„Das gibt es auf diesem Niveau nicht“ – Tuchel abermals ratlos

6. April 2024 | News | BY Jannek Ringen

Ein irrer Samstagnachmittag in der Bundesliga liegt hinter uns. Bayer Leverkusen marschiert auf die Meisterschaft zu, der FC Bayern und Thomas Tuchel blamiert sich und Köln steht kopf. Die Stimmen zum 28. Spieltag im Oberhaus.

Bayern kopflos, Tuchel ratlos

Während die Republik einen sonnigen Samstagnachmittag im April genießen konnte, ging es in der Bundesliga am Samstagnachmittag noch heißer her. Die fünf Partien hatten es in sich und die ersten Entscheidungen stehen bereits am kommenden Spieltag bevor. Der FC Bayern blamiert sich nach 2:0-Führung in Heidenheim und verliert die Partie gegen einen mutigen Aufsteiger mit 2:3. Durch den 1:0-Sieg gegen Union Berlin kann Bayer Leverkusen bereits am kommenden Spieltag deutscher Meister werden. Und auch im Keller ging es zur Sache. Mainz 05, aber insbesondere der 1. FC Köln, holten wichtige und stellen den Anschluss an den VfL Bochum her. Die Stimmen zum 28. Spieltag in der Bundesliga.



Bayer analysiert nüchtern, Tuchel ratlos

Dafür, dass Bayer Leverkusen sechs Spieltage vor dem Ende der Saison einen Sieg von der ersten deutschen Meisterschaft der Vereinsgeschichte entfernt ist, wurde die Partie nüchtern analysiert. „Es war ein komisches Spiel. Wir haben viel Kontrolle gehabt, wussten aber, dass es hier sehr schwierig wird. Wir haben es geschafft, die drei Punkte mit nach Leverkusen zu nehmen. Ziel erreicht“, sagte Stratege Granit Xhaka zum Erfolg in der Hauptstadt. Bayer-Boss Simon Rolfes sprach von einem Arbeitssieg an der Alten Försterei: „Wir hätten ein besseres Positionsspiel spielen können, haben einige Bälle zu leicht hergegeben. Aber am Ende musst du hier eben gewinnen. Und genau das haben wir gemacht.“

Eine Leistung, die abermals in dieser Saison viele Fragen aufwirft, zeigte der FC Bayern. Trotz einer 2:0-Führung aus der ersten Halbzeit unterlag die Mannschaft von Thomas Tuchel mit 2:3 gegen den 1. FC Heidenheim. Aus Sicht des FCB-Coaches läuft bei der Mannschaft zu viel schief. „Das gibt es auf diesem Niveau nicht. Wir hatten zur Pause alles im Griff, es ist jetzt schwer zu beantworten. Wir tun uns schwer, das Level hochzuhalten, das war heute leider der nächste Beweis dafür“, suchte Tuchel nach Erklärungen. Viel Zeit bis zum Spiel gegen den FC Arsenal bleibt seiner Mannschaft nicht.

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Die Kritik am scheidenden Trainer des FC Bayern nahm nach der Niederlage immer mehr zu. Dennoch stärkte Sportdirektor Christoph Freund ihm den Rücken. „Zu 100 %. Wir müssen aber sehen, dass wir nicht wieder solch eine Leistung auf den Platz bringen. Es ist nicht einfach. Es hilft nichts, die Situation ist jetzt so, wir müssen das ansprechen und Energie aufbauen“, antwortete Freund auf die Frage, ob Tuchel auch gegen Arsenal auf der Trainerbank sitzen würde. Er nahm stattdessen den kompletten Verein in die Pflicht: „Das kann niemals unser Anspruch sein, dass wir hier drei Tore kassieren, auch noch. Nach 0:2-Führung. Da müssen wir uns alle hinterfragen, da müssen wir uns als Gruppe hinterfragen. Da muss sich jeder an die eigene Nase fassen.“

Darmstadt am Abgrund, Mainz und Köln oben auf

Die Fans des FSV Mainz 05 feierten zunächst die eigene Mannschaft, dann verhöhnten sie den Gegner. „Auf Wiedersehen“, skandierten sie in Richtung Darmstadt 98. Der 4:0 (1:0)-Erfolg der Mainzer dürfte für die Lilien wohl der entscheidende Tiefschlag im Abstiegskampf gewesen sein. Mainz baute als Tabellen-16. den Vorsprung auf Darmstadt auf neun Punkte aus. „Es war ein wichtiger Sieg nach einem harten Kampf. Wir haben dem Druck standgehalten“, sagte Sportdirektor Martin Schmidt und freute sich über „einen hochverdienten Sieg“. Lilien-Profi Fabian Holland sprach derweil von einem „bitteren Tag“. Man könne „die Tabelle lesen“, es werde nun „extrem schwer“.

Vor dem „nächsten Finale“ hatte FSV-Trainer Bo Henriksen angekündigt, sein Team wolle „angreifen, angreifen, angreifen“. Lilien-Coach Torsten Lieberknecht hingegen betonte, „wie gierig“ auch seine Jungs seien. Dabei konnte der 50-Jährige unter anderem auf Toptorschütze Tim Skarke vertrauen, der nach muskulären Problemen rechtzeitig fit geworden war.

Nach dem Kölner „Wahnsinn“ in der Nachspielzeit wollte keiner nach Hause. Zum Karneval-Klassiker „Kumm loss mer fiere“ von den Höhnern feierten die FC-Fans, als wäre der Klassenerhalt schon perfekt und ihre Lieblinge tatsächlich die „Weltmeister vum Rhing“. Inmitten dieses Tollhauses mussten sich die bedröppelten Bochumer Anthony Losilla und Manuel Riemann vor dem aufgebrachten VfL-Anhang für den nächsten verspielten Sieg rechtfertigen. Bis in die Nachspielzeit hinein sah Bochum wie der sichere Sieger aus. Doch dann drehte Köln den Kellerkrimi mit Toren von Steffen Tigges (90.+1) und Luca Waldschmidt (90.+2) und kam doch noch zu einem 2:1 (0:1).

„Es ist wirklich schwer, was zu sagen, das war ein Wahnsinnsfinish für uns“, meinte Geschäftsführer Christian Keller bei Sky: „Wir waren fast weg, und auf einmal bist du wieder voll in der Verlosung. Die Mannschaft hat das verdient, es ist wenig für uns gelaufen in dieser Saison.“ Ganz anders war die Gefühlslage beim VfL. „Ganz fies. Ein absoluter Nackenschlag, total bitter und enttäuschend“, sagte Marc Lettau, der Technische Direktor Sport. „Wir müssen höllisch aufpassen“, betonte er, „aber wir sind überzeugt, dass wir das verdammte Ding noch wuppen.“

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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