Setiéns erster Härtetest – Barça zu Gast beim FC Valencia

25. Januar 2020 | Vorschau | BY Christoph Albers

Vorschau | Quique Setién startete mit zwei knappen Siegen in seine Amtszeit beim FC Barcelona, doch wirklich Schlüsse ließen diese beiden Spiele noch nicht zu. Nun geht’s zum Gastspiel nach Valencia – ein erster echter Härtetest, zumal die „Fledermäuse“ auch einiges wiedergutzumachen haben…

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 16 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

FC Valencia

Spiel verloren, Kapitän verloren, Chance verpasst

Die bittere und heftige 1:4-Niederlage hat den FC Valencia hart getroffen. In erster Linie war es natürlich die miserable Leistung, die dieses Resultat auch vollkommen rechtfertigte, die so schmerzte. Doch auch die Tatsache, dass man die Vorlagen der Konkurrenz nicht nutze und es verpasste näher an die Champions League Plätze, machte diese Niederlage geradezu unerträglich. Zum allem Überfluss sah Kapitän und Spielmacher Dani Parejo auch noch die gelb-rote Karte und muss nun gegen Barcelona aussetzen. Schlimmer hätte es eigentlich gar nicht kommen können.

Noch schlechter wäre die Stimmung wohl nur, wenn man auch noch das Pokalspiel unter der Woche gegen den Drittligisten UD Logroñés verloren hätte. Dieses Spiel konnte die Mannschaft allerdings knapp mit 1:0 für sich entscheiden – ohne Glanz, wenig souverän. Auch in diesem Spiel fand die Mannschaft, trotz des frühen Tores von Maxi Gomez, keine Sicherheit und geriet phasenweise sogar richtig ins Schwimmen. Zwar hatte Valencia auch vorne Möglichkeiten mehr Tore zu schießen, doch vor allem die Defensivleistung war abermals bedenklich.

Kommt Barça gerade recht?

Und nun geht es, unter diesen Vorzeichen, gegen den großen FC Barcelona. Man könnte hier durchaus von schlechtem Timing sprechen, doch in diesem Duell liegt auch eine große Chance für die Gastgeber. Denn gerade gegen die Katalanen sahen sie, abgesehen vom Hinspiel, das mit 2:5 verloren ging, zumeist recht gut aus. Im heimischen Mestalla rangen sie Barca zuletzt zweimal ein 1:1 ab und im letztjährigen Pokalfinale konnten sie sogar mit 2:1 gewinnen. Das dürfte durchaus Hoffnung machen.

Ein Spieler, der gegen den FC Barcelona regelmäßig richtig aufdrehte, droht allerdings verletzt auszufallen: Rodrigo Moreno. Der Stürmer traf im Pokalfinale und beim ersten Heim-Remis, laboriert derzeit aber an einer Knieverletzung. Ironischerweise ist er außerdem auch noch einer der Kandidaten, die beim FC Barcelona als Ersatz für den ebenfalls am Knie verletzten Luis Suárez gehandelt werden. Er galt bereits in der Vergangenheit als Option, doch ein Wechsel kann bisher offensichtlich nicht zustande. Ob es dieses Mal anders ausgeht, erfahrt ihr natürlich hier, bei 90Plus.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Abgesehen von Rodrigo, muss Trainer Albert Celades auch noch auf die verletzten Guedes, Piccini, Manu Vallejo und den gesperrten Parejo verzichten. Wobei Parejo natürlich der schwerwiegendste Ausfall ist. Ansonsten dürfte Celades wohl auf die bewährte 4-4-2-Grundordnung mit zwei „Sechsern“ setzen. Für Parejo könnte Kondogbia an der Seite von Coquelin im Zentrum beginnen, ansonsten sind wenige große Veränderungen im Vergleich zu den letzten Ligaspielen zu erwarten. Das heißt allerdings auch, dass Ex-Barca-Keeper Cillessen wieder mal nur der Platz auf der Bank bleibt.

FC Barcelona

Der FC Barcelona blickt auf zwei knappe Siege zurück, die sich in ihrer Natur allerdings schwer voneinander unterschieden. Am Sonntagabend gab es, beim Debüt von Trainer Setién, einen verdienten 1:0-Sieg über den FC Granada, bei dem die Mannschaft die volle Kontrolle über das Spiel hatte. Mit sagenhaften 1005 Pässen setzte man einen Höchstwert für diese Saison und ließ dem couragiert verteidigenden Gast kaum eine Chance, abgesehen von einem Fernschuss von Eteki, der an den Pfosten klatschte. Offensiv ging zwar auch nicht so viel, bis Messi das Spiel fast notwendigerweise entschied, doch es reichte. Es wurde aber deutlich, dass Setién nun offensive Lösungen anbieten muss.

