Copa del Rey Finale | Bricht Valencia die nationale Dominanz des FC Barcelona?

25. Mai 2019 | Vorschau | BY Christoph Albers

Vorschau |Der FC Barcelona dominiert seit Jahren die nationalen Wettbewerbe Spaniens. Sieben der letzten zehn Meistertitel gingen an die Katalanen, ebenso wie die letzten vier Pokalsiege. Gegen den FC Valencia könnte nun schon der fünfte Titel folgen und die Dominanz untermauern. Die „Chés“ werden aber sicherlich etwas dagegen haben, sie könnten ihre nervenaufreibende Saison krönen und erstmals seit ihrem Copa-Triumph 2008 wieder etwas zum Briefkopf hinzufügen.

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 21:00 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

Der Weg ins Finale

FC Barcelona

Auf Weg ins Finale schaltete der FC Barcelona Cultural Leonesa, UD Levante, den FC Sevilla und Real Madrid aus. Der Drittligist Leonesa stellte in der Zwischenrunde selbstverständlich keine große Hürde dar (zwei Siege, 1:0 und 4:1), als einzige Ausnahme in dieser Serie. Gegen UD Levante und Sevilla verlor Barça jeweils das Hinspiel (1:2 und 0:2), um dann aber in den jeweiligen Rückspielen (3:0 und 6:1) noch die Wende zu schaffen. Vor allem das 6:1 im Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Sevilla war extrem beeindruckend. 

Im Halbfinale folgte dann der Vergleich mit dem Erzrivalen, Real Madrid, was dazu führte, dass es gleich drei „Clásicos“ innerhalb von wenigen Wochen gab. Eine Zeit, an die sicher der FC Barcelona sicherlich gerne erinnert. Im Copa-Hinspiel kam man im heimischen Camp Nou zwar nicht über ein 1:1 hinaus, doch die Siege in der Liga und im Rückspiel (3:0) machten die aktuellen Kräfteverhältnisse mehr als deutlich. Ein süßer Triumph, der zur Teilnahme am Endspiel berechtigt.

FC Valencia

Die „Chés“ qualifizierten sich unterdessen durch Siege über CD Ebro, Sporting Gijon, den FC Getafe und Real Betis für das Endspiel. Interessant ist dabei, dass der Verlauf dem des FC Barcelona recht ähnlich ist: Zunächst setzte sich Valencia klar gegen einen Drittligisten durch (zwei Siege, 1:0 und 2:1), dann verlor man im Achtelfinale und im Viertelfinale jeweils auswärts das Hinspiel (1:2 und 0:1), um die Vergleiche jeweils im heimischen Stadion noch zu drehen (3:0 und 3:1) und im Halbfinale gab es auch für Valencia zunächst ein Unentschieden im Hinspiel (2:2) und im Rückspiel den entscheidenden Sieg (1:0). Es gab also im Grunde eigentlich nur einen Weg ins Finale, wenn man so will. Das Programm Valencias scheint auf dem Papier etwas leichter gewesen zu sein, nichtsdestotrotz sind sie definitiv ein verdienter Finalist. 

Lionel Messi im Finalstadion – Das Estadio Benito Villamarin, der Heimspielstätte von Real Betis

FC Barcelona

Einen Pokal zu gewinnen, aber viel zu verlieren

Auch wenn es darum geht  einen Pokal zu gewinnen, hat der FC Barcelona wohl mehr zu verlieren als zu gewinnen. Die Meisterschaft, die auch insgesamt eher glanzlos ausgefallen ist, wird mittlerweile schon vorausgesetzt und der Pokal fällt in der öffentlichen Wahrnehmung auch nur noch ins Gewicht, wenn er nicht gewonnen wird. Das bittere Ausscheiden in der Champions League gegen den FC Liverpool dominiert den Eindruck der Saison des FC Barcelona, der Schaden der 0:4-Niederlage kann dabei durchaus als irreparabel eingestuft werden. So ist es nun mal beim FC Barcelona, die Ansprüche sind das Maximum und die Champions League ist, gerade nach den drei Titeln Real Madrids, der absolute Gradmesser.

Nun könnte man zwar fast schon annehmen, dass das Kind bereits in den Brunnen gefallen und der Pokalsieg für Barça nur von untergeordneter Bedeutung sei, doch auch diese Annahme ist nicht korrekt. Ein Triumph in der Copa wäre ein versöhnliches Saisonende und würde den Druck auf Trainer Valverde zunächst einmal etwas verringern. Ein mögliche Niederlage würde die Trainerdiskussion auf der anderen Seite aber sicherlich nochmal neu anheizen und könnte auch durchaus das Ende seiner Amtszeit bedeuten – allen Beteuerungen zum Trotz. Es geht in diesem Spiel also durchaus auch um seine Person.

Schon im Urlaubsmodus?

Losgelöst von dieser Perspektive, ist der FC Barcelona natürlich klarer Favorit. Die Mannschaft ist individuell deutlich stärker besetzt als der Gegner, kann ausgeruht ins Spiel gehen und dürfte das Selbstvertrauen auch nicht verloren haben. Was allerdings etwas verloren gegangen sein könnte, ist der Rhythmus, der Wettbewerbsgeist. Die Meisterschaft steht bereits seit dem 27. April fest und seit dem Spiel in Liverpool (7. Mai) ist Barça eigentlich nicht mehr wirklich im Wettbewerbs-Modus, die Ligaspiele gegen Getafe (2:0) und Eibar (2:2) waren schließlich nicht mehr als ein Schaulaufen. In der Vergangenheit hat sich das schon mehrfach als entscheidender Nachteil herausgestellt. Die Katalanen sollten also gewarnt sein. 

