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Bundesliga-Vorschau Teil 4: Leverkusen, Mainz, Gladbach

16. August 2023 | Spotlight | BY Yannick Lassmann

Im vierten Teil der 90PLUS-Bundesliga-Vorschau schauen wir uns das stets hoch eingeschätzte Bayer Leverkusen, den FSV Mainz 05 und die sich im Wandel befindende Borussia aus Mönchengladbach an.

Bayer Leverkusen schaltet in den Win-Now-Modus

Schon in die vergangene Saison startete Bayer Leverkusen mit großen Ambitionen. Doch nach kapitalem Fehlstart stand zunächst Schadensbegrenzung auf dem Programm, was Xabi Alonso (41), der im Herbst von Gerardo Seoane (44) übernahm, gelang. Darüber hinaus waren seine fußballerische Vorstellungen nach der Winterpause zu erkennen. Die Hochphase der Werkself gipfelte in einem 2:1-Erfolg über den FC Bayern München und dem Einzug ins Europa-League-Halbfinale. Hier setzte es das bittere Aus gegen eine sehr pragmatische AS Roma, was den Stecker für die verbleibenden Spiele zog. In den letzten fünf Bundesliga-Einsätzen blieben die Leverkusener sieglos und schleppten sich als Tabellensechster ins Ziel.

Somit wird Bayer in der kommenden Saison erneut sein Können in der Europa League unter Beweis stellen – und dort möglicherweise zum Titelkandidaten avancieren. Mit Moussa Diaby – wechselte für 55 Millionen Euro Ablöse zu Aston Villa – ging zwar ein Leistungsträger verloren, aber alle anderen Stammkräfte blieben an Bord. Abgänge wie von Mitchell Bakker (Atalanta), Kerem Demirbay (Galatasaray), Daley Sinkgraven (UD Las Palmas), Paulinho (Atletico Mineiro), Karim Bellarabi (noch keinen neuen Verein) oder das Auslaufen der Leihe von Callum Hudson-Odoi (FC Chelsea) scheinen verkraftbar.

 

Auf der Zugangsseite hat sich nämlich einiges getan. Der Klub wich dabei teils von seinem Ansatz ab, setzte nicht überwiegend auf hoch talentierte, zumeist mit viel Geschwindigkeit ausgestattete Akteure, sondern verpflichtete gestandene Spieler, die als Soforthilfe gelten. Dazu zählen Granit Xhaka (30), im Vorjahr noch eine zentrale Figur beim nur knapp die Meisterschaft verpassenden FC Arsenal, der überraschend nach acht Jahren von Borussia Mönchengladbach losgeeiste Jonas Hofmann (31) und Alejandro Grimaldo (27), der in der abgelaufenen Spielzeit in Reihen von Benfica zu den besten Außenverteidigern der Champions League gehörte. Hinzu gesellen sich Victor Boniface (22/Royal Union Saint-Gilloise) sowie Arthur (20). Beide hinterließen in der Vorbereitung bereits einen vielversprechenden Eindruck.

Die Endphase der Vorbereitung unterstrich bereits, welche Qualität im Kader steckt. Leverkusen gewann bei Olympique Marseille (2:1) und fegte vor heimischer Kulisse den amtierenden Conference-League-Champion West Ham United nach glänzender Vorstellung mit 4:0 vom Platz. Mit Hofmann und Boniface trugen sich direkt zwei neue Gesichter in die Torschützenliste ein. Xhaka hatte bereits das Kommando im Mittelfeldzentrum inne, während Arthur wohl die Überraschung der ersten Wochen darstellt. Der gelernte Rechtsverteidiger ist wesentlich mehr als nur ein Herausfordererer für Jeremie Frimpong (22). Im letzten Vorbereitungsspiel verteidigte er nämlich auf der linken Seite, und zwar ziemlich überzeugend.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Kurz zuvor verlängerte Xabi Alonso seinen Vertrag bis zum 30.06.2026. Ob er wirklich derartig langfristig in Leverkusen arbeiten wird, bleibt abzuwarten. Schon im Sommer wurde der Spanier mit namhafteren Klubs – auch aus seiner Heimat – in Verbindung gebracht. Die Zeit, die Alonso unterm Bayerkreuz verbringt, soll aber möglichst erfolgreich verlaufen. Dementsprechend passen die Neuzugänge ideal in seine Planungen. Sie werden normalerweise keine allzu lange Anlaufzeit benötigen, um in der Bundesliga Fuß zu fassen.

