Die große Premier League Vorschau (1/5): ManCity, Arsenal, Crystal Palace & Huddersfield

6. August 2018 | Vorschau | BY Chris McCarthy

Kaum ist die Weltmeisterschaft vorbei, startet die Premier League in die Saison 2018/2019. Ehe Manchester United und Leicester City am Freitag die neue Spielzeit eröffnen dürfen, nehmen wir alle 20 Teams unter die Lupe. Ist Manchester City weiterhin das Maß aller Dinge? Wer qualifiziert sich für die Champions League und wer kämpft um das nackte Überleben?

Teil 1: Manchester City, FC Arsenal, Crystal Palace & Huddersfield Town

Teil 2: ManUtd, Burnley, Bournemouth, Southampton

Teil 3: Tottenham, Everton, West Ham, Wolverhampton

Teil 4: Liverpool, Leicester, Watford, Cardiff

Teil 5: Chelsea, Newcastle, Brighton, Fulham

 

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Manchester City

(Letzte Saison 1. Platz)

Maß aller Dinge?

Blickt man auf die Meistersaison Manchester Citys zurück, gehen einem die Superlative aus. Der visuelle Eindruck wird durch die imposanten Rekorde, die Pep Guardiola in seinem zweiten Jahr in der Premier League brechen konnte, untermauert: Die meisten Punkte in einer Saison, die meisten Siege, die meisten Tore und so weiter, und so weiter. Nicht nur das, die Cityzens boten einen Fußball, den die Insel in dieser Form wohl noch nie erlebt hatte.

Guardiola benötigte nach seiner Ankunft im Sommer 2016 drei kostspielige Transferfenster, um den Umbruch abzuschließen, und vor allem, eine Form des Fußballs zeigen zu können, die seiner anspruchsvollen Philosophie gerecht wird. Bisherige Schwachstellen, wie die Torwart- oder Innen- und Außenverteidigerpositionen, sind durch die Verpflichtungen von Ederson, John Stones, Kyle Walker und Benjamin Mendy zu Stärken geworden. Das Mittelfeld, mit dem Herzstück bestehend aus David Silva und Kevin De Bruyne, ist zusammen mit Defensiv-Stratege Fernandinho wohl das beste der Liga. Nur die eigene Offensive, mit Leroy Sané, Raheem Sterling, Sergio Agüero oder Gabriel Jesus, kann diesen Mannschaftsteil – ebenfalls ligaweit – noch toppen.

(Photo by Barrington Coombs/Getty Images)

Warum wir so viel über die Vergangenheit sprechen? Nun, um erneut Meister zu werden, muss Manchester City quasi nichts verändern. Lediglich die Tatsache, dass viele Leistungsträger eine lange Weltmeisterschaft in den Knochen haben und daher sehr spät zum Kader stießen, erschwerte sowohl die Saisonvorbereitung, als auch den Auftakt. Für De Bruyne, Sterling und Co. kommt der Saisonstart gegen Arsenal nämlich zweifelsohne zu früh. Hier erweist sich die Verpflichtung von Offensivspieler Riyad Mahrez (27; 70 Millionen Euro; Leicester City) als äußerst hilfreich. Der trickreiche Algerier stellt nicht nur eine weitere spannende Alternative für die Offensive dar, sondern macht diese zugleich und noch unberechenbarer.

Im zentralen Mittelfeld hätte Guardiola übrigens ebenfalls gerne eine weitere Option an Land gezogen. Mit Jorginho schien man schon relativ weit zu sein, doch der Italiener entschied sich letztendlich doch dazu, seinem Trainer Maurizio Sarri vom SSC Neapel nach Chelsea zu folgen. Zumindest in der Liga – sofern man von Verletzungen verschont bleibt – sollte dies aber zu verschmerzen sein. Erst recht, wenn Ausnahmetalent Phil Foden den erhofften Sprung in den erweiterten Stamm schafft.

