Champions League | Wie schlägt sich Real Madrid gegen den Unaufhaltbaren? – Die Vorschau zum Halbfinale

9. Mai 2023 | News | BY Victor Catalina

Vorschau | Am Dienstagabend steht die Neuauflage eines der spektakulärsten Aufeinandertreffen der jüngeren Champions-League-Geschichte an. Real Madrid empfängt – erneut – Manchester City.

Real Madrid: Wiederholen die Königlichen das „paranormale Ereignis“?

Als beide Teams letztmals gegeneinander spielten, vor etwas mehr als einem Jahr, gab es nach der Partie nur noch Superlative. „Keine Ahnung, was die ausschenken, aber es muss magisch sein!“, kommentierte Uli Hebel das 2:1 Rodrygos bei DAZN. „They (the fans) prayed for miracles and miracles arrived!“, so Peter Drury für den amerikanischen Sender CBS. Auch in Pep Guardiolas Heimat Katalonien, beim Radiosender RAC1 sprach man von einem „paranormalen Ereignis“. 4:3 für Manchester City im Hinspiel, 3:1 gewann Real Madrid in der Verlängerung des Rückspiels und 6:5 im Aggregat. Eine Begegnung mit genug Toren und Drama für vier oder fünf Champions-League-Halbfinals.

 

 

Ein Jahr später und beide stehen genau dort, wo sie vor Jahresbeginn auch waren – in etwa. Real Madrid zog national in einem der Wettbewerbe klar den Kürzeren. Den anderen gewannen sie. Jener andere Wettbewerb war zur Abwechslung die Copa del Rey. Vergangenen Samstag gab es im Estadio de la Cartuja ein 2:1 gegen Überraschungsfinalist Osasuna. In der Liga jedoch läuft man klar dem FC Barcelona hinterher. 14 Punkte steht Real Madrid hinter den Katalanen. Auch von Stadtrivale Atlético hat man sich inzwischen überholen lassen und steht nur noch auf Platz 3 in La Liga.

Wie geht es mit Real Madrid und Carlo Ancelotti weiter?

In der Champions League jedoch sind sie – auch ohne Casemiro – noch immer die Alten. Gruppensieger vor RB Leipzig, Shakhtar Donezk und Celtic. Im Achtelfinale drehten die Königlichen in Anfield ein 0:2 in ein 5:2 und gewannen auch das Rückspiel 1:0. Chelsea hatte genauso wenig zu melden. 2:0 in Hin- und Rückspiel. Job done, Nächster bitte.

Verglichen mit dem Vorjahr sind Spieler wie Vinícius Júnior, Rodrygo oder Eduardo Camavinga noch mehr gereift. Erstere gehören, an den Seiten von Karim Benzema, bereits zum Stammpersonal. Camavinga übernimmt zunehmend Verantwortung und scheint bereit für den Tag X, an dem Toni Kroos und/oder Luka Modrić den Verein verlassen. Solange probiert er sich auch als Linksverteidiger aus. Obwohl er selbst meinte, dass er die Position nicht mag, füllt er sie trotzdem herausragend aus.

Champions League Real Madrid C.F. Manchester City

Photo by ANDER GILLENEA/AFP via Getty Images

Dennoch gibt es eine Frage, die den Verein umtreibt: Wie geht es weiter mit Carlo Ancelotti? Mal hieß es, er werde die brasilianische Nationalmannschaft vom zurückgetretenen Tite übernehmen. Dann steht auf einmal wieder das Gegenteil. Nicht zuletzt deshalb sah sich der FC Bayern in puncto Thomas Tuchel zum Handeln gezwungen. Bereits 2018 war Paris Saint-Germain schneller. Ein Szenario, das man mit Real Madrid nicht nochmal erleben wollte.

Von Ancelotti selbst gibt es, zumindest öffentlich, keinerlei Wechselgedanken. Wie wohl er sich in Madrid fühlt, ist bekannt. Wie sehr ihn die Spieler lieben, auch. Nichtsdestotrotz darf auch er sich keine allzu großen Aussetzer erlauben. 2015 wurde er, nach einer titellosen Saison, entlassen. Ob eine Copa del Rey mehr oder weniger in der Endabrechnung den großen Unterschied macht, darf bezweifelt werden. Das Ziel der Königlichen ist klar: Auf Titel Nummer 14 soll Titel Nummer 15 folgen. Und wenn es wieder so dramatisch wird, wie im Vorjahr.

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Manchester City FC: Haaland als fehlendes Puzzleteil zur Perfektion?

Von Spannung oder Drama hält Pep Guardiola weiterhin nicht viel und nimmt sie nur, wenn wirklich zwingend nötig. So wie im Titelrennen der Premier League. Arsenal gab Guardiola seinen Co-Trainer und einen zwischenzeitlichen Elf-Punkte-Vorsprung. Nur, um zu zeigen, warum er der vielleicht beste Ligatrainer aller Zeiten ist. Der Titel