PL Vorschau | Tottenham – Nächster Tiefpunkt in Brighton?

22. September 2018 | Vorschau | BY Chris McCarthy

Drei Niederlagen in Serie. Das gab es für Tottenham unter Mauricio Pochettino bisher noch nie. Die Beine sind schwer, die Köpfe müde und plötzlich wird das Auswärtsspiel bei Brighton zu einem weiteren Kraftakt…

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 18:30 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

 

Heimliche Erfolge

Bereits letzte Saison zählte der damalige Aufsteiger Brighton & Hove Albion zu den ganz großen Abstiegskandidaten. Dank geschlossener Mannschaftsleistungen, Disziplin, Kampfgeist und den pragmatischen, aber gezielten Anweisungen von Trainer Chris Hughton konnten die Seagulls dennoch relativ bequem den Klassenerhalt feiern.

Auch dieses Jahr scheint Brighton ein unangenehmer Gegner zu sein. Der 14. Tabellenplatz täuscht dabei etwas, denn der Saisonstart mit Überraschungsteam Watford, Manchester United und dem FC Liverpool hatte es in sich. Daraus drei Punkte zu holen, ausgerechnet gegen die Red Devils, darf durchaus als Erfolg bezeichnet werden. Umso teurer könnte dem Team aus dem Süden Englands die zwei Unentschieden gegen Fulham und Southampton zu stehen kommen. Doch auch diese Unentschieden sind heimliche Erfolgserlebnisse. In beiden Partien kämpfte sich das Team jeweils nach einem 0:2 Rückstand zurück und konnte noch einen Punkt sichern. Wenn Hughtons Truppe also eins auszeichnet, dann unbändiger Wille und gehöriger Charakter.

Einen Star gibt es nicht, doch am ehesten personifiziert wird die Identität der Mannschaft durch Sturm-Routinier Glenn Murray. Nach seinen beachtlichen zwölf Toren im Vorjahr ruhen nicht nur gegen Tottenham, sondern in der gesamten Saison wieder die Angriffs-Hoffnungen auf den Schultern des 34-Jährigen. Nicht zu Unrecht, denn der Mann, der mehr Spiele in der dritten Liga absolviert hat als im englischen Fußballoberhaus, steht nach fünf Spieltagen bereits bei vier Saisontoren. Neben seiner Torausbeute, die durch zwei Elfmeter begünstigt ist, ist Murray jedoch vor allem wegen seiner Spielintelligenz und Erfahrung so ungemein wichtig für das Team. Unterstützt wird der Benjamin Button der Premier League von den trickreichen Flügeln Solly March und Anthony Knockaert. Ausbalanciert wird das Team durch eine kompakte, disziplinierte und zweikampfstarke Mittelfeldzentrale um Davy Pröpper, Steve Bissouma und Dale Stephens. Pascal Groß fällt aufgrund von Knöchelproblemen weiter aus. In der Abwehr kann sich Hughton auf sein harmonisches Innenverteidiger-Duo Shane Duffy und Lewis Dunk verlassen.

Das eingespielte Team hat trotz der mageren Punkteausbeute zuletzt einige Erfolgserlebnisse feiern dürfen. Brighton wird motiviert sein, nach Manchester United auch den angeschlagenen Spurs ein Bein zu stellen.

(Photo by Nigel Roddis/Getty Images)

 

Erschöpfungserscheinungen

Wir hatten es in unsere Saisonprognose bereits befürchtet. Die meisten Einsatzminuten aller Premier-League-Klubs, der wohl dünnste Kader der Top-6 und, wohl aufgrund finanzieller Engpässe, ein Transfersommer ohne Neuzugänge, könnten Tottenham 2018/2019 einen Strich durch die Rechnung machen. So stark besetzt und eingespielt die erste Elf der Spurs auch ist, Mauricio Pochettino erwartet vor Saisonstart nicht umsonst die „schwerste Spielzeit seiner Amtszeit“.

Nach einem erfreulichen Saisonstart mit drei Siegen in drei Spielen, in denen die Londoner nicht mal vollends überzeugten, folgte die bittere Realität. Gegen Watford verspielte man eine Führung, musste sich letztendlich 2:1 geschlagen geben, ehe man zuhause gegen den FC Liverpool die unkonzentrierteste Leistung der letzten Jahre bot. Mit dem 1:2 war man dank der mangelnden Chanceneffizienz der Reds noch gut bedient. In der Champions League verlor Tottenham erneut nach einer Führung 1:2 gegen Inter, als den Spielern in der Schlussphase spürbar die Luft ausging. In allen Partien war extrem auffällig, wie gestandene Leistungsträger wie Toby Alderweireld, Moussa Dembélé oder Christian Eriksen total untypisch und leichtfertig folgenschwere Fehler begingen. Der Kader wirkt ausgebrannt und müde. Die vielen Pflichtspielminuten, gepaart mit der äußerst intensiven Spielweise Pochettinos, sorgen bereits nach fünf Spieltagen für Erschöpfungszustände.

Immerhin erhielten Trippier und Alderweireld unter der Woche eine bitter nötige Pause und kehren daher relativ ausgeruht in die Abwehr zurück. Eine Pause würde auch Harry Kane gut tun. Der englische Nationalstürmer quälte sich in Mailand regelrecht über den Platz, ließ seine Spitzigkeit und Kombinationsfreude sehr vermissen. Eine echte Alternative gibt es allerdings nicht, Fernado Llorente ist kein adäquater Ersatz. Sollte sich Pochettino dennoch gezwungen sehen, Kane eine Auszeit zu geben, könnte womöglich Heung-min Son in den Sturm und Lucas Moura in die Startelf rücken. Weitere Rotationsmaßnahmen sind zwingen notwendig. Moussa Dembélé, Eric Dier und vielleicht sogar Jan Vertonghen sind hier Kandidaten. Verzichten muss Pochettino auf Stammkeeper Hugo Lloris, Vincent Janssen und Juan Foyth. Immerhin Dele Alli könnte nach überstandenen Oberschenkelproblemen eine relativ frische Option darstellen.

(Photo by Dan Istitene/Getty Images)

 

Prognose

Tottenham geht derzeit auf dem Zahnfleisch. Ausgerechnet jetzt steht ein schweres Auswärtsspiel bei den so kampfstarken und laufstarken Seagulls in Brighton an. Ein frühes Tor könnte die Lage beruhigen. Sollten die Hausherren allerdings die Null halten oder gar in Front gehen, bahnt sich eine kraftintensive Partie an, bei der die Spurs aufgrund der fehlenden Energie wohl das Nachsehen hätten.

 

Mögliche Aufstellungen

Brighton: Ryan – Montoya, Dunk, Duffy, Bong – Stephens, Pröpper, Bissouma – March, Knockaert – Murray

Tottenham: Lloris – Trippier, Vertonghen (Sanchez), Alderweireld, Rose – Dier, Dembélé (Winks), Eriksen – Moura, Son (Alli) – Kane (Son)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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