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Hertha-Befreiungsschlag oder Dämpfer durch Union? Das Streitgespräch zum Derby

8. April 2022 | Trending | BY 90PLUS Redaktion

Es ist wieder einmal Zeit für das Derby in der Hauptstadt. Schon zum dritten Mal in dieser Saison stehen sich Hertha BSC und der FC Union gegenüber, diesmal im Olympiastadion, diesmal zum letzten Mal. Vor allem für Hertha kann dieses Spiel von enormer Bedeutung sein, auch für den restlichen Verlauf der Saison. 

Hertha BSC vor richtungsweisendem Spiel

Die Saison von Hertha BSC in einigen, kurzen Worten zu beschreiben, ist absolut unmöglich. Wieder einmal hat sich auf und neben dem Platz zu viel zugetragen. Eines ist aber klar: Das große Ziel ist und bleibt der direkte Klassenerhalt in der Bundesliga. Unter dem neuen Trainer Felix Magath (68) gab es bisher zwei Spiele, von denen der Cheftrainer aber nur eines an der Seitenlinie verfolgte. Einem 3:0-Sieg gegen Hoffenheim folgte eine 1:2-Niederlage in Leverkusen. Der Erkenntnisgewinn war bisher relativ gering, Fortschritte gab es aber vor allem im Defensivbereich.



Magath fungiert als Motivator, fordert Kompaktheit und typische Abstiegskampftugenden, sprich Einsatzbereitschaft, Wille, viele Sprints und intensive Läufe. Folglich stellt er seine Mannschaft auch sehr kompakt und defensiv auf, was schnell zu einem destruktiven Spielvortrag führen kann. Schlecht ist, dass man Teilen des Teams noch immer eine große Verunsicherung nach Rückschlägen anmerkt. Positiv ist, dass sich Dinge verbessert haben und die direkte Konkurrenz noch im direkten Duell wartet.

Ein Sieg gegen den FC Union könnte für Schwung sorgen. Hertha BSC trifft auf einen Gegner, der noch immer seinen klaren, unverwechselbaren Stil spielt. Union will selbst nicht viel zulassen, spielt schnörkellos nach vorne, vor allem seit dem Abgang von Max Kruse (34). Je mehr den Köpenickern angeboten wird, desto gefährlicher ist das Team. Und wenn wenig angeboten wird, besteht immer noch die Gefahr ausgehend von ruhenden Bällen. Kurzum: Hertha muss eine hochkonzentrierte Leistung abrufen.

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Hertha BSC feiert Erfolg und erhält einen Schub

Das Derby in Berlin, das am Samstagabend ansteht, könnte für die restliche Saison von enormer Bedeutung sein. Vor allem für Hertha BSC. Die Alte Dame weiß genau, dass die Konkurrenz, allen voran Augsburg und Stuttgart, zuletzt sehr gut gepunktet hat und dass es schwer wird, den direkten Klassenerhalt zu erreichen, wenn ausgerechnet im Derby, diesem wichtigen Spiel, ein weiterer Rückschlag erfolgt. Eine Niederlage gilt es also definitiv zu vermeiden, der Druck ist vorhanden und kann natürlich lähmen.

Wären da nicht die positiven Ansätze zuletzt. In Leverkusen verlor Hertha zwar, aber die Einstellung stimmte. Die Mannschaft haderte auf dem Platz nicht mit allem, was sich ihr in den Weg stellte, sondern zeigte nach dem 0:2 eine Reaktion. Das 3:0 gegen Hoffenheim war ohnehin in Sachen Kompaktheit und Ordnung eines der besten Spiele seit langer Zeit. Felix Magath ist zudem ein absoluter Motivator, wie bereits angedeutet. Es geht für den Gastgeber nicht darum, zu glänzen, sondern darum, ein Ergebnis einzufahren. Und dazu ist die Mannschaft in der Lage, wenn sie verhindert, dass Union ihre Stärken ausspielt.

Exakt da kommt das neue 4-1-4-1-System ins Spiel. Die zusätzliche Kompaktheit durch den absichernden Mittelfeldspieler zwischen den Linien sorgt dafür, dass die häufig gefährlichen, schnellen Gegenangriffe der Köpenicker besser verteidigt werden können. Hertha schaffte es zuletzt gut, defensiv nur selten in Unterzahlsituationen zu geraten. Das ist hilfreich, denn in solchen Situationen haben die Gäste ihre Stärken. Die Mannschaft wird außerdem von der großen Kulisse motiviert sein, die organisierte Fanszene ist zudem wieder im Stadion. Es ist eigentlich alles angerichtet für dieses eine Spiel, in dem Hertha einen Schub bekommen kann, wenn die drei Punkte eingefahren werden. Das gelingt auch, vielleicht nicht schön, vielleicht durch einen abgefälschten Standard, vielleicht mit viel Krampf. Aber es gelingt.

Manuel Behlert 

Der FC Union stellt der Alten Dame schon wieder ein Bein

Union scheint in der Rückrunde eine Wundertüte zu sein. Negativen Ergebnissen wie den Niederlagen gegen den VfL Wolfsburg (0:1) oder Arminia Bielefeld (0:1) stehen aber auch Siege gegen den 1. FC Köln (1:0) oder Mainz 05 (3:1) gegenüber. Der Verlust von Max Kruse ist deutlich sichtbar, längst ist die Mannschaft nicht mehr so konstant wie noch in der Hinrunde. Die Spielidee ist nun eine deutlich einfachere: Noch sicherer stehen und ohne viel TamTam nach Vorne spielen.

Mit der Hertha wartet jetzt ein Gegner, der in dieser Saison qualitativ schwächer ist als zum Beispiel Köln. Mit Blick auf die letzten Wochen hat das bei den Eisernen aber nichts zu heißen. Dennoch wird Union der Hertha erneut in die Suppe spucken. Ein Grund dafür: Taiwo Awoniyi (24). Er ist in dieser Saison die Lebensversicherung von Union und wird auch gegen die Hertha wieder treffen. Wenn der Nigerianer in dieser Saison getroffen hat oder an einem Treffer beteiligt war, hat Union nicht verloren.

Awoniyi (Union) will auch gegen Hertha treffen


(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Zwar scheint Hertha unter Magath kompakter zu stehen, dennoch dürfte das Union wenig kümmern, da die Mannschaft sowieso mit vielen Flanken arbeitet. Das ist ihr Spiel. Ein anderer Grund ist die immer noch vorhandene defensive Klasse der Eisernen. Zwar kassierte man zuletzt in vielen Spielen Gegentore, dennoch ist es einer der besten Defensivverbunde der Liga.

Zumal Hertha, um zu gewinnen, offensiv etwas leisten müsste. Das ging der Mannschaft in den letzten Spielen ab, vermutlich zugunsten der defensiven Stabilität. Was Union dem Rivalen außerdem voraus hat, ist das harmonische Mannschaftsgefüge und der Blick nach vorne. Man kann sich, erst recht nach dem Sieg gegen Köln, immer noch berechtigte Hoffnungen auf das internationale Geschäft machen. Das Team von Trainer Urs Fischer (56) hat abermals nichts mit dem Abstieg zu tun und kann befreit aufspielen, hat alles zu gewinnen. Hertha hingegen befindet sich in einer gänzlich anderen Lage. Dort ist mutmaßlich die Angst vor dem Verlieren momentan größer als der Wille zu Gewinnen. Union wird gegen Hertha keine Probleme haben und lässt die Sorgen des erbitterten Hauptstadtrivalen noch größer werden.

Sarom Siebenhaar 

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)


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