Borussia Dortmund & die Linksverteidigerposition: Fünf Kandidaten & ein Vorschlag für den BVB
9. August 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert
Bei Borussia Dortmund hat sich in diesem Sommer schon einiges getan, doch die Veränderungen im Kader gehen weiter. Auch auf der Linksverteidiger-Position herrscht noch keine Klarheit. Realistische Kandidaten gibt es dabei einige.
BVB könnte handeln: Linksverteidiger gesucht?
Der Sommer 2024 wurde zu einem Sommer des Umbruchs deklariert, obwohl der BVB in der Vorsaison im Endspiel der Champions League stand. Mit dem Abschneiden in der Bundesliga war aber niemand so wirklich zufrieden, zu viele Konstanzdellen zogen sich durch die Saison, sowohl mannschaftlich als auch individuell. Mit einem neuen Trainer, Nuri Sahin, und einem Umbruch im Kader soll Abhilfe geschaffen werden. Einige Spieler wurden schon abgegeben, unter anderem Waldemar Anton und Serhou Guirassy verpflichtet. Aber es gibt noch weitere Baustellen, eine davon auf der linken Abwehrseite.
Denn: Ian Maatsen, der hier in der Rückrunde der Vorsaison einen sehr guten Eindruck machte, konnte nicht fest von Chelsea verpflichtet werden. Stattdessen kehrte er zunächst zurück, wechselte dann zu Aston Villa. Zudem verließ Talent Tom Rothe den Klub in Richtung Union. Bleibt also lediglich Ramy Bensebaini übrig, der eine sehr durchwachsene und von Verletzungen geprägte Saison hinter sich hat. Das reicht natürlich nicht, schon gar nicht bei den Ansprüchen, die die Dortmunder in einer langen Saison haben.
Zwar betonte Lars Ricken kürzlich, dass man Almugera Kabar (18) in das Profiteam befördern will, das muss aber nicht bedeuten, dass nichts passiert, wenn sich eine Möglichkeit auf dem Markt ergibt. Die Aussagen können auch taktisch geprägt sein, schließlich würde es die eigene Position nicht stärken, wenn Ricken sagt würde, man müsse unbedingt handeln.
Klar ist: Wenn Dortmund etwas macht, dann muss ein Spieler kommen, der den Schwarzgelben sofort weiterhilft, aber auch einer, der bezahlbar ist. Die Schnittmenge beider Anforderungen beinhaltet also weder junge, noch unerfahrene Talente noch Spieler aus dem obersten Regal. Denn diese sind besonders auf den Außenverteidigerpositionen sehr teuer. Leihen sind zwar nicht ausgeschlossen, aber auch nicht ganz einfach umsetzbar. Doch welche Spieler könnten für den BVB interessant werden? Wir haben fünf Vorschläge!
Miguel Gutierrez (23, FC Girona)
Beim FC Girona hat Miguel Gutierrez in der Saison 2023/24 überzeugt und bei der Qualifikation für die UEFA Champions League mitgeholfen. Mit ihm wurde der BVB schon in Verbindung gebracht, aber konkret wurde das Interesse bis dato noch nicht.
Für den Spanier spricht die technische Qualität, er ist zudem ein gut ausbalancierter Spieler, der nach vorne Akzente setzen, im Aufbau unterstützen aber gleichzeitig auch im Spiel gegen den Ball wichtige Aufgaben übernehmen kann. Seine Ausstiegsklausel liegt bei 35 Millionen Euro, was für die Dortmunder zu viel sein dürfte. Aber: Girona könnte auch eine Summe darunter akzeptieren. Ob ein Deal realistisch ist, hängt in erster Linie von Abgängen bei den Dortmundern ab, denn je größer die Einnahmen, desto größer auch der Spielraum.
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Sergio Reguilon (27, Tottenham)
Der Spanier hat eine interessante Karriere hinter sich, wurde bei Real Madrid ausgebildet, wechselte 2020 aber zu Tottenham. Dort steht er noch immer unter Vertrag, wird aber nicht mehr fix eingeplant. Zuletzt war er an Brentford, davor an Manchester United verliehen. Was ihn für den BVB interessant macht: Er könnte aufgrund eines Restvertrags von nur einem Jahr für eine eher kleine Summe wechseln.
