einem super Reflex verhinderte er unter anderem im Achtelfinal-Hinspiel die 3:0 Vorentscheidung durch Mbappé. Solch eine Leistung bedarf es heute ebenfalls, de Gea muss als Führungsspieler seine Vordermänner stellen, das Spiel zum richtigen Zeitpunkt ruhig halten und – aus Sicht der Red Devils – Messi und Co. ins Stolpern bringen. Gelingt dies, wäre das fürs Erste schon mal ein Teilerfolg.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

FC Barcelona

Spannender als gedacht

Das Hinspiel zwischen Lyon und dem FC Barcelona verlief alles in allem relativ unspektakulär. Die Katalanen waren zwar über die gesamte Spieldauer das gefährlichere Team, doch keiner der 25 abgegebenen Schüsse wollte den Weg ins Tor finden. Lyon schaffte es lediglich vereinzelt für Gefahr zu sorgen, doch wenn man vor dem gegnerischen Gehäuse auftauchte, war man direkt brandgefährlich. Letztlich sicherte Marc-André ter Stegen das torlose Remis und sorgte dafür, dass das große Wunder im Hinspiel ausblieb.

(Photo by FRANCK FIFE / AFP)

Im Rückspiel gaben sich die Katalanen allerdings keinerlei Blöße. Bereits nach 16 Minuten verwandelte Lionel Messi ganz lässig einen Foulelfmeter zur frühen Führung. Weitere 15 Minuten später war es Philippe Coutinho, der auf 2:0 erhöhen konnte. Das Spiel schien damit schon vor der Halbzeit gelaufen zu sein, dass Barca dies noch verspielen könnte, schien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.

Doch die Katalanen lehnten sich im Laufe der zweiten Halbzeit zurück, man vertraute auf die Führung. So kam Lyon langsam aber sicher zu einigen Abschlüssen, von denen der von Tousart auch den Weg ins Tor fand. Plötzlich war Lyon nur noch ein Tor vom Viertelfinale entfernt, Barca hatte plötzlich mächtig Druck und konnte sich phasenweise nur schwer befreien.

Doch zwölf Minuten vor dem Ende war es wieder einmal Lionel Messi, der die Rolle des Spielverderbers einnahm und die 3:1-Führung erzielte. Dies sollte es allerdings noch nicht gewesen sein, denn zunächst bereitete Messi ein Tor für Piqué vor, anschließend durfte Dembélé eine Messi-Vorlage verwandeln. So gewann der FC Barcelona deutlich mit 5:1, das Ergebnis war aber definitiv ein wenig zu hoch.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Die aktuelle Form

Der FC Barcelona steht kurz vor der Titelverteidigung in La Liga, steht im spanischen Pokalfinale und pocht nun auf das ersehnte Triple. Wettbewerbsübergreifend konnte man acht der letzten zehn Partien für sich entscheiden, lediglich in Lyon und beim FC Villarreal kam man nicht über ein Unentschieden hinaus. Unter diesen acht Siegen finden sich auch Dreier gegen Real und Atletico Madrid wieder, Selbstläufer waren diese Siege also mitnichten.

Die Mannschaft von Ernesto Valverde befindet sich dementsprechend in einem absoluten Formhoch, in der Regel zeigt man sich defensiv stabil, kann sich stets auf Schlussmann ter Stegen verlassen und vorne brilliert Lionel Messi wie kein Zweiter. Diese Mannschaft zu stoppen, erst Recht über zwei Partien hinweg, ist aktuell nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist zwar nicht immer alles Gold was glänzt, aber der konstante Erfolg in der aktuellen Phase spricht für sich.

Schlüsselspieler: Lionel Messi

Eigentlich sollte es reichen diesen Namen als Schlüsselspieler zu schreiben, jedem Beobachter sollte mittlerweile endgültig bekannt sein, zu was der Argentinier in der Lage ist und wie er auf seine Art und Weise die Fans ins Staunen und schwärmen versetzt.

Kein Anderer schafft es ein Spiel so an sich zu reißen, kein Spieler dieser Welt besitzt solch eine Spielintelligenz, wie es der Argentinier Woche für Woche beweist. Selbst gegen so kompakte Defensivreihen à la Atletico Madrid kommt Messi im Laufe der Zeit zu großen Räumen, zu Platz und letztlich zum Torerfolg. Der mittlerweile 31-jährige kommt mit dem Druck auf seinen Schultern hervorragend zurecht und rechtfertigt mit jedem Treffer die Ansage vor dieser Saison, die Champions League endlich wieder gewinnen zu wollen. Ob Manchester United ein Mittel hat, den Dribbelkünstler über 180 Minuten still zu legen, darf zumindest angezweifelt werden.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Prognose

Ja, der FC Barcelona konnte noch nie gegen Manchster United im Old Trafford gewinnen. Doch die Chancen, dass diese Serie bricht, stehen alles andere als schlecht. Die Katalanen schwimmen nur so auf der Euphoriewelle, während die Engländer wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet sind. Kann die Defensivabteilung samt David de Gea dennoch einen Überraschungserfolg landen und dem Titelanwärter ein Bein stellen? Für den neutralen Zuschauer wäre das wünschenswert um die Spannung hoch zu halten, doch wie wahrscheinlich dies ist, darf jeder selbst beurteilen.

