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2. Bundesliga | Terodde geht voran: Das Team der Saison 2021/22

16. Mai 2022 | Trending | BY Yannick Lassmann

Die 2. Bundesliga sorgte wieder einmal für reichlich Spektakel und lockte mit reichlich Spannung bis zum Ende. Am Ende sicherten sich die Favoriten Schalke 04 und Werder Bremen den Aufstieg, während der Hamburger SV in die Relegation einzog. Akteure aller drei Vereine fanden den Weg in unsere Mannschaft der Saison.

Selbstverständlich ist es nicht einfach, eine „Topelf“ zu nominieren, die ausnahmslos jedem gefällt. Aus diesem Grund nominieren wir abgesehen von der Elf der Saison in der Bundesliga auch eine dazugehörige Bank, die weitere Topleistungen würdigt. 

2. Bundesliga: Das Team der Saison 2021/22

Tor – Daniel Heuer Fernandes (Hamburger SV): Vor der Saison stand sein Stammplatz noch auf der Kippe, nachdem ihn der HSV bereits für Julian Pollersbeck und Sven Ulreich ins zweite Glied rutschen ließ. Doch Tim Walter sprach ihm das Vertrauen, da er ideal zu seiner fußballerischen Herangehensweise passte. Fernandes glänzte jedoch nicht nur mit dem Ball am Fuß, sondern rief seine Qualitäten auch auf der Linie ab, wie seine Fangquote von 77,5 Prozent – die höchste innerhalb der 2. Bundesliga – und der niedrigste Gegentorschnitt (1,11) beweist. Dem HSV sicherte er mit seinen Paraden, insbesondere im Eins-gegen-eins, Rang drei.

Innenverteidiger – Patric Pfeiffer (SV Darmstadt 98): Nahm in den vergangenen eineinhalb Jahren zumeist auf der Bank Platz, verpasste zudem die Auftaktspiele coronabedingt, war aber anschließend nicht mehr aus der Startelf wegzudenken. Pfeiffer hielt mit seiner Zweikampfstärke viele Angreifer vom eigenen Tor fern, weshalb Torhüter Schuhen gleich elf Zu-Null-Spiele verbuchte. Darüber hinaus galt er durch sein kluges Aufbauspiel auch als Stütze im eigenen Ballbesitz, sodass sein Marktwert auf gleich 1,5 Millionen Euro anstieg.

Innenverteidiger – Ko Itakura (FC Schalke 04): Erlebte beim 1:4 in Regensburg ein miserables Debüt, verpasste anschließend aber keine Begegnung mehr. Der Japaner überzeugte mit seiner vorausschauenden Spielweise und hohen technischen Fähigkeiten. Daher rückte er nach dem Trainerwechsel hinzu Mike Büskens ins defensive Mittelfeld vor, wo er ebenfalls eine sehr gute Figur abgab. Itakura erzielte zudem gleich vier Saisontore, darunter das wichtige Ausgleichstor in Hamburg und besitzt einen hohen Anteil am Schalker Aufstieg.

Innenverteidiger – Marco Friedl (Werder Bremen): Sein Saisonstart verlief – wie für den ganzen Klub – schleppend. Rückte dann auch noch durch das Erzwingen eines Abgangs in den Vorgrund scheiterte aber und konzentrierte sich nach kurzer Denkpause auf seine Aufgaben bei Werder Bremen. Seitdem Ole Werner als Cheftrainer fungiert, erledigte Friedl seine Defensivausgaben sachlich, ließ sich vom regelmäßigen, verletzungsbedingten Ausfällen des Abwehrchefs Ömer Toprak nicht aus der Ruhe bringen und schloss eine denkwürdige Werder-Saison mit zwei Zu-Null-Spielen ab.

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Rechter Mittelfeldspieler – Khaled Narey (Fortuna Düsseldorf): Der HSV ließ ihn vor Saisonbeginn ablösefrei an den Rhein ziehen, wo er keinerlei Anlaufschwierigkeiten besaß. Bereits unter dem glücklosen Trainer Christian Preußer lieferte Narey in einer schlecht funktionierenden Mannschaft regelmäßig Scorerpunkte. Daran knüpfte er infolge des Wechsels zu Daniel Thioune, der ihn in Hamburg einst nicht berücksichtigte, an. 15 Vorlagen bedeuten den zweitbesten Wert innerhalb der 2. Bundesliga. Dazu kommen acht selbst geschossene Tore.

