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90PLUS » St. Pauli vs. HSV: Die Stadtmeisterschaft geht in die nächste Runde
Bundesliga

St. Pauli vs. HSV: Die Stadtmeisterschaft geht in die nächste Runde

Yannick Lassmann
12.08.21, 22:59
Yannick Lassmann
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Vorschau | Der FC St. Pauli ging aus den letzten Duellen mit dem HSV zumeist als Sieger hervor. Vor der Begegnung am Freitagabend befinden sich beide Mannschaften in guter Form.

Anpfiff der Partie ist am Freitag, 18.30 Uhr, live auf Sky.

  • St. Pauli will den guten Saisonstart bestätigen
  • Findet der HSV zu Konstanz in seinem Spiel?
  • 10.000 Zuschauer kommen ans Millerntor

FC St. Pauli: Offensiv ausgerichtet ins Derby

Trainer Timo Schultz (43) scheint den FC St. Pauli in die Spur zu bringen. Nach schwierigem Start legte der Stadtteilklub in der vergangenen Saison eine bärenstarke Rückrunde mit 31 Punkten hin. Dennoch herrschten Zweifel im Umfeld, da mit Rodrigo Zalazar (22) und Omar Marmoush (22) zwei prägende Säule den Verein verließen. Inzwischen dürften die Anhänger deutlich optimistischer auf den Zustand ihres Vereins blicken. Denn der Saisonstart war vielversprechend. Im Auftaktspiel fegte St. Pauli am Millerntor den letztjährigen Fast-Aufsteiger Holstein Kiel mit 3:0 vom Platz. In der Woche darauf wussten die Kiezkicker erneut mit defensiver Stabilität zu überzeugen. In Aue langte es jedoch nur zu einem torlosen Remis.

Ganz anders verlief der DFB-Pokal-Auftritt beim Drittligisten Magdeburg. In einer spektakulären Begegnung stellten die Hansestädter gewiss nicht die bessere, aber die effizientere Mannschaft und gewannen am Ende glücklich mit 3:2. Torhüter Dennis Smarsch (22) stand nahezu die gesamten 90 Minuten über unter Beschuss. Er meisterte die Prüfung und wird trotzdem am Freitagabend wieder auf der Bank Platz nehmen. Mit Nikola Vasilj (25) verpflichtete St. Pauli eine bislang noch nicht bezwungene neue Nummer eins. Davor lässt Schulz in einem 4-4-2-System mit Mittelfeldraute agieren. Als Schlüsselspieler kristallisierten sich Abwehrchef Philipp Ziereis (28), der unermüdliche Linksverteidiger Leart Paqarada (26) oder der fest aus Genk verpflichtete alleinige Sechser Eric Smith (24) heraus. Doch für den Unterschied sorgen die Offensivkräfte. Daniel-Kofi Kyereh (25) wirbelt hinter der Doppelspitze – genauso wie in der abgelaufenen Rückserie. Dazu hält Guido Burgstaller (32) seine Trefferquote aufrecht. Er steht schon wieder bei drei Pflichtspieltoren. Mit dem zweiligaerfahrenen und schon einsatzbereiten Marcel Hartel (25) legte die sportliche Leitung unter der Woche sogar noch einmal nach.

FC St. Pauli HSV
(Photo: Imago)

Bestmögliche Elf kann antreten

Daher wirkt es wenig verwunderlich, wenn Schultz auf der Pressekonferenz sagt: „Ich gehe davon aus, dass zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die nach vorne spielen wollen.“ Die starke Derbybilanz (drei Siege, zwei Unentschieden, eine Niederlage) seit dem HSV-Abstieg spiele aus seiner Sicht keine Rolle. „Davon können wir uns nichts kaufen. Es geht wieder von vorne los“, führte der Übungsleiter aus. Personelle Sorgen hat er nicht zu beklagen. Mit Lukas Daschner (22), den Neuzugängen Etienne Amenyido (23) sowie Jackson Irvine (28), Angreifer Igor Matanovic (18) und dem erneut angeschlagenen Christopher Avevor (29) fallen zwar einige Akteur aus, der FC kann dennoch in sehr guter Besetzung auflaufen – und angetrieben von 9.300 eigenen Fans unter Beweis stellen, dass er mehr erreichen kann als nur einen Platz im Tabellenmittelfeld.  

