La Liga Vorschau Teil 4 | Valencia CF, Real Betis Balompie, Villarreal CF und Sevilla FC

17. August 2018 | Vorschau | BY Christoph Albers

Es sind nur noch wenige Tage bis zum La Liga-Start und die Vorfreude steigt. Aus diesem Anlass gehen wir einmal alle Teams der spanischen Elite-Klasse durch und stellen sie euch näher vor.

Valencia CF

Der Valencia CF blickt auf eine sehr erfolgreiche Saison zurück und kehren nach zwei Spielzeiten ohne internationalen Fußball in die Champions League zurück. Der Grundstein dafür wurde vor allem in der ganz starken Hinrunde gesetzt, in der man lange Zeit mit dem Spitzenreiter aus Barcelona mithalten konnte- Hintenraus reichte die Qualität dann aber nicht mehr, um dranzubleiben und die beiden Top-Teams aus Madrid hinter sich zu lassen. Platz 4 ist dennoch ein großer Erfolg.

In der kommenden Saison wartet mit der Königsklasse allerdings eine neue und größere Herausforderung auf die „Fledermäuse“ und die Verantwortlichen versuchen weiterhin händeringend die Mannschaft dafür adäquat zusammenzustellen. Noch ist dieser Prozess, trotz bereits sieben Neuzugängen, nicht abgeschlossen. Das größte, noch offene Ziel ist dabei die feste Verpflichtung des zuvor ausgeliehenen Goncalo Guedes. Die Verhandlungen gestalten sich aber bislang sehr schwierig, da sein Stammverein, Paris Saint-Germain, eine zu hohe Ablöse fordert. Ob der Transfer tatsächlich noch realisiert werden kann, ist derzeit noch völlig offen.

Mit Michy Batshuayi, der per Leihe vom FC Chelsea kommt, und Kevin Gameiro, den man für 16 Millionen Euro von Atletico verpflichtete, hat Valencia seine Offensivoptionen aber immerhin schon mal deutlich erweitert. Zudem wurde der ebenfalls zuvor nur ausgeliehene Geoffrey Kondogbia für 25 Millionen Euro fest verpflichtet. Außerdem erweitert Mouctar Diakhaby (21, kam für 15 Millionen Euro aus Lyon) die Optionen in der Innenverteidigung, Piccini (25, kam für 8 Millionen  Euro von Sporting Lissabon) ersetzt den abgewanderten Martin Montoya (Brighton) und Daniel Wass (kam für 6 Millionen Euro von Celta Vigo) verstärkt das Mittelfeld. Mit Denis Cheryshev könnte darüber hinaus ein Leih-Rückkehrer eine Verstärkung sein.

Valencia steht also auch ohne Guedes schon ganz gut da. Und da der Verkauf des zuvor ausgeliehenen Joao Cancelo stolze 40 Millionen Euro in die Kassen spülte, musste auch sonst kein Leistungsträger abgegeben werden, was für den finanziell nicht gerade auf Rosen gebetteten Verein durchaus erwähnenswert ist und in den vergangenen Jahren oft anders war.

Ob es aber nochmal für die Qualifikation zur Champions League, trotz der Teilnahme an der diesjährigen Ausgabe, reicht, ist zum jetzigen Zeitpunkt sehr schwer zu sagen. Die Verfolger haben ebenfalls nicht geschlafen und die Mannschaft weißt durchaus noch Schwachpunkte auf. Gerade die Hintermannschaft wackelte das ein oder andere Mal bedenklich und gerade auf rechten Verteidigerposition finden die Verantwortlichen seit Jahren keine vernünftige Lösung. Dass Piccini diese Lösung darstellt, darf zum jetzigen Zeitpunkt durchaus bezweifelt werden. Zudem ist die Mannschaft nach wie vor durchaus abhängig von den Ideen von Mittelfeld-Boss Dani Parejo, der nicht immer Konstant gut ist. Außerdem hat Marcelino auch in der Innenverteidigung noch nicht die perfekte Paarung gefunden. Hier ist also durchaus noch einiges zu tun.

