Sportmediziner Dr. Halle über Wiedereinstieg nach Corona-Infektion: „14 Tage zwischen Infektion und Spiel das absolute Minimum“

10. März 2022 | News | BY Yannick Lassmann

News | Im Profifußball nehmen die Corona-Infektionen  derzeit wieder zu. Besonders hart erwischte es Mainz 05, deren nächste Begegnung ebenfalls auf der Kippe steht. Sportkardiologe Dr. Martin Halle erkannte einen fahrlässigen Umgang mit den Erkrankungen.

Dr. Halle: „Falsch, dass man mit dem ersten Negativtest wieder gesund ist“

Der FSV Mainz 05 vermeldete in der vergangenen Woche gleich 19 Corona-Fälle. Das Duell mit Borussia Dortmund fiel aber nur aus, weil kein Torhüter mehr zu Verfügung stand. Sollte sich aus dem Trio Robin Zentner (27), Finn Dahmen (23) und Lasse Ließ (20) jemand „freitesten“, besteht die Möglichkeit auf Austragung des Gastspiels beim FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr), das die Rheinhessen ebenfalls verlegen wollen.

In der kicker-Donnerstagsausgabe Sportkardiologe Dr. Martin Halle (59) ging auch auf den Aspekt des „Freitestens“ ein, der im DFL-Hygienekonzept eine entscheidende Rolle spielt: „Es ist falsch, dass man mit dem ersten Negativtest wieder gesund ist. Das Virus ist aus der Schleimhaut weg, aber kann nicht aus dem Körper, dort kann es noch immer eine Herzmuskelentzündung verursachen. Es kann das Immunsystem so stark stimuliert haben, dass circa sieben Tage nach der Infektion eine zweite Welle auftritt. Diese kann so stark sein, dass die Gefäße in verschiedenen Organen angegriffen werden.“

 

Dr. Halle zog dabei einen aussagekräftigen Vergleich: „Wenn jemand einen Muskelfaserriss hat, sagen alle, jetzt dauert es aber mehrere Wochen. Wenn jemand Corona hat, soll er am Samstag darauf wieder auf dem Spielfeld stehen.“ Es herrsche ein falsches Verständnis. „Während ein paar orthopädischen Sachen klar ist, es geht einfach nicht, denkt man bei internistischen Problemen, es wird schon gehen. Hauptsache die Beine bewegen sich.“

Dementsprechend blickt der erfahrene Arzt auf die schnelle Wiederansetzung der Begegnung zwischen Mainz 05 und dem BVB am 16. März: „Aus medizinischer Sicht wären 14 Tage zwischen er Infektion und dem nächsten Spiel das absolute Minimum. Wer im Leistungssport unterwegs ist, weiß zudem ganz genau, dass er nach einer Krankheit von von der Leistungsfähigkeit nich da weitermachen kann, wo er vor der Infektion aufgehört hat.“

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Einen sehr positiven Einfluss auf die Sportler besitzt die Impfung. Die Immunreaktion des Körpers sei geringer. Die Zeit ohne Sport habe sich verkürzt. Vor der Rückkehr ins Training sollten die Spieler mehrere Untersuchungen über sich ergehen lassen. „Mediziner achten schon im Wesentlichen auf Herz und Lunge. Um die Lungenfunktion zu testen, macht man ein Belastungs-EKG und entnimmt vorher und nachher aus dem Ohrläppchen Blut, um die Blutgase zu messen“, erklärte Dr. Halle.

„Wenn Herzmuskelgewebe geschädigt wurde, kann man das ähnlich wie bei einem Herzinfarkt im Blut messen und erkennen, ob es bereits abgeheilt ist. Außerdem fließen bei einer Herzmuskelentzündung die elektrischen Ströme nicht mehr richtig, sodass man eine Problematik beim EKG auch daran erkennen kann“, so der Mediziner. Angesichts seiner Aussagen könnten für die DFL Anpassungen an ihrem Hygienekonzept in Frage kommen. Ob dies geschehen wird, ist aber noch unklar.

(Photo by STUART FRANKLIN/POOL/AFP via Getty Images)

Yannick Lassmann

Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.


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