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2. Bundesliga | Die direkten Duelle entscheiden im Aufstiegsrennen

30. März 2022 | Spotlight | BY Yannick Lassmann

Spotlight | Noch sieben Vereine dürfen auf den Sprung in Deutschlands höchste Spielklasse hoffen. Auf die 2. Bundesliga wartet ein dementsprechend spannender Schlussspurt, in dem viele Kontrahenten noch direkt aufeinandertreffen.

2. Bundesliga: Sieben Klubs träumen vom Aufstieg

Sieben Spieltage stehen noch aus, bis alle Entscheidungen – die Relegationsspiele ausgeklammert – im deutschen Profifußball gefallen sind. Die 2. Bundesliga lockt abermals mit reichlich Spannung. Lediglich vier Punkte trennen die Ränge eins bis vier. Selbst der Siebtplatzierte befindet sich noch in Reichweite der Spitze. Vertreten ist dort eine bunte Mischung aus großen Traditionsvereinen wie Werder Bremen, Schalke 04, dem HSV oder dem 1. FC Nürnberg, dem deutschlandweit angesehenen FC St. Pauli und Mannschaften, die wohl nicht jeder Beobachter auf dem Zettel hatte wie dem SV Darmstadt 98 oder 1. FC Heidenheim.

 

 

Platz eins: FC St. Pauli (51 Punkte)

Der Blick auf den Tabellenführer sorgt durchaus für Staunen, wenn man nochmal auf den Start ins Jahr 2022 schaut. Der FC St. Pauli spielte eine brillante Hinserie, verlor dann aber den Faden, unterlag im Stadtderby erstmals seit fast drei Jahren dem HSV und kassierte im eigenen Stadion ins bittere 0:3-Niederlage gegen Hannover 96. Mit Daniel-Kofi Kyereh weilte ein Unterschiedsspieler währenddessen ein Leistungsträger beim Afrika-Cup. Der ebenfalls schwer ersetzbare Guido Burgstaller verlor an Treffsicherheit, allerdings erhielt er durch die Abwesenheit des Spielgestalters wesentlich weniger Zuspiele.

Inzwischen hat sich Kyereh von den Strapazen erholt, erzielte in den vergangene vier Ligapartien ebenso viele Tore. Die Braun-Weißen sammelten zehn wertvolle Punkte ein, distanzierten zuletzt den 1. FC Heidenheim durch einen 1:0-Erfolg am Millerntor, wo sie 32 ihrer 51 Zähler einfuhren. Mit Werder Bremen, Darmstadt 98 und dem 1. FC Nürnberg gastieren noch drei Rivalen beim Hamburger Stadtteilklub, der jedoch auch noch auf Schalke antreten muss und sich nun mit dem brisanten Nordduell bei Hansa Rostock auseinandersetzt. Platz eins bringt zwar eine wertvolle Ausgangsposition, die aber ganz schnell verloren gehen könnte.

Platz zwei: Werder Bremen (51 Punkte)

Noch mehr spricht der Trend für Werder Bremen. Trainer Ole Werner weist seit Amtsantritt eine herausragende Bilanz vor. Zehn Siege, ein Unentschieden sowie eine Niederlage stehen zu Buche. Die jüngste 1:2-Pleite in Heidenheim konterte der SVW mit einem hart erarbeiteten Sieg im Topspiel gegen Darmstadt (1:0). Dabei fehlten zahlreiche Leistungsträger wie Ömer Toprak, Marco Friedl, Mitchell Weiser, Leonardo Bittencourt oder Marvin Ducksch. Die beiden letztgenannten Akteure stoßen nach ihrer Corona-Infektion wieder zur Mannschaft. Insbesondere Ducksch, der mit Niclas Füllkrug ein starkes Sturmduo bildet, dürfte die Qualität der Mannschaft erheblich steigern. Erst im August schloss er sich Werder an, erzielte 15 Tore und legte neun auf.

Dabei glänzte er auch in den bedeutenden Spielen, traf doppelt im Nordderby beim HSV. Spätestens seitdem der Erzrivale niedergerungen wurde, herrscht große Euphorie im Bremer Umfeld, die im Endspurt auch benötigten wird. Defensiv könnten nämlich Probleme drohen, wenn Abwehrchef Toprak nicht rechtzeitig sein Comeback gibt. Angesichts von Begegnungen mit St. Pauli, Nürnberg und Schalke dürfte noch im April feststehen, wohin der Weg führt. Die letzten drei Partien gegen Kiel, Aue und Regensburg – allesamt Vereine, deren Status schon gesichert sein könnte, – könnten sich als dankbar erweisen.

