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3. Liga: Aufsteiger Elversberg und Osnabrück, Zuschauerrekord, Enttäuschung Aue: Die Tops und Flops der Saison 2022/23!

31. Mai 2023 | Trending | BY Gero Lange

Spotlight | Die Spielzeit 2022/2023 in der 3. Liga ist am vergangenen Samstag zu Ende gegangen. Unter der Überschrift „Tops und Flops“ wird auf die positiven und negativen Überraschungen der vergangenen Saison zurückgeblickt.

Elversberg, Aue, Zuschauerschnitt: das waren die größten Überraschungen und Enttäuschungen der 3. Liga 2022/2023

Top 1: SV Elversberg

18 Punkte (vier Siege, sechs Unentschieden, fünf Niederlagen) und eine Tordifferenz von 22:22. Schaut man sich die letzten 15 Spiele der SV Elversberg in der jüngst zu Ende gegangenen Spielzeit der 3. Liga an, ist nicht auf Anhieb ersichtlich, warum der Aufsteiger aus der Regionalliga Südwest der große Gewinner der Saison ist. Entscheidend sind die 23 Spieltage zuvor, in denen die SV Elversberg 56 Punkte holte (18S, 2U, 3N), 58 Tore schoss, nur 18 Gegentore kassierte und die Liga dominierte, wie man es von einem Aufsteiger in der Form nur sehr selten zu sehen bekommt.

„Es ist schon eine Grundsatz-Idee von mir, offensiven Fußball spielen zu lassen. Die Leute kommen ja ins Stadion wegen spektakulärer Dinge und Torraumszenen. Wir haben so viel Angst in der Welt, die sollten wir nicht präsentieren. Stattdessen sollten wir unseren Mut präsentieren, forsch sein. Dabei dürfen wir aber natürlich nicht dumm agieren“, erklärte Trainer Horst Steffen (54) in einem Interview mit dem kicker seine Idee von Fußball. Dies setzte seine Mannschaft eindrucksvoll in die Tat um. 80 geschossene Tore sind in der Spielzeit 2022/2023 die meisten aller Drittligisten.

Horst Steffen von der SV Elversberg, Trainer der Saison in der 3. Liga

(Photo by Jasmin Walter/Getty Images for DFB)

Auch, wenn es aufgrund der etwas schwächeren Phase zum Ende der Rückrunde hin noch etwas knapper wurde als es zwischenzeitlich den Anschein erweckte, machte Elversberg mit vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz den Aufstieg in die 2. Bundesliga und damit auch den Durchmarsch aus der Regionalliga perfekt. Als für den Erfolg des Vereins maßgeblich wird häufig die personelle Kontinuität auf den sportlichen Führungspositionen genannt. Neben Trainer Steffen ist auch Sportdirektor Nils-Ole Book (37) bereits seit Ende Oktober 2018 im Amt.

Darüber hinaus schlugen einige der vor der Saison verpflichteten Neuzugänge voll ein. Marcel Correia (34, vom SC Paderborn) schwang sich in der Innenverteidigung zum Stammspieler auf, ebenso wie Thore Jacobsen (26, Werder Bremen) vor ihm im defensiven Mittelfeld. Mit sechs Toren und sechs Vorlagen lieferte Jacobsen zudem auch beachtliche Scorerwerte. Noch eindrucksvoller waren jedoch die Werte von Nick Woltemade (21, Leihgabe von Werder Bremen) und Jannik Rochelt (24, vom SSV Ulm) die mit zehn Toren und neun Vorlagen bzw. zwölf Toren und 15 Vorlagen entscheidend zum Aufstieg beitrugen und der ohnehin schon eingespielten Regionalligamannschaft den entscheidenden Qualitätsschub einbrachten.

Top 2: VfL Osnabrück

Zur WM-Pause belegte der VfL Osnabrück mit 22 Punkten aus 17 Partien den zehnten Tabellenplatz. Bis dahin hatte der Verein bereits einen Trainerwechsel verkraften müssen. Trotz eines durchwachsenen Saisonstarts mit vier Punkten aus vier Spielen hatte Trainer Daniel Scherning (39) das Interesse von Arminia Bielefeld geweckt und verließ Osnabrück Mitte August in Richtung Ostwestfalen. Nachfolger wurde Ende August Tobias Schweinsteiger (41), dessen Start mit 16 Punkten aus den ersten elf Partien allerdings auch eher durchwachsen verlief.

