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Der FC Bayern & die komplizierte „6er“-Suche: Keine Zeit für Kompromisse?

13. Juni 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Nach einer insgesamt enttäuschenden und vor allem sehr unruhigen Saison will der FC Bayern den Kader umbauen. Einige Ideen haben die Verantwortlichen des Rekordmeisters im Kopf, die Baustellen sind bekannt. Auf einer Position droht aber schon jetzt die gefährliche Frage nach der Kompromissbereitschaft. 

FC Bayern: Der wichtigste Transfersommer seit Jahren

In den letzten Jahren hatte der FC Bayern München stets einen guten, aber nicht herausragenden Kader zur Verfügung. Viele gute Spieler tummeln sich im Aufgebot des Rekordmeisters, aber die letzte Spur Homogenität und Ausgeglichenheit fehlt. Beispiele dafür finden sich reichlich, im Spielaufbau hat sich das Team in den letzten Jahren verschlechtert, ein wirklicher Ersatz für Thiago Alcantara, tiefer Spielmacher und Pressingmaschine zugleich, wurde nicht verpflichtet. Dynamik und Athletik sind reichlich vorhanden, an den fußballerischen Qualitäten mangelt es aber auf einigen Positionen.



Dem will der Rekordmeister entgegenwirken. Schnell wurde sich intern darauf geeinigt, dass ein Jahr nach dem Abgang von Robert Lewandowski ein 9er verpflichtet werden soll. Eric Maxim Choupo-Moting machte seine Sache zwar gut, aber fehlte zuletzt auch häufig verletzt. Ihn als alleinigen Stürmer Nummer eins einzuplanen, ist zu riskant. Zudem soll endlich die Suche nach einem klassischen 6er intensiviert werden. Ein Spieler, der defensive Qualitäten und Balance mit fußballerischen Fähigkeiten vereint, gilt als das Wunschprofil.

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Das waren die wichtigsten Baustellen – bis vor einigen Wochen. Denn mittlerweile kristallisiert sich auch in der Abwehr heraus, dass nachgelegt werden muss. Leihspieler Joao Cancelo wird nicht fest verpflichtet, Benjamin Pavard will den Verein verlassen, Lucas Hernandez flirtet mit PSG, soll seinen Wechselwunsch kundgetan haben. Selbst wenn nur einer von beiden ginge, müsste in der Abwehr nachgelegt werden . Nach den letzten Jahren mit einigen guten, aber auch einigen durchwachsenen Transfers müssen die Entscheidungen in diesem Sommer sitzen, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Die 6er-Suche wird nicht einfach

Ein Transfersommer mit einer solchen Bedeutung will gut vorbereitet und durchgeplant sein. Unglücklich ist dahingehend, dass der FC Bayern in den letzten Wochen die Hälfte des Kompetenzteams, das für Vertragsverhandlungen und die generelle Planung zuständig sein soll, ausgetauscht hat. Statt Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic mischen nun Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge mit. Einen Sportvorstand gibt es nicht. Dafür unterschiedliche Meinungen und Abweichungen zum Vorgängerteam.

FC Bayern 6er Hoeneß Rummenigge

(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Erstmals deutlich wurde das bei der Personalie Declan Rice. Der Rekordmeister hatte ohnehin nur eine Minimalchance auf die Verpflichtung des Engländers, hätte schnell und konsequent handeln müssen. Doch während die Entscheidungsträger in München noch immer beraten, hat Arsenal, das die Kontakte schon seit Monaten knüpft, Nägel mit Köpfen gemacht. Der Mittelfeldspieler steht kurz vor der Unterschrift bei den Gunners. Spannend wird nun die Frage nach dem Plan B. Denn anders als bei den Innenverteidigern, die es reichlich auf dem Markt gibt, sind potenzielle Neuzugänge mit dem vom FCB benötigten Profil eher rar gesät.

Und nur weil ein Spieler mit dem passenden Profil irgendwo in Europa unter Vertrag steht, heißt das noch nicht, dass er verfügbar ist. Einige Namen wurden und werden diskutiert, aber Frenkie de Jong wäre nur dann ein Thema, wenn der FC Barcelona große finanzielle Probleme bekommt. Ismael Bennacer von Milan würde in vielen Facetten passen, aber fehlt noch länger verletzt. Bruno Guimaraes hegt bei Newcastle United keine Wechselgedanken, Aurelien Tchouameni unterschrieb erst vor einem Jahr bei Real Madrid und Moises Caicedo wird auch innerhalb Englands wechseln, genau wie Rice.

FC Bayern: Kompromisslösung im Mittelfeld?

Konrad Laimer ist schon da, Raphael Guerreiro soll in Kürze folgen. Die beiden Neuzugänge kommen ablösefrei, wodurch sich der finanzielle Spielraum nicht verändert hat. Mit Einnahmen von 70-100 Millionen Euro durch Verkäufe kann der Rekordmeister durchaus planen, klamm ist er nicht. Doch der Transfermarkt in diesem Sommer ist tückisch, fallen erste Dominosteine und hochkarätige Wechsel wie der von Rice oder eines Kylian Mbappe gehen über die Bühne, dann ist viel Geld im Umlauf und Spieler werden teurer.

Die Frage für das Mittelfeld, die sich der FC Bayern automatisch stellen muss: Lässt sich eine Kompromisslösung mit den eigenen Zielen vereinbaren und wie könnte diese aussehen? Lose Verbindungen zu Sofyan Amrabat von der Fiorentina gab es in den letzten Tagen, aber eine 1B-Lösung, die nicht perfekt passt, für 30, vielleicht 40 Millionen Euro zu holen, um ein Jahr später festzustellen, dass immer noch Bedarf besteht? Genau das muss verhindert werden.  Sollte sich wirklich herauskristallisieren, dass ein 6er, der den Wünschen und Anforderungen nicht entspricht, in diesem Sommer utopisch ist, muss umgeplant werden.

Ansätze gibt es. Eine 1A-Lösung im Angriffszentrum würde helfen, einige Probleme zu kaschieren. Das gesamte Team technisch besser zu besetzen, also möglicherweise auch noch offensiv ein spielmachendes Element hinzuzufügen, ebenfalls. Noch dazu könnte ein klarerer Fokus auf Aufbauspieler in der Defensive das Mittelfeldzentrum etwas entlasten, eine Dreierkette je nach Rollenverteilung sowieso. Und dann wäre da ja noch der angesprochene Laimer. Oder ein ablösefreier Ellyes Skhiri, der für einen Zeitgewinn sorgen könnte. Klar ist bei allen Varianten: Sie würden das Problem beim FC Bayern nur verlagern, aber nicht nachhaltig beheben.

(Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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