Hertha vor der Europa League: (Noch) offene Fragen!
15. Juni 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert
2015 übernahm Pal Dardai die Berliner Hertha. Er stabilisierte den Klub, der in der Saison 2014/15 beinahe abgestiegen war. Dardai änderte die Strukturen, legte mehr Wert auf die läuferische Komponente, die Defensive wurde sukzessive besser und die Mannschaft war nach einer knallharten Vorbereitung mit zahlreichen Trainingseinheiten topfit. Die zwei Spielzeiten unter Dardai verliefen sehr ordentlich, die Hertha belegte die Plätze 7 und 6, nimmt in der kommenden Saison an der Gruppenphase der Europa League teil.
Doch trotz der positiven Entwicklung und der verbesserten Strukturen gibt es noch offene Fragen, die mit der nötigen Akribie angegangen werden müssen. Dardai muss den Kader verbreitern, Abgänge ersetzen, mit der Doppelbelastung zurechtkommen und die Saison noch detaillierter planen, noch besser durchstrukturieren, damit man das Leistungsniveau dauerhaft halten kann.
Wichtige Transferplanungen
Zunächst muss Pal Dardai zusammen mit Michael Preetz den Kader für die kommende Saison planen. Mit Florian Baak, Julius Kade und Arne Maier kommen drei talentierte Spieler aus der eigenen Jugend, sollen die Mannschaft in der Breite verstärken und langsam aufgebaut werden. Zudem könnte beispielsweise U20-Nationalspieler Torunarigha noch mehr Vertrauen geschenkt bekommen. Die Abgänge von Baumjohann und Allagui sind kein großes Problem für die Berliner, im Gegensatz zu John Anthony Brooks. Der 24-jährige Innenverteidiger wechselt zum VfL Wolfsburg, spült dem Hauptstadtklub allerdings 17 Millionen Euro in die Kasse. Unklar ist noch, was mit Allan passiert. Die Leihgabe des FC Liverpool soll, wenn es nach Michael Preetz und Pal Dardai geht, noch in Berlin bleiben. Aber die „Reds“ fordern offenbar gewisse Einsatzgarantien für den Mittelfeldspieler, die die Berliner nicht zweifelsfrei erfüllen können.
Die beiden Toptransfers der Berliner bisher sind Mathew Leckie und Davie Selke, die die Offensive verstärken sollen. Zudem baggert die Hertha dem Vernehmen nach weiterhin an Pascal Köpke von Erzgebirge Aue, der in der 2. Liga eine gute Rolle spielte. Das werden allerdings nicht die einzigen Transfers bleiben. Für die Innenverteidigung steht Marseilles Rekik auf der Liste, auch im Mittelfeld könnte sich noch etwas tun. Wichtig wird auch sein, dass Ondrej Duda, der bisher enormes Verletzungspech hatte, eine Saison ohne Sorgen spielen kann. Der Slowake wäre eine Bereicherung für die Offensive, sofern er endlich fit bleibt. Ansonsten stimmt die Basis der Mannschaft mit Stark, Plattenhardt, Weiser, Darida, Kalou und Ibisevic, die Mischung aus talentierten und aus erfahrenen Spielern stimmt. Zudem ist noch Geld vorhanden, die Hertha wird weiterhin in Ruhe den Markt beobachten und wenn möglich zuschlagen, um im Idealfall einen Großteil der Personalfragen zum Trainingsstart geklärt zu haben.
Hoher Aufwand trotz Mehrfachbelastung?
In den vergangenen beiden Spielzeiten ist aufgefallen, dass eine Diskrepanz zwischen den Leistungen in der Hin- und in der Rückrunde besteht. 2015/16 belegte die Hertha in der Hinrunde Platz 3, in der Rückrundentabelle holte man 14 Punkte weniger und belegte Platz 16. In der abgelaufenen Saison fuhr die Hertha in der Hinrunde 30, in der Rückrunde hingegen nur 19 Punkte ein. Pal Dardai legt zu Saisonbeginn die Grundlagen in Sachen Fitness, fordert viel von seinen Spielern. Der hohe Aufwand, den die Hertha betreibt, hat also offenbar langfristige Auswirkungen. Womöglich muss das komplette Trainergespann mehr auf die Trainings- und Belastungssteuerung achten, innovativ handeln und einem größeren, noch ausgewogeneren Kader mithilfe des Rotationsprinzips Kräfte schonen, damit auch in der Rückrunde noch ans Limit gegangen werden kann.
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.