Champions League | Topspiel in Madrid, Juventus muss Villarreal knacken – Die Vorschau

22. Februar 2022 | Vorschau | BY Michael Bojkov

Vorschau | Nächste Portion, bitte! Nach reichlich Spektakel in der vergangenen Woche warten auch an diesem Dienstag und Mittwoch spannende Hinspiele im Achtelfinale der Champions League.

Dienstag (21 Uhr)

  • Chelsea vs. Lille (Prime Video)
  • Villarreal vs. Juventus (DAZN)

Mittwoch (21 Uhr)

  • Benfica vs. Ajax (DAZN)
  • Atlético vs. ManUnited (DAZN)

Villarreal vs. Juventus: Verkehrte Favoritenrollen?

Am Diensagabend empfängt der FC Villarreal Juventus im Estadio de la Cerámica. Das „Gelbe U-Boot“ spielt die erste Champions-League-Saison seiner Vereinsgeschichte und hat nach einer starken Gruppenphase nun die Chance, ins Viertelfinale einzuziehen. Und wenngleich es gegen einen namhaften italienischen Klub geht: Unrealistisch ist das nicht. Unter Trainer Unai Emery (50) präsentiert sich Villarreal defensiv sehr kompakt, macht den gegnerischen Angriffsreihen Woche für Woche das Leben schwer. In La Liga kassierte man in 25 Spielen nur 24 Gegentore, ist an den Champions-League-Plätzen dran. Offensiv wird man vorwiegend über schnelle Umschaltmomente gefährlich. Auch die aktuelle Form spricht für die Gastgeber. So blieb man zuletzt vier Ligaspiele ungeschlagen. Neben klaren Siegen gegen Mallorca (3:0), Real Betis (2:0) und Granada (4:1) gab es ein Remis gegen Tabellenführer Real Madrid (0:0).

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(Photo by Fran Santiago/Getty Images)

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Juventus hat momentan mit deutlich mehr Baustellen zu kämpfen. Mit Paulo Dybala (28) wird der einzige wirklich verlässliche Offensivspieler fehlen. Mit Dušan Vlahović (22) hat man im Winter einen talentierten Stürmer geholt, der für die bislang mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive sorgen soll. Bei der Vecchia Signora braucht der 22-Jährige jedoch erst eine gewisse Anlaufzeit. Neben Dybala fehlen mit Giorgio Chiellini (37) und dem langzeitverletzten Federico Chiesa (24) weitere wichtige Spieler. In der Serie A hat man sich nach schwachem Saisonstart zwar sukzessive Richtung Top Vier vorgearbeitet, jedoch ließ man zuletzt wieder im Derby gegen den FC Turin Federn (1:1), was der Mannschaft sicherlich nicht allzu viel Rückenwind für die schwere Aufgabe in Spanien gibt.

Prognose: Während bei den Hausherren vieles passt, laufen die Gäste den eigenen Ansprüchen hinterher und sind zudem von Verletzungen geplagt. So sollte ein Remis oder gar ein Sieg für Villarreal niemanden überraschen. In jedem Fall dürfen wir uns auf eine enge Partie einstellen.

Mögliche Aufstellungen:

Villarreal: Rulli – Foyth, Albiol, Torres, Pedraza – Lo Celso, Capoue, Parejo – Chukwueze, Danjuma, Alberto Moreno

Juventus: Szczesny – De Sciglio, Danilo, de Ligt, Alex Sandro – Cuadrado, Locatelli, Zakaria, Rabiot – Morata, Vlahović

Chelsea vs. Lille: Klare Sache für den amtierenden Champions-League-Sieger?

Der amtierende Champions-League-Sieger bekommt es mit dem Französischen Meister zu tun: Chelsea empfängt OSC Lille. Und die „Blues“ dürften durchaus selbstbewusst in dieses Achtelfinal-Hinspiel gehen, denn zuletzt konnte man fünf Siege am Stück einfahren. Auch insgesamt spielt man – bis auf eine Durststrecke im Dezember – eine sehr ordentliche Saison. Einen großen Teil trägt die Defensive dazu bei. So kassierten die Londoner in 25 Ligaspielen nur 18 Gegentore. Dafür hakt es hier und da in der Offensive. Top-Neuzugang und Rückkehrer Romelu Lukaku (28) hält mit seinen zehn Saisontoren noch nicht alle Versprechen, auch seine Partner haben Luft nach oben. Dennoch: Die „Blues“ bringen auf allen Positionen eine enorme Qualität auf den Rasen.