Prognose

In der Premier League ist und bleibt der Kader Manchester Citys das Maß aller Dinge und eine Art Sättigungsgefühl wird Perfektionist Guardiola selbst nach einer Rekordsaison nicht zulassen. Selbst wenn die Champions League bei den Cityzens diese Saison eine höhere Priorität genießen sollte, die Meisterschaft geht auch dieses Mal nur über den blauen Teil Manchesters.

Im Fokus: Kevin De Bruyne

Trotz der 32 Saisontore von Moahemd Salah war für viele Experten Kevin De Bruyne der Spieler der Premier League Saison 2017/2018. Der Belgier erreichte in der vergangenen Spielzeit ein neues Level. Unabhängig von den beeindruckenden Statistiken, 8 Tore und 16 Assists, waren es seine Spieleröffnung, seine Ideen und Geniestreiche, die das atemberaubende Offensivspiel der Cityzens überhaupt möglich machten.

Gegen Ende der Saison, primär ausgerechnet im Viertelfinale der Champions League gegen Liverpool, ging De Bruyne etwas die Luft aus. Kann der Mittelfeldspieler nach einer kraftintensiven Spielzeit, einer langen WM und ohne eine echte Vorbereitung dennoch auf das Leistungsniveau von 2017/2018 zurückkehren? Für das große Ziel, dem Gewinn der Champions League, wäre es elementar und ganz nebenbei würde De Bruyne allmählich zu einem ernsthaften Kandidat für den Ballon d’Or avancieren.

 

Newcomer: Phil Foden

(Photo by Michael Reaves/Getty Images)

Betrachtet man sich das Starensemble von Manchester City, wird klar, dass der Weg für die Talente der Academy in die erste Mannschaft schwerer ist, als bei manch anderem Klub.

Ein Spieler, den man trotz der großen Konkurrenz auf dem Zettel haben sollte, ist Phil Foden. Der zentrale Mittelfeldspieler gab bereits letzte Saison im Alter von 17 Jahren sein Profi-Debüt und gilt als das größte Talent des Vereins. Zu den Kurzeinsätzen aus dem Vorjahr, die ihn übrigens zum jüngsten Premier League Sieger aller Zeiten machten, sollten 2018/2019 einige dazu kommen.

In der Vorbereitung, u.a. gegen den FC Bayern und im Supercup gegen Chelsea, ließ Foden eindrucksvoll seine überragende Technik, kreatives Auge und sein besonderes Passspiel aufblitzen. Nach starken Testspielen und der geplatzten Verpflichtung von Jorginho könnte ihm schon jetzt der Durchbruch gelingen…

 

 

Arsenal

(Letzte Saison 6. Platz)

Eine neue Ära

Nach beinahe 22 Jahren endete diesen Sommer mit dem Abgang von Arsene Wenger die wohl bedeutendste Ära in der Geschichte des FC Arsenal. Nun möchten die Gunners nach zwei Jahren Abwesenheit unter der Leitung des neuen Trainers Unai Emery endlich wieder in die Champions League zurückkehren. Damit dies gelingt, tauschten die Nordlondoner nicht nur den Trainer aus. Bereits einige Monate vor Wengers Abschied stellte Arsenal durch die Verpflichtungen von Sven Mislintat (Chef der Rekrutierung) und Raul Sanllehi (Direktor) die Weichen für eine neue, modernere Ära.

Die große Last trägt allerdings weiterhin der Trainer, denn im Emirates scheint man der Ansicht zu sein, dass die Qualität der Spieler besser ist, als die Resultate in den letzten Jahren vermuten ließen. Der Kader wurde daher nur punktuell verstärkt. Lucas Torreira (22; 30 Millionen Euro; Sampdoria Genua) verleiht dem defensiven Mittelfeld eine spannende, dynamische und strategische Komponente. Bernd Leno (26; 25 Millionen Euro, Bayer Leverkusen) soll den stark nachlassenden Petr Cech im Tor beerben.