Prognose

Valencia wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit erneut für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren. Stand jetzt ist die Europa League allerdings deutlich wahrscheinlicher, als die Champions League, auch wenn unter Trainer Marcelino erstmals seit langer Zeit wieder kontinuierlich gut gearbeitet wird. Die Mehrfachbelastung in Kombination mit den Schwächen in der Defensive könnten der Wiederholung von Platz 4 zum Verhängnis werden.

Schlüsselspieler: Dani Parejo

Player to watch: Carlos Soler

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Real Betis Balompie

Real Betis befindet sich seit dem Wiederaufstieg 2015 auf einem hervorragenden Weg. Die letzte Saison war mit dem Erreichen des sechsten Tabellenplatzes dabei der bisherige Höhepunkt. Der stolze andalusische Traditionsverein ist, nach eine Zeit als Fahrstuhlmannschaft, wieder dabei sich als fester Bestandteil von La Liga zu etablieren. Doch das reicht dem ambitionierten Verein offenbar noch nicht, denn der Einzug in die Europa League und die damit verbundene Rückkehr aufs internationale Parkett soll kein Einzelfall bleiben. Und das zeigt sich auch in der Transferpolitik des Vereins, die dabei aber nicht größenwahnsinnig, sondern sehr geschickt und überlegt daherkommt.

Mit Pau Lopez (zuvor Espanyol), Takashi Inui (zuvor Eibar) und Sergio Canales (zuvor Real Sociedad) wurden gleich drei sehr starke, heiß umworbene und bereits La Liga erprobte Spieler verpflichtet – alle ablösefrei. Dazu kommen Backup-Keeper Joel Robles, der ablösefrei von Everton kam, Sidnei (28, Innenverteidiger, kam für 4,5 Millionen Euro von Deportivo La Coruna), Antonio Barragan (31, Rechtsverteidiger, kam für 1 Million Euro von Middlesbrough) und der absolute Königstransfer, William Carvalho. Der 26-jährige Portugiese kam für stolze 20 Millionen Euro von Sporting Lissabon und soll die Lücke füllen, die Youngster Fabian Ruiz, der für 30 Millionen Euro zu Napoli wechselte, hinterließ. Im Umfeld von Betis gehen die meisten aber sogar davon aus, dass William sogar eine deutliche Verstärkung darstellt und mit seiner enormen Physis und seiner großen Ruhe am Ball ein neuer Fixpunkt im Spiel von Betis sein könnte.

Insgesamt scheint sich Betis also, trotz der Abgänge von Ruiz, Durmisi (wechselte für 6,5 Mio. Euro zu Lazio), Adan (ging für 1 Million zu Atletico, und Pezzella (wechselte für 9 Millionen Euro zur Fiorentina, war zuvor bereits verliehen), deutlich verstärkt zu haben, obwohl zeitgleich ein Transferüberschuss von 21 (!) Millionen Euro erwirtschaftet werden konnte. Das nennt man gutes Business.#

Was die Startelf anbetrifft, ist die Mannschaft von Quique Setien damit sehr gut besetzt. Im Tor dürfte Pau Lopez gesetzt sein, der Ex-Dortmunder Marc Bartra führt davor die Abwehr, die durch Mandi, Feddal, Sidnei, Barragan und Firpo engänzt werden könnte, an, während im Mittelfeld und im Angriff ein reger Konkurrenzkampf herrschen dürfte. Mit William Carvalho, Javi Garcia, Andres Guardado, Boudebouz, Canales, Inui, Tello, Guerrero, Joaquin, Sanabria, Moron, und Sergio Leon stehen auf jeden Fall einige Startelf-Kandidaten zur Verfügung.

Angesichts der Mehr-Belastung durch die Europa League ist ein so breiter Kader allerdings auch bitter nötig. Vor allem in der Hintermannschaft könnte der Kader sogar noch etwas Verstärkung brauchen, da Setien oft mit einer Dreierkette spielen lässt. Außerdem sollten auch die Außenverteidiger-Positionen möglicherweise nochmal verstärkt werden. Hier ist also noch etwas Bedarf, mit dem stolzen Transferüberschuss stehen aber ja auch noch ausreichend Mittel zur Verfügung. Wenn es in allen Wettbewerben funktionieren soll, sind die Verantwortlichen sicherlich gut damit beraten dort noch etwas nachzubessern.

