PL Vorschau | Arsenal vs West Ham – Die Puntklosen unter Zugzwang

25. August 2018 | Vorschau | BY Chris McCarthy

2018/2019 stehen sowohl Arsenal als auch West Ham jeweils mit neuen Trainer, nach zwei Spieltagen allerdings auch immer noch mit leeren Händen da. Damit der Druck nicht Überhand gewinnt, stehen gleich beide Teams aus London vor dem Derby mächtig unter Zugzwang.

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 16:00 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

Zugzwang – Es müssen Punkte her

Zugegeben, nach den elementaren Umstellungen bei Arsenal und angesichts des Auftaktprogramms mit Spielen gegen Manchester City (0:2) und Chelsea (2:3) war bei den Gunners nicht unbedingt mit einem Traumstart zu rechnen. Dennoch sorgen die null Punkte im Norden Londons für Nervosität. Trotz positiver Ansätze scheint das Team länger zu brauchen, die neuen Anforderungen des Trainers erfolgreich umsetzen zu können, als erhofft.

Bauschmerzen verursacht dabei vor allem die Defensive, besser gesagt die Innenverteidigung. Gegen Chelsea wirkten die mental langsamen Shkodran Mutsafi und Sokratis mit der hohen Verteidigungslinie regelrecht überfordert. Erst als Emery das Pressing einstellte und eine kompaktere Ausrichtung wählte, kehrte Stabilität ein. Allerdings auf Kosten der Offensive, denn das sehr verheißungsvolle Angriffsspiel der ersten Halbzeit war nach der Pause regelrecht verpufft. Der neue Mann an der Seitenlinie ist derzeit also vor allem damit beschäftigt, eine Balance in seinem Spiel herzustellen.

Gegen die ebenfalls puntklosen und so defensivschwachen Hammers dürfte folglich wieder mehr in die offensive Waagschale gelegt werden. Das heißt allerdings nicht, dass Alexandre Lacazette mit Pierre-Emerick Aubameyang stürmen wird. Emery betonte, dass eine solche Variante vorerst keine Option sei, da die Kontrolle im Mittelfeld Vorrang habe. Dort würde gerne der angriffslustige Aaron Ramsey mitwirken. Obwohl sich der Waliser mit Arsenal in zähen Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung befindet, ließ ihn der resolute Trainer aufgrund seiner defensiven Schwächen gegen Chelsea draußen. Eine Chance bietet sich im offensiven Mittelfeld an der Stelle von Mesut Özil. Der viel kritisierte Deutsche, der sich gegen die Blues mit dem deutlich reduzierten Ballbesitz schwer tat, konnte krankheitsbedingt nicht am Training teilnehmen. Wer in der Schaltzentrale auflaufen wird, bleibt abzuwarten. Mit Neuzugang Torreira stand die Mannschaft beispielsweise deutlich kompakter da, doch ohne Xhaka fehlten die Impulse im Spielaufbau. Einzig Newcomer Matteo Guendouzi konnte in seinen ersten zwei Erstliga-Spielen überhaupt überzeugen. Ebenfalls zufriedenstellend waren die Leistungen von Henrikh Mkhitaryan und Alex Iwboi. Die Defensive dürfte unverändert bleiben. Die langzeitverletzten Laurent Koscielny, Sead Kolasinac und Ainsley Maitland-Niles fallen alle weiterhin aus.

Egal, wer letztendlich auf dem Platz steht, der spanische Trainer und seine puntklosen Gunners stehen, bei allem Verständnis für den undankbaren Start, trotz der Anpassungsschwierigkeiten gegen West Ham unter Zugzwang.

(Photo ERIK SIMANDER/AFP/Getty Images)

 

Zugzwang – Defensive

West Ham hat ebenfalls einen ereignisreichen Sommer hinter sich. Knapp 100 Millionen Euro nahmen die Hammers in die Hände, bauten damit ihre Offensive um Marko Arnautovic komplett um und verpflichteten mit Manuel Pellegrini einen Trainer, der den Fokus primär auf den Angriff legt. Für der Abwehr kamen lediglich Innenverteidiger-Talent Issa Diop, der behutsam herangeführt werden soll und Fabián Balbuena, der mit 27 Jahren das erste Mal in Europa spielt. Der einzige brauchbare Sechser, Cheikhou Kouyaté, wurde abgegeben und halbherzig durch den 32-jährigen Carlos Sanchez ersetzt. Betrachtet man sich die Tabelle der letzten Saison, wählte West Ham diesen Sommer vielleicht nicht die cleverste Strategie. Mit 68 Gegentoren hatte man die schlechteste Defensive aller Nicht-Absteiger vorzuweisen.

