Marco Reus: Heimat, Verbundenheit, das Leben

26. Mai 2023 | News | BY sid

News | Jahrelang lief Marco Reus dem Meistertitel als Schlüsselspieler hinterher. Nun ist er als Kapitän von Borussia Dortmund nur Ersatz, doch sein Traum kann sich erfüllen.

Marco Reus und die Vollendung

So nah wie am 21. April 2012 ist Marco Reus (33) dieser vermaledeiten Meisterschale nie wieder gekommen. Als Borussia Dortmund mit Jürgen-Klopp-Überfallfußball am 32. Spieltag den Titel ein zweites Mal an sich riss, stand der heutige BVB-Kapitän inmitten der Ekstase auf dem Platz – nur auf der falschen Seite. Er spielte noch für Borussia Mönchengladbach.

Elf Jahre später kann er eine tiefe, niemals erfüllte Sehnsucht stillen. Die Krönung „wäre mit nichts zu vergleichen“, sagte er, und alle würden es ihm von Herzen gönnen. „Der ganze Klub, die ganze Stadt würde sich riesig mit ihm freuen“, betonte Sportdirektor Sebastian Kehl vor dem Matchball gegen den FSV Mainz 05 am Samstag (15.30 Uhr/Sky). „Ich weiß, was es ihm bedeuten würde.“

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So ziemlich alles. Marco Reus ist Dortmunder durch und durch. Er ist im Stadtteil Körne aufgewachsen, seine Eltern wohnen in Wickede, er spielte beim Postsportverein an der Lissaboner Allee und mit sechs Jahren für den BVB: Auf einem Foto als Bub zieht er sich die Hose fast bis zu den Brustwarzen hoch. Doch in der U17 wurde er aussortiert: zu schmächtig, zu klein. Keine Profi-Perspektive.

Umso prachtvoller will er nach dem Umweg über Rot-Weiss Ahlen und Mönchengladbach, der Rückkehr nach Dortmund 2012 und zehn Jahren quälender Bayern-Dominanz noch einmal „ein Feuerwerk abbrennen“. Wenn er darf: Sein großes Ziel erreicht er womöglich in dem Moment, in dem er trotz Kapitänsbinde mit fast 34 Jahren kein Stammspieler mehr ist.

„Ich habe Bilder vor Augen, als ich Anfang 20 war und dachte: Wow, du hast noch so viel Zeit“, sagte Reus in einem YouTube-Format nach seiner erneuten Vertragsverlängerung vor einigen Wochen. „Aber die Zeit, die fliegt.“ Er habe allerdings das Gefühl, „dass die Zeit, die ich durch viele Verletzungen verloren habe, wiederkommt“.

Denn für Reus waren auch große Momente immer mit persönlicher Tragik verknüpft. Als Deutschland 2014 Weltmeister wurde, hielt Mario Götze sein Trikot in die Kamera, Reus fehlte verletzt. Allein sein Sprunggelenk hat ihn Monate über Monate gekostet, die EM 2016 verpasste er, 2021 verzichtete er. Beim DFB-Pokal-Sieg 2017 riss ihm das Kreuzband.

Wird er Meister, wird man sein Porträt dennoch in die Galerie der Ikonen hängen. „Adi Preißler, Michael Zorc“, sagte er, „das sind absolute Legenden, mehr geht nicht.“ Er ist nicht weit vom ewigen BVB-Torrekord entfernt, der ihn „sehr, sehr stolz machen“ würde. Was Borussia Dortmund für ihn bedeutet? „Heimat. Verbundenheit. Das Leben.“

Deshalb spielt er seiner kleinen Tochter auch „Heja, BVB“ vor, wenn er sie zur Kita bringt. Was der zehnjährige Marco Reus über den 33-jährigen denken würde, wurde er gefragt: „Du hast alles richtig gemacht. Alles hat sich gelohnt. Alle Opfer.“

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)


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