Die große Premier League Vorschau (3/5): Tottenham, Everton, West Ham, Wolverhampton

8. August 2018 | Vorschau | BY Chris McCarthy

Kaum ist die Weltmeisterschaft vorbei, startet die Premier League in die Saison 2018/2019. Ehe Manchester United und Leicester City am Freitag die neue Spielzeit eröffnen dürfen, nehmen wir alle 20 Teams unter die Lupe. Ist Manchester City weiterhin das Maß aller Dinge? Wer qualifiziert sich für die Champions League und wer kämpft um das nackte Überleben?

 

Teil 1: Manchester City, FC Arsenal, Crystal Palace & Huddersfield Town

Teil 2: ManUtd, Burnley, Bournemouth, Southampton

Teil 3: Tottenham, Everton, West Ham, Wolverhampton

Teil 4: Liverpool, Leicester, Watford, Cardiff

Teil 5: Chelsea, Newcastle, Brighton, Fulham

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Tottenham Hotspur

(Letzte Saison 3. Platz)

Frust?

Während die Entwicklung der Spurs in den letzten Jahren als überaus positiv zu bewerten ist, hat es für einen Titel, zumindest den FA Cup oder gar den Ligapokal, nicht gelangt. Nur ein positives Umfeld und die Titelfavoriten zu ärgern wird auf Dauer nicht genügen, um die Schlüsselspieler bei Laune halten zu können. So betonte Harry Kane zuletzt: „so lange wir Titel gewinnen wollen, bin ich glücklich hier“. Der letzte, „nur“ der Ligapokal, liegt nun zehn Jahre zurück.

Was uns zum großen Problem des Sommers führt. Tottenham wird nach einem Jahr im ungeliebten Wembley Stadium im September in die neue White Hart Lane ziehen. Die Zurückhaltung auf dem Transfermarkt, insbesondere diesen Sommer, belegt eindeutig, dass dieser Schritt nicht ganz ohne finanzielle Opfer vollzogen werden konnte. Bis auf den talentierten, aber noch rohen Jack Grealish (22; Aston Villa), bahnt sich kein Neuzugang an. Bei all dem berechtigten Lob für die extrem kluge und sparsame Spieler-Akquise, der Kader der Spurs ist ohne weitere Unterstützung aktuell schlichtweg zu dünn, um ganz oben anzugreifen.

(Photo by Henry Browne/Getty Images)

Dies musste ein sichtlich frustrierter Mauricio Pochettino nach dem vermeidbaren Halbfinal-Aus im FA Cup gegen Manchester United, wohl nicht gerade zur Freude Harry Kanes, gegenüber der schonungslosen Presse eingestehen:

“Das Problem ist, dass die Erwartungen manchmal nicht realistisch sind. Als nächstes setzen wir [im FA Cup] vielleicht Jugendspieler ein und ich bin sicher, es wäre für ihre Erfahrung fanatisch. Dann können wir vielleicht verhindern, in solche Situationen zu kommen. Tottenham braucht Zeit, mit mir oder mit jemand anderem. ” [Guardian]

Obwohl zwischendurch die Sorge bestand, dass dies tatsächlich mit jemand anderem sein könnte, konnte Pochettino beruhigt und von einer langfristigen Vertragsverlängerung überzeugt werden – aus Sicht des Vereins überlebenswichtig, denn ihn erwartet wieder viel Arbeit.

Die Stammelf gehört zu den besten der Liga. Tottenham verfügt über einen guten Keeper in Hugo Loris und hat eine der besten Abwehrreihen der Liga um Kieran Trippier, Jan Vertonghen und Toby Alderweireld vorzuweisen. Das Mittelfeld, mit Moussa Dembélé, Christian Eriksen und Dele Alli, ist extrem gut ausbalanciert und strukturiert. Darüber hinaus hat man mit Harry Kane einen der besten Stürmer der Welt in den eigenen Reihen.