David Kappel, Journalist bei Soccer Laduma, denkt folgendes über die Partie:

Manchester United gegen den FC Barcelona ist für mich das Duell der Viertelfinale in der Champions League. Beide Mannschaften haben schon viele große Europäische Nächte erlebt und die letzten beiden direkten Aufeindertreffen bescherten Barca ihren dritten und vierten Champions League Titel. 2009 besiegten die Katalanen unter Pep Guardiola Sir Alex Ferguson’s Mannschaft mit 2-0 und zwei Jahre später nochmal mit 3-1. Demzufolge haben die Red Devils noch was gegen die Spanier gut zu machen.

Zu Hause, im Old Trafford, sind sie gegen Barca auch noch ungeschlagen. Allerdings denke ich, dass es dieses Mal sehr schwer wird für Manchester United gegen Barca zu glänzen. Der Glanz der ersten Spiele unter Ole Gunnar Solskjaer ist etwas verflogen, man hat drei der letzten vier Spiele verloren, ist in der Premier League zurück auf den sechsten Platz gerutscht und wurde von Wolverhampton Wanderers aus dem FA Cup geschmissen. Durch den spektakulären 3-1 Sieg bei Paris Saint-Germain wurde United die erste Mannschaft in der Champions League Geschichte, die trotz einer 2-0 Heimniederlage noch weitergekommen ist – doch Barcelona ist nicht Paris!

Die Spanier führen die Spanische La Liga souverän an. So souverän, dass Superstars wie Lionel Messi, Luis Suarez und Gerard Pique zuletzt sogar teilweise für die wichtigen Aufgaben am Saisonende geschont werden konnten. Insbesondere Messi zeigt sich diese Saison in absoluter Topform. In 40 Spielen war er schon an über 60 Toren beteiligt und gegen Englische Mannschaften trifft er besonders gerne. Er hat auch bei beiden bereits angesprochenen Finalsiegen gegen die Engländer getroffen. United hat in dieser Champions League Saison zu Hause dreimal kein Tor geschossen und zwei der vier Spiele im Old Trafford sogar verloren.

Demzufolge denke ich, dass Barca zu stark sein wird und man könnte vielleicht sogar schon im Hinspiel ein positives Resultat mit ins Camp Nou nehmen. Barcelona Kapitän Messi hat schon am Anfang der Saison 2018/19 gesagt, dass sie in dieser Saison die Champions League gewinnen wollen, nachdem Erzrivale Real Madrid vier der letzten fünf UCL Pokale in die Höhe gehoben hat. Zudem ist Barcelona gewarnt. Sie sind in den letzten drei Jahren immer im Viertelfinale gescheitert, im letzten Jahr gegen AS Rom, obwohl man zu Hause 4–1 gewonnen hatte.

Deswegen denke ich persönlich, dass Barcelona aus den Fehlern der letzten Saisons gelernt hat und das Spiel in Manchester sehr ernst nehmen wird. Ein richtig gutes Spiel könnte es werden, wenn United zu Hause in Führung gehen würde, aber ansonsten könnte ich mir ein Spiel mit wenigen Toren vorstellen, ein Spiel, in dem Messi den Unterschied machen könnte.

Mein Tipp: 2–0 Barcelona

David Kappel

Letztlich darf sich die Fußballwelt über ein hoffentlich herausragendes Fußballspiel freuen, indem vermutlich einmal mehr Lionel Messi den Unterschied ausmachen wird. Doch selbst mit einer möglichen Hinspielniederlage ist dieses Duell keinesfalls entschieden, das sollte nach dem spektakulären Achtelfinale jedem klar sein.

Mögliche Aufstellungen

Ole Gunnar Solskjær hat derzeit noch einige Sorgenfalten auf der Stirn. Während Bailly, Valencia, Darmian und Alexis verletzt ausfallen werden, sind die Einsätze von Herrera, Matic und Rashford noch ungewiss. Bekommt der Übungsleiter dennoch eine schlagfertige Truppe auf den Platz?

Manchester United: de Gea – Young (Dalot), Smalling, Lindelöf, Shaw – Fred (Herrera), Pogba, Matic (Perreira) – Lingard (Rashford), Lukaku, Martial

Sperre droht: Herrera, Matić, Shaw, Valencia, Young

Ernesto Valverde bangt einzig um einen Einsatz vom angeschlagenen Ousmane Dembélé. Doch der spanische Übungsleiter kündigte bereits an, keine Risiken eingehen zu wollen und wird den Franzosen im Zweifel eher schonen, als spielen lassen.

FC Barcelona: ter Stegen – Roberto (Semedo), Piqué, Lenglet (Umtiti), Alba – Rakitic, Busquets, Arthur (Vidal) – Messi, Suarez, Coutinho

Sperre droht: Semedo

Steffen Gronwald

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Steffen Gronwald

Steffen verfolgt primär den Vereinsfußball, fühlt sich im deutschen Ober- und Unterhaus zu Hause - verfolgt zugleich aber auch La Liga und die Premier League intensiv. Ob Offensivspektakel oder "park the Bus", fesseln tut ihn beides, zudem steht bei ihm auch der Schiedsrichter im Fokus. Seit 2016 bei 90PLUS.


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