Liverpool-Debakel gegen Real Madrid: Das letzte Zeichen für den Neuaufbau

23. Februar 2023 | Trending | BY Manuel Behlert

Spotlight | Der FC Liverpool feierte unter Jürgen Klopp große Titel, zeigte große Spiele, vor allem in der Champions League an der Anfield Road. Dreimal stand Klopp mit den Reds im Endspiel, einmal feierte er den Titel. Das Hinspiel im diesjährigen Achtelfinale der Königsklasse gegen Real Madrid sollte ein Fußballfest werden, es bestätigte stattdessen, was viele ahnten. 

Liverpool nur am Anfang furios

Die Neuauflage des Endspiels von 2022 zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid in der Champions League versprach viel. Jürgen Klopp und seine Mannschaft sahen den Zeitpunkt, um auf die Königlichen zu treffen, durchaus als günstig an. Dieser Eindruck sollte sich in den ersten Minuten auch bestätigen, denn die Reds begannen furios. Hohes Pressing, eine unglaubliche Dynamik im Mittelfeld und ein extrem guter Zug zum Tor zeichneten Liverpool aus. Darwin Nunez erzielte früh das 1:0, Mo Salah spielte David Alaba in der Anfangsphase nicht nur einen Knoten in die Beine. Real wirkte nervös und überrascht, Thibaut Courtois ließ sich zu einem Patzer hinreißen und Salah erhöhte auf 2:0. Alles war angerichtet für eine neue magische Nacht an der Anfield Road.



Doch so furios Liverpool begann, so schnell kehrte auch wieder Ruhe ein. Real Madrid arbeitete sich allmählich in das Spiel und hatte in persona Vinicius Jr. die richtige Antwort. Das 2:1 war eine Art Wendepunkt. Liverpool zitterte nun selbst, war unsicher. Es fehlte die klare Marschroute, etwas, das man von dieser Mannschaft so in der Vergangenheit nicht kannte. Und schnell zeigte sich, warum die Reds in der Liga nur im Mittelfeld der Tabelle zu finden sind. Schließlich ließ sich auch Alisson zu einem Fehler hinreißen, der das 2:2 zur Folge hatte. Auch Joe Gomez erwischte einen immens schlechten Tag. Real Madrid fand zu seinem Rhythmus, drehte die Partie komplett und gewann am Ende sehr deutlich mit 5:2. Es war keine magische Nacht in Anfield, sondern ein Desaster.

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Liverpool und die bittere Erkenntnis

Der Dienstagabend sollte für Erkenntnisse beim FC Liverpool sorgen. Erkenntnisse darüber, ob die Reds auf dem allerhöchsten Niveau mithalten können, trotz schwieriger Saison zu einzelnen Highlightspielen fähig sind, wenn es darauf ankommt. Klopp selbst äußerte sich zu den Gründen für den Kompletteinbruch seines Teams. Du musst das Spiel über 90 Minuten so bestreiten, wie wir es in der ersten Hälfte getan haben. Es ist wichtig, das Momentum zurückzuerlangen, nachdem wir die Gegentore kassiert haben. Doch das Gegenteil war der Fall“, zitiert Real Total den Übungsleiter der Reds. Das Momentum auf die eigene Seite zu drehen, auf Rückschläge zu reagieren, das sind Elemente, die Liverpool in besseren Zeiten beherrschte.

Real Madrid Liverpool

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Real Madrid war im Endeffekt nicht nur das bessere, sondern auch das geduldigere Team. Ein Team, das länger an sich geglaubt hat und Phasen, in denen es weniger gut lief, besser wegstecken konnte. Verunsicherung und Hilflosigkeit auf einmal waren bei Liverpool länger nicht mehr zu erkennen. Bis zum Dienstagabend eben. Die angesprochenen Erkenntnisse für die Reds gab es durchaus. Nein, Liverpool kann aktuell nicht auf höchstem Niveau mithalten. Und es braucht einen deutlichen Schnitt im Sommer. Das steht spätestens jetzt fest.

Wenn Klopp geht, dann geht er selbst

Einige Spieler im Kader des FC Liverpool erreichen seit geraumer Zeit nicht mehr ihr Topniveau. Während die Offensive in der Spitze wie in der Breite sehr gut besetzt ist, fehlt es dahinter fast auf jeder Position an einem der beiden Faktoren. Virgil van Dijk ließ sich in dieser Saison schon zu mehr unnötigen Fehlern hinreißen als in den letzten Jahren zusammen, im Mittelfeld fehlt ein zusätzliches, strukturgebendes Element neben Thiago Alcantara, das zudem noch eine Box-to-Box-Dynamik einbringt, Chaos generieren kann. Klopp hat Ideen, wie gegen die Krise gekämpft werden kann, seine Spieler sind aktuell aber nicht in der Lage, diese umzusetzen.

Natürlich ist der Trainer nicht von seinem Einfluss auf die Gesamtsituation freizusprechen. Auch er war in die Kaderplanung involviert, er stellt die Mannschaft Woche für Woche auf. Aber der Grundtenor rund um den Klub ist weiter der, dass Klopp in der neuen Saison nur dann nicht mehr Trainer des FC Liverpool ist, wenn er selbst das so will. Wie viel Arbeit vor ihm liegt und wie viel seinem Team fehlt, das weiß er spätestens seit dem Dienstagabend. Das Debakel gegen die Königlichen kann auch ein positives Element mit sich bringen, denn es war das letzte, deutliche Zeichen für den dringend benötigten Wiederaufbau.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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