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(Photo by Clive Rose/Getty Images)

Allein das macht die Aufgabe für Lille schon schwer genug. Hinzu kommt, dass der Französische Meister seinen Ansprüchen weit hinterherhinkt. Nach dem Abgang des Erfolgstrainers Christophe Galtier (55) war ein gewisser Einbruch zwar vorhersehbar, dieser nimmt jedoch weitaus größere Ausmaße an als man sich das in Lille vorgestellt hat. So bewegt man sich in der Ligue 1 im Niemandsland der Tabelle, steht aktuell auf Platz 11. Außerdem ist die einstige Stärke, die Defensive, zur Problemzone geworden. So kassierten die Franzosen immerhin bereits 35 Gegentreffer in 25 Ligaspielen. Zum Vergleich: In der Meistersaison waren es insgesamt 23. Auch die aktuelle Form spricht nicht gerade für Lille, denn les Dogues gewannen nur eine der vergangenen vier Ligapartien. Neben deutlichen Niederlagen gegen PSG (1:5) und in Brest (0:2) kam man zuletzt gegen den Tabellenneunzehnten Metz nicht über ein 0:0 hinaus.

Prognose: Die Zeichen stehen klar auf Sieg Chelsea. Formkurve, Saisonverlauf und die individuelle Klasse sprechen klar für die „Blues“, weshalb alles andere als ein Heimsieg einer Überraschung gleichkäme.

Mögliche Aufstellungen:

Chelsea: Mendy – Christensen, Thiago Silva, Rüdiger – Azpilicueta, Kanté, Jorginho, Alonso – Ziyech, Pulišić – Lukaku

Lille: Jardim – Çelik, Fonte, Botman, Gudmundsson – Weah, André, Xeka, Bamba – Jonathan David, Yilmaz

Benfica vs. Ajax: Bereit für die nächste Gala?

In der Gruppenphase ließ Benfica auf eine beeindruckende Art und Weise den FC Barcelona hinter sich. Nun wartet im Achtelfinale Ajax. Keine leichte Aufgabe für die Portugiesen, denn: Mal abgesehen von der erfolgreichen Gruppenphase in der Champions League läuft beim ehemaligen portugiesischen Serienmeister in dieser Saison nicht alles so, wie man sich das vorgestellt hatte. In der Liga steht man nur auf Platz drei, kann die Meisterschaft mit zwölf Punkten Rückstand auf Tabellenführer Porto bereits elf Spieltage vor Schluss abhaken. Das war auch mit der Grund, weshalb Trainer Jorge Jesus (67) zum Jahreswechsel seinen Posten räumen musste. Es übernahm Nélson Veríssimo (44), unter dem seither jedoch auch nicht sonderlich viel zusammenläuft. So holte man in acht Ligapartien unter dem neuen Übungsleiter lediglich vier Siege, zuletzt gab es ein 2:2 bei Abstiegskandidat Boavista. Immerhin: Hoffnung macht die Offensive. Mittelstürmer Darwin Nuñez (22) gelangen in 28 Saisonspielen 23 Treffer, Rechtsaußen Rafa Silva (28) konnte in bislang 26 Auftritten elf Tore und 17 Vorlagen verbuchen.

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(Photo by KENZO TRIBOUILLARD/AFP via Getty Images)

Aber ob das gegen Ajax reicht? Die Niederländer spielen eine herausragende Runde, die etwas an die glorreiche Saison 2018/19 erinnert, in der man Real Madrid eindrucksvoll aus dem Achtelfinale katapultierte und erst spät und unglücklich im Halbfinale an Tottenham scheiterte. Die Mannschaft strahlt eine enorme Spielfreude aus, die sich auch in den Resultaten widerspiegelt. So gewann Ajax die letzten zehn Spiele in Folge – neun davon zu Null. Und überhaupt: Ganze fünfmal (!) erst mussten die Männer von Erik ten Hag (52) in der Liga ein Gegentor hinnehmen. Bei 23 Spielen eine unfassbare Zahl. Offensiv läuft es nicht minder verkehrt. Dafür sorgt vor allem Sébastien Haller (27), der eine beeindruckende Gruppenphase mit zehn Toren hinlegte, in insgesamt 28 Saisonspielen 28 mal traf. Ein weiterer Faktor: Linksaußen Dušan Tadić (33), dem in 30 Saisonspielen ganze 18 Torvorlagen gelangen.

