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Was passiert mit Hakim Ziyech? | Die große Zukunftsfrage

15. April 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Spotlight | Er spielt eine fantastische Saison, ist ein essenzieller Bestandteil der erfolgreichen Ajax-Mannschaft in der laufenden Spielzeit: Hakim Ziyech. Im Sommer drohen zahlreiche Abgänge, wie es mit Ajax weitergeht und wie gut der Kader in der kommenden Saison aussehen wird, weiß man nicht. Gerade deswegen machen sich einige Spieler Gedanken über ihre Zukunft, welcher Schritt der richtige ist. So auch der Marokkaner.

Ziyech selbst lässt Zukunft offen

In einem Gespräch mit „Calciomercato“ teilte Ziyech zuletzt selbst mit, dass seine Zukunft offen ist, er mit Ex-Kollege Justin Kluivert über die Serie A gesprochen habe, aber keine Liga besonders bevorzugen würde. Diese Aussagen sprechen dafür, dass sich Ziyech zurzeit selbst nicht sicher ist, wie es mit ihm weitergeht und dass er zunächst die großen Ziele mit Ajax Amsterdam in dieser Saison verfolgt. In der Jugend spielte der Offensivspieler lange für Heerenveen, wurde dort auch zum Profi, ehe es ihn 2014 zu Twente nach Enschede zog. Dort konnte Ziyech den nächsten Schritt machen, sich weiterentwickeln und vor allem auf das Radar der nationalen Topklubs gelangen.

Noch einmal zwei Jahre später, also im Sommer 2016, zahlte Ajax Amsterdam 11 Millionen Euro für einen hochveranlagten, aber in vielen Dingen noch unausgereiften Spieler. Doch schon in seiner Debütsaison bei Ajax zeigte er, was möglich ist. Der offensive Spielstil der Truppe lag Ziyech, der an vielen Angriffen beteiligt ist, von seiner Dynamik im Angriffsspiel lebt. Ziyech versucht viel und es gelingt sicher nicht alles, dennoch waren 32 Torbeteiligungen in 46 Spielen 2016/17 ein sehr guter Start in seine Zeit bei Ajax Amsterdam. In der Folgesaison fehlte in manchen Phasen die Konstanz, doch dadurch spielte Ziyech keinesfalls eine schwache Saison, kam am Ende auf 9 Tore und 18 Vorlagen. Aber eben diese, zuletzt noch fehlende Konstanz, beweist Ziyech in der laufenden Saison. Zum jetzigen Zeitpunkt steht der 26-jährige bei 19 Toren und 19 Torvorlagen in 41 Spielen, ist Teil einer begeisternden Mannschaft, die in der Champions League mal eben Real Madrid in deren Stadion vorgeführt hat. Die bisherigen Schritte, also von Heerenveen zu Twente und von Twente zu Ajax waren gut überlegt und sinnvoll. Doch Ajax kann eigentlich nicht der letzte Schritt sein.

Vieles hängt an der Ajax-Ausrichtung

Unabhängig davon, dass Ziyech in dieser Saison die Chance hat sich bei Ajax Amsterdam mit den besten Teams der Welt zu messen und das mit einer Mannschaft, die durchaus auf Augenhöhe mit Teams wie Bayern, Real oder Juventus agiert, hängt vieles mit der Frage zusammen, wie sich Ajax in den kommenden Jahren aufstellt. Die Mannschaft wird so nicht zusammenbleiben und je mehr Mosaiksteine der aktuellen Mannschaft wegbrechen, desto mehr Spieler werden zweifeln, ob Ajax qualitativ weiterhin auf einem solchen Level spielen kann. Frenkie de Jong wechselt zum FC Barcelona, Mathijs de Ligt wird ihm aller Voraussicht nach folgen. 2 Stützen des Teams sind weg und Ajax nimmt 130-140 Millionen Euro ein, hat aber ein großes Problem.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Denn große Spieler in die Eredivisie zu locken ist zurzeit einfach nicht möglich. Zu unattraktiv ist die Liga insgesamt. Ajax muss also erneut versuchen gestandene Spieler auf dem Level eines Dusan Tadic oder Daley Blind zu verpflichten und gleichzeitig neue Shootingstars hervorzubringen. Das geht immer mit einem gewissen Risiko einher, denn man schließt mit der Hoffnung auf eine Entwicklung eines Spielers immer auch eine Wette ab. Möglicherweise fällt die endgültige Entscheidung bei Hakim Ziyech also erst dann, wenn er weiß, welche Ziele Ajax verfolgt, welche Spieler man verpflichten und halten kann. Denn neben den beiden genannten de Jong und de Ligt werden auch David Neres, Nicolas Tagliafico oder Donny van de Beek mit einem Wechsel in Verbindung gebracht, auch Trainer Erik ten Hag könnte Begehrlichkeiten wecken. Je mehr Puzzleteile fehlen, desto größer das Risiko. Egal, ob nun die finanziellen Rahmenbedingungen deutlich besser sind.