(Photo by Thananuwat Srirasant/Getty Images for ICC)

Darüber hinaus wurde der Mannschaft mit Sokratis (30; 16 Millionen Euro, Borussia Dortmund) und Stephan Lichtsteiner (34; ablösefrei; Juventus Turin) relativ kostengünstig Zuverlässigkeit und Erfahrung eingehaucht. In wiefern Ersterer die Gunners tatsächlich verstärkt, bleibt abzuwarten. Der Grieche ist, ähnlich wie Mustafi, eigentlich nicht der Prototyp eines Emery-Abwehrspielers, sprich ein Innenverteidiger, der auch unter Druck das Spiel aufbauen kann. Das könnte Laurent Koscielny, doch der Franzose wird nach seinem Achillessehnenriss in diesem Kalenderjahr nicht mehr zum Einsatz kommen. Bleiben noch die spielerisch guten, allerdings unkonstanten Rob Holding und Calum Chambers. Übrigens, Letzterer wird mit einer Leihe zu Fulham in Verbindung gebracht, eventuell bahnt sich hier noch etwas an.

Während die Defensive auch auf den Außenverteidigerpositionen einige Fragezeichen offenbart, steigt weiter vorne zunehmend die Zuversicht. Das Mittelfeldzentrum ist mit Aaron Ramsey, sofern sein 2019 auslaufender Vertrag auch verlängert und er nicht noch verkauft wird, Granit Xhaka, Lucas Torreira, Mohamed Elneny und Mattéo Guendouzi äußerst solide besetzt.

Ramsey, Mesut Özil, Henrikh Mkhitaryan, Alexandre Lacazette und Pierre-Emerick Aubameyang sind eingespielt, aufgrund der fehlenden, bzw. vergleichsweise geringen Belastung bei der WM ausgeruht und haben das Potential, eine der besten Offensiven der Liga zu formen.

Prognose

Unter dem akribischen Emery ist in Sachen Taktik und Vorbereitung, gerade in Hinblick auf die Top-Spiele, eine deutliche Steigerung zu erwarten. Sollte der Spanier auch die Defensive in den Griff bekommen, und das ist die große Frage, verfügen die Gunners mit ihrer überaus potenten Offensive eigentlich über genügend Qualität, um in die Top-Four zurückzukehren. Garantiert ist dies allerdings bei weitem nicht. 

 

Im Fokus: Unai Emery

22 Jahre, sieben Pokalsiege, drei Meistertitel, darunter einer ohne eine einzige Niederlage und der Umzug in ein neues Stadion. Unai Emery tritt, wie oben bereits erwähnt, in ganz große Fußstapfen. Nach einer derart prägnanten Ära unter Arsene Wenger ist es unausweichlich, dass sein Nachfolger bei jeder noch so kleinen Entscheidung unter genauster Beobachtung steht.

Er sollte damit umgehen können. Der 46-Jährige ist, speziell durch sein undankbares Engagement bei Paris Saint-Germain, schwierige Situationen und hohen Druck durchaus gewohnt. Nichts desto trotz muss der Spanier sich erstmal an eine neue Liga, eine neue Sprache und die wohl härteste Medienlandschaft Europas gewöhnen. Betrachtet man das Auftaktprogramm mit Manchester City, und dem FC Chelsea, ist dafür relativ wenig Zeit. Es wird faszinierend zu beobachten sein, wie Emery in der Premier League zurecht kommt, wie die Mannschaft in seinem 4-2-3-1 funktioniert, wie sie die neuen Vorgaben umsetzt und, wie sie auf die taktische Detailversessenheit des neuen Mannes an der Seitenlinie reagiert.

 

Newcomer: Mattéo Guendouzi

(Photo by Suhaimi Abdullah/Getty Images for ICC)

Am 11. Juli wechselte Mattéo Guendouzi (19, FC Lorient) für acht Millionen Euro als Perspektivspieler zum FC Arsenal. Kaum einer rechnete damit, dass der Franzose wenige Wochen später, selbst bei Trainingsrückstand von Xhaka und Torreira, Ansprüche bezüglich der Startelf erheben würde.

Der groß gewachsene zentrale Mittelfeldspieler beeindruckte bisher mit einer beachtlichen Präsenz, Selbstbewusstsein, Ballsicherheit, einem hervorragenden Passspiel und ist trotz seiner Größe und Robustheit in seinen Bewegungen extrem geschmeidig. Guendouzi agiert ab und an noch etwas leichtsinnig, was wohl der Tatsache geschuldet ist, dass er vor wenigen Wochen noch in der zweiten französischen Liga spielte und dort weniger gefordert war. Dies sollte sich jedoch mit zunehmender Spielpraxis und Reife legen.