Prognose: Ajax geht als klarer Favorit ins Spiel. Hinten lassen die Niederländer nichts anbrennen, vorne treffen sie wie am Fließband. Benfica muss einen Sahnetag erwischen, um diese Truppe zu stoppen.

Mögliche Aufstellungen:

Benfica: Vlachodimos – Lazaro, Otamendi, Vertonghen, Grimaldo – Rafa Silva, Taarabt, Weigl, Everton – Ramos, Nuñez

Ajax: Pasveer – Mazraoui, Timber, Martínez, Blind – Klaassen, Álvarez, Berghuis – Antony, Haller, Tadić

Atlético vs. ManUnited: Zwei Größen, die ihren Ansprüchen hinterherhinken

Das auf dem Papier größte Duell in dieser Woche liefern sich Atlético und ManUnited. Auf dem Papier, weil beide Klubs ihren Ansprüchen hinterherhinken und sich das auch auf dem Platz äußern könnte.

Atleti spielt eine durchwachsene Runde. Die Nachwirkungen einer kräftezehrenden Meistersaison? Während man sich durch die Gruppenphase zitterte, am Ende gerade noch so das Achtelfinale klarmachte, läuft es in der Liga auch nicht wirklich rund. Platz fünf nach 24 Spieltagen, die Titelverteidigung: längst abgehakt. Ungewöhnlich sind vor allem die vielen Gegentore. Ganze 34 mal musste Jan Oblak (29) in der Liga schon hinter sich greifen. Im Gegensatz zur Meistersaison wirkt die Hintermannschaft ganz und gar nicht sattelfest. Auch die letzten Spiele verdeutlichen das. So gab es zwischen Niederlagen beim FC Barcelona (2:4) und gegen Schlusslicht Levante (0:1) einen 4:3-Sieg gegen Getafe. Immerhin: Die Offensive um Ángel Correa (26, 12 Saisontore) und Luis Suárez (35, 11 Saisontore) scheint einigermaßen zu funktionieren. Zuletzt landeten die Colchoneros außerdem einen 3:0-Erfolg bei Osasuna, der sicherlich nochmal Rückenwind gibt.



Rückenwind hat auch ManUnited. Die „Red Devils“ konnten ihre letzten beiden Spiele siegreich gestalten, gewannen 2:0 gegen Brighton und zuletzt 4:2 in Leeds. Aber auch sie hinken – sogar einmal mehr – ihren eigenen Ansprüchen hinterher. Auch unter dem neuen Trainer Ralf Rangnick (63) ist noch viel Luft nach oben. So konnte der 63-Jährige erst acht seiner 15 Spiele als United-Coach siegreich gestalten. Zu häufig lässt man Punkte gegen kleinere Mannschaften liegen, so etwa gegen Southampton (1:1), Burnley (1:1), Aston Villa (2:2) oder im FA-Cup gegen Zweitligist Middlesbrough (7:8 n.E.). In der Offensive ist zudem einzig auf Cristiano Ronaldo (37, 15 Saisontore) und Bruno Fernandes (27, neun Saisontore, 13 Vorlagen) halbwegs Verlass. Spieler wie Marcus Rashford (24) oder Sommerneuzugang Jadon Sancho (21) finden nicht in die Spur.

Prognose: Beide Mannschaften haben mit ihren Problemen zu kämpfen. Der Heimvorteil und die Tatsache, dass Atleti unter Trainer Diego Simeone (51) in solchen Spielen nicht selten nochmal einen Extraschub bekommt, machen die Rojiblancos zum leichten Favoriten. Dennoch: Es wird auf Nuancen ankommen.

Mögliche Aufstellungen:

Atlêtico: Oblak – Vrsaljko, Savić, Giménez, Mandava – Llorente, Herrera, Koke, Carrasco – Suárez, Felix

ManUnited: De Gea – Wan-Bissaka, Lindelöf, Maguire, Shaw – Pogba, McTominay – Lingard, Fernandes, Sancho – Ronaldo

Photo by Getty Images

Michael Bojkov

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 bei 90PLUS und vorwiegend in Spanien unterwegs.


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