Im Nachhinein lässt sich vermuten, dass die Osnabrücker die lange WM-Pause unter ihrem neuen Trainer am besten von allen Mannschaften aus der 3. Liga genutzt haben. Ins Jahr 2023 startete der VfL mit acht Siegen aus den ersten neun Ligaspielen. Insgesamt wurden in den 21 Partien im Jahr 2023 48 Punkte geholt. Damit wurde nicht nur der erste Platz in der Rückrundentabelle belegt, sondern auch der Aufstieg in die 2. Bundesliga realisiert. Dafür reichte Platz drei, da die zweite Mannschaft des SC Freiburg auf Tabellenplatz zwei liegend nicht aufstiegsberechtigt ist.

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Die Art und Weise des Aufstiegs war dabei jedoch an Dramatik nicht zu überbieten. Vor dem letzten Spieltag hatten sowohl Osnabrück, als auch Wiesbaden, Saarbrücken und Dresden noch Chancen auf den direkten Aufstieg. Der VfL Osnabrück musste sein Heimspiel gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund gewinnen, um die Tabelle auf dem zweiten Aufstiegsplatz zu beenden. Nach 90 Minuten lag das Team von Trainer Schweinsteiger allerdings noch mit 0:1 zurück und war in der Blitztabelle nur Platz sechs.

Durch zwei Späte Treffer von Ba-Muaka Simakala (90.+4) und Jannes Wulff (90.+6) wurde der Aufstieg in buchstäblich letzter Sekunde eingetütet. In Wiesbaden war der Platzsturm bereits in Gang, als der SVWW noch auf den Relegationsplatz zurückfiel. Saarbrücken fiel durch den späten Siegtreffer von Wulff noch vom Relegationsplatz und gänzlich aus den Aufstiegsrängen. Diese hochdramatische Art und Weise des Aufstiegs wurde in Osnabrück im Anschluss an das Spiel frenetisch bejubelt.

Top 3: SC Verl

Wurde in der vergangenen Saison 2021/2022 erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt perfekt gemacht, so gelang dem SC Verl in der abgelaufenen Spielzeit 2022/2023 eine deutlich entspanntere Saison in der 3. Liga. Mit einem der kleinsten Etats der Liga wurde dort erneut ziemlich gute Arbeit geleistet und der 10. Tabellenplatz eingefahren. Mit insgesamt 49 Punkten war der Klassenerhalt wesentlich früher unter Dach und Fach als in der Vorsaison.

Die Erfolge des SC Verl sind umso höher zu bewerten, da das Stadion des Vereins nicht den Anforderungen der 3. Liga genügt und es daher keine „Heimspiele“ im klassischen Sinne gibt, sondern diese Partien im Stadion des Zweitligisten SC Paderborn ausgetragen werden. Erfolg weckt auch in diesem Fall Begehrlichkeiten, so wurde Ende April über das Interesse des 1. FC Nürnberg an Verls Trainer Michél Kniat (37) spekuliert.

Top 4: Zuschauerentwicklung

Wie nach Abschluss der Spielzeit auf fussball.de zu lesen war, hat die 3. Liga in der abgelaufenen Spielzeit einen Zuschauerrekord aufgestellt. Zu den 380 spielen kamen insgesamt 3.115.602 Zuschauer*innen in die Stadien. Dies ist seit Bestehen der Liga erst das zweite Mal nach der Saison 2018/2019, dass die Marke von drei Millionen Besucher*innen geknackt wurde.

Dynamo Dresden hat im Schnitt die meisten Zuschauer*innen in der 3. Liga

(Photo by Boris Streubel/Getty Images for DFB)

Dynamo Dresden hatte mit Abstand den größten Zulauf aller Vereine. Im Schnitt kamen 24.532 Zuschauer*innen ins Rudolf-Harbig-Stadion. Auf Platz zwei liegt mit Rot-Weiss Essen ein Aufsteiger, mit einem Schnitt von 16.442. Auch der TSV 1860 München (15.000), der VfL Osnabrück (13.584), der MSV Duisburg (11.773) und der 1. FC Saarbrücken (10.603) spielten im Durchschnitt vor fünfstelligen Kulissen.

Flop 1: SV Waldhof Mannheim

In Mannheim hatte sich der dort ansässige SV Waldhof vor der Saison den Aufstieg in die 2. Bundesliga als Ziel gesetzt. Wie ein Aufsteiger spielte die Mannschaft von Trainer Christian Neidhart (54) allerdings nur Zuhause. 46 Punkte (15S, 1U, 3N) aus 19 Partien sind gleichbedeutend mit dem ersten Platz in der Heimtabelle. In fremden Stadien präsentierte sich Mannheim jedoch wie ein Absteiger. In der Auswärtstabelle liegt der SV Waldhof mit 14 Punkten aus 19 Partien auf Rang 17.