Was fehlt, sind hochzuverlässige Alternativen, wichtiger noch, ernsthafte Konkurrenten auf der Bank, mit Ansprüchen auf die Startelf. Zu allem Überfluss hat die Mannschaft die meisten Minuten aller Premier League Klubs bei der Weltmeisterschaft in den Knochen.

Pochettino steht also erneut vor der frustrierenden Aufgabe, sich mit dem wohl dünnsten Kader und dem kleinsten Budget der Top-6, durch cleveres Spielermanagement und taktischem Geschick in den stark umkämpften Top-4 zu halten.

Prognose

Gerade nach der kraftintensiven Weltmeisterschaft und der suboptimalen Vorbereitung könnte Tottenham ohne die Vernachlässigung einer der drei großen Wettbewerbe im Rennen um die Top-Four dieses Mal die Luft ausgehen. Das ist in Anbetracht der finanziellen Umstände auch in Ordnung. Die Frage lautet eher, ob sich Harry Kane und Co. damit zufrieden geben werden…

Im Fokus: Heimvorteil

Die „alte“ White Hart Lane war für Tottenham Hotspur zweifelsohne ein großer Vorteil. Hatte man hier 2016/2017 noch ungeschlagen die beste Heimbilanz aller Premier League Klubs vorzuweisen, rutschte man im Wembley-Stadium in der Heimtabelle vergangene Saison auf Platz fünf. Während es vermessen wäre, dies alleine der Spielstätte zuzuschreiben, demonstrieren die insgesamt zehn Punkte, die zuhause letztendlich fehlten, was für ein Heim-Team die Spurs doch sind.

Um sich auch in der kommenden Saison für die Königsklasse zu qualifizieren, muss Tottenham die neue White Hart Lane wieder zu einer Festung machen und hier einen guten Start erwischen.

Newcomer: Luke Amos

(Photo by Jules Ameel/Getty Images)

Was macht man, wenn man sich nicht durch kostspielige Transfers verstärken kann? Man benötigt ein gutes Scouting-System und vielversprechende Talente in der eigenen Jugendabteilung.

Luke Amos (21) könnte so ein Talent sein. Der defensive Mittelfeldspieler, der seine Spielweise mit der von N’Golo Kanté vergleicht, ist einer der großen Gewinner der Vorbereitung. In einem durch die Folgen der Weltmeisterschaft stark dezimierten Kader ergriff der Engländer im Sommer seine Chance und überzeugte durch Laufstärke, defensiven Instinkt und sauberes Passspiel.

Nach einer erfolgreichen Leihe bei Drittligist Stevenage könnte Amos schon am kommenden Samstag gegen Newcastle United sein Premier League Debüt feiern und womöglich sogar in der Startaufstellung stehen.

 

Everton FC

(Letzte Saison 8. Platz)

Teurer Umbruch

Insgesamt 150 Millionen Euro, darunter alleine 50 Millionen Euro für Gylfie Sirgudsson, gab der FC Everton im Sommer 2017/2018 aus. Trotz des Abgangs von Romelu Lukaku zu Manchester United war die Hoffnung groß, mit Ronald Koeman und Rückkehrer Wayne Rooney, die Lücke auf die Top-Four etwas zu schließen. Es blieb bei der Hoffnung, denn die neu zusammengewürfelten Toffees fanden weder Rhythmus, noch Balance. Auf Platz 18 angekommen wurde der Trainer entlassen und, nach erfolglosen Bemühungen um Marco Silva, durch Pragmatiker Sam Allardyce ersetzt.

Obwohl der Engländer Everton wieder in ruhigere Gewässer und letztendlich auf Platz acht führte, war sein unansehnlicher Fußball ziemlich umstritten. Mit einem halben Jahr Verzögerung übernahm Marco Silva nun doch das Amt an der Seitenlinie des Goodison Parks. Ausgerechnet der talentierte Portugiese, der bei seinen letzten vier Stationen nie länger als ein Jahr  im Amt blieb, soll nun für Kontinuität auf der wechselhaften Trainerbank der Toffees sorgen.