Insgesamt weist der Tabellensechste einen Kader auf, der zahlreiche Ligakonkurrenten vor Neid erblassen lässt. Zwischen den Pfosten genießt Lukas Hradecky (33) in näherer Zukunft wohl keine Alleinstellung mehr. Der Transfer von Martej Kovar (23) steht kurz bevor. In den Tschechen sollen rund neun Millionen Euro Ablöse fließen. Eine Summe, die unterstreicht, dass hier nicht nur ein Ersatztorwart wie Andrey Lunev (31), dessen Kontrakt auslief, geholt wird. Davor variiert Alonso zwischen Dreier- und Viererkette. Aktuell stehen dem Coach jedoch nur drei Innenverteidiger zur Verfügung, da Pierce Hincapié aufgrund eines Mittelfußbruchs noch länger aussetzen muss. So müsste bei einem weiteren Ausfall möglicherweise Robert Andrich (28) in die Dreierkette zurückbeordert werden.

Auf den Außenpositionen besitzt Alonso dagegen die Qual der Wahl. Selbst Frimpong, der in der letzten Saison alleine in der Bundesliga 15 Scorerpunkte beisteuerte, muss um seinen Stammplatz kämpfen. Denn der aus Brasilien gekommene Arthur fügte sich hervorragend ein – und ist schon längst mehr als ein Perspektivspieler. Der Außenverteidiger kann auch auf der linken Seite zum Einsatz kommen. Sie galt in den letzten Jahren stets als Schwachstelle. Die Verantwortlichen haben dies ebenfalls erkannt – und eine hochkarätige Lösung präsentiert. Alejandro Grimaldo kam ablösefrei von Benfica. Dort gefiel er besonders durch seinen Offensivdrang. So gelangen dem Spanier in der abgelaufenen Saison 16 Torvorlagen.

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Die Vorraussetzungen für einen ähnlichen Wert scheinen in Leverkusen durchaus vorhanden. Doch angesichts der sehr hoch stehenden Außenverteidiger ist eine gute Konterabsicherung von Nöten. Dafür war im Vorjahr noch Robert Andrich zuständig. Ihm droht allerdings der Verlust des Stammplatzes. Granit Xhaka ist im Mittelfeldzentrum gesetzt. Der Schweizer bringt nicht nur eine starke Präsenz in den Zweikämpfen mit, sondern weiß das Spiel auch im eigenen Ballbesitz zu gestalten. Um den Posten an seiner Seite bewerben sich mit Exquiel Palacios (24), der im letzten Jahr seinen Durchbruch in der Bundesliga erlebte, und Nadiem Amiri (26) zwei feine Fußballer. Gegen West Ham und im DFB-Pokal beim Regionalligisten Teutonia Ottensen (8:0) erhielt Palacios im 4-2-3-1-System den Vorzug.

In der Dreierreihe davor dürfte Jonas Hofmann die Stelle von Diaby einnehmen. Der zum deutschen WM-Kader zählende Rechtsfuß kennt die Bundesliga bestens. In der Vorsaison brachte er es auf zwölf Tore sowie zehn Vorlagen. Noch bessere Werte scheinen bei Florian Wirtz (20) vorstellbar. Er fand nach seinem Kreuzbandriss schnell zu alter Stärke und gilt als Unterschiedsspieler im Kader. In den vergangenen Spielzeiten wirkte Bayer Leverkusen im Offensivspiel teils abhängig vom Rechtsfuß. Auch unter Alonso gewann die Werkself erst zunehmend an Spielfreude, nachdem Wirtz wieder ins Geschehen eingriff. Fragezeichen bestehen dagegen zunächst auf der linken Seite. Der flinke Amine Adli (23) muss rotgesperrt in den ersten Bundesliga-Partien aussetzen. Adam Hlozek gilt als Alternative, wird von Alonso aber vermehrt als Stürmer eingesetzt.

Im Angriff ist aktuell ebenfalls eine Lücke vorhanden, da Patrik Schick (27) vor Oktober nicht zur Mannschaft stoßen wird. Neuzugang Boniface, der nach seinen beeindruckenden Auftritten in der Europa League über 20 Millionen Euro kostete, ist dort aktuell unumstritten, während bei Sardar Azmoun (28) ein baldiger Abgang realistisch scheint. Trotz der Sorgen auf manchen Positionen kann Trainer Alonso auf einen Kader zurückgreifen, der in der Bundesliga zu den Top-Vier zählt. Das Erreichen dieser Marke dürfte oberste Priorität haben. Die 35 Jahre andauernde Titellosigkeit wird wohl eher im DFB-Pokal oder der Europa League beendet werden können. Dort gab Bayer Leverkusen in den vergangenen Spieljahren oftmals eine unglückliche Figur ab. Der Sprung ins Europa-League-Halbfinale zeigte aber eine Entwicklung, die bei Betrachtung der Handlungen auf dem Transfermarkt weiter voranschreiten sollen.