Zentrales Mittelfeld – Marvin Wanitzek (Karlsruher SC): Galt schon immer als feiner Techniker. Den Ruf bestätigte er nicht nur, sondern wandelte ihn auch in Zählbares um Der Rechtsfuß neun Saisontore, darunter ein höchst sehenswertes per Fernschuss zum 2:1-Sieg auf Schalke, und legte sogar zehnmal für seine Mitspieler auf. Oftmals per Standard, die sich im Verlauf der Spielzeit ein hohes Ansehen erarbeiteten. Neben Philipp Hofmann war er einer der Hauptgaranten für den KSC, dass zu keinem Zeitpunkt ernsthafte Abstiegsgefahr bestand.

Zentrales Mittelfeld – Lino Tempelmann (1. FC Nürnberg): Vor Saisonbeginn kam er per Leihe aus Freiburg, trotzdem riss er das Nürnberger Spiel direkt an sich. Der nur 1,74 Meter gewachsene Mittelfeldakteur fiel durch seine enorme Dynamik auf, eroberte viele Bälle – gelegentlich auch auf Kosten eines Fouls – und schaffte es das Mittelfeld zu kontrollieren. Darüber hinaus setzte Tempelmann immer wieder Offensivakzente, weshalb es kaum verwunderlich schien, dass der SC Freiburg zwischenzeitlich an eine Verkürzung des Leihgeschäfts dachte. Dem FCN wird er noch eine Spielzeit erhalten bleiben.

Linker Mittelfeldspieler – Thomas Ouwejan (FC Schalke 04): Flanke Ouwejan, Tor Terodde – das prägte das Schalker Spiel zur Zeit von Trainer Dimitrios Grammozis. Diese Kombination gelang trotz aller Bekanntheit immer wieder, weshalb das spielerisch limitierte Schalke vor dem Trainerwechsel noch nicht vollends den Anschluss an die Tabellenspitze verloren hatte. Der immer nach vorne denkende Niederländer lieferte während seiner 28 Einsätze acht Vorlagen, fiel im Endspurt zwar verletzungsbedingt aus, aber gehörte trotzdem zu den Leistungsträgern der Aufstiegsmannschaft

Offensives Mittelfeld – Daniel-Kofi Kyereh (FC St. Pauli): Erspielte sich den Ruf des besten Fußballers der 2. Bundesliga. Ragte in der Hinserie aus einer bestechend auftretenden Mannschaft des FC St. Pauli noch heraus, lieferte zahlreiche Assists für den damals treffsicheren Guido Burgstaller. Während seien Teamkollegen nach der Winterpause erheblich ins Straucheln, gerieten, zeigte der zwischenzeitlich beim Afrika-Cup verweilende Kyereh weiterhin gute Leistungen und brachte es am Ende auf beachtliche 22 Scorerpunkte, die seinen persönlichen Aufstieg ins Oberhaus vorangetrieben haben sollten.

Rechter Stürmer – Marvin Ducksch (Werder Bremen): Jubelte am ersten Spieltag noch für Hannover 96 im Bremer Weserstadion, schloss sich kurz darauf dem SVW an, wo er zum Unterschiedsspieler avancierte. Der feine Rechtsfuß traf regelmäßig – zwischendurch im sieben Partien am Stück – und ließ auch seine Mitspieler glänzen. Sturmpartner Niclas Füllkrug profitierte enorm von seiner Anwesenheit. Immer wieder wurde er von Ducksch in Szene gesetzt. Daher stehen am Ende 21 Tore sowie zehn Vorlagen zu Buche, die vom Werder-Aufstieg gekrönt werden.

Linker Stürmer – Simon Terodde (FC Schalke 04): Eine Zweitliga-Topelf ohne Simon Terodde wäre inzwischen undenkbar. So sehr hat sich die Öffentlichkeit an seine Treffsicherheit gewöhnt, doch auch er leistete in dieser Saison Besonderes. Der Mittelstürmer hielt Schalke mit seinen 19 Toren erst im Aufstiegsrennen und drehte bei der Aufholjagd unter der Leitung von Mike Büskens auf, indem er weitere elfmal in den verbleibenden acht Partien einnetzte. 30 Tore bedeutenden für ihn nicht nur die Torjägerkanone, sondern auch einen persönlichen Bestwert. Überstrahlt wird dies alles vom Gelsenkirchener Aufstieg, den er höchst intensiv feierte.