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Crystal Palace

(Letzte Saison 11. Platz)

Back to the Roots

Letzte Saison sollte alles anders werden. Zusammen mit Trainer Frank De Boer wollte Crystal Palace den Übergang vom altmodischen Kick and Rush zu einem ballbesitzorientierten Fußball schaffen. Die Idee schlug fehl, oder besser gesagt, sie hatte nie eine echte Chance. Schon nach vier Spielen – allesamt Niederlagen – warfen die Eagles den Plan über den Haufen und ersetzten den Niederländer durch Trainer-Routinier Roy Hodgson. Nach Anfangsschwierigkeiten stabilisierte der 70-Jährige die Mannschaft und führte sie, auf alt bewährte Methode, in ruhigere Gewässer.

Das ist wohl auch das Motto der kommenden Spielzeit, denn Feuerwehrmann Hodgson blieb im Amt und soll mit dem prinzipiell gut bestückten Kader für Kontinuität sorgen. Erschwert wird dieses Unterfangen durch die finanziellen Restriktionen seitens der Vereinsführung. Dennoch ist es den Eagles offenbar gelungen, die Abgänge von Taktgeber Yohan Cabaye, den es nach Dubai zieht, und Chelsea-Leihgabe Ruben Loftus-Cheek gut und sparsam aufzufangen.

(Photo by Harry Trump/Getty Images)

Vicente Guaita (31, ablösefrei, Getafe) soll endlich die Torhüterposition stabilisieren. Cheikhou Kouyaté (10 Millionen Euro, West Ham) verstärkt die Defensive gleich in vielfacher Hinsicht. Er sorgt auf zwei Positionen für Konkurrenzkampf und Breite. Abgesehen von der Innenverteidigung, die mit Scott Dann (fällt nach Kreuzbandriss bis Herbst aus), James Tomkins und Mamadou Sakho ziemlich gut besetzt ist, ist Kouyaté zumeist auf der Sechs zu finden. Dort dürfte er neben Antreiber Luka Milivojevic für mehr Robustheit sorgen. Diese fehlt übrigens Max Meyer. Nach seinem ablösefreien Wechsel aus Gelsenkirchen muss sich der 22-Jährige wohl erst an die körperbetontere Premier League gewöhnen. Sollte dies gelingen, könnte er Cabaye als kreativen Spielgestalter in der Schaltzentrale beerben. Im Sturm setzen die Eagles weiterhin auf „Brechstange“ Christian Benteke, den hoffnungsvollen Alexander Sörloth und Connor Wickham, der sich 18 Monate nach einem Kreuzbandriss zurückmeldet. Eine mobilere Alternative ist mit Jordan Ayew in Sicht, den man noch von Absteiger Swansea abwerben möchte.

Am wichtigsten ist aus Sicht von Crystal Palace allerdings der Verbleib des unangefochtenen Schlüsselspielers, Wilfried Zaha. Wenige Tage vor Transferschluss deutet sich stark an, dass der Klub den Ivorer erneut von einem Verbleib überzeugen konnte. Durch seine Kreativität, Dynamik und Torgefahr wertet der trickreiche Flügelspieler die gesamte Offensive quasi im Alleingang signifikant auf.

 

Prognose

Der Kader wurde punktuell verstärkt, Abgänge adäquat ersetzt. Insgesamt verfügt Crystal Palace über eine sehr ausbalancierte Mannschaft, die auf beinahe allen Positionen gleich mehrfach solide besetzt ist. Der Fußball ist pragmatisch, doch das sollte genügen, um diese Saison ohne großen Abstiegs-Schrecken erneut im Mittelfeld zu landen. 