Prognose

Betis hat im bisherigen Transfersommer einen sehr guten Job gemacht und dürfte demzufolge auch weitestgehend gut aufgestellt sein für die Saison. Eine Platzierung in der oberen Tabellenhälfte sollte dabei ein realistisches Ziel sein, für die erneute Qualifikation für die Europa League müsste die Mannschaft wohl etwas über ihrem Level agieren. Ein Platz unter den ersten sieben ist damit nicht ausgeschlossen, aber nicht unbedingt wahrscheinlich. Das böse Erwachen nach und durch die Teilnahme an der Europa League bleibt aller Voraussicht nach aus, Betis sollte dennoch davor gewarnt sein.

Schlüsselspieler: William Carvalho

Player to watch: Francis Guerrero

(Photo by CRISTINA QUICLER/AFP/Getty Images)

Villarreal CF

Der Villarreal CF ist, im Vergleich zu Real Betis, schon etwas weiter. Seit dem Aufstieg 2013 hat sich das „Gelbe U-Boot“ wieder fest in der Spitzengruppe der spanischen Liga etabliert, wie Platz zweimal Platz 6, zweimal Platz 5 und einmal Platz 4 in fünf Jahren beweisen. Die Qualifikation für die Europa League ist also so etwas wie das „Par“ für den Klub, während die Qualifikation für die Königsklasse Jahr für Jahr das Wunschziel ist. Auch in der kommenden Saison wird Villarreal wieder auf Platz 4 schielen und die Voraussetzungen sind gut.

Mit Gerard Moreno, der nach drei Jahren bei Espanyol für 20 Millionen Euro zurückgeholt wurde und in der vergangenen Saison starke 16 La Liga Tore erzielte, und Karl Toko-Ekambi, der in der abgelaufenen Saison sogar 17 Ligue 1 Tore erzielte und für 18 Millionen Euro aus Angers kam, verpflichtete Villarreal gleich zwei Top-Torjäger, die dank ihrer unterschiedlichen Spielweisen sogar zusammen im 4-4-2-System von Trainer Javier Calleja stürmen können.

Darüber hinaus wurde der Abgang von Rodri, den es zu Atletico zog, mit Youngster Santiago Caseres (21, kam für 10 Millionen Euro von Velez Sarsfield) und Routinier Santi Cazorla (33, kam ablösefrei von Arsenal) aufgefangen, und in der Verteidigung wurden Ruben Semedo (Leihe an Huesca) und Rukavina (vereinslos) durch Rodrigo Funes Mori (kam für 10 Millionen Euro von Everton) und Miguel Layun (kam für 4 Millionen Euro von Porto) ersetzt.

Das Grundgerüst der Mannschaft wurde unterdessen gehalten. Doch angesichts des momentanen Transfer-Defizits von fast 50 Millionen Euro müssen noch Spieler verkauft werden. Heißester Anwärter: Samu Castillejo. Der Abgang des Flügelspielers steht kurz bevor und dürfte weite Teile des Defizits ausgleichen. Mit Fornals, Soriano, Sansone, Pedraza und Daniel Raba stehen aber ohnehin auch genügend Flügelspieler im Kader. Villarreal wird daher auch nicht zwingend reagieren müssen.

Ernsthafte Probleme könnten sich nur ergeben, wenn der 37-jährige Kapitän Bonera dem Alter Tribut zollen muss und sich die Verletzungsprobleme bei den zentralen Mittelfeldspielern Trigueros und Bruno Soriano nicht so schnell geben. Ansonsten ist das „Gelbe U-Boot“ sehr gut aufgestellt.

