Champions League Vorschau – War es das schon? BVB vs. Spurs

5. März 2019 | Vorschau | BY Julius Eid

Im Signal Iduna Park treffen am heutigen Abend zwei Teams aufeinander, die im heimischen Ligageschäft eher angeschlagen wirken. Zumindest die Personalsituation hat sich aber auf beiden Seiten deutlich entspannt. Und als Dortmunder wird man nicht nur auf eine Trendwende, sondern auf ein Wunder hoffen müssen.

Anpfiff der Partie ist am Dienstag um 21 Uhr. Die Partie ist live auf Sky zu sehen.

Das Hinspiel

Das Hinspiel beider Teams im Achtelfinale der Champions League fand, aufgrund der Verzögerungen bei der Eröffnung des neuen Stadions der Spurs, im sagenumwobenen Wembley statt. Trotz des Ausfalls von Marco Reus gab es taktisch bei Borussia Dortmund wenig Überraschungen. Ein 4-2-3-1 sollte als Grundausrichtung herhalten. Mit Mario Götze als Stürmer und Dahoud als 10er war allerdings auch eine schnelle Umstellung in ein 4-3-3 realistisch. Spurs-Coach Mauricio Pochettino hingegen überraschte mit der Wahl seines linken Außenverteidigers in der 5er-Kette. Der gelernte Innenverteidiger Jan Vertonghen sollte diesen Part übernehmen. Auf den ersten Blick war dies ein Zeichen dafür, defensiv stabil agieren zu wollen, auch auf Kosten der Offensive. Und die erste Halbzeit gestaltete sich dann auch größtenteils so, wie man es aufgrund des Personals erwarten konnte. Nach kurzem Drang in den ersten 10 Minuten hatten die Dortmunder deutlich öfter den Ball, kontrollierten die Spurs, konnten aber nicht gefährlich vor dem Tor werden. Ein 0:0 zur Pause war folgerichtig.

Doch direkt mit Wiederanpfiff kippte das Spiel. Der junge Außenverteidiger Achraf Hakimi verlor naiv den Ball in der Vorwärtsbewegung an, natürlich, Jan Vertonghen. Der Belgier den Überraschungsmoment perfekt, flankte vor das Dortmunder Tor. Und dort stand dann niemand anderes als der personifizierte Dortmund-Schreck Son, der zum 1:0 einschob. Dieser Gegentreffer brachte den BVB merklich aus dem Konzept. Die Borussen fanden im zweiten Durchgang nicht mehr zur Souveränität der ersten 45 Minuten zurück und auch Trainer Favre schien ideenlos, reagierte erst sehr spät mit Einwechslungen. Die Dortmunder schienen zu hoffen das 1:0 als akzeptables Ergebnis mit in das Rückspiel nehmen zu können. Doch das sollte sich rächen, die Spurs dominierten weiterhin und die Fehler der Dortmunder Abwehr häuften sich. Am Ende mussten sich die Schwarzgelben mit 0:3 geschlagen geben, die Ausgangsposition für das Rückspiel ist also vor allem aufgrund des fehlenden Auswärtstores katastrophal.

BVB

Die letzten Wochen der Dortmunder dürften wohl als enttäuschend bezeichnet werden. Kurz vor der Niederlage gegen die Spurs musste man das Pokalaus gegen Bremen hinnehmen und fuhr ein, mit Verlaub, dämliches Remis gegen Hoffenheim ein. Direkt nach der herben Erfahrung im Wembley konnten die Schwarzgelben dann nicht mehr als ein 0:0 beim Tabellenletzten aus Nürnberg erreichen. Die Balance und die Sicherheit im Spiel der Dortmunder scheint fast völlig verloren. Junge Abwehrspieler wie Achraf Hakimi und Dan-Axel Zagadou sind in der Rückrunde etwas unkonstanter, wirken teilweise instabil. Ob es der Druck der Tabellenführung, das geringe Alter vieler Spieler oder der Ausfall von Kapitän Marco Reus ist, lässt sich nur schwer sagen. Trotz einiger kleiner Lichtblicke, wie dem glücklichen, aber keinesfalls unverdienten Sieg über Ex-Trainer Peter Bosz und sein neues Team aus Leverkusen oder die positive Form eines Mario Götze geht der BVB taumelnd in das Duell mit den Spurs.