 

Im Fokus: Max Meyer

Dass Max Meyer ein sehr talentierter und technisch begabter Fußballer ist, wird auf Schalke keiner bestreiten. Der 22-Jährige kämpfte nach seinem Durchbruch 2013 allerdings des Öfteren mit der Konstanz und avancierte erst in einer tieferen Mittelfeldposition unter Trainer Domenico Tedesco zu einem Leistungsträger. Trotzdem lehnte er das für ihn scheinbar zu geringe Vertragsangebot der Königsblauen ab. Ob das eine kluge Wahl war, erst recht nachdem er auf neu gefundener Postion in einem auf ihn zugeschnittenen System endlich den erhofften Sprung machte, darf bezweifelt werden.

Die von Meyer und seinem Berater erhofften Angebote der Top-Teams blieben jedenfalls aus und so landete der vierfache Nationalspieler zehn Tage vor Saisonbeginn bei Crystal Palace. Dass sich der Mittelfeldspieler etwas verpokert hat, dürfte außer Frage stehen. Nun liegt es an ihm, sich in der – für viele – besten, allerdings auch körperbetontesten Liga der Welt durchzusetzen. Die Chance, sich dort in den Fokus der Top-Klubs zu spielen, ist groß, die Gefahr des Scheiterns in seinem Fall aber auch….

 

Newcomer: Aaron Wan-Bissaka

(Photo by Marc Atkins/Getty Images)

Letzte Saison gab Rechtsverteidiger Aaron Wan-Bissaka im Alter von 20 Jahren sein Profi-Debüt, stand sogar direkt in der Startaufstellung. Der Engländer, ein Produkt der Jugendakademie von Crystal Palace, nutzte die Chance und behielt sechs Spiele seinen Stammplatz. Obwohl Wan-Bissaka gelernter Offensivspieler ist, bescherte ihm die Umstellung zum Außenverteidiger keine Probleme. Im Gegenteil. Das Verteidigen scheint ihm zu liegen, sowohl im Stellungsspiel als auch im Zweikampf. Die Fans der Londoner wählten ihn prompt zum Spieler des Monats März. Erst in den letzten Partien, als die Eagles bedrohlich in die Abstiegszone rutschten, setzte Hodgson auf Erfahrung und brachte Joel Ward.

In der Vorbereitung stand nun wieder Wan-Bissaka in der Startelf, was vermuten lässt, dass man dem „Jugendspieler des Jahres 2017/2018“ zutraut, sich endgültig in der ersten Mannschaft fest zu spielen.

 

 

Huddersfield

(Letzte Saison 16. Platz)

Mutig in die Zukunft?

Dass Huddersfield mit einem vergleichsweise dünn besetzten Kader dennoch den Klassenerhalt feiern konnte, war primär dem Trainer zu verdanken. David Wagner konnte seine in der zweiten Liga noch so positiv spielende Mannschaft an die qualitativ deutlich anspruchsvollere Premier League heranführen. Er implementierte eine defensivere Ausrichtung und konnte dabei das Maximum aus den Spielern herausholen. Nach gutem Saisonstart gelang es Huddersfield, immer wieder Schwächephasen zu überstehen und nach Big Points gegen Chelsea und Manchester City mit vier Punkten Abstand die Rückkehr in die Championship zu vermeiden.

(Photo by Gareth Copley/Getty Images)

Um so erleichterter wird man in West Yorkshire gewesen sein, als der Trauzeuge von Trainer-Kollege Jürgen Klopp seinen Vertrag trotz großem Interesse aus dem In- und Ausland um drei Jahre verlängerte. Überzeugt wurde Wagner wohl auch durch das Versprechen, dass der kleine Kader gezielt verstärkt wird. Jonas Lössl (29; 2,5 Millionen Euro; Mainz), der sich während seiner Leihe zu einem absoluten Rückhalt entwickelte, wurde ebenso wie der schon jetzt enorm wichtige Defensivallrounder Terence Kongolo (24; 20 Millionen Euro, AS Monaco) fest verpflichtet. Erik Durm (26, ablösefrei, Borussia Dortmund), den Wagner noch aus seiner Zeit in Dortmund kennt, stellt eine weitere Alternative für die Außenverteidigerposition dar. Die unspektakuläre, allerdings so effektive Defensive hinter Abräumer Jonathan Hogg ist breiter besetzt und dürfte auch 2018/2019 die große Stärke sein.