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Der Hamburger SV darf sich keine Schwächephasen erlauben

Mit Skepsis wurde der zuvor eineinhalb Jahre joblose Tim Walter (45) von Beobachtern empfangen. Mit seiner attraktiven Spielidee und ungewohnt klaren Worten in der Öffentlichkeit sammelte der neue HSV-Coach allerdings erste Sympathien. Die Ergebnisse spielten ihm bislang in die Karten. Das Zweiliga-Eröffnungsspiel gewannen die Rothosen auf beeindrucke Art und Weise auf Schalke mit 3:1. Nach schläfrigen Anfangsminuten dominierten sie das Geschehen, woran sie im Heimspiel gegen Dynamo Dresden 45 Minuten lang anknüpften. Die Pausenführung von 1:0 fiel allerdings deutlich zu niedrig aus. Im zweiten Abschnitt kippte die Partie und der Gast kam noch zum Ausgleichstreffer. Auch beim Pokalspiel in Braunschweig gab der HSV zunächst klar den Ton an. Die Führung durch Jan Gyamerah (26) erhöhte die Spielkontrolle keineswegs, stattdessen kam die Eintracht auf, glich aus und schnupperte sogar am Führungstreffer. Erst in der zweiten Halbzeit kontrollierte der ambitionierte Zweitligist wieder das Geschehen. Für den 2:1-Siegtreffer sorgte Robert Glatzel (27).

St. Pauli HSV
Photo: Imago

Der Angreifer ist einer von drei Neuzugängen, die jedes Pflichtspiel von Anfang an absolvieren. Ludovit Reis (21) gefällt als einsatzfreudiger und spielstarker Mittelfeldspieler, während Sebastian Schonlau (27) direkt zum Kapitän aufstieg. Er rechtfertigte die Rolle bislang mit starken Leistungen. Sowohl im Zweikampf als auch im Spiel mit dem Ball findet er größtenteils die richtige Lösung. Davon profitiert auch sein Nebenmann in der Innenverteidigung: Eigengewächs Jonas David (21) scheint der Durchbruch in der Profimannschaft zu gelingen. Er bringt ebenfalls die nötigen fußballerischen Qualitäten mit, um die teils auch ziemlich riskante Spielphilosophie umzusetzen. Vor der Viererkette will Walter mit einem Dreiermittelfeld auftreten. Das Kommando hat dort eindeutig der von seiner Gehirnerschütterung genesene Jonas Meffert (25) – kam im Sommer aus Kiel – inne. Torgefahr sollen insbesondere Sonny Kittel (28), der noch etwas unglückliche Glatzel und Manuel Wintzheimer (22) entwickeln.

Walter verlangt von seiner Mannschaft ein mutiges Auftreten

Doch mit Personalfragen wollte sich der Chefcoach im Gespräch mit den Medienvertretern nicht wirklich auseinandersetzen. Lediglich den bisher unter seiner Leitung kaum gefragten Jeremy Dudziak (25) nannte er „eine Option für die Startelf.“ Deutlicher bezog Walter Stellung zur Herangehensweise: „Wir sind der HSV. Ich schaue auf uns, damit wir unsere Abläufe, unsere Bereitschaft und unseren Mut an den Tag legen – das ist für mich das Entscheidende. Wer keinen Mut an den Tag legt, wird den Kürzeren ziehen.“ Er selbst freue sich „riesig“ auf das Hamburger Derby. Denn „wer Fußball spielt, träumt genau davon.“ Neben der Mannschaft werden 700 Unterstützer die kurze Fahrt ans Millerntor antreten. Außer den Langzeitverletzten Stephan Ambrosius (22) und Robin Meißner (21) dem frisch aus Malmö eingekauften Torhüter Marko Johansson (22) sind alle Spieler an Bord. Nur David Bates (24) befindet sich weiter auf Vereinssuche. Klaus Gjasula (31) hat den HSV hingegen bereits in Richtung Darmstadt verlassen.

Prognose

Der HSV gewann letztmals am 10.03.2019 ein Stadtduell. Seitdem hatte St. Pauli dreimal die Nase vorn. Die Statistiken sprechen also eindeutig für die Braun-Weißen, die auch von der individuellen Klasse fast schon auf Augenhöhe agieren. Da beide Mannschaften einen fußballbejahenden Ansatz vertreten, dürfen sich die Zuschauer auf ein sehr unterhaltsames Derby freuen, das am Ende einen Ausgang von höchstens einem Tor Differenz bieten wird. Noch wahrscheinlicher erscheint jedoch ein leistungsgerechtes Unentschieden.

Mögliche Aufstellungen:

FC St. Pauli: Vasilj – Zander, Ziereis, Medic, Paqarada – Smith – Becker, Benatelli – Kyereh – Burgstaller, Makienok

Hamburger SV: Heuer Fernandes – Gyamerah, David, Schonlau, Leibold – Meffert – Kinsombi (Reis), Dudziak – Kittel, Glatzel, Wintzheimer (Jatta)

Photo: Imago

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