FA Cup Finale | Chelsea vs Manchester United – Showdown der Erzfeinde

19. Mai 2018 | Vorschau | BY Marius Merck

Der älteste Klub-Wettbewerb der Welt steht vor seinem Endspiel: Chelsea trifft auf Manchester United im Wembley Stadion. Bei den „Blues“ könnte Trainer Antonio Conte heute sein letzten Spiel für den Verein bestreiten, während die „Red Devils“ mit einem Erfolg sich neben Rekordmeister auch Rekordpokalsieger nennen dürften. Die Partie wird um 18:15 angepfiffen und von Schiedsrichter Michael Oliver geleitet.

 

Chelsea

Die Runde in der Premier League verlief für den Titelverteidiger äußerst enttäuschend: Chelsea landete nur auf dem fünften Platz und hat damit die Qualifikation für die Champions League verpasst. Um die Zukunft von Trainer Antonio Conte gibt es bereits seit dem Januar große Spekulationen, aktuell scheint eine Trennung recht wahrscheinlich zu sein, selbst wenn der Italiener in der Pressekonferenz die Thematik mit den üblichen Phrasen klein redete („Ich habe hier einen Vertrag“).

Zwischen dem Meister-Coach und der Vereinsführung soll es schon länger atmosphärische Störungen gegeben haben, was angeblich vor allem aus Differenzen in der Transerpolitik resultiert. Aber auch ein großer Teil des Teams ist angeblich schon länger nicht mehr glücklich unter Conte und seinem starren Beharren auf sein (in dieser Saison nicht erfolgreiches) System. Auch die Belastungssteuerung im Training habe demnach zu interner Kritik geführt.

(Photo by Dan Istitene/Getty Images)

Könnte die Saison mit einem Sieg im FA Cup gerettet werden? Wohl kaum, selbst wenn Conte mehrfach in den letzten Tagen betonte, welche großartige Gelegenheit dies für seine Mannschaft sei. Die Form in den letzten Wochen dürfte sowieso wenig Hoffnung machen. In der Premier League erkämpfte man sich mit einer Mini-Aufholjagd noch einmal eine Chance auf einen Platz unter den Top-4. Diese Gelegenheit wurde leichtfertig verspielt: Ein Remis bei Aufsteiger Huddersfield und eine vollkommene desolate Vorstellung bei der 0:3 Niederlage am letzten Spieltag bei Newcastle (einem anderen Aufsteiger) rundeten diese misslungene Liga-Saison adäquat ab.

Auf dem Weg nach Wembley schlugen die „Blues“ Norwich City, Newcastle United, Hull City, Leicester City und den FC Southampton. Conte kann heute Abend auf seine beste Elf zurückgreifen, die Ausfälle von David Luiz, Emerson Palmieri und Ethan Ampadu betreffen allesamt keine Stammspieler.

 

(Photo by Ian Walton/Getty Images)

 

Manchester United

United-Coach José Mourinho hat sich schon mit vielen Kollegen gefetzt: In seiner Anfangszeit beim FC Porto legte er sich in der Champions League mit seinem (mittelbaren) Vorgänger Sir Alex Ferguson an, mit Arsene Wenger von den „Gunners“ hatte er über Jahre eine Dauerfehde und die Scharmützel mit Pep Guardiola während ihrer gemeinsamen Zeit in La Liga sind ebenfalls noch in frischer Erinnerung. Doch was er und Conte sich an den Kopf geworfen („Altersdemenz“ / „Kleiner Mann“ / „Werde niemals wegen Manipulation gesperrt“ / „Ich wähle Verachtung“) haben, unterbot in seinem Niveau in der Tat alle Vorgeschichten des Portugiesen. Auch wenn Mourinho vor dem Endspiel mildere Töne gegenüber dem Italiener anschlug, wird er den Saisonverlauf seiner (unmittelbaren) Nachfolgers genüsslich aus der Ferne betrachtet haben – und vor allem darauf erpicht sein, das mögliche Ende der Amtszeit seines Rivalen mit einer Niederlage zu vollenden.

(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

Viel eher als diese Privatfehde steht allerdings ein greifbarer Rekord im Fokus: Mit einem Triumph am heutigen Abend würde der Rekordmeister auch wieder der Rekordpokalsieger Englands sein. Diese Bezeichnung müsste man sich dann allerdings mit Arsenal mit jeweils 13 Titel teilen, die „Gunners“ stiegen durch ihren Erfolg im vergangenen Jahr – übrigens gegen Contes Chelsea – zum alleinige Rekordhalter auf. Mourinho redete die Bedeutung des möglichen Gewinns im Pokal zwar etwas klein („Nicht maßgeblich für die Saisonbewertung“), er dürfte sich allerdings im Klaren sein, dass dieser die eigentlich solide Saison nochmal ordentlich aufwerten würde.

In der Liga spielten die „Red Devils“ zwar die beste Runde seit dem Abgang von Ferguson und wurden souverän Vizemeister, der Abstand zum Stadtrivalen Manchester City war allerdings gigantisch – nicht nur in der Form von Punkten, sondern genauso in der Spielweise. Auch wenn Mourinho wegen eben jener häufig in der Kritik steht, würde ein Sieg im Wembley Stadion gegen seinen Ex-Klub bereits seinen vierten Titel in zwei Jahren bei United bedeuten.

Auf dem Weg ins Endspiel räumte das Team Derby County, Yeovil Town, Huddersfield Town, Brighton & Hove Albion und Tottenham aus dem Weg. Der Einsatz von Sturmführer Romelu Lukaku wird sich wohl erst kurz vor Spielbeginn entscheiden. Dahingegen ist Anthony Martial nach seiner Verletzung wohl rechtzeitig wieder fit geworden, für einen Startelf-Einsatz dürfte der unzufriedene Franzose aber wohl so oder so nicht in Frage kommen.

 

Prognose

Die aktuelle Form spricht eindeutig für United: Chelsea trat in den letzten Wochen derart uninspiriert auf, dass man ernsthaft den Charakter der Mannschaft in Frage stellen muss. Möglicherweise werden sich die Spieler für eine Art Abschiedsspiel ihres Übungsleiters noch einmal motivieren können, daneben ist in einem Finale bekanntermaßen „alles möglich“. Dennoch gehen die „Red Devils“ aus den erwähnten Gründen, trotz einer gewissen Ausgeglichenheit der beiden Teams auf dem Papier, nicht nur als leichter Favorit in die Partie, weswegen der englische Rekordmeister sich nach heute Abend höchstwahrscheinlich auch Rekordpokalsieger nennen darf.

 

Aufstellungen

Chelsea: Courtois – Moses, Azpilicueta, Cahill, Rüdiger, Alonso – Kanté, Fabregas, Bakayoko – Hazard – Giroud

Manchester United: De Gea – Valencia, Jones, Smalling, Young – Herrera, Matic, Pogba – Lingard, Rashford, Alexis

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


Ähnliche Artikel