(Photo by Lynne Cameron/Getty Images)

Keine leichte Aufgabe, denn die neugefunden finanziellen Ressourcen unter Hauptaktionär Farhad Moshiri und die Lukaku-Millionen, 85 um genau zu sein, wurden bisher eher fragwürdig eingesetzt. Spieler wurden überbewertet, überbezahlt, passten nicht ins System oder wurden falsch eingesetzt. Der Sommer wurde daher genutzt, um einen weiteren Umbruch zu starten. Wayne Rooney, Davy Klaasen, Ramiro Funes Mori, Kevin Mirallas und Ashley Williams wurden allesamt – teilweise mit starkem Verlust – aussortiert. Neu mit dabei sind Lucas Digne (25; 20 Millionen Euro; FC Barcelona) und womöglich bald auch Kolumbiens WM-Held Yerry Mina (23; FC Barcelona). Das Duo soll zusammen mit dem bisher unkonstanten Michale Keane eine neue Ära in der in die Jahre gekommenen Abwehrkette um Leighton Baines (33), Seamus Coleman (29) und Phil Jagielka (35) einleiten. In Nationalspieler Jordan Pickford gibt jedenfalls ein Top-Torhüter den zuverlässigen Rückhalt.

Das Mittelfeld vor Defensive-Stratege Idrissa Gueye sollte unter Silva von der Umpositionierung Sigurdssons vom unpassenden Flügel in die offensive Zentrale profitieren. Mit Theo Walcott und Königstransfer Richarlison (21; 40 Millionen Euro; Watford) hat der Isländer schnelle Abnehmer für seine kreativen Impulse an seiner Seite.

Fragt sich nur, wer nach Lukaku und auch Rooney (jetzt D.C. United) die Tore schießen soll. Winterneuzugang Cenk Tosun zeigte wie Oumar Niasse gute Ansätze, doch insgesamt strotzt die Einheit mit dem jungen Dominic Calvert-Lewin und Sandro Ramirez nicht gerade vor Torgefahr.

Prognose

Trotz der millionenschweren Transfers der letzten zwei Jahre, fehlt es dem Kader des FC Everton an einer stabilen Struktur. Marco Silva steht vor der schweren Aufgabe, dies durch ein durchdachtes Spielkonzept auszugleichen und eine ausbalancierte Mannschaft zu formen. Die enttäuschende Vorbereitung lässt vermuten, dass das Zeit benötigen wird. Mehr als Platz sieben, und womöglich spielerische Fortschritte, ist nicht drin. 

Im Fokus: Richarlison

Er war der diesjährige Königstransfer der Toffees. Nur ein Jahr nach seinem 13-Millionen-Euro-Wechsel von Fluminense Rio de Janeiro zu Watford, folgte der Brasilianer für stolze 40 Millionen Euro Trainer Silva nach Everton.

Für den Käufer ein riskanter Deal. Trotz seines unverkennbaren Talents fiel Richarlison in seiner ersten Spielzeit fernab der Heimat und erstmals ohne Winterpause nach beeindruckender Hinrunde in ein Leistungsloch. Der offensive Außenspieler steuerte seine fünf Tore und fünf Assists allesamt innerhalb der ersten 17 Spieltage bei.

Die Ablösesumme ist daher eher als riskante Wette darauf, dass Richarlison tatsächlich sein großes Potential erfüllt und konstanter wird, zu betrachten und sowas geht nicht immer gut aus.

(Photo by Lynne Cameron/Getty Images)

Newcomer: Tom Davies

Die Stimmung um den Goodison Park war in den letzten Jahren nicht gerade rosig. In Mitten der insgesamt fünf Trainerwechsel in den letzten zwei Jahren und der Rekordablösen war förmlich zu spüren, wie das Verhältnis des Klubs zu den Fans zunehmend litt.