Und auch vor dem Gegner sollten sie gewarnt sein, denn zuletzt tat man sich oft sehr schwer gegen den FC Valencia. In der Liga trennten sich die beiden Teams in dieser Saison jeweils unentschieden (2:2 und 1:1), das sollte durchaus eine Warnung sein.

Ohne Ter Stegen und Suarez

Personell sieht es unterdessen auch nicht allzu gut aus. Marc-Andre Ter Stegen, Rafinha, Ousmane Dembele und auch Luis Suarez fallen allesamt verletzt aus. Vor allem Letzterer wird Ernesto Valverde extrem fehlen. Ter Stegens Ausfall wiegt unterdessen nicht allzu schwer, weil Ersatzmann Jasper Cillessen a) eigentlich ohnehin immer in der Copa spielt und b) natürlich auch ein sehr guter Rückhalt ist. Für den Niederländer dürfte es zudem wohl der letzte Auftritt für den FC Barcelona sein, er verlässt den Verein aller Voraussicht nach im Sommer. 

Für Suarez dürfte aller Voraussicht nach Malcom im Angriffstrio an der Seite von Lionel Messi und Philippe Coutinho beginnen. Ansonsten sind kaum Änderungen/Überraschungen in der Mannschaft zu erwarten, Arturo Vidal wird wohl den Vorzug vor Arthur bekommen, ebenso Lenglet vor Umtiti und Sergi Roberto vor Nelson Semedo. 

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Valencia CF

Das zweitbeste Rückrunden-Team

Anders als der FC Barcelona, hat der FC Valencia eine ganze Menge zu gewinnen. Der Pokalsieg wäre, wie schon angesprochen, der erste Titel seit 2008 und ein weiterer großer Erfolg für diese Mannschaft. Ein weiterer deshalb, weil der erneute Einzug in die Champions League in dieser Saison ebenfalls als ein solcher gewertet werden muss. 

Die „Fledermäuse“ hatte nämlich eine alles andere als leichte Saison. Die Mannschaft kam ganz schleppend in die Saison und fand sich nach vier Spieltagen mit drei Remis und einer Niederlage sogar auf einem Abstiegsplatz wieder. In der Folge stabilisierte sie sich zwar etwas, doch zum Abschluss der Hinrunde stand stand trotzdem nur Platz 11 zu Buche. Der Grund dafür: Zu viele Unentschieden (11 in 19 Spielen) und zu wenige Tore (nur 17 in 19 Spielen). Trainer Marcelino stand bereits auf der Kippe, doch der Verein machte alles richtig und hielt an ihm fest. Die Rückrunde lief dann nämlich auch wesentlich besser – mit 38 Punkten war Valencia (hinter dem FC Barcelona (44 Pkt.) die beste Mannschaft der Rückrunde. Der Lohn: Am 37. Spieltag stand man erstmals in der Saison auf dem Champions League Rang 4, auf Valencia dann auch blieb. 

Die Kirsche

Valencia geht also durchaus mit etwas Euphorie ins Spiel, auch weil man bis zum letzten Spieltag Gas geben musste – anders als Barca. Das könnte nun ein Vorteil sein. Ebenso wie die generelle Stimmung rund um den Verein: Der Einzug in die Champions League war nämlich nicht nur sportlich, sondern auch finanziell von enormer Bedeutung, sodass auch eine große Erleichterung herrscht. Dazu kommt ein gewisser Stolz, denn mit Platz 4, dem Erreichen des Halbfinals in der Europa League und dem Einzug ins Pokalfinale ist die Saison schon jetzt eine höchst erfolgreiche. Der Sieg im Finale wäre daher gewissermaßen nur die Kirsche auf der Sahne auf der Torte. Valencia verspürt somit höchstens einen positiven Druck.

Und auch personell sieht es sehr gut aus. Mit Denis Cheryshev (verletzt) und Kang-in Lee (U20-WM) fehlen nur zwei Spieler definitiv und sie wären beide wohl auch keine Startelf-Kandidaten. Mit Innenverteidiger Ezequiel Garay steht nur ein weiter (Stamm-)Spieler auf der Kippe. Der Argentinier ist angeschlagen, er laboriert an einer Oberschenkel-Verletzung. Sollte er tatsächlich ausfallen, dürfte Mouctar Diakhaby an seiner Stelle an der Seite von Abwehrchef Gabriel Paulista beginnen. Eine herbe Schwächung wäre das sicherlich auch nicht. Ansonsten kann Marcelino auf alle Spieler zurückgreifen, eine angenehme Situation. Valencia geht also frohen Mutes ins Finale.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Prognose

Der FC Barcelona geht, quasi schon per Definition, als Favorit ins Finale. Die Mannschaft hat große Erfahrung in solchen Spielen, die höhere individuelle Qualität und einen gewissen Lionel Messi, der ohnehin fast immer den Unterschied ausmacht. Valencia kommt dagegen aber mit mächtig Rückenwind, einem besseren Rhythmus und einem Trainer, der schon nachgewiesen hat, dass er weiß, wie man gegen Barca zu spielen hat. Das Spiel dürfte daher sehr interessant und womöglich sehr niveauvoll werden, zumindest wenn man die jüngsten direkten Duelle als Maßstab nimmt. Barcelona ist natürlich der nahe liegende Tipp als Sieger, doch Valencia hat durchaus seine Chancen. 

Mögliche Aufstellung

FC Barcelona: Cillessen – Sergi Roberto, Pique, Lenglet, Jordi Alba – Rakitic, Busquets, Vidal – Malcom, Messi, Coutinho

Valencia CF: Jaume – Piccini, Garay, Gabriel Paulista, Gaya – Carlos Soler, Kondogbia, Dani Parejo, Guedes – Santi Mina, Rodrigo

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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