Mit Glück und Griezmann

Setiéns stark durch rotierte Mannschaft, die z.B. komplett ohne Lionel Messi angereist war, präsentierte sich schlampig im Passspiel, wenig zielstrebig in der Offensive und extrem anfällig in der Defensive. Das frühe Führungstor des Underdogs, der sich sehr gut präsentierte und mit großem Einsatz glänzte, verschärfte diese Probleme zusätzlich. Junior Firpo fiel dabei als besonderer Unsicherheitsfaktor auf. Aber auch Riqui Puig, der nach dem Granada-Spiel viel Lob erntete, wirkte überfordert. Antoine Griezmann, der das Spiel mit seinem späten Doppelpack doch noch drehen konnte, war ansonsten auch nahezu unsichtbar. Unterm Strich bleibt zwar das Weiterkommen, doch die Leistung stimmt bedenklich.

Ein wichtiger Faktor, neben der personellen Aufstellung, war natürlich auch die taktische Ausrichtung. Gegen Ibiza entschied sich Setién für ein 3-5-2-System, was der Mannschaft aber offensichtliche Probleme bereitete. Die Aufteilung und das Positionsspiel waren dabei erschreckend schwach. Im Mittelfeld-Zentrum standen sich die Spieler auf den Füßen, auf den Flügeln waren Semedo und Fati stets isoliert und das Sturmzentrum war über weite Strecken nicht angemessen besetzt. Dieses Experiment darf damit vorerst als gescheitert angesehen werden.

(Photo by JAIME REINA/AFP via Getty Images)

4-3-3 with a twist

Die bewährte 4-3-3-Grundordnung, die Setién modifizierte und gegen Granada spielen ließ, funktionierte dagegen deutlich besser. Zu den Modifikationen: Setién richtete seine Viererkette asymmetrisch aus, Jordi Alba spielte links extrem offensiv und rückte weit bis in MIttelfeld vor, während Sergi Roberto rechts sehr tief agierte und an der Seite der Innenverteidiger das Spiel aufbaute. Ansu Fati, der im Angriff auf rechts begann, bot sich dagegen oft rechts breit an und war damit das Pendant zu Alba. Messi spielte unterdessen Zentral und war aber mit allen Freiheiten ausgestattet, während Griezmann seine Rolle als halblinker Angreifer interpretierte. Das Mittelfeld blieb recht konservativ, Busquets, der stark verbessert wirkte, als alleiniger „Sechser“ und Rakitic und Vidal als freie „Achter“. 

Gegen Valencia darf man wohl erneut von einer ähnlichen Ausrichtung wie gegen Granada rechnen. Die Viererkette wird wohl so bestehen bleiben und auch im Angriff gibt es nicht allzu viele Optionen (Suárez und Dembele sind weiterhin verletzt). Höchstens Ansu Fati, der gegen Ibiza Einiges einstecken musste, könnte eine Pause bekommen. Nur im Mittelfeld ist noch ein Platz frei. Busquets und de Jong dürften wohl gesetzt sein, während sich Vidal, Rakitic und Riqui Puig um den verbliebenen Platz streiten. Vidal, der gegen Granada zu überzeugen wusste, hat wohl gute Chancen darauf den Zuschlag zu erhalten. Der gerade genesene Arthur Melo ist unterdessen wohl noch keine Option für die Startelf.

Prognose

Das Leistungsvermögen des FC Barcelona unter Quique Setién ist weiterhin sehr schwierig abzuschätzen. Grundsätzlich sind die Katalanen zu favorisieren, allein aufgrund der Tatsache, dass sie Lionel Messi in ihren Reihen haben, doch so überzeugend waren sie bislang nicht.

Valencia befindet sich derzeit in einer schwierigen Phasen und ist womöglich nicht so gefährlich, wie sie sein könnten. Barca wird versuchen das Spiel mit viel Ballbesitz zu gestalten, während Valencia auf ihr schnelles Umschaltspiel und womöglich ihre Stärke in Luftzweikäpfen (Maxi Gómez) setzen wird. Zu erwarten ist also ein enges Spiel mit knappen Ausgang, im Zweifel zu Gunsten der Gäste.

Mögliche Aufstellungen

FC Valencia: Jaume Domenech – Wass, Gabriel Paulista, Diakhaby, Gayà – Ferran Torres, Kondogbia, Coquelin, Carlos Soler – Gameiro, Gómez

FC Barcelona: Ter Stegen – Sergi Roberto, Piqué, Umtiti, Jordi Alba – Vidal, Busquets, de Jong – Ansu Fati, Messi, Griezmann

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(Photo by LLUIS GENE/AFP via Getty Images)

 

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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