Nachdem auch die Rückholaktion des verlorenen Sohns, Wayne Rooney, nur von kurzer Dauer war, rücken die jungen Identifikationsfiguren in den Vordergrund. Allen voran Mittelfeldspieler Tom Davies. Bereits letztes Jahr unser Newcomer, genießt der leidenschaftlich und frech aufspielender „Einheimische“ einen besonderen Status unter den Anhängern. In seinem nun dritten Jahr als Profi könnte sich Davies mit etwas mehr Konstanz endgültig in der ersten Elf fest spielen.

 

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West Ham

(Letzte Saison 13. Platz)

Teure Seifenblasen

Letzte Saison drohten die Seifenblasen der Hammers endgültig zu platzen. Die Kombination aus übertriebener Erwartungshaltung und einer suspekten Transferpolitik, die eine Vielzahl an überteuerten und inkompatibler Spieler nach London kommen sah, resultierte im Abstiegskampf. Nach dem verpatzten Saisonstart unter Slaven Bilic konnte erst David Moyes die extrem angespannte Situation entschärfen und letztendlich doch relativ bequem das ultimative Desaster abwenden.

Dennoch wird 2018/2019 ein anderer Mann auf der Trainerbank Platz nehmen. Mit David Moyes, der sich mehr Einfluss hinter den Kulissen wünschte, konnte sich West Ham nicht auf eine Verlängerung der Zusammenarbeit einigen. Ihn beerbt ein alter Bekannter der Premier League. Manuel Pellegrini, Meistertrainer mit Manchester City 2014, soll mit einer Handvoll neuer Spielzeuge endlich die großen Hoffnungen der Fans und des Vorstands in die Tat umsetzen und West Ham wieder zu einem stabilen, ambitionierten Erstligisten formen. Dies möchte der Chilene, eigenen Aussagen zufolge, mit attraktivem Fußball bewerkstelligen.

(Photo by Stephen Pond/Getty Images)

Die Vorarbeit hat man auf dem Transfermarkt geleistet. In Lukas Fabianksi (33; 8 Millionen Euro; Swansea) wurde endlich ein überaus zuverlässiger Torhüter an Land gezogen. Die schwächste Abwehr aller Nichtabsteiger (68 Gegentore) wurde durch die Verpflichtungen von Ryan Fredericks (25; ablösefrei, Fulham), Fabián Balbuena (26; 4 Millionen Euro; Corinthians) aber vor allem Issa Diop; (21; 25 Millionen Euro, FC Toulouse) verjüngt und qualitativ aufgewertet. Jack Wilshere (26) kommt ablösefrei vom FC Arsenal, dürfte hoch motiviert sein und verpasst dem Mittelfeld mit Kapitän Mark Noble deutlich mehr Dynamik und Drive.

Die größte Aufmerksamkeit wurde allerdings der Offensive zuteil. Der stark aufspielende Marko Arnautovic (11 Tore & 6 Assists) und Manuel Lanzini, 2017/2018 beinahe auf sich alleine gestellt, erhalten namhafte und kostspielige Unterstützung durch Rekordneuzugang Felipe Anderson (25; 38 Millionen Euro; Lazio Rom). Einzig die Verpflichtung von Andriy Yarmolenko (28; 20 Millionen Euro; Borussia Dortmund) erinnert etwas an die undurchdachten Hammers-Einkäufe der letzten Jahre. In Lucas Perez (29; FC Arsenal) ist darüber hinaus ein insgesamt sehr unterbewerteter und spielstarker Angreifer im Anflug.

Auf dem Papier hat West Ham einiges geleistet, um die Baustellen der letzten Saison adäquat zu adressieren. Die große Frage ist aber, ob diese Spieler wirklich einschlagen werden und von Pellegrini zu einer funktionierenden Einheit geformt werden können.