FSV Mainz 05: Mit Kontinuität noch weiter nach oben?

Am 04.01.2021 übernahm Bo Svensson (44) den FSV Mainz 05 in nahezu aussichtsloser Position. Lediglich sieben Punkte hatten die 05er bis dahin eingesammelt. Es folgte eine berauschende Rückserie mit 32 Zählern und dem damit verbundenen Klassenerhalt. Anschließend trudelte der „Karnevalsverein“ auf Rang acht und neun ein. In der letzten Saison schien sogar noch mehr drin. Gerade im Frühling befand sich der FSV in blendender Verfassung und durfte am Europapokal schnuppern, ehe es vier Niederlagen in Folge gab. Zum Saisonabschluss fand die Mannschaft nochmals zu alter Stärke zurück, ergatterte ein 2:2-Remis in Dortmund und bereitete dem FC Bayern München den Weg zur deutschen Meisterschaft.

Ein ähnliches Abschneiden dürften die Verantwortlichen auch im Spieljahr 2023724 anstreben. Große Veränderungen am Kader wurden nicht vorgenommen. Der zehnfache Torschütze Marcus Ingvartsen (27), Aarón Martin (26) und Finn Dahmen (25), dem der Status als Stammkeeper nicht vergönnt war, verließen den Verein. Zudem zog der RC Lens die Kaufoption von 7,2 Millionen Euro für den zuvor geliehenen Angelo Fulgini (26). Die Abgänge können die Mainzer kompensieren. Bereits im Winter tätigten im Sturm einen Vorgriff für den Sommer. Ludovic Ajorque (27) kam für sechs Millionen Euro aus Straßburg und fügte sich prächtig ein. Hinzu kamen in der laufenden Transferperiode mit Innenverteidiger Sepp van den Berg (21) und Tom Krauß (22) zwei potenzielle Stammspieler. Daniel Batz (32) vom 1. FC Saarbrücken dürfte die Stelle hinter Schlussmann Robin Zentner (28) einnehmen.

Ludovic Ajorque im Trikot des FSV Mainz 05

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Nach einer guten Vorbereitung gehen die Rheinhessen bestens gerüstet in die kommende Spielzeit. Mit Zentner steht ein gestandener Keeper zur Verfügung. Direkt vor seiner Nase schaut die Situation schon komplizierter aus. In der etablierten Dreierkette dürfte es zunächst auf dem ebenfalls im Winter verpflichteten Andreas Hanche-Olsen (26), Vereinsurgestein Stefan Bell (31) und Edimilson Fernandes (27) hinauslaufen. Neuzugang van den Berg, der im Rahmen seiner wenigen Einsätze bei Schalke 04 schon Bundesliga-Niveau nachwies, bringt die Fähigkeiten mit, sich auf Dauer in der Startelf zu etablieren, leidet derzeit aber unter einem Muskelfaserriss. Ansonsten sind Alternativen allerdings rar gesät. Alexander Hack (29) kokettiert mit einem Vereinswechsel, Maxim Leitsch (25) absolvierte sein letztes Pflichtspiel aus unterschiedlichen Gründen im Februar und konnte bei seinen bisherigen Auftritten nur bedingt überzeugen.

Auf den Schienenspielerpositionen hält sich die Auswahl ebenfalls in Grenzen. Auf der linken Seite gibt es nach dem Abgang von Aarón Martin kein Vorbeikommen an Anthony Caci (26). Rechts ist Danny da Costa gesetzt (30), bis Kapitän Silvan Widmer (30), der auch innen verteidigen kann, aus einer Sprunggelenksverletzung zurückkehrt. Anders ergeht es Svensson, dessen 2024 auslaufender Vertrag in den nächsten Wochen sowohl vereinsintern als auch im Umfeld ein Gesprächsthema darstellen wird, im Mittelfeldzentrum. Der im DFB-Pokal in der Innenverteidigung aushelfende Dominik Kohr (29) scheint als Abräumer unumstritten. Neben ihm dürfte zunächst einmal Leandro Barreiro (23) starten. Der agile Luxemburger könnte im Sommer bei einem passenden Angebot noch eine Luftveränderung vornehmen. Vorgesorgt haben die Mainzer bereits mit der Verpflichtung des auf Schalke überzeugenden Tom Krauß. Nicht zu vergessen ist Anton Stach (24), der schon für die deutsche A-Nationalmannschaft auflief und mit seiner Spielstärke dem Spiel des sehr auf Intensität setzenden FSV eine andere Note gibt.

