Die große Bundesliga Vorschau (4/5): Köln, Schalke, Wolfsburg, Stuttgart

17. August 2017 | Vorschau | BY 90PLUS Redaktion

Am 18.8. startet die Bundesliga in die neue Runde! Wir haben vorab alle Teams unter die Lupe genommen.

Im vierten Teil unserer Bundesliga-Vorschau blicken wir nach Köln, Schalke, Wolfsburg und Stuttgart

Teil 1: Borussia Dortmund, Hamburger SV, FC Augsburg

Teil 2: RB Leipzig, Bayer Leverkusen, Mainz 05, Werder Bremen

Teil 3: Bayern, Hoffenheim, Berlin, Hannover

1. FC Köln

(Saison 2016/17: 5. Platz)

Der 1. FC Köln blickt auf eine sehr erfolgreiche Saison zurück. Der fünfte Platz bedeutete die Rückkehr nach Europa, nach 25 Jahren Abstinenz. Die kommende Saison wird also eine gewaltige Herausforderung für die Mannschaft von Peter Stöger, vor allem ohne den abgewanderten Top-Torjäger Anthony Modeste.

(Photo by PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)

Die Transfers des Sommers

Zugänge: Jhon Cordoba (24; Mainz 05; 17 Mio. Euro), Jorge Meré (20; Sporting Gijon; 7 Mio. Euro), Jannes Horn (20; VfL Wolfsburg; 7 Mio. Euro), Joao Queiros (19; Braga; 3 Mio. Euro), Tim Handwerker (19; Bayer Leverkusen; ablösefrei)

Abgänge: Anthony Modeste (29; Quanjian; 35 Mio. Euro), Marcel Hartel (21; Union Berlin; 250.000 Euro); Neven Subotic (28; Borussia Dortmund, Leihende)

Jahr I nach Modeste

Der Abgang Modestes ist die schwerwiegendste Veränderung im Kader der Kölner. Der 29-jährige Franzose erzielte in der abgelaufenen Saison sensationelle 25 Tore und war maßgeblich für das Spiel seiner Mannschaft. Sein Abgang spülte aber auch knapp 35 Millionen Euro in die Kriegskasse, sodass die Verantwortlichen den Kader breiter aufstellen konnten für die anstehende Doppelbelastung durch die Europa League. Ansonsten verließen nur Marcel Hartel (Union Berlin) und der ausgeliehene Neven Subotic den Verein.

Dem gegenüber stehen fünf Neuzugänge. Jhon Cordoba kam für 17 Millionen Euro von Mainz 05, er soll Modeste ersetzen, auch wenn er nicht an dessen 25 Toren gemessen werden soll. Der Kolumbianer besticht vor allem durch seine hohe Arbeitsrate und sein aggressives Spiel. Die Last der Tore soll auf die gesamte Mannschaft verteilt werden. Zudem wurden mit Jorge Mere und Joao Queiros gleich zwei junge, talentierte Innenverteidiger verpflichtet. Sie sollen Subotic und den bereits im Winter gewechselten Mavraj (HSV) ersetzen. Gerade Mere könnte auf Anhieb eine große Verstärkung werden. Außerdem wurden auch zwei Linksverteidiger verpflichtet. Jannes Horn kam für 7 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg und Tim Handwerker kam aus der Jugend von Leverkusen. Horn könnte ebenfalls direkt in die Stammelf rutschen und Jonas Hector damit das Vorrücken auf die „Sechs“ ermöglichen.

 

Player to watch – Leonardo Bittencourt

Der 23-Jährige unterliegt teils großen Schwankungen, deutet aber auch immer wieder an, was für ein fantastischer Fußballer in ihm steckt. In der abgelaufenen Saison gelangen ihm in gerade mal 16 Einsätzen drei Tore und starke sieben Assists. Er besticht durch seine enorme Beweglichkeit, seine Schlitzohrigkeit und seine tolle Ballbehandlung. Sollte er noch etwas effizienter spielen, könnte der ganz große Durchbruch folgen. Unter der Prämisse, dass er fit bleibt.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

90PLUS-Prognose

Die Kölner sind ihrer Linie treu geblieben und haben ihren Kader nur wenig verändert. Somit dürften die Abläufe sitzen und die Eingespieltheit beibehalten werden. Der Abgang von Modeste bedeutet aber natürlich eine herbe Schwächung. Da das Spiel der Kölner stark auf ihren Torjäger ausgerichtet war, braucht es nun neue Ideen, um die gleiche Durchschlagskraft zu erreichen. Zudem wird die Doppelbelastung auch die Kölner vor neue Herausforderungen stellen und sicherlich zu dem einen oder anderen Punktverlust in der Liga führen. Dennoch fußt die gute Kölner Entwicklung auf einem so soliden Fundament, dass auch die kommende Saison ohne große Probleme ablaufen dürfte. Ein Platz zwischen 7 und 10 dürfte es werden. Nur mit einer erneut herausragenden Saison ist mehr für die Rheinländer drin.