Die große Baustelle der Terrier ist und bleibt dagegen die Offensive. Letzte Saison schoss Huddersfield die wenigsten Tore aller Nichtabsteiger (28 Tore). Der beste Einzelspieler der Mannschaft, Mittelfeldstratege Aaron Mooy, musste weite Wege gehen und wurde im Angriffsspiel kaum unterstützt. Verbesserung erhofft man sich von Ramadan Sobhi (21; 6,5 Millionen Euro; Stoke) und Adama Diakhaby (22; 10 Millionen Euro; AS Monaco). Die Flügelspieler sollen mit Tempodribblings und Dynamik die statische Offensive beleben. Gelingt das, könnten die oftmals in der Luft hängenden Sturmspitzen, Steve Mounié und Laurent Depoitre, endlich zur Geltung kommen.

Wagner weiß, dass er sich in der Premier League nicht nur auf Disziplin und Kompaktheit verlassen kann. Es bahnt sich ein Versuch an, mit dem verbesserten Angriff mehr zu pressen und zum mutigeren Spielstil der Aufstiegssaison zurückzukehren. Bleibt zu hoffen, dass die Defensive nicht darunter leidet…

 

Prognose

Trotz der klugen Investitionen auf dem Transfermarkt stellt Huddersfield weiterhin einen der dünneren Kader der Premier League. Die Terrier müssen sich darauf verlassen, dass David Wagner wieder das Optimum heraus kitzelt, die jungen Newcomer mental gut einstellt und seine Leistungsträger, wie letzte Saison, die komplette Saison über fit bleiben. Der Abstiegskampf wird auch aufgrund der steigenden Qualität der Konkurrenz noch schwerer als im Vorjahr…

Im Fokus: Aaron Mooy

Im Sommer 2016 verpflichtete Manchester City Aaron Mooy ablösefrei von Schwester-Verein Melbourne City. Der damals 25-Jährige war jedoch nicht für die eigene Mannschaft vorgesehen, sondern sollte gewinnbringend weiterverkauft werden. So kam es auch. Mooy wurde 2016 direkt an den damaligen Zweitligisten Huddersfield verliehen und nach der beeindruckenden Aufstiegssaison letztendlich für 9 Millionen Euro Ablöse abgegeben.

Ein Glücksgriff für Huddersfield. Auch 2017/2018 war der Mittelfeldspieler der absolute Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Terrier. Wichtiger als seine sieben Scorerpunkte und die brandgefährlichen Standards, ist die mitreißende und intelligente Art und Weise, wie der Australier den Takt vorgibt. Nach einer starken, wenngleich kurzen WM mit Australien, ist Mooy auch in der kommenden Saison der verlängerte Arm von David Wagner.

Newcomer: Ramadan Sobhi

(Photo by Nathan Stirk/Getty Images)

Bei Huddersfield ruhen, wie oben beschrieben, viele Hoffnungen auf Ramadan Sobhi. Obwohl der Ägypter bei Stoke keine Bäume ausriss (2 Tore und 2 Assists in zwei Spielzeiten) verfügt er über etwas, was Huddersfield 2017/2018 schmerzlich fehlte. Sobhi strotzt nur so vor Spielfreude, Spitzigkeit und Risikobereitschaft.

Der 21-Jährige wird, wie auch bei den Potters, zwar mit einigen Ballverlusten frustrieren, gleichzeitig aber mit überraschenden Aktionen und Tempodribblings das bisher so statische Spiel der Wagner-Elf facettenreicher gestalten. Die 6,5 Millionen Euro, die Huddersfield für den WM-Teilnehmer auf den Tisch legte, könnten sich als lohnenswerte Investition entpuppen. Bei Sobhi wird man nämlich das Gefühl nicht los, dass er mit etwas mehr Reife und einem Endprodukt eines Tages explodieren könnte. Es würde David Wagner das Unternehmen Klassenerhalt schlagartig vereinfachen…

 

Teil 2 (ManUtd, Burnley, Bournemouth, Southampton) 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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