2. Bundesliga: Werder Bremen gewann das Derby beim HSV.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Platz drei: SV Darmstadt 98 (48 Punkte)

Als große Überraschung fungiert in der laufenden Saison der SV Darmstadt 98. Vor Beginn als Abstiegskandidat gehandelt, formte Trainer Torsten Lieberknecht eine offensiv ausgerichtete Mannschaft, die in der Hinserie beeindrucke 39 Treffer produzierte. Regelmäßige Kantersiege wie ein 6:1 gegen Ingolstadt und Sandhausen oder 4:0-Erfolge über Hannover und St. Pauli standen zu Buche. Der Doppelsturm aus Philipp Tietz und Luca Pfeiffer netzte jeweils zwölfmal ein, weshalb Rang zwei eroberte wurde.

Nach der Winterpause folgte nur noch ein weiterer Treffer. Dennoch befinden sich die Lilien in aussichtsreicher Position, weil sie selbst eine 0:5-Klatsche gegen den HSV verarbeiteten. Anschließend gab es nämlich fünf ungeschlagenen Spiele am Stück, ehe es die 0:1-Niederlage in Bremen setzte. Dort legte der SVD eine vielversprechende Anfangsphase hin, ehe der berechtigte Platzverweis für Klaus Gjasula das Geschehen komplett veränderte. Am kommenden Samstag empfängt Darmstadt Holstein Kiel. Danach geht es Schlag auf Schlag mit Begegnungen in Nürnberg, gegen Schalke und auf St. Pauli. Wohin die turbulente Reise der Hessen führt, dürfte sich in diesen Partien klären. Eine zufriedenstellende könnte in eine denkwürdigen Spielzeit – siehe Aufstiegsjahr 2014/15 – umgewandelt werden.

Platz vier: FC Schalke 04 (47 Punkte)

Ein ganz anderer Druck herrscht in Gelsenkirchen. Infolge des höchst blamablen Abstiegs aus der Bundesliga stellten die Verantwortlichen um Peter Knäbel und Rouven Schröder einen ansprechenden Kader zusammen, der allerdings nur selten sein vermeintliches Leistungspotenzial abrief. Die 3:4-Niederlage war schließlich gleichbedeutend mit der Trennung von Dimitritos Grammozis, dem es nie gelang eine klare Spielidee zu etablieren. Der bisherige Assistent Mike Büskens sprang ein, startete mit Pflichtsiegen über Ingolstadt (3:0) und Hannover 96 (2:1).

Fußballerisch sorgten die Leistungen weiterhin für wenig Begeisterung. Heraus stach der gleich vier Scorerpunkte verbuchende Rodrigo Zalazar – einer der Hoffnungsträger für den Schlusspunkt. Ebenso besteht weiter Verlass auf Simon Terodde, dem schon 19 Saisontore gelangen. Doch auf S04 warten fast ausschließlich hochkarätige Gegner. Nach dem brisanten Auswärtsspiel am Freitag in Dresden geht es gegen Heidenheim, Darmstadt und Bremen, ehe nach dem Gastspiel in Sandhausen noch die abschließenden Aufeinandertreffen mit St. Pauli und Nürnberg folgen. In der Hinserie sammelten die Königsblauen im Vergleich mit den direkten Konkurrenten magere vier Punkte ein. Eine ähnliche Anzahl wird im Aufstiegsrennen definitiv nicht ausreichen.

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Platz fünf: 1. FC Nürnberg (46 Punkte)

Das Spieljahr schien für die Clubberer bereits im Februar abgehakt zu sein. Der starke Saisonstart wurde nämlich nicht veredelt. Die Stimmung kam nach der 0:5-Heimpleite gegen Ingolstadt und einem darauffolgenden 1:4 in Karlsruhe am Boden an. Doch die Mannschaft von Robert Klauß, dessen Mannschaft zuvor einen stabilen Eindruck hinterließ und wenig Gegentore kassierte, fand wieder in die Spur. Vier Siege am Stück beförderten sie zurück in die Spitze der 2. Bundesliga. Gegen den HSV sprang erstmals ein Sieg über eine Top-Mannschaft heraus.