Interesse aus der Bundesliga?

Hakim Ziyech, dessen Vertrag noch bis 2021 läuft, wurde in den vergangenen Wochen und Monaten auch mit einem Wechsel in die Bundesliga in Verbindung gebracht. Realistisch betrachtet kommen dafür ohnehin nur 2 Teams in Frage – und genau diese waren Bestandteil der Gerüchte. Zunächst führte die Spur zu Borussia Dortmund. Die Schwarzgelben wurden vor allem am Ende der Wintertransferperiode der laufenden Saison mit Ziyech in Verbindung gebracht, wollten den Marokkaner offensichtlich in die Bundesliga locken. Mehrere Medien berichteten von einem bevorstehenden Wechsel, Ziyech heizte die Spekulationen sogar durch eine Aussage („Dortmund wäre ein netter Verein“) selbst an. Doch im Endeffekt blieb er bei Ajax, zum jetzigen Zeitpunkt ist es hinsichtlich eines Wechsels nach Dortmund sehr ruhig.

Vor wenigen Wochen brachte die spanische „Marca“ Ziyech mit dem FC Bayern München in Verbindung, später legte die „Sport“ sogar noch nach. Die Frage, die sich stellt: Warum wissen spanische Medien von einem Interesse des deutschen Rekordmeisters an einem marokkanischen Spieler aus den Niederlanden? Was bei der „Marca“ noch sehr spekulativ klang und auch eher als Namedropping einzustufen war, könnte bei der „Sport“ schon eher mit Fakten zu tun haben. Denn im gleichen Bericht ließ das Blatt verlauten, dass sich der FC Bayern aus dem Werben um Mathijs de Ligt zurückgezogen habe. Je nachdem welche Quelle man bei der „Sport“ hat und wie diese bei Ajax informiert ist, kann es durchaus sein, dass entsprechendes durchgesickert ist. Aber: „Heiß“ war das Thema damals noch nicht, zumal weder deutsche noch niederländische Medien dieses Transfergerücht seitdem aufgegriffen haben. Klar ist, dass nur Bayern und Dortmund Ziyech finanzieren könnten und dass beide in der Offensive noch Bedarf haben. Das trifft aber auch auf viele Klubs aus dem Ausland zu.

Viele Teams kommen in Frage – aber nicht alle

Sollte es Ajax Amsterdam gelingen Hakim Ziyech und seinen Beratern bei den sicher anstehenden Gesprächen über die Zukunft eine entsprechende Perspektive aufzuzeigen, die den Spieler überzeugt, ist ein Wechsel ohnehin kein Thema mehr. Davon ausgehend, dass Ziyech aber nach einigen Jahren in den Niederlanden eine neue Herausforderung in einer neuen, stärkeren Liga sucht, kann man sich die Frage stellen, welche Topklubs für den Spieler interessant wären und welche dieser Klubs auch Bedarf haben. Grundsätzlich wollen viele europäische Spitzenteams ihre Offensive verstärken. Und Ziyech wäre – zumindest für die Breite – für viele Teams eine Bereicherung. Entscheidend ist, ob Ziyech einen nächsten, kleinen Schritt gehen und Stammspieler und Leistungsträger werden will, oder ob er sich dem Konkurrenzkampf bei einem der größten Teams Europas stellen will, verbunden mit dem Risiko, häufiger auf der Bank zu sitzen. Klar ist zum jetzigen Zeitpunkt nur eines: Entschieden ist noch nichts.

Manuel Behlert

 (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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