2. Bundesliga: Drei HSV-Akteure auf offensiv ausgerichteter Bank

In der laufenden Saison wussten selbstverständlich mehr als nur elf Akteure zu überzeugen. Dazu gehört Patrick Drewes, der den SV Sandhausen mit seinen herausragenden Leistungen zum Klassenerhalt führte. Oftmals stand er unter Beschuss, doch zumeist ging er als Sieger aus den Duellen mit den Top-Stürmern der Liga, weshalb der Tabellen-14. regelmäßig gegen die Spitzemannschafte punktete. Erst am siebten Spieltag kam hingegen Mario Vuskovic beim HSV erstmals zum Zug. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten erwies er sich als bester Innenverteidiger und verpasste von der 14. Runde an dank konstant überzeugender Auftritte keine Minute mehr. Schon länger einen Stammplatz inne hat Leart Paqarada beim Stadtrivalen auf St. Pauli. Neben Kyereh war der letztlich mit zehn Torvorlagen ausgestattete Linksfuß nahezu der einzige Akteur, der auch noch in der Rückrunde seine Fähigkeiten zeigte und deshalb nur knapp die Topelf verpasste.

Wesentlich stabiler trat der SV Darmstadt 98 auf, was auch mit Tobias Kempe zusammenhing, denn der offensiv ausgerichtete Mittelfeldspieler nahm im höheren Fußballalter von 32 Jahren nochmals eine etwas defensivere Rolle ein, ohne den Blick nach vorne zu vergessen. Daher brachte er es auf 18 Scorerpunkte, an denen seine gefühlvoll getretenen Standards einen erheblichen Anteil besitzen. Von Beginn als absoluter Leistungsträger war Marius Bülter auf Schalke eingeplant. Er wurde seiner Rolle – auch durch ein tolles Zusammenspiel mit Simon Terodde – gerecht und steuerte starke zehn Tore sowie 13 Vorlagen zum Aufstieg bei.

Gleich 16-mal setzte Sonny Kittel seine Mitspieler entscheidend in Szene. Dennoch muss er immer wieder Kritik aushalten, da er in wegweisenden Spielen oftmals unterging. Sie fällt teils überzogen aus, da ohne seine Ideen im letzten Drittel des Spielfelds der HSV wohl kaum die Relegation erreicht hätte. Selbiges gilt für Robert Glatzel, der als Torjäger fungierte. Nach kompliziertem Saisonstart, wo er am Ruf des Chancentods arbeitete, nahm er im zweiten Saisondrittel an Fahrt auf, traf höchst regelmäßig – sogar per Viererpack in Darmstadt -, brachte die Aufstiegshoffnungen nach Hamburg zurück und stach hochwertige Konkurrenz wie Niclas Füllkrug, Philipp Hofmann oder John Verhoek im Rennen um einen Kaderplatz in der Topelf aus.

Trainer – Torsten Lieberknecht (SV Darmstadt 98): Übernahm eine schwierige Aufgabe. Die Lilien mussten mit Serdar Dursun den amtierenden Zweitliga-Torschützenkönig ziehen lassen und verloren dazu mit Victor Palsson einen der wichtigsten Mittelfeldspieler. Der Saisonstart ging dann auch noch komplett in die Hose. Mit zahlreichen Corona-Fällen im Gepäck verlor Darmstadt in der Liga zweimal glatt und schied aus dem Pokal. Lieberknecht ließ sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen, formte eine an sich glaubende Mannschaft, die mit Offensivfußball begeisterte.

Philip Tietz und Luca Pfeiffer trafen in der Hinrunde nach Belieben. Kantersiege wie ein 4:0 gegen St. Pauli sprangen heraus, woran der SVD in der Rückrunde nicht ganz anknüpfen konnte. Doch auf Rückschläge wie ein 0:5 gegen den HSV, 2:5 gegen Schalke oder 1:2 in Düsseldorf folgten immer wieder starke Reaktionen, weshalb der SV Darmstadt am Ende nur aufgrund von sieben Toren die Relegation gegen Hertha BSC verpasste. Platz vier zeigt dennoch, welch hervorragend funktionierendes Team Lieberknecht aufbaute.

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Yannick Lassmann

Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.


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