Der erste Auswärtssieg wurde erst am letzten Spieltag der Hinrunde im Januar 2023 in Duisburg eingefahren (3:1). Drei Niederlagen an den letzten vier Spieltagen der Saison (auswärts in Zwickau und München, Zuhause gegen Oldenburg) besiegelten dann das endgültige Aus im Aufstiegskampf. Als Konsequenz daraus steht im kommenden Sommer ein Umbruch an. Im Rahmen des letzten Heimspiels wurden 13 Spieler verabschiedet, zudem gehen der SV Waldhof Mannheim und Trainer Neidhart nach nur einer gemeinsamen Spielzeit wieder getrennte Wege.

Flop 2: Erzgebirge Aue

Erzgebirge Aue startete als Absteiger aus der 2. Bundesliga durchaus mit Ambitionen in die Spielzeit 2022/2023. Der Verein leitete vor der Saison einen Umbruch ein. 18 externe Neuzugänge sollten die 24 Abgänge auffangen. Zudem wurde mit Timo Rost (44) von der SpVgg Bayreuth ein neuer Trainer verpflichtet. Die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr in die 2. Bundesliga dürfte im Erzgebirge durchaus bestanden haben, wurde durch den katastrophalen Saisonstart jedoch schnell zerschlagen. Aus den ersten neun Spielen holte man mickrige drei Punkte und stand am Tabellenende. Dies hatte zur Folge, dass der vor der Saison installierte Rost seinen Job als Trainer bereits wieder los war.

Carsten Müller (51), Leiter der Nachwuchsabteilung des Vereins, übernahm interimsweise. In den acht Spielen unter ihm wurden elf Punkte aus acht Partien geholt. Diese bewirkten immerhin eine Verbesserung von Tabellenplatz 20 auf 18. Endgültig verließ Aue die Abstiegsplätze aber erst unter Rückkehrer Pavel Dotchev (57), der im Dezember 2022 bereits zum dritten Mal auf der Trainerbank im Erzgebirge Platz nahm. Beeindruckende 22 Punkte aus den ersten 10 Partien im Jahr 2023 ließen Aue ins Tabellenmittelfeld vorstoßen.

Das 1:3 im Heimspiel gegen 1860 München Mitte März sorgte jedoch für einen Bruch, der vier Tage später durch das blamable Ausscheiden im Sachsenpokal beim Regionalligisten Chemnitzer FC (0:3) verstärkt wurde. Nur neun Punkte aus den letzten zehn Saisonspielen sorgen dafür, dass im Erzgebirge wesentlich weniger positiv auf die kommende Spielzeit 2023/2024 geblickt wird.

Pavel Dotchev, Rekordtrainer der 3. Liga, steht bei Erzgebirge Aue an der Seitenlinie

(Photo by Ronny Hartmann/Getty Images for DFB)

Flop 3: Die anderen Ostvereine der 3. Liga: Dresden, Halle Zwickau

Neben Erzgebirge Aue blicken auch alle anderen Vereine aus dem Osten Deutschlands auf eine enttäuschende Spielzeit zurück. Dynamo Dresden hat ein Horrorjahr 2022 hinter sich. In der kompletten ersten Jahreshälfte 2022 wurde kein einziges Pflichtspiel gewonnen, was Platz 16 in der 2. Bundesliga und den Abstieg in die 3. Liga nach verlorener Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:0, 0:2) zur Folge hatte. Auch der Rest des Jahres in der 3. Liga lief durchwachsen. Mit 23 Punkten aus 17 Partien fand sich Dynamo auf einem enttäuschenden neunten Tabellenplatz wieder.

Mit 46 Punkten aus 21 Spielen im Jahr 2023 schloss Dynamo auf eindrucksvolle Art und Weise zur Spitzengruppe auf. Punktgleich mit Osnabrück belegt die Sportgemeinschaft den zweiten Platz in der Rückrundentabelle. Bis zum 37. Spieltag belegte das Team von Trainer Markus Anfang (48) den zweiten Aufstiegsplatz und hatte die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga in der eigenen Hand. Durch eine 1:4-Niederlage nach 1:0-Halbzeitführung beim bereits abgestiegenen SV Meppen wurde der Aufstieg jedoch am vorletzten Spieltag noch aus der Hand gegeben. In der Endabrechnung belegt Dynamo den 6. Tabellenplatz und ist damit nach dem Sachsenpokal-Aus im Viertelfinale gegen den FSV Zwickau (0:1) in der kommenden Spielzeit nicht im DFB-Pokal vertreten.