(Photo by DANIEL ROLAND/AFP via Getty Images)

Die von Svensson bevorzugte 3-4-2-1-Ausrichtung verschafft dem FSV Mainz 05 in einigen Spielen Überzahl im Zentrum, wovon in der Vorsaison ein Akteur wie Jae-sung Lee enorm profitierte und insgesamt sieben Tore erzielte. Gemeinsam mit dem noch mehr Zug zum Tor mitbringenden Karim Onisiwo (31) soll er hinter der einzigen Spitze Ajorque wirbeln. Im Vorjahr harmonierte das Trio hervorragend, produzierte insgesamt 23 Tore, wobei Ajorque erst im Winter zu den Rheinhessen stieß. Mit Nelson Weiper (18) steht Svensson ein Juwel als Alternative zur Verfügung. Das Eigengewächs erlebte in der letzten Saison seine ersten Bundesliga-Einsätze und erzielte bereits zwei Tore. Dazu gewann Weiper mit der U19 die deutsche Meisterschaft.

Allzu viel hat sich am Kader also insgesamt nicht verändert. Dem eigenen Spielstil mit situativ aggressivem Pressing dürften die 05er treu bleiben. Ein ähnliches Leistungslevel wie 2022/23 würde den in der Innenverteidigung noch zu dünn besetzten FSV wohl zufriedenstellen, denn Abstiegsgefahr wäre dann nicht gegeben. Ein Platz in der oberen Tabellenhälfte bleibt weiterhin keine Selbstverständlichkeit angesichts der finanziellen Möglichkeiten der Konkurrenz. Umso größer dürfte die Freude ausfallen, falls dieses Kunststück zum dritten Mal in Folge gelingt.

Borussia Mönchengladbach: Mitten im Umbruch

Zwischen 2012 und 2021 fand sich Borussia Mönchengladbach dank kluger Arbeit stets auf den ersten neun Rängen wieder. Zuletzt sprang jedoch zweimal hintereinander der zehnte Platz heraus. Dabei setzte der Traditionsklub auf ganz unterschiedliche Trainertypen. Auf Adi Hütter (53), einem Freund des Gegenpressings und einer hohen Physis, folgte Daniel Farke (46), der sich klar zum Ballbesitzfußball bekannte. Die ersten Wochen unter seiner Leitung verliefen sehr ansprechend, doch danach agierten die Fohlen oftmals behäbig. Insbesondere in der Rückserie, die nur 21 Punkte brachte, wirkte die Borussia für den Gegner doch sehr leicht durchschaubar und musste sich mit Rang zehn abfinden.

Die Verantwortlichen handelten nach Saisonende, vollzogen die zuvor schon im Raum stehende Trennung von Farke und präsentierten in Gerardo Seoane (44) einen neuen Chefcoach. Zudem wurde die sportliche Leitung durch Nils Schmadtke (34) als Leiter des Lizenzbereiches ergänzt. Vor ihm und Roland Virus (56), dem Geschäftsführer Sport, stand ein Haufen Arbeit. Gladbach musste nämlich einen personellen Aderlass verkraften, ohne allzu hohe Transfereinnahmen zu erzielen. Mit Marcus Thuram (26/Inter), Ramy Bensebaini (28/Borussia Dortmund) sowie Lars Stindl (34/Karlsruher SC) zogen gleich drei sportlich wie in der Kabine prägende Figuren weiter. Zu allem Überfluss wechselte dann auch noch Jonas Hofmann (31) trotz gerade erste erfolgter Vertragsverlängerung für zehn Millionen Euro Ablöse zu Bayer Leverkusen. Spielraum zum Handeln brachte der Borussia der endgültige Verkauf von Jordan Beyer (23). Der FC Burnley griff zur Kaufoption in Höhe von 15 Millionen Euro.

