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2. Bundesliga | Forte, Leitl & co.: Neue Trainer, neues Glück?

15. Juli 2022 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Die neue Saison in der 2. Bundesliga steht vor der Tür und natürlich hat sich im Sommer etwas auf dem Transfermarkt getan. Zahlreiche neue Spieler wechselten zu den Klubs, aber es gibt auch einige neue Trainer, die an der Seitenlinie stehen.

Dass die beiden Absteiger aus der Bundesliga mit einem neuen Übungsleiter in die nächste Saison gehen, ist keine Seltenheit. Die große Fluktuation im Kader und ein Neuanfang nach den schlechten Erfahrungen rund um den Abstieg sind maßgeblich entscheidend dafür, dass diese Entscheidung oft gefällt wird. Aber: Neben Fürth und Bielefeld geht auch Hannover 96 mit einem neuen Trainer in die Saison in der 2. Bundesliga. Der 1. FC Kaiserslautern ist ein Sonderfall, denn Dirk Schuster (54) betreute das Team bislang nur in der Relegation, konnte noch überhaupt keine Inhalte einüben. 

Dirk Schuster – 1. FC Kaiserslautern

Unmittelbar vor der Relegation gegen Dynamo Dresden wurde Dirk Schuster zum Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern ernannt. Rund um den Betzenberg konnte es also nicht einmal während einer solch kritischen Phase ruhig zugehen. Die Maßnahme war aber erfolgreich, der FCK ist wieder zurück in der 2. Bundesliga. Und genau hier kennt sich Schuster aus. Zuletzt arbeitete er in Aue, davor bei Darmstadt 98 (zweimal) und dem FC Augsburg. Der 54-Jährige hat viel Erfahrung in dieser Liga und weiß, worauf es ankommt, wenn das Optimum aus den eigenen Voraussetzungen herausgeholt werden soll.

Schuster-Teams zeichneten sich in den letzten Jahren häufig durch viel Leidenschaft, Einsatz, eine stabile und kompakte Grundordnung aus. Das kann er seinen Mannschaften mit auf den Weg geben. Offensive Glanzmomente suchte man als Zuschauer aber oft vergeblich. Sinnbildlich war der Aufstieg und Klassenerhalt in der Bundesliga vor einigen Jahren mit Darmstadt, der auf verschiedenen Säulen wie guten Standards, blitzschnellen Kontern und der Überzeugung, jeden Zweikampf gewinnen zu können, aufgebaut war. 

Um den Klassenerhalt in der 2 .Bundesliga zu schaffen, hat der FCK nicht nur einen erfahrenen Trainer, sondern auch erfahrene Stützen wie Erik Durm (30) für die neue Saison verpflichtet. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Schuster stets auf einige erfahrene Spieler gebaut hat, die den Laden zusammenhalten und führen können. In der Vorbereitung gab es gute Ansätze, mit Hannover, Kiel, St. Pauli, Paderborn und Fürth ist das Auftaktprogramm aber knackig. Kommen die Pfälzer dort gut durch, dann könnte – vor allem mit weiteren Anpassungen im Kader – eine sehr gute Zusammenarbeit entstehen.

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Uli Forte – Arminia Bielefeld

Im Vergleich zu Dirk Schuster ist Uli Forte (48) eher kein bekannter Name in Deutschland. Seine Aufgabe in Bielefeld wird keine leichte sein, denn nach dem Abstieg muss es eine Neuausrichtung geben. Der Kader verfügt noch immer über viel Qualität, der ein oder andere interessante Spieler kam, auch in Absprache mit dem neuen Trainer, hinzu. Die Erwartungen sind hoch und auch wenn der Aufstieg keine Pflicht sein kann, soll Arminia zumindest um die oberen Ränge mitspielen, so der Plan. Der Italiener, der neu auf der Trainerbank ist und noch nie in der Bundesliga arbeitete, zeigte sich in der Vorbereitung bereits sehr kommunikativ und geradlinig in seinen Aussagen.

Der neue Übungsleiter freut sich auf seine Aufgabe in der 2. Bundesliga und zog ein positives Fazit nach der Saisonvorbereitung. „Wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir hatten eine positive Vorbereitung, wir haben keine Verletzten. Ich bin sehr froh, dass ich alle Spieler zur Verfügung habe“, zitierte der kicker den 48-Jährigen vor wenigen Tagen. Doch was können die Ostwestfalen von Forte, der bisher für mehrere Klubs in der Schweiz, darunter die Grasshoppers und Young Boys, tätig war, erwarten?