Trotz des Sieges gegen den Favoriten Dynamo Dresden wird auch der FSV Zwickau nicht im DFB-Pokal vertreten sein. Im Sachsenpokal ging das Halbfinale bei Lok Leipzig mit 0:1 verloren. Auch darüber hinaus war die Spielzeit für die Zwickauer sehr enttäuschend. Nach sieben Jahren 3. Liga in Folge steht nun zum Saisonende der 19. Platz und damit verbunden der Abstieg in die Regionalliga zur Buche. Negative Höhepunkte der Saison waren sicherlich die Entlassung von Trainer Joe Enochs (51) und Sportdirektor Toni Wachsmuth (36) im Februar sowie der Abbruch des Heimspiels gegen Rot-Weiss Essen, nachdem Schiedsrichter Nicolas Winter von einem Zwickauer Zuschauer mit Bier begossen worden war.

Den Abstieg gerade noch so verhindern konnte der Hallesche FC. Die Spielzeit schloss der Verein mit 41 Punkten auf Rang 16 und damit einen Rang und vier Punkte vor dem ersten Abstiegsplatz ab. Ein enttäuschendes Resultat für den Verein aus Halle, der sich zudem über die ganze Spielzeit mit Unruhen im Umfeld konfrontiert sah. Der Klassenerhalt wurde erst unter dem neuen Trainer Sreto Ristic (47) und dem neuen Sportdirektor Thomas Sobotzik (48) sichergestellt. Zuvor musste der vorherige Trainer André Meyer (41) gehen, Sportdirektor Ralf Minge (62) verabschiedete sich zum 31. März. Darüber hinaus trat Ende März Präsident Jens Rauschenbach (52) zurück.

Flop 3: Bayern-Vertreter FC Ingolstadt, TSV 1860 München, SpVgg Bayreuth

Auch für die bayrischen Vertreter in der 3. Liga lief die Spielzeit 2022/2023 ernüchternd. Mit Aufstiegsambitionen gestartet, erlebten sowohl der TSV 1860 München als auch der FC Ingolstadt einen dramatischen Absturz. Nach der Hinrunde lag Ingolstadt mit 31 Punkten auf Rang 7. In der Rückrunde reichte es dann nur noch zu 16 Zählern. Mit dieser erschreckend schwachen Ausbeute belegen die Schanzer in der Rückrundentabelle den vorletzten Tabellenplatz.

Mitte März musste Sportdirektor Malte Metzelder (41) gehen. Zuvor traf es auf der Trainerbank Ende Januar Rüdiger Rehm (44) und Anfang April dann auch noch Nachfolger Guerino Capretti (41). Mit Michael Köllner (52), wurde die Spielzeit mit dem bereits dritten Trainer zu Ende gebracht. Köllner konnte im April aber auch nur in Ingolstadt anheuern, weil er zuvor beim TSV 1860 München entlassen worden war.

Trainierte in dieser Saison in der 3. Liga erst den TSV 1860 München und dann den FC Ingolstadt: Michael Köllner

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Köllner und 1860 starteten vielversprechend in die Saison und lagen nach 13 Spieltagen mit 29 Punkten auf Tabellenplatz zwei. Danach folgte ein Absturz mit nur vier Punkten aus sieben Spielen, die Ende Januar das Aus von Köllner in München bedeuteten. Der mittlerweile ebenfalls nicht unumstrittene Geschäftsführer Sport Günther Gorenzel-Simonitsch (51) übernahm interimsweise, holte aber auch nur zwei Punkte aus vier Partien. Maurizio Jacobacci (60) folgte und stabilisierte die Mannschaft wieder etwas. 22 Punkte aus 14 Spielen reichten allerdings nur noch für Rang acht und waren zu wenig, um noch einmal ernsthaft die Aufstiegsplätze anzugreifen.

Der dritte bayrische Verein im Bunde, die SpVgg Bayreuth, war als Aufsteiger sowieso als einer der Underdogs in die Saison gestartet, muss aber als Tabellenletzter nach nur einer Spielzeit den direkten Gang zurück in die Regionalliga antreten.

(Photo by Jasmin Walter/Getty Images for DFB)

Gero Lange

Fußballbegeistert seit der Heim-WM 2006. Großer Fan von Spektakelfußball mit vielen schönen Toren, am liebsten aus der Distanz. Seit 2020 bei 90PLUS


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