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Datenanalyse: Die besten Passgeber der Bundesliga

14. Oktober 2021 | Trending | BY Marc Schwitzky

Fußball ist ein Spiel, in dem manchmal wenig geschieht. Der Ball läuft durch die eigenen Reihen, der Gegner verschiebt und ein Pass folgt dem nächsten. Solange der Ball nicht verloren geht, kann das theoretisch 90 Minuten lang so gehen. Trotzdem, den Ball an den Mann zu bringen, ist essenziell, wenn man Tore schießen will. Wir werfen deshalb einen genaueren Blick auf die Passquoten der Bundesliga und einzelner Spieler.

Mannschaften, die passen

Alle Daten kommen von fbref.com. Das Set umfasst 528 Spieler und 181 Variablen. Um alles übersichtlich zu gestalten, wurden nur Spieler berücksichtigt, die nach dem 7. Bundesliga-Spieltag mindestens 25% der möglichen Minuten absolviert haben (157,5) und die nicht im Tor spielen. Weitere Einschränkungen sind, dass das Datenset keine vollständigen Daten zu Timothy Chandler (31, SGE) aufweist und das Spieler, wenn sie innerhalb der Liga gewechselt haben, während die Saison schon lief, zweimal vorkommen – jeweils für den entsprechenden Verein.

Zunächst ein Blick auf die Passquoten der Gesamtmannschaften, absteigend geordnet nach Passquote insgesamt.

Die Pässe sind wie folgt definiert:

Kurz: zwischen 4.5 und 13.7 Meter

Mittel: zwischen 13.7 und 27.4 Meter

Lang: 27.4+ Meter

Die Zahlen sind deshalb so krumm, weil die Daten ursprünglich in Yards (1 yrd = 91cm) erhoben wurden.

Nicht überraschend zeigt sich, dass lange Pässe weniger erfolgsversprechend sind als kurze. Die Verteilungen verraten, in welcher Mannschaft die Passquoten wie verteilt sind. So kann man sehen, dass Bayer Leverkusen, der FC Bayern und Borussia Dortmund mit die besten Passspieler der Liga in ihren Reihen haben. Das ist nicht nur ein direktes Maß der individuellen Qualität des Passgebers, sondern auch des Passempfängers in puncto Ballkontrolle und Laufwege.

Die besten Passspieler der Bundesliga

Die individuelle Qualität des Passgebers bedarf einer weiteren Analyse. Dazu werden die 25 Spieler mit der besten Passquote insgesamt gefiltert.

bundesliga

Auffällig ist eine übermäßige Repräsentanz von Verteidigern (18 aus 25). Das liegt vor allem daran, dass hier viele, vergleichsweise einfache Kurzpässe innerhalb der Defensivkette oder zurück zum Torwart gespielt werden. Hier sind Störungen durch gegnerische Spieler selten und die Pässe so einfacher.

Nico Elvedi (25, BMG) lässt sich leicht als bester Passspieler der Liga identifizieren. Darüber hinaus liegen alle Spieler zuverlässig über dem jeweiligen Ligadurchschnitt, dargestellt durch die vertikale Linie in der jeweiligen Farbe. Es zeigt sich auch hier: Kurz und mittlere Pässe sind leichter, lange Pässe ziehen die Passquote nach unten.

Besonders auffällig ist die Präsenz des „Stürmers“ Philipp Förster (26, VfB). Dass er hier als in dieser Position ausgewiesen wird, liegt daran, dass der Offensivmann auch gelegentlich als Rechtsaußen eingesetzt wird. In der aktuellen Saison kam er allerdings stets im offensiven Mittelfeld zum Zuge. Grundsätzlich liegt die Hauptaufgabe von Stürmern aber eben nicht im passen, sondern im Tore schießen. Deshalb tauchen sie in dieser Auswahl nicht auf. Erling Haaland (21, BVB) hat mit 75% sogar eine unterdurchschnittliche insgesamt Passquote und sein Konkurrent und FIFA-Weltfußballer Robert Lewandowski (33, FCB) liegt mit 76.6% auch nur knapp über dem Ligadurchschnitt von 76%.

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Progressive Bundesliga-Spieler

Wir wollen einen genaueren Blick auf ausgewählte Spieler werfen. Namentlich: Nico Elvedi, Axel Witsel (32, BVB), Kevin Kampl (30, RBL), Jonathan Tah (25, B04) und Philipp Förster. Alle fünf passen entweder besonders gut oder wie im Fall Förster, spielen sie auf einer besonderen Position.

Zur weiteren Analyse gucken wir deshalb auf die Anzahl von Pässen, die zu Schüssen führten pro 90 Minuten (Aus dem Spiel heraus oder durch ruhende Bälle) und der Progressiv-Pass-Anteil. Dieser Wert gibt an, welcher Prozentsatz an erfolgreichen Pässen progressiver Natur, d.h. mindestens 9.1 Meter in Richtung gegnerisches Tor, war. Dabei zählen solche Pässe, die aus den ersten 40% der eigenen Hälfte kamen, nicht. Diese Einschränkung führt dazu, dass Sebastian Bornauw (22,WOB) etwa trotz 146 erfolgreicher Pässe, keinen einzigen progressiven Pass gespielt hat.

Die Grafik zeigt nicht nur einen positiven Zusammenhang zwischen den beiden Werten, sondern auch, dass Kampl und Förster wesentlich vertikaler spielen, als Elvedi, Tah und Witsel. Das Försters Pässe so oft zum Schuss führen, obwohl nur zehn Prozent davon progressiv sind, liegt daran, dass er vorrangig Kurzpässe spielt, die oft nicht die erforderliche Distanz von 9.1 Metern überschreiten.

bundesliga

Insgesamt lässt sich feststellen, dass das Thema „Passen“ extrem komplex wird, je tiefer man sich damit beschäftigt. Setzt eine Mannschaft auf gepflegtes Kurzpassspiel oder lange Bälle? Sollen Flanken flach oder doch lieber hoch kommen? Auf welchem Fuß liegt der Ball und wo soll er hin? All das beeinflusst die Passquote eines Spielers und letztendlich die der Mannschaft.

Je nach Spielstil und Position muss ein Spieler so ein anderes Set an Fähigkeiten mitbringen. Was er jedoch auf jeden Fall können muss, egal ob als Stürmer oder Verteidiger: Den Ball dahinbringen, wo er hinsoll.

Hier unsere Datenanalyse zu den effizientesten Bundesliga-Stürmern.

Niklas Döbler

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Marc Schwitzky

Erst entfachte Marcelinho die Liebe zum Spiel, dann lieferte Jürgen Klopp die taktische Offenbarung nach. Freund des intensiven schnellen Spiels und der Talentförderung. Bundesliga-Experte und Wortspielakrobat. Seit 2020 im 90PLUS-Team.


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