Forte 2. Bundesliga Klos

(Photo by Thomas F. Starke/Getty Images)

Zunächst einmal setzt Forte gerne auf eine Dreierkette mit zwei Wingbacks davor, die auf der Seite Tempo machen und die Balance halten sollen. Die Offensive gestaltet der Trainer gerne so fluide wie möglich, allerdings hatte er bei seinen vergangenen Stationen auch stets einen Zielspieler als Option. Das kann in Bielefeld der erfahrene Fabian Klos (34) sein. Flexibilität ist also wichtig und die benötigt man auch, um in der 2. Bundesliga erfolgreich sein zu können. Der Trainer will sich in Deutschland einen Namen machen und die ersten Eindrücke sind in jedem Fall positiv.

Stefan Leitl – Hannover 96

Hannover 96 hat in der neuen Saison in der 2. Bundesliga große Ziele und was wäre da logischer, als auch auf der Trainerposition diesen Zielen entsprechend zu handeln? Stefan Leitl (44) wurde von Greuther Fürth nach Hannover gelotst und soll versuchen, mit dem Team direkt um den Aufstieg mitzuspielen. Bei den Niedersachsen überließ man deswegen nichts dem Zufall und kaufte auf dem Transfermarkt ordentlich ein. Der Kader wurde runderneuert und dem Weg zum typischen Leitl-Fußball scheint nicht mehr viel im Weg zu stehen. 

Warum die 96er auf den 44-Jährigen aufmerksam wurden, lässt sich leicht feststellen. In Fürth leistete der Trainer nämlich sehr gute Arbeit. Selbst nach dem Abstieg hätten die Verantwortlichen der Franken den Trainer gerne behalten, doch Leitl bestand darauf, eine neue Herausforderung anzugehen. Über mehr als drei Jahre hatte der Coach bei Greuther Fürth unter Beweis gestellt, dass er etwas aufbauen und die Mannschaft sukzessive an ein höheres Niveau heranführen kann. Das soll nun auch in Hannover gelingen.

Dass das von Beginn an funktionieren wird und die 96er von Sieg zu Sieg eilen, darf nicht erwartet werden. Vieles ist neu, der Kader hat sich sehr stark verändert und die Anpassungen brauchen Zeit. In einer sehr engen 2. Bundesliga, in der gerne auch mal sieben oder acht Klubs um den Aufstieg mitspielen können, soll zunächst einmal der Anschluss nicht verloren gehen. Mit der Entwicklung kommen dann auch die besseren Leistungen und im Normalfall automatisch die Punkte. Es scheint sehr gut zu passen zwischen Leitl und 96, das zeigte sich auch schon in den letzten Wochen, als alle Beteiligten auch öffentlich eine gewisse Euphorie versprühten.

Marc Schneider – Greuther Fürth

Dass schon der zweite neue Trainer noch nie in der Bundesliga oder generell in Deutschland arbeitete, ist erfreulich, denn frischer Wind und neue Ansätze sind immer spannend zu verfolgen. Marc Schneider (41) übernimmt die Nachfolge von Stefan Leitl bei Greuther Fürth und hat wie Uli Forte die Aufgabe, die Mannschaft zu stabilisieren und einen neuen Weg einzuschlagen. Seine bisherigen Stationen waren der FC Thun in der Schweiz und Waasland-Beveren in Belgien. Dort arbeitete Schneider zuletzt etwas mehr als ein halbes Jahr, ehe die Trennung erfolgte. Die Zeit in Belgien war lehrreich, aber nicht besonders erfolgreich. Mit Thun in der Schweiz gab es Höhen und Tiefen. 

Die bisherige Bilanz von 1,22 Punkten im Schnitt in Thun und 1,50 in Belgien sorgt nicht für die ganz große Euphorie vorab, wenngleich nur schwer zu beurteilen ist, wie sich der Trainer intern gibt und welche Ziele er mit welchen Methoden verfolgt. Bei Waasland-Beveren variierte der 41-Jährige in Sachen System sehr oft, spielte mit Dreierkette, mit einem offensiven 4-3-3, aber auch gerne einmal mit einer Fünferreihe in der Defensive. Spannende Ansätze waren zu sehen, aber auch viele Rückschläge und mitunter zu viele Gegentreffer. 

Zweifler wird es also sehr wahrscheinlich geben und es liegt am Trainer, mit guten Leistungen und auch passenden Resultaten dafür zu sorgen, dass diese verstummen. Der Schweizer findet in Fürth in jedem Fall ein ruhiges Arbeitsumfeld vor, was dafür ein Vorteil sein kann. Vielleicht kann er die 2. Bundesliga ja überraschen. 

(Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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