 

Schalke 04

(Saison 2016/17: 10. Platz)

Der FC Schalke 04 steht vor einem Umbruch. Nach der letzten Saison, in der unter Markus Weinzierl einiges besser werden sollte, aber im Endeffekt nicht wurde, soll nun Domenico Tedesco an den nötigen Stellschrauben drehen. Während in der vergangenen Saison vor allem die Auftritte in der Europa League eher positiv zu bewerten waren, waren die Leistungen im Ligaalltag eher dürftig und vor allem zu unkonstant. In der Sommerpause reagierte Christian Heidel und verpflichtete den talentierten Tedesco.

(Photo by Ronny Hartmann/Bongarts/Getty Images)

Die Transfers des Sommers

Zugänge: Nabil Bentaleb (22, Tottenham, fest verpflichtet, 19 Mio. Euro), Yevhen Konoplyanka (27, Sevilla, fest verpflichtet, 12,5 Mio. Euro), Amine Harit (20, Nantes, 8 Mio. Euro), Bastian Oczipka (28, Frankfurt, 4,5 Mio. Euro), Pablo Insua (23, La Coruna, 3,5 Mio Euro), Michael Langer (32, Norrköping, ablösefrei), Weston McKennie, Haji Wright, Luke Hemmerich (18, 18, 19, eigene Jugend), Fabian Reese, Sidney Sam, Felix Platte (19, 29, 21, Leihende)

Abgänge: Fabian Giefer (27, Augsburg, 750.000 Euro), Eric Maxim Choupo-Moting (28, Stoke, ablösefrei), Timon Wellenreuther (21, Willem II, ablösefrei), Sead Kolasinac (24, Arsenal, ablösefrei), Dennis Aogo (30, Stuttgart, ablösefrei), Phil Neumann (19, Ingolstadt, ablösefrei), Klaas-Jan Huntelaar (33, Ajax, ablösefrei), Haji Wright (19, Sandhausen, Leihe), Sascha Riether (34, vereinslos), Abdul Rahman Baba, Holger Badstuber (Leihende)

Umbruch: Jetzt oder nie

Christian Heidel und Markus Weinzierl hatten ein Ziel: Den Umbruch in Gelsenkirchen voranzutreiben. Ein Jahr später steht Heidel mit einem neuen, noch jüngeren Trainer, erneut am Anfang eines Umbruchs. Und dabei sehen sie sich jetzt schon kommenden Schwierigkeiten gegenüber, denn Leon Goretzka, der eines der Gesichter dieses Umbruchs sein soll, hat nur noch bis 2018 Vertrag, ein Wechsel nach Vertragsablauf steht im Raum, er müsste dann ersetzt werden. Auch andere Spieler haben nicht mehr lange Vertrag, Heidel muss gerade im Hintergrund viel Arbeit leisten und ein Konzept vorlegen, dass langfristig funktionieren kann.

Der neue Trainer fordert nicht viel von Christian Heidel, will eher mit vorhandenen Spielern ein neues Spielkonzept ausarbeiten, das die Qualitäten der Spieler hervorhebt. Wichtige Akteure in der kommenden Saison werden vor allem Höwedes, Goretzka, Bentaleb und auch Embolo sein, der nach einer langfristigen Verletzung wieder zur Mannschaft zurückkehren wird und sich mit guten Leistungen empfehlen will. Die Schalker Mannschaft ist keinesfalls schlecht, wurde punktuell verstärkt und der ein oder andere Spieler kämpft um seine Zukunft, unabhängig ob auf Schalke oder bei einem potenziellen neuen Verein.

Bis der neue Spielstil implementiert und die neuen Spieler integriert sind, wird ein wenig Zeit vergehen. Der Schalker Vorteil könnte sein, dass sich die Königsblauen komplett auf die Bundesliga konzentrieren können, keine Zusatzbelastung aus dem internationalen Wettbewerb haben. Wenn sich Teams wie Schalke, Wolfsburg, Gladbach oder Leverkusen an nahezu jedem Spieltag eine Woche lang auf die Vorbereitung der Spiele gegen Freiburg, Augsburg, Hertha oder Mainz konzentrieren können, sollten die Chancen auf gute Resultate steigen. Niemand erwartet vom jungen Tedesco gleich einen Platz in der Champions League, aber eine Saison mit einer kontinuierlichen Entwicklung und guten Leistungen ist Pflicht.

