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BVB-Stürmersuche | Viele Namen – doch wer ist gut genug?

20. August 2018 | Spotlight | BY David Theis

Dass Michael Zorc grade fieberhaft nach einem Mittelstürmer sucht, dürfte mittlerweile fast jeder Fußballfan des Landes mitbekommen haben. An die Position, die in der Vergangenheit von Namen wie Lewandowski, Aubameyang und Batshuayi ausgefüllt wurde, sind nicht nur die schwarzgelben CL-Ambitionen geknüpft – sondern auch das Renommée des Vereins. 

Wie wichtig die Mittelstürmer-Personalie für BVB und Fans ist, spiegelt sich auch im Medienecho wider, das die Dortmunder Stürmersuche seit Wochen begleitet. Entsprechend viele Namen machen die Runde – dabei sind nicht alle Meldungen seriös, nicht alle der Genannten würden den BVB tatsächlich weiterbringen. Es folgt der Versuch einer kurzen Einordnung.

Divock Origi

Großer Aufruhr machte sich unter dem BVB-Anhang breit, als der 23-jährige Belgier kürzlich vom vereinsnahen Liverpool-Echo ins Spiel gebracht wurde. Die Rahmenbedinungen? Ungünstig. Dortmund müsste Origi wohl kaufen, da sein Arbeitspapier (je nachdem, welcher Quelle man glaubt) schon 2019 oder 2020 ausläuft. Liverpool muss also bald verkaufen, wenn Origi noch eine angemessene Ablöse einbringen soll. Die soll irgendwo zwischen 22 und 30 Mio. EUR liegen.

(Photo by Victor Fraile/Getty Images)

Zu viel für einen Spieler, dessen letzte bessere Saison bereits 4 Jahre zurückliegt. Zweifellos verfügt Origi über vielversprechende Anlagen – eine so gleichmäßig verteilte Mischung aus Schnelligkeit, Physis und einer annehmbaren Technik können nicht viele Stürmer vorweisen. Gleichwohl kann ein Stürmer, der es bei zuletzt 3 unterschiedlichen Clubs nicht über die 10-Tore-Grenze geschafft hat, bestenfalls als Ergänzung zu Maxi Philipp gesehen werden. Und das auch nur, wenn die Ablöse deutlich unter 20 Mio. liegt. Ein Stürmer vom Format von z. B. Michy Batshuayi ist Origi jedenfalls nicht.

Anthony Modeste

Der 30-jährige Ex-Kölner hat sich mehr oder minder selbst ins Spiel gebracht, nachdem seine Beziehung zum Noch-Club Tianjin Quanjian offenbar nicht mehr zu kitten ist. Modeste möchte wechseln – doch sein Club stellt sich quer. Nun hat Modeste die FIFA um Hilfe gebeten – eine Hängepartie droht. Dass mit chinesischen Clubs nichts zu spaßen ist, wenn es um ihre Stars geht, hat der BVB erst jüngst beim Wechsel von Axel Witsel erfahren. Zwar hat Modeste bei bisher jedem Arbeitgeber seine Tore gemacht – und wäre ob seines Alters eine perfekte Übergangslösung, bis der BVB seinen Lösung für die Zukunft gefunden hat. Sich jedoch wenige Tage vor Transferschluss in einen eskalierenden Rechtsstreit einzumischen, wird allein aufgrund der mangelhaften Planbarkeit nicht das Ansinnen von Michael Zorc sein. Sportlich wäre Modeste freilich ein Kompromiss – er ist eher ein Wandspieler alter Schule, als der robuste, aber komplette Zielspieler, den Zorc vermutlich sucht.