Weitere Erfolgserlebnisse müssen gelingen, damit der FCN zum achten Mal ins Oberhaus aufsteigen kann. Der Startschuss soll schon am Sonntag in Heidenheim erfolgen, ehe das Heimspiel gegen Darmstadt 98 und der Auftritt im Bremer Weserstadion ansteht. Sollten die Nürnberger, die vor der Länderspielpause gegen Dresden nicht über ein 1:1 hinauskamen, dort eine gute Figur abgeben, was angesichts der Formstärke realistisch erscheint, könnte eine ohnehin schon gelungene Saison gekrönt werden. Doch auch das Ende hat es mit Partien gegen St. Pauli und Schalke in sich.

2. Bundesliga: Der Trend spricht auch für den 1. FC Nürnberg.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Platz sechs: Hamburger SV (42 Punkte)

In keinerlei direkte Begegnungen mehr verwickelt ist der HSV, der sich auf einem guten Weg zu befinden schien, als er im Winter erst den 1. FC Köln im DFB-Pokal ausschaltete und dann hintereinander St. Pauli (2:1), Darmstadt (5:0) und Heidenheim (2:1) bezwang. Richtung Frühling zeigte die Formkurve – wie bereits in den vergangenen Jahren – nach unten. Die Rothosen verloren gegen Werder sowie Nürnberg unglücklich und kamen gegen Sandhausen und Düsseldorf nicht über Unentschieden heraus. Die ständigen Punkteteilungen (12) warfen die auf Ballbesitz fokussierte Mannschaft von Tim Walter weit zurück, denn alle Konkurrenten fuhren weit mehr als zwölf Saisonsiege ein.

Darüber hinaus machte sich die fehlende Breite im Kader zuletzt bemerkbar. Schlüsselspieler wie Sonny Kittel oder der nach Frankfurt wechselnde Faride Alidou verloren ihre Hochform. Lediglich Robert Glatzel trifft fleißig weiter, was derzeit nicht ausreicht. Umso besser fällt die Terminierung des Heimspiels-Doppelpacks gegen Paderborn und Aue, die zuletzt ebenfalls kaum gute Resultate einfuhren. Sollte der HSV beide Partien gewinnen, rückt er zumindest bis auf drei Zähler an den Relegationsplatz heran und kann angesichts des vermeintlich leichten Restprogramm nochmal neue Hoffnung schöpfen. Viele Ausrutscher darf er sich aber nicht mehr erlauben.

Platz sieben: 1. FC Heidenheim (42 Punkte)

Lediglich noch Außenseiterchancen besitzt der 1. FC Heidenheim, nachdem er sich zuletzt dem FC St. Pauli unglücklich mit 0:1 geschlagen geben musste. Zwei Wochen zuvor verspielte die Auswahl des seit 2007 amtierenden Trainers Frank Schmidt eine 2:0-Führung in Darmstadt. Vier Punkte aus diesen beiden Partien hätten die Kicker von der Ostalb in eine vielversprechende Lage gebracht. Insgesamt sammelten sie auf fremden Platz nur magere 14 Punkte ein. Zum Vergleich: in der Voith-Arena gab es die doppelte Anzahl an Punkten. Unter anderem wurden Siege über den FC Schalke 04 und Werder Bremen gefeiert.

Am Sonntag soll auch der 1. FC Nürnberg dort als Verlierer das Spielfeld verlassen, wodurch die bislang nur 34 Saisontore bejubelnden Heidenheimer gestärkt die Reise nach Gelsenkirchen antreten. Eine weitere Niederlage wäre allerdings gleichbedeutend mit dem endgültigen Rückfall ins gehobene Mittelfeld, womit alle Beteiligten beim 2020 immerhin die Aufstiegsrelegation erreichenden 1. FCH auch gut leben können.

Die direkten Duelle im Überblick:

28. Spieltag: 1. FC Heidenheim – 1. FC Nürnberg

29. Spieltag: FC Schalke 04 – 1. FC Heidenheim, FC St. Pauli – Werder Bremen, 1. FC Nürnberg – SV Darmstadt 98

30. Spieltag: Werder Bremen – 1. FC Nürnberg, SV Darmstadt 98 – FC Schalke 04

31. Spieltag: FC Schalke 04 – Werder Bremen, FC St. Pauli – SV Darmstadt 98

32. Spieltag: FC St. Pauli – 1. FC Nürnberg

33. Spieltag: FC Schalke 04 – FC St. Pauli

34. Spieltag: 1. FC Nürnberg – FC Schalke 04

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

 

Yannick Lassmann

Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.


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