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Cleverer Aufbau und viel Geduld: Die Gründe für den Bayern-Sieg gegen Lazio

6. März 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Am Dienstagabend gewann der FC Bayern mit 3:0 gegen Lazio, zog somit nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel in das Viertelfinale der Champions League ein. Weil sich der Rekordmeister nach dem 2:2 in Freiburg auf vielen Ebenen deutlich verbessert zeigte. Und weil ein Clou im Aufbau Lazio den Zahn zog. 

FC Bayern: Souveräner Sieg gegen Lazio

Der Druck war groß beim FC Bayern vor dem Rückspiel in der Champions League gegen Lazio. Sogar von einem vorzeitigen Schicksals- oder Endspiel für Trainer Thomas Tuchel war die Rede. Der gesamte Klub spürte den Druck, vor allem, weil es nur einen Sieg aus den letzten fünf Pflichtspielen zu feiern gab. Enorm viel veränderte der Trainer nicht in Sachen Aufstellung: Leroy Sané rückte in die Startelf, gleiches galt für Matthijs de Ligt, der in der Innenverteidigung agierte. Von Beginn an war aber spürbar, dass die Einstellung eine ganz andere ist als in der Anfangsphase in Freiburg, als der FCB sehr lethargisch auftrat.



Die ersten Chancen ließen auch nicht lange auf sich warten. Sané testete Ivan Provedel, Jamal Musiala blieb erst am Gegenspieler hängen, scheiterte anschließend ebenfalls am Torhüter der Laziali. Bayern wirkte wach, war gegen den Ball aufmerksam, ließ bis auf eine gute Kopfballchance von Ciro Immobile nichts zu. In der besten Phase, also in den zehn Minuten vor der Halbzeit, belohnte sich der Rekordmeister schließlich: Erst drückte Harry Kane einen Ball aus kurzer Distanz über die Linie, dann hielt Thomas Müller seinen Kopf noch in einen herausragenden Schuss von de Ligt und erhöhte.

Der zweite Spielabschnitt verlief dann weitgehend souverän. Der Favorit dominierte die Italiener, ließ den Ball klug in den eigenen Reihen zirkulieren und setzte immer wieder Akzente im Spiel nach vorne. Spätestens das 3:0 von Kane, erneut durch einen Abstauber, sorgte dafür, dass die Dinge geregelt waren. Es war kein exorbitant überragender Auftritt, der war aber auch nicht nötig. Die Tuchel-Elf machte dennoch einen großen Schritt nach vorne und blickt nächste Woche Freitag gespannt darauf, welcher Gegner ihr zugelost wird.

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Flexibler Aufbau und viel Geduld: So knackte Bayern Lazio

Doch einfach nur durch Handauflegen spielte die Mannschaft am Dienstag auch nicht deutlich besser als zuletzt. Der Schlüssel steckt im Detail. Einerseits saß der Tuchel-Plan, andererseits wurde er deutlich stringenter als in den letzten Wochen umgesetzt. Alles begann bereits beim Aufbau. Leon Goretzka kippte oft nach hinten, sodass ein Dreieraufbau die Folge war. Das machte er aber nicht immer, wenn Lazio darauf reagierte, reagierte auch der Mittelfeldspieler und tauchte neben dem sehr starken Aleksandar Pavlovic auf. Die Flexibilität im Aufbau sorgte dafür, dass Lazio in atypische Pressingmuster verfallen musste, keinen Zugriff bekam. Bayern konnte dadurch ruhiger aufbauen, hatte die totale Spielkontrolle.

Goretzka Bayern

(Photo by KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP via Getty Images)

Der angesprochene Pavlovic hatte ohnehin einen immensen Einfluss auf das Spiel. Ja, seine kleinen Wackler hat der Youngster mitunter noch, aber wie er schon bei der Ballannahme intuitiv in die richtigen Räume zieht, den Ball eng am Fuß führt und sich zutraut, die Bälle im Aufbau per Flugball auf die Außen zu verteilen, beeindruckt. Ihm hat zeitweise sogar ein wenig die Unterstützung von den dann nicht entgegenkommenden Offensivspielern gefehlt, trotzdem fand er fast immer eine gute Lösung, ohne dabei quer zu spielen oder das Tempo zu verschleppen. Diese Aufbauvarianten halfen enorm, Zielstrebigkeit in das Spiel zu bekommen und anders als im Hinspiel auch deutlich mehr Chancen zu kreieren.

Und das führt automatisch zum nächsten Schlüssel für den Sieg und das war die Geduld. In Rom fehlte diese häufig, die Angriffe wurden zu hektisch ausgespielt, der Abschluss zu früh genommen. Das alles führte dazu, dass es am Ende einige Abschlüsse, aber wenige klare Torchancen gab. In München war das anders, insbesondere nach der Führung. Die Positionen wurden gut besetzt, immer wieder gab es trotz weitgehend tiefstehender Italiener Anspielmöglichkeiten, der Ball zirkulierte. Halbfeldflanken en masse aufgrund von fehlenden Ideen, wie zuletzt häufiger gesehen, gab es nicht, stattdessen wurde deutlich häufiger versucht, die Grundlinie zu erreichen.

Hinzu kam eine gute Strafraumbeherrschung, mehr Zielspieler waren potenziell anspielbar. Das entlastete das gesamte Team, das Spiel wirkte flüssiger. Und so holte sich ein angeschlagenes Team sukzessive mehr Sicherheit, ließ Lazio in keiner Phase in die Partie finden. Das Achtelfinalrückspiel lässt sich also als deutlicher Schritt nach vorne analysieren. Klar ist aber auch: Die wirklich harten Brocken kommen jetzt erst.

(Photo by Marco Rosi – SS Lazio/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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