Prognose

Villarreal ist mit seinem guten Ballbesitzspiel und dem aggressiven Pressing, das sie von den meisten spanischen Teams abhebt, ein sehr ernstzunehmender Anwärter auf den vierten Platz, der für die Teilnahme an der Champions League berechtigt. Die Mannschaft wurde clever verstärkt und verfügt an den richtigen Stellen über ausreichend Erfahrung. Gerade die neuen Stürmer könnten sich dabei als echtes Faustpfand herausstellen. Die Belastung durch die Europa League ist man darüber hinaus absolut gewohnt, wodurch sich hier kein Nachteil ergeben sollte. Ein Team, das man keinesfalls unterschätzen und auf jeden Fall auf der Rechnung haben sollte.

Schlüsselspieler: Manu Trigueros

Player to watch: Pablo Fornals

(Photo by David Rogers/Getty Images)

Sevilla FC

Der Sevilla FC blickt auf eine sehr enttäuschende Saison mit inklusive zweier Trainerentlassungen, reichlich Inkonstanz und einem enttäuschenden siebten Platz zurück. Dieser siebte Platz ist auch Grund dafür, dass Sevilla bereits seit Ende Juli im Pflichtspielbetrieb ist und sich durch die Qualifikation für die Europa League quält. Die Andalusier sind dadurch zwar direkt auf Betriebstemperatur, wenn die Liga losgeht, doch die Vorbereitung war dadurch alles andere als optimal, vor allem weil Neu-Trainer Pablo Machin die Zeit sicherlich gerne damit verbracht hätte seine Mannschaft besser an seine Spielidee heranzuführen.

Doch Machins Ankunft macht trotzdem Hoffnung und die ersten Ergebnisse lassen sich auch durchaus sehen. Der Auftritt in der Supercopa gegen den FC Barcelona war beispielsweise absolut akzeptabel. Und auch die bisherigen Transfers waren absolut in Ordnung. Mit Innenverteidiger Sergi Gomez, kam von Celta Vigo, „Sechser“ Roque Mesa, kam von Swansea, und Flügelspieler Aleix Vidal, kam aus Barcelona, wurde gleich drei sehr erfahrene Spieler verpflichtet, die der Mannschaft halt geben sollen. Dazu kommen die jungen und talentierten Gnagnon (21, Innenverteidiger, kam für 15 Millionen Euro aus Rennes), Ibrahim Amadou (25, zentrales Mittelfeld, kam für 15 Millionen Euro von Lille) und Stürmer Andre Silva (22, kam per Leihe von Milan). Außerdem wurde mit Tomas Vaclik, der für sieben Millionen Euro vom FC Basel kam, ein neuer Torhüter verpflichtet, der Sergio Rico (Fulham) und David Soria (Getafe) ersetzen soll. Ein neuer Backup-Keeper steht noch aus.

Alles in allem eine gute und ausgewogene Mischung bei den Neuzugänge. Ergänzt durch den bestehenden Stamm ergibt sich eine durchaus gute Mannschaft. Doch ob die Abgänge, u.a. Lenglet, Nzonzi und Correa, wirklich gleichwertig ersetzt werden können, bleibt offen bzw. darf sogar bezweifelt werden. Alles in allem ist die Mannschaft etwas breiter und ausgewogener aufgestellt, dennoch wirkt die Mannschaft schwächer als in den vergangenen Jahren. Es wird darauf ankommen, wie Machin die Mannschaft prägen kann und ob die vermeintlichen Leistungsträger, wie z.B. Banega, Nolito oder auch Sarabia ihre Leistung abrufen können.

Prognose

Der Sevilla FC hat nach wie vor genügend Klasse um die internationalen Plätze zu erreichen, der vierte Platz wird allerdings schwierig zu erreichen sein, da scheinen andere Teams die Nase vorn zu haben. Für Sevilla spricht aber die große Erfahrung und die Routine, die sich in einer langen Saison immer wieder als Vorteil erweisen könnte. Trainer Machin wird allerdings, und das ist die wichtigste Aufgabe, die Mannschaft einen müssen, damit sie wieder funktioniert.

Schlüsselspieler: Ever Banega

Player to watch: Joris Gnagnon

(Photo by Aitor Alcalde/Getty Images)

 

(Photo credit should read JOSE JORDAN/AFP/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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