So setzt sich der Trend auch 2018/2019 fort. Sicher, bei Liverpool kann man 0:4 unter die Räder kommen, doch die desolat verteidigenden Hammers machten es den Reds so einfach wie kaum ein Gegner in den Monaten zuvor. Selbst gegen das vermeintlich harmlosere Bournemouth offenbarte das komplette Team in der Rückwärtsbewegung und im Defensivverbund eklatante Schwächen und mangelnde Disziplin. Pellegrinis Idee, das Mittelfeldzentrum mit Ex-Gunner Jack Wilshere und Kapitän Mark Noble zu besetzten, die beide eher die Flucht nach vorne suchen, raubte der Mannschaft jegliche defensive Stabilität und entblößte die ohnehin wackelige Hintermannschaft. Dass Noble wohl ausfällt, könnte daher ein heimlicher Segen sein, doch gegen Arsenal hätte Pellegrini wohl ohnehin einen weiteren Mann ins zentrale Mittelfeld beordert, um für mehr Kompaktheit zu sorgen. Sanchez und der junge Declan Rice sind hier Kandidaten für die Startelf.

Der Leidtragende dürfte Chicharito sein, der um seinen Platz bangen muss. Der stets gefährliche Marko Arnautovic und Rekordneuzugang Felipe Anderson, der bereits gute Ansätze zeigte, sind wohl gesetzt und bilden prinzipiell eine potente Offensive. Lucas Perez, nicht ganz so offensiv wie Chicharito ausgerichtet, macht sich gegen seinen alten Arbeitgeber Hoffnungen auf die Startelf. Andy Carroll und Manuel Lanzini fallen weiter aus.

Die angesprochene, äußerst unabgestimmte Viererkette könnte ebenfalls umgekrempelt werden. Da Balbuena nicht zu überzeugen wusste und Winston Reid verletzt ist, winkt Neuzugang Issa Diop sein Debüt in der Innenverteidigung. Ryan Fredericks sollte nach schwachem Auftakt gegen Liverpool den gegen Bournemouth so enttäuschenden Zabaleta ablösen.

Pellegrini schwimmt nicht gerade in qualitativen Defensiv-Optionen, steht aber dennoch wie sein Counterpart an der Seitenlinie gegenüber unter Zugzwang. Er muss zwar nicht gewinnen, doch ein deutlich kompakterer und stabilerer Auftritt ist das Mindestziel.

(Photo by Stephen Pond/Getty Images)

Prognose

Gegen Manchester City und Chelsea stand das neue Arsenal nicht in der Pflicht, Siege einzufahren. Gegen West Ham gibt es allerdings keine Ausreden mehr. Es wird spannend zu beobachten sein, wie die erfahrungsgemäß mental instabilen Gunners mit der Drucksituation umgehen. Trotz des schwachen Saisonstarts können die Hammers aufgrund der klar verteilten Rollen eigentlich relativ befreit zu Werke gehen. Der Fokus gilt dabei natürlich der Defensive, doch der Angriff ist durchaus dazu in der Lage, gefährliche Nadelstiche zu setzen. Das erste Tor wird zwar ausschlaggebend sein, doch die torgefährliche Offensive des FC Arsenal sollte den Sieg gewährleisten.

 

Mögliche Aufstellungen

Arsenal: Cech – Bellerin, Mustafi, Sokratis, Monreal – Guendouzi, Xhaka (Torreira) – Mkhitaryan, Özil (Ramsey), Iwobi – Aubameyang

West Ham: Fabianski – Fredericks (Zabaleta), Diop (Ballbuena), Ogbonna, Masuaku – Sanchez, Rice, Wilshere – Anderson, Arnautovic – Perez (Chicharito)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


Ähnliche Artikel