Noch dazu ist er ein gut ausbalancierter Spieler, der Akzente im Spiel nach vorne setzen kann, aber auch defensiv kein Unsicherheitsfaktor ist, wenn er seine Normalform erreicht. Und diese hatte er während seiner Leihe zu den Bees wieder über weite Strecken.
Adrien Truffert (22, Stade Rennais)
Wer die Ligue 1 regelmäßig verfolgt, der wird Adrien Truffert schon das ein oder andere Mal in Aktion gesehen haben. Er spielt aktuell bei Stade Rennais und gilt ebenso wie Gutierrez als technisch versierter Spieler. Viele progressive Pässe, regelmäßiges Andribbeln und eine zumindest grundsolide Passquote zeichnen ihn aus.
Im Offensivspiel ist er aber eher etwas zurückhaltend, zumindest was die Effizienz angeht. Drei bis fünf Torbeteiligungen gelangen ihm in den letzten Spielzeiten, allerdings ist ein ausgeglichener Spieler auf der linken Seite keine schlechte Idee, wenn rechts der sehr offensive Yan Couto spielt. Das schließt sich also auf keinen Fall aus. Aktuell spielt Truffert übrigens mit der französischen Mannschaft bei Olympia, bestreitet heute das Endspiel.
Caio Henrique (27, AS Monaco)
Eine brasilianische Außenverteidiger-Kette bei Borussia Dortmund? Unmöglich ist das nicht. Caio Henrique ist einer der besten Linksverteidiger in der französischen Ligue 1, spielt derzeit bei der AS Monaco und könnte noch einmal einen Schritt in eine etwas größere Liga wagen. Er steht noch bis 2027 bei den Monegassen unter Vertrag, wird deswegen nicht günstig. Qualität hat aber natürlich immer ihren Preis.
Sein Profil ist sehr spannend, er ist flexibel einsetzbar, kann auch offensiver zum Einsatz kommen. Vor allem Vorlagen lieferte er reichlich während seiner Zeit bei den Südfranzosen, alleine 28 waren es in der Ligue 1 in vier Jahren. Gerüchte gibt es im Moment keine, allerdings dürften die Scouts der Dortmunder diesen Spieler ganz gewiss auf ihrer Liste haben
Anthony Caci (27, Mainz 05)
Je nachdem wie viel Budget der BVB am Ende für einen Linksverteidiger zur Verfügung hat, könnte Anthony Caci aus Mainz zu einer vergleichsweise günstigen Option werden. Der Franzose kennt die Liga, befindet sich im besten Fußballalter und wäre eine grundsolide Lösung. Bei den 05ern spielte er vorzugsweise links vor der Dreierkette, seine Defensivstatistiken lesen sich dafür aber sehr ordentlich. Progressive Pässe hat er im Angebot, hinzu kommt eine ausgeprägte Offensivambition.
Bei den abgegebenen Schüssen befindet sich Caci nämlich im vorderen Bereich, dabei sind seine Abschlüsse nicht selten sehr wuchtig und präzise. Anzumerken wäre aber, dass er kein signifikantes Upgrade zu Bensebaini, sondern eher eine Notlösung für den kleineren Geldbeutel wäre, um die Position in der Breite ausreichend besetzt zu haben.
Die „moderne“ Lösung: Ein spielstarker Innenverteidiger auf Außen
Der Markt für Linksverteidiger ist also insgesamt begrenzt. Und wer sagt eigentlich, dass es unbedingt ein gelernter Außenverteidiger sein muss, der in der neuen Saison auf der linken BVB-Abwehrseite spielt? Die „moderne“ Lösung, die viele Klubs mittlerweile im Repertoire haben, sieht vor, einen – möglichst spielstarken – Innenverteidiger außen spielen zu lassen. Jurrien Timber oder Ben White bei Arsenal, Josko Gvardiol bei Manchester City: Das sind Paradebeispiele für dieses Modell. Insbesondere für Teams, die dominant auftreten wollen, ist das eine gute Variante. Und der Sahin-Plan scheint zu sein, dass die Dortmunder das Spiel kontrollieren, dominanter sind als in der Vorsaison.
(Photo by Carsten Harz/Getty Images)
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.