Prognose

Mit dem Abstieg sollten die Hammers nichts mehr zu tun haben. Ob man, wie erhofft, jedoch im oberen Mittelfeld landen kann, hängt vor allem von dem Saisonstart ab. Bei Startschwierigkeiten könnte die Stimmung unter den Anhängern, die letzte Saison endgültig zu kippen drohte, einen unbequemen Druck verursachen.

Im Fokus: Felipe Anderson

Schon kurz nach seinem Wechsel vom FC Santos zu Lazio Rom war das große Talent Felipe Andersons nicht zu übersehen. Sein Problem ist und bleibt aber die Konstanz. In den letzten fünf Jahren schwankte der Brasilianer immer wieder zwischen Genialität und der harten Auswechselbank. Zu wenig, um den Traum von der Selecao Realität werden zu lassen. Zumindest auf Dauer, denn bisher langte es nur zu einem Freundschaftsspiel 2015 und vier Einsätzen bei den Olympischen Spielen 2016.

Mit dem Schritt in die Premier League möchte sich der trickreiche und blitzschnelle Flügelspieler, gestützt von dem medialen Hype seines Transfers, endgültig in der brasilianischen Nationalmannschaft festbeißen und das Image des unbeständigen Straßenfußballers beiseite legen.

Mit einem Trainer, der zweifelsohne auf ihn setzt, ihm mehr Selbstvertrauen schenkt, könnte es dem erst 25-Jährigen gelingen. Felipe Anderson hat das Potential, bei West Ham den Hunger nach einem Spieler der Klasse Dimitri Payets, der die Hammers 2015/2016 beinahe im Alleingang in die Europa League führte, endgültig zu stillen.

(Photo by Stephen Pond/Getty Images)

Newcomer: Declan Rice

Am letzten Spieltag der Saison 2016/2017 händigte der damalige Hammers-Coach Slaven Bilic Youngster Declan Rice (19) sein Profi-Debüt. Damals konnte der Defensiv-Allrounder nicht erahnen, dass er in der folgenden Spielzeit zu 26 Saison- und sogar zwölf Startelf-Einsätzen kommen würde.

Eine Verletzungsmisere machte es möglich und so spielte sich der 19-Jährige mit grundsoliden und fehlerfreien Leistungen in der Verteidigung nicht nur in die Herzen der Fans, sondern sogar in die irische Nationalmannschaft.

Nach ein paar Ausflügen letzte Saison, durfte Rice in der Vorbereitung sein Können nun auch im defensiven Mittelfeld unter Beweis stellen. Er überzeugte. Aufgrund seiner Spielintelligenz, starker Übersicht und seiner defensiven Intuition könnte sich der junge Ire trotz der Neuzugänge auch unter Pellegrini fest spielen.

 

Wolverhampton Wanderers

(Aufsteiger – 1. Platz in der Championship)

Portuguese Connection

Wolverhampton ist keiner typischer Aufsteiger. Die chinesische Investmentgruppe Fosun International Limited hat Großes vor. Gestützt von den Millionen aus Fernost möchten die Wolves über kurz oder lang auf die Königsklasse schielen. Den Grundstein dafür legte man mit einer imposanten Aufstiegssaison. In der härtesten zweiten Liga der Welt verlor die Truppe von Nuno Espírito Santo in 46 Spielen lediglich sieben Mal und wurde letztendlich mit neun Punkten Vorsprung relativ bequem Meister.

(Photo by David Rogers/Getty Images)

In der qualitativ anspruchsvolleren Premier League wird es für die Wolves natürlich deutlich schwerer, den erfolgreichen Offensivfußball der letzten Saison durchzusetzen. Von dieser Herangehensweise wird Trainer Santo dennoch nicht abweichen. Das liegt vor allen an der portugiesischen Connection.