Die letzten Wochen haben den Vorsprung an der Tabellenspitze auf genau 0 Punkte und 2 Tore schrumpfen lassen, der heiße Atem der Münchner dürfte dem BVB nicht unbedingt mehr Motivation für das internationale Geschäft einhauchen. Auch der erhoffte Aufschwung nach Leverkusen-Sieg und Marco Reus Rückkehr blieb aus, noch schlimmer, man verlor sogar beim FC Augsburg 2:1 mit einem fast peinlichen Auftritt. Der Verein und der Trainer wirken ratlos und die Fans sind verständlicherweise enttäuscht wie fahrlässig mit der großen Chance auf die Meisterschaft umgegangen wird. Aber gerade hier dürfte die Hoffnung der Dortmunder liegen – und zwar auf eine Trotzreaktion. Der Signal Iduna Park muss und wird beben. Marco Reus dürfte sein Team wieder auf das Feld führen, das Stadion seinem Ruf gerecht werden und vielleicht, ganz vielleicht sehen wir dann einen Hauch von Malaga im Signal Iduna Park.

(Photo by SASCHA SCHUERMANN / AFP)

Spurs

Denn auch die Spurs müssen auf unerfreuliche Ergebnisse seit dem Hinspiel zurückblicken. Erst verlor man 2:1 gegen den Underdog aus Burnley, dann musste man sich mit einer 2:0-Niederlage bei eigentlich kriselnden „Blues“ zufriedengeben. Und auch das Remis im Nordlondon-Derby gegen die Gunners kann die Mannschaft von Pochettino eher als glücklich abhaken, denn einerseits war der Treffer der Spurs umstritten, andererseits hatte Arsenal kurz vor dem Ende per Elfmeter eine Riesenchance auf den Sieg. Was die Form angeht dürfte man also auch bei den Londonern nicht von Topverfassung sprechen. Durch die letzten Spiele wurde zudem die wohl letzte Chance im Titelrennen mitzumischen aufgegeben. Nun beginnt es langsam zu rumoren. Topstar Harry Kane zum Beispiel soll unzufrieden sein und, wenn die Titelchancen weiter ausbleiben, über einen Abgang nachdenken. Auch Pochettino selber wirkte nicht immer glücklich mit der Entwicklung des Vereins und wird weiterhin bei Manchester United als neuer Manager gehandelt. Die Spurs sollten und wollen also unbedingt etwas gewinnen. Und die Champions League scheint die letzte Chance des Jahres zu bieten.

Wie auch beim deutschen Konkurrenten hat sich die Personallage entspannt. Auch die Spurs können auf ihren Kapitän und Schlüsselspieler Harry Kane bauen. Dass die Spurs mit einer Offensive aus Son, Eriksen und Kane keinen Treffer gegen die extrem wackligen Dortmunder Verteidiger erzielen scheint fast schon unmöglich. Ein solcher Treffer dürfte ein Weiterkommen besiegeln. Würde der BVB doch sonst mindestens 5 Tore erzielen müssen. Zudem begeistern die Spurs in dieser Saison selten, sind aber gnadenlos effektiv. Es ist allerdings ein Fakt, das Pochettino seine Mannschaft auf den Punkt gut einstellen kann und dafür sorgen kann, dass die Spurs voll da sind. Trotz müder Knochen nach WM-Belastung, einem dünnen Kader oder großen Verletzungssorgen. Die Spurs liefern und das musste auch der BVB im Hinspiel schmerzlich erfahren.

(Photo by Dan Istitene/Getty Images)

Prognose

Aufgrund der Ausgangslage bietet das Spiel Potential für eine spannende Aufholjagd. Die Form der Dortmunder wird dieser aber wohl einen Strich durch die Rechnung machen und nicht gegen stabile Spurs bestehen können.

Mögliche Aufstellungen

Vorbelastete Spieler: Julian Weigl (BVB) – Erik Lamela, Heung-Min Son, Toby Alderweireld (Spurs)

BVB: Bürki, Diallo, Toprak, Akanji, Hakimi, Witsel, Delaney, Guerreiro, Reus, Sancho, Götze

Spurs: Lloris, Rose, Vertonghen, Sanchez, Alderweireld, Trippier,  Winks, Sissoko, Eriksen, Kane, Son

Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


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