 

Paco Alcácer

Der in Barcelona frühzeitig aufs Abstellgleis geratene Spanier mag nicht zum Stil der Blaugrana passen – doch passt er zum BVB? Es ist noch nicht lange her, da war Alcácer eines der begehrtesten Talente Europas. Die Katalanen schlugen zu, doch der quirlige Mittelstürmer scheiterte – wohl auch an den überzogenen Erwartungen.
Fest steht: Barca möchte seinen 24-jährigen Fehleinkauf gerne loswerden. Das kaufwillige Deportivo Alavés jedoch hat sich laut (nicht übermäßig verlässlichen) Berichten von Mundo Deportivo aufgrund eines höherwertigen Konkurrenzangebotes aus Deutschland (der BVB wurde nicht explizit genannt) vorläufig zurückgezogen. Der Haken: Alcácer ist selbst in seiner erfolgreichen Valencia-Zeit den Beweis schuldig geblieben, 15 oder mehr Tore erzielen zu können. Dass auch sein Kombinationsspiel und sein Dribbling nicht höchsten Ansprüchen genügen, hat sich wiederum zuletzt in Barcelona gezeigt. Jedoch hatten dort weder Verantwortliche noch Fans je Vertrauen in den Spieler. Ein Neustart dürfte dem verunsicherten Alcácer  gut tun. Gleichwohl wäre der kleingewachsene Spanier nicht günstig: Eine Ablöse um die 25 Mio. EUR steht im Raum. Eigentlich zu viel für einen Stürmer, dessen Fähigkeitenprofil weder „Zielspieler“, noch „BVB-Niveau“ schreit. Vermutlich können die schwarzgelben Fans aber beruhigt aufatmen. „Mundo Deportivo“ schreibt recht viel, wenn der Transfertag lang ist – und das Gerücht klingt insgesamt etwas konstruiert. Alcácer dürfte kaum Zorcs Stürmerprofil entsprechen.

 

Pedro

Der bislang unbekannteste unter den Kandidaten. Gleichwohl die Option, die (aus der Entfernung betrachtet) am sinnvollsten erscheint. Pedro ist erst 21 und steht offenbar noch nicht auf dem Zettel der ganz Großen – selbst im eigenen Land hat man ihn erst seit dem Beginn der aktuellen Saison im April wirklich auf dem Schirm. Es gibt zwar Konkurrenz aus Frankreich doch wenn der BVB sich hier geschickt verhielte, könnte er sich einen hochtalentierten Spieler für eine Ablöse um die 20 Mio. an Land ziehen. Sein Alleinstellungsmerkmal im Kreise der derzeit Gehandelten: Ein denkbar rundes Fähigkeitenprofil…

[Pedro] wird inzwischen von seinen Fähigkeiten und seinem Potential auf einer Stufe mit Gabriel Jesus von ManCity angesiedelt. […]  Tostao beschreibt ihn als einen falschen Neuner der modernen Schule, der sich auch viel außerhalb des Strafraums bewegt. Groß gewachsen ist er nicht nur im Kopfballspiel sehr stark, auch seine technischen Fertigkeiten (gerne auch ganz brasilianisch mit der Hacke), seine Beidbeinigkeit, seine unwiderstehlichen Dribblings und natürlich seine Abschlußstärke lassen viele schon von einem Neuen Stürmerstar träumen, der die Selecao dann endlich 2022 zum lang ersehnten „Hexa“ führen wird. – Robert Florencio vom ballesterer, im Gespräch mit 90PLUS.

Zwar bräuchte der Hoffnungsträger von Fluminense sicherlich einige Anlaufzeit in Europa – doch dank der Präsenz eines etablierten Stürmers wie Maximilian Philipp, erscheint diese Konstellation nahezu perfekt für beide Seiten zu sein. Ob der BVB hier wirklich im Rennen ist, darf aber hinterfragt werden. Die Quellenlage zum Gerücht um den jungen Brasilianer ist äußerst dünn – und die Borussia kam ihr Zögern gegenüber südamerikanischen Talenten erst kürzlich beim verpatzten Transfer von Supertalent Lautaro Martínez teuer zu stehen.

Fazit: Viele Namen, wenig Konkretes. Der BVB hält sich (wie üblich) sehr bedeckt, was seine Transferaktivitäten anbelangt. Passende Optionen gibt es ohnehin (fast) keine. Am Ende könnte alles auf die erneute Leihe eines erfahrenen Stürmers hinauslaufen – oder auf das Risiko, es mit einem Talent zu versuchen… 

 

Photo Credit: MAURO PIMENTEL, AFP

 

David Theis

War schon ein Fußball-Nerd bevor es Laptops gab. Schläft mit einer Ausgabe von "Der Schlüssel zum Spiel" unterm Kopfkissen. Seit 2017 bei 90PLUS.


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