Gleich sechs Portugiesen, die allesamt mit der Hilfe von Star-Berater Mendez an Land gezogen wurden, stehen bei Wolverhampton im Kader. Im Mittelpunkt steht dabei eine ausbalancierte und spielstarke Schaltzentrale, die wir von einem Aufsteiger in dieser Form wohl noch nie gesehen haben. Königs-Transfer João Moutinho beeindruckte bereits in der Vorbereitung als selbstbewusster, ball- und passsicher Taktgeber. An seiner Seite steht sein kongenialer Counterpart Rúben Neves. Die Nationalmannschaftskollegen diktieren das Tempo, garantieren gute Ballbesitzwerte und entlasten damit die robuste, allerdings etwas langsame Dreierkette vor Transfercoup Rui Patrício (30; ablösefrei; Sporting) im Tor.

Im besten Angriff aller Aufsteiger rotieren Diogo Jota (für 14 Millionen Euro fest von Atlético verpflichtet), Ivan Cavaleiro und Hélder Costa auf den offensiven Außenbahnen. Das dynamische Trio steuerte in in der Aufstiegssaison gemeinsam 31 Tore und 24 Assists bei. Um dem Sturm noch mehr Durchschlagskraft zu verpassen, konnte Raúl Jiménez samt 38-Millionen-Euro-Kaufoption von Benfica ausgeliehen werden. Rekordverpflichtung Adama Traore (22; 20 Millionen Euro; Middlesbrough) bietet eine weitere, blitzschnelle und schwer zu verteidigende Option für den Angriff.

Prognose

Bei dem Kader des Aufsteigers wird manch etablierter Erstligist vor Neid erblassen. Die Abwehr wird auf höherem Niveau zwar das ein oder andere Mal entblößt werden, doch alleine was das Mittelfeld und der Angriff zu bieten haben, wird locker genügen, um sich sogar mit attraktivem Fußball in der Premier League festzubeißen. 

Im Fokus: Rúben Neves

Es war eine der Transfersensationen des Sommers 2017. Rúben Neves, der jüngste Kapitän in der Geschichte der Champions League, wechselt für knapp 20 Millionen Euro vom FC Porto in die zweite Liga zu Wolverhampton!

Wir übertreiben nicht, wenn wir ein Jahr später behaupten, dass Neves wohl einer der besten Spieler ist, der jemals in der Championship auflief. Der Mittelfeld-Maestro, der an einen gewissen Xabi Alonso erinnert, verzückte die rustikale zweite englische Liga mit einer unfassbaren Übersicht, einem beeindruckenden Passspiel, hervorragender defensiver Antizipation und zu guter Letzt mit atemberaubenden Distanzschüssen.

Nur ein Jahr nach dem kontroversen Wechsel wurde der Portugiese nun mit einem neuen Vertrag bis 2023 belohnt. Sollte Neves seine Leistungen aus der zweiten Liga im englischen Fußballoberhaus wiederholen, wird selbst das die absoluten Top-Klubs nicht abschrecken….

(Photo by David Rogers/Getty Images)

Newcomer: Morgan Gibbs-White

Nicht nur die Transferstrategie der Wolves ist imposant, nein, auch die Jugendarbeit kann sich sehen lassen! Jüngstes Beispiel dafür ist die rasante Entwicklung von Morgan Gibbs-White. Der Mittelfeldspieler gab bereits im Februar 2017 sein Profi-Debüt und konnte sich in der vergangenen Saison, trotz seiner gerade einmal 18 Jahre, durch selbstbewusste Leistungen im erweiterten Stamm festbeißen.

Sicher, die Aussicht auf Einsatzzeiten wurde mit der Ankunft von João Moutinho sicherlich nicht rosiger. Nichts desto trotz wird Gibbs-White dank seiner für sein Alter ungewöhnlichen Ballsicherheit und Spielintelligenz neben den Pokalwettbewerben sicherlich auch in der Premier League wertvolle Erfahrung sammeln dürfen.

 

Teil 4, mit Liverpool, Leicester, Watford und Cardiff, ab morgen…

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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