(Photo by Neil Baynes/Getty Images)

Virkus und co. mussten taten sich zunächst schwer auf dem Transfermarkt, haben nun aber Neuzugänge präsentiert. Frühzeitig nutzten sie bereits die Kaufoption für Julian Weigl (27), einem Ankerpunkt im zentralen Mittelfeld. Zehn bzw. acht Millionen Euro flossen in Angreifer Tomas Cvancara (23/Sparta Prag) sowie den Flügelspieler Franck Honorat (27/Stade Brest). Das Duo verbuchte jeweils drei Scorerpunkte beim 7:0-Erfolg in Bersenbrück. Ebenso zur Startelf wird der von Leeds United ausgeliehene Verteidiger Maximilian Wöber (25) zählen, während Robin Hack (24/Arminia Bielefeld), der im armenischen Nationaltrikot schon sehr auffällig agierende Grant-Leon Ranos (20/FC Bayern München II), Lukas Ulrich (19/Hertha BSC II) und Fabio Chiarodia (18/Werder Bremen) als Herausforderer fungieren und sich langfristig zu Stammspielern entwickeln sollen.

Trotz des Umbruchs zeigte die Borussia in der Vorbereitung gute Ansätze, fegte unter anderem den VfB Stuttgart mit 5:1 vom Platz. Der auf viel Geschwindigkeit setzende und für ein starkes Umschaltspiel bekannte Trainer Seoane testete dabei sowohl eine Dreier- als auch eine Viererkette. Im DFB-Pokal entschied er sich für vier Spieler in der Verteidigung, die beim standesgemäßen Erfolg jedoch kaum gefordert wurden. Selbiges galt für Jonas Omlin (29). Der erst im Winter aus Montpellier gekommene Schlussmann stieg prompt zum Führungsspieler auf und trägt in dieser Saison die Kapitänsbinde. Eine tragende Rolle soll auch Maximilian Wöber in der Innenverteidigung einnehmen. Neben ihm verteidigt im Normalfall der auch als Sechser einsetzbare Ko Itakura (26), aber auch Marvin Friedrich (27) darf wesentlich mehr Einsatzminuten als noch in der abgelaufenen Spielzeit erwarten, da Nico Elvedi (26) vor einem Wechsel in die Premier League steht. Der Abgang dürfte für die Gladbacher zu verkraften sein, da mit dem talentierten Chiarodia und Routinier Tony Jantschke (33) noch zwei Spieler bereit stehen.

Mehr zum Umbruch bei Borussia Mönchengladbach

Wesentlich dünner fällt die Besetzung auf den Außenpositionen aus. Joe Scally (23), in der Dreierkette auch innen eine Option, hat seit Bekanntwerden der Krebserkrankung von Stefan Lainer (30) keinen ernsthaften Konkurrenten mehr. Auf links hat Luca Netz (20), dessen Entwicklung bislang noch nicht so wie erhofft ausfiel, klare Vorteile gegenüber Neuling Ulrich. Auch im zentralen Mittelfeld dürfte Seoane noch Sorgen haben, zumindest solange Manu Koné (22) noch ausfällt. Seine fehlende Dynamik kann weder von Florian Neuhaus (26), Itakura oder dem ebenfalls verletzungsbedingt zum Zuschauen gezwungenen Christoph Kramer (32) kompensiert werden. Klar scheint aktuell nur der Stammspielerstatus von Julian Weigl, der zwar Tempodefizite ausweist, dafür aber eine enorm hohe Sicherheit am Ball mitbringt und gerade im Spielaufbau einen Fixpunkt darstellt.

Die Offensive erhält ein nahezu komplett neues Gesicht, wobei die Dreierreihe hinter Stürmer Cvancara komplett französisch besetzt sein dürfte. Der aus Brest gekommene Honorat soll einen Aktivposten darstellen, während Alassane Pléa (30), mittlerweile seit fünf Jahren im Verein, in die Zehnerrolle schlüpft. Diese dürfte ihm gefallen, da er ein gutes Auge für den Mitspieler bringt und auch auf engem Raum die Übersicht behält. Auf dem linken Flügel avancierte Nathan N’Goumou (23), ein eigentlicher Rechtsfuß, zum Gewinner der Vorbereitung. Er kam im Vorjahr aus Toulouse und konnte in seinem ersten Bundesliga-Jahr nur selten auf sich aufmerksam machen. Nun profitiert er vom Trainerwechsel und der abnehmenden Konkurrenz. Mit Robin Hack (24), Routinier Patrick Herrmann (32) und Ranos stehen nämlich Spieler bereit, die entweder sich fast noch gar nicht auf diesem Niveau bewiesen oder ihren Zenit bereits überschritten haben.

(Photo by Lukas Schulze/Getty Images)

Yannick Lassmann

Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.


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