Player to Watch – Max Meyer

(Photo by Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images)

Mit 21 Jahren an einem Scheideweg der Karriere stehen? Das geht auf jeden Fall! Max Meyer hat nur noch einen Vertrag bis 2018 und konnte in der letzten Zeit nicht besonders auf sich aufmerksam machen. Seine letzte Saison war allenfalls durchschnittlich, seine Leistungen bewegten sich eher im durchschnittlichen Bereich, seine Entwicklung stagniert seit geraumer Zeit. Die Freiheiten unter Stefan Kuntz bei der U21-Europameisterschaft taten ihm gut, er spielt ein ordentliches Turnier, kann aber noch mehr. In einer durchaus breiten Offensive bei den Schalkern muss er nun hart arbeiten und sich anbieten, um eine Position im System Tedesco zu finden. Die Qualität um sich langfristig durchzusetzen und auch einen neuen, lukrativen Vertrag bei S04 zu bekommen, hat Meyer definitiv. Wenn diese Saison aber ähnlich verläuft, wird er einen neuen Schritt wagen müssen.

90PLUS-Prognose

Schalke ist eine der Wundertüten in dieser Saison. Domenico Tedesco zeigte hervorragende Ansätze in Aue und ihm gelang es im Abstiegskampf mit fußballerischen Mitteln Akzente zu setzen. Die ersten Wochen auf Schalke waren ruhig, er wirkte eloquent und ausgestattet mit einer klaren Linie und einer deutlichen Zielsetzung. Wenn alle Akklimatisierungsprozesse abgeschlossen sind und der Rhythmus gefunden ist, könnte Schalke durchaus im Kampf um die internationalen Ränge eingreifen. Eine Endplatzierung im Bereich 5-8 ist realistisch, wenn die „Königsblauen“ ihre Qualität auf den Platz bekommen, Tedesco seine Ansätze fortführen kann und man vom großen Verletzungspech verschont bleibt.

 

 

VfL Wolfsburg

(Saison 2016/17: 16. Platz)

Er trifft meistens zu, dass im Abstiegskampf ein Team steckt, welches aufgrund der finanziellen Mittel und dem eigenen Selbstverständnis eigentlich völlig woanders in der Tabelle anzusiedeln ist. Wenn die Schlinge anfängt, sich in den finalen Wochen nach jedem weiteren Punktverlust zuzuziehen, ist nicht jedes Team in der Lage, die Nerven zu behalten. Der VfL Wolfsburg musste zwei Jahre nach der Vizemeisterschaft lange um den Klassenerhalt bangen. Das ehemalige Erfolgsduo Klaus Allofs und Dieter Hecking überlebte die Saison unabhängig voneinander nicht. Am Ende stand unter dem neuen Coach Andries Jonker die Rettung in der Relegation gegen Braunschweig.

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Die Transfers des Sommers

ZugängeJohn Anthony Brooks (24; Hertha; 17 Mio. Euro), Ignacio Camacho (27; FC Malaga; 15 Mio Euro), Nany Landry Dimata (19; Oostende; 10 Mio. Euro), William (22; Internacional; 5 Mio Euro), Marvin Stefaniak (22; Dynamo Dresden; 2 Mio. Euro), Paul Verhaegh (33; FC Augsburg; 1,5 Mio. Euro), Felix Uduokhai (19; 1860 München; 1 Mio. Euro), Kaylen Hinds (19; Arsenal; unbekannt), Gian-Luca Itter (19; VfL Wolfsburg U19)

Abgänge: Ricardo Rodriguez (24; AC Mailand; 18 Mio. Euro), Luiz Gustavo (29; Olympique Marseille; 10 Mio. Euro), Jannes Horn (20; 1. FC Köln; 7 Mio. Euro), Diego Benaglio (33; AS Monaco; ablösefrei); Philipp Wollscheid (28; Stoke City; Leihende), Borja Mayoral (20; Real Madrid; Leihende); Ashkan Dejagah (30; vereinslos)

Alles neu!

Die Wölfe haben anscheinend die Lehren aus der Horror-Saison 2016/17 gezogen und vollziehen in diesem Sommer den größten Umbruch seit Jahren. In den Amtszeiten von Felix Magath fand zwar beispielsweise in jedem Fenster ein Umbruch statt, jedoch erreichten die Veränderungen auch damals nicht die Dimension wie in diesem Sommer. Mit Benaglio, Gustavo und Rodriguez haben gleich drei langfristige Führungsspieler den Verein verlassen. Der neue Leitwolf soll ein Spieler werden, an welchem sich die Mitspieler in der Krise des Frühlings stets aufrichten konnten: Mario Gomez ist neuer Kapitän der Truppe. Daneben steht Trainer Andries Jonker eine junge und talentierte Mannschaft zur Verfügung, welche sich allerdings erst noch finden muss.

Der Kader ist aktuell recht üppig, gerade auf der Abgangsseite könnte sich daher noch etwas tun. Mit Verhaegh und William gibt es zum Beispiel zwei neue Optionen auf der Position des rechten Verteidigers. Daneben stehen allerdings auch noch Sebastian Jung und Christian Träsch im Kader, also hätte man hier momentan vier verschiedene Optionen für eine Position – dabei wurden hier noch nicht mal Kuba und Vierinha mitgezählt, welche in der Vergangenheit auch häufig diese Position bekleidet haben oder mussten.

Jonker scheint mit seinem bevorzugten 4-2-3-1 System in die Saison gehen zu wollen, zumindest optierte er in der ersten Runde des Pokals dafür. Koen Casteels ist nach dem Abgang von Benaglio (endlich) die unangefochtene Nummer 1 im Tor. In den Innenverteidigung starteten Neuzugang Brooks und Robin Knoche, wohl auch das präferierte Duo für gesamte Saison. Allerdings verletzte sich der Amerikaner für längere Zeit, weshalb die Wölfe für diese Position nach weiteren Optionen fahnden: So soll eine Rückkehr von Naldo (Schlake 04) im Raum stehen, auch der Name Neven Subotic (BVB) wird genannt. Im defensiven Mittelfeld ist Camacho als Nachfolger von Gustavo vorgesehen, neben ihm konkurrieren Maxi Arnold und Riechedly Bazoer. Davor scheint Yunus Malli gesetzt zu sein, für die Außenpositionen daneben hat Jonker unzählige Optionen, um Sturmführer Gomez mit Flanken zu füttern.

Man darf gespannt sein, inwieweit sich an dem Kader noch etwas tut. Jedenfalls wirkt er aktuell ein wenig aufgebläht. Dennoch muss man festhalten, dass Wolfsburg bisher einen weitestgehend guten Job hinsichtlich des Umbruchs erledigt hat.

Player to Watch – Kaylen Hinds

(Photo by Tony Marshall/Getty Images)

Jonker kannte den 19-Jährigen als ehemaliger Leiter der Nachwuchs-Akademie von Arsenal schon eine Weile und wollte ihn daher unbedingt in der Autostadt haben. Es scheint auf den ersten Blick eine lohnende Verpflichtung zu sein. Hinds überzeugte über die gesamte Vorbereitung und könnte momentan durchaus die erste Option auf einer der beiden Positionen auf dem Flügel sein. Sportdirektor Olaf Rebbe bezeichnete den Youngster als „positive Überraschung“. Angesichts dessen wäre es gar nicht mal so überraschend, wenn das Talent am kommenden Wochenende startet – bereits im DFB-Pokal durfte er von Beginn an ran.

90PLUS-Prognose

Eine ähnliche Saison wie letztes Jahr ist eigentlich undenkbar. Die gebliebenen Spieler sollten durch die nervenaufreibenden Wochen zusammen gewachsen sein, jetzt geht es darum möglichst schnell die neuen Spieler zu integrieren. Wenn dies gelingt, könnte für den Verein aus der Autostadt in diesem Jahr einiges drin sein – sogar eine mögliche Qualifikation für Europa.

 

VfB Stuttgart

(Saison 2016/17: 1. Platz in der zweiten Liga)

Betriebsunfall ausgebügelt – der VfB stieg nach der Saison 2015/16 relativ überraschend nach über drei Jahrzehnten aus der ersten Liga ab. Die Schwaben bewältigten die Hürde „2. Bundesliga“ mit Bravour und stiegen wenig problematisch direkt wieder ins Oberhaus auf. Jetzt gilt es ein neues Selbstverständnis zu entwickeln: Eigentlich wurde und hat der Klub sich während seiner Bundesliga-Zugehörigkeit nie wirklich als Abstiegskandidat gesehen, allerdings ist diese Rolle als Aufsteiger irgendwie unvermeidbar – außer man hat einen gewissen Sponsor.

(Photo by Thomas Niedermueller/Bongarts/Getty Images)

Transfers des Sommers

ZugängeChadrac Akolo (22; FC Sion; 6 Mio. Euro), Ron-Robert Zieler (28; Leicester City; 4 Mio. Euro), Orel Mangala (19; RSC Anderlecht; 1,8 Mio. Euro), Ailton (22; Estoril; 1 Mio. Euro); Holger Badstuber (28; Bayern München, ablösefrei), Dennis Aogo (30; Schalke 04; ablösefrei), Anastasios Donis (20; Juventus; Leihe); Dzenis Burnic (19; Borussia Dortmund; Leihe)

Abgänge: Alexandru Maxim (26; Mainz 05; 3 Mio. Euro), Toni Sunjic (28; Dinamo Moskau; 700.000 Euro), Benjamin Uphoff (23; KSC; ablösefrei); Borys Tashchy (23; MSV Duisburg; ablösefrei), Jean Zimmer (23; Fortuna Düsseldorf; Leihe), Florian Klein (30; vereinslos)

Reinigendes Gewitter durch Abstieg?

Über viele Jahre schimpften die VfB-Fans, oft berechtigt, über den ehemaligen Manager Fredi Bobic. Was sein Nachfolger Robin Dutt dann jedoch teilweise veranstaltete, stand noch einmal auf einem anderen Blatt. Durch den Abstieg wurden gewisse „Altlasten“ wie Dutt aus dem Klub entfernt. Für einen Paukenschlag sorgte in der letzten Saison der frühe Rücktritt von Neu-Trainer Jos Luhukay. Der neue Manager Jan Schindelmeiser verpflichtete daraufhin Hannes Wolf von der U19 des BVB – die wohl beste Entscheidung im Ländle seit Jahren.

Unter Wolf und seinem bevorzugten 4-1-4-1 fand sich der VfB in der zweiten Liga viel besser zurecht. Der neue Übungsleiter sorgte dafür, dass das Team seine größere spielerische Klasse im Unterhaus auch in Ergebnisse umwandeln konnte – eine Gegebenheit, welche nicht jedem Erstliga-Absteiger gelingt. Am Ende stand souverän der (kleine) Titelgewinn in der 2. Bundesliga. In der Vorbereitung gab es allerdings Verstimmungen im Verein: Schindelmeiser legte während der Transferperiode einen Abgang hin, vom FC Bayern kam Michael Reschke – an und für sich ein mehr als adäquater Nachfolger, dies aber zum wohl denkbar ungünstigsten Zeitpunkt im kompletten Jahr.

Ob der VfB dadurch einige Defizite in der Kaderplanung haben wird, bleibt abzuwarten. Gerade die eminent wichtige Position des defensiven Mittelfeldspielers ist noch relativ dünn besetzt, wie die Spekulationen um Sebastian Rode (BVB) belegen. Sollte der Saisonstart beispielsweise nicht gelingen, hätten die Verantwortlichen wegen der Schindelmeiser-Posse gleich mal eine Ausrede für diesen Umstand – leider eine Grundvoraussetzung, von welcher in Stuttgart in den letzten Jahren zu häufig Gebrauch gemacht wurde.

Player to Watch – Dzenis Burnic

(Photo by Thomas Niedermueller/Bongarts/Getty Images)

Die Leihgabe vom BVB konnte in der Vorbereitung dermaßen überzeugen, weswegen er als Kandidat für einen Platz in der ersten Elf gilt. Im Pokal durfte der 19-Jährige schon von Beginn an ran – links hinten. Doch auch im defensiven Mittelfeld könnte Burnic eine Option sein, wie Wolf jüngst zu verstehen gab. Der Haken an der Sache: In zwölf Monaten wird er im Normalfall wieder in Dortmund spielen.

90PLUS

Der VfB hat für einen Aufsteiger eine unglaublich hohe Qualität im Team, weswegen man dem Abstiegskampf eigentlich entgehen sollte. Die atmosphärischen Störungen aus der Vorbereitung zeigen jedoch, dass der Verein immer noch die Neigung besitzt, in alte Muster zu verfallen: Aus empirischer Sicht muss man fast sagen, dass es einmal im Jahr intern ordentlich knallen muss – warum auch immer? Im besten Fall bleibt es nach dem Beben im Sommer während der Saison ruhig, wenn nicht ist auch eine Wiederholung des „Betriebsunfalls“ nicht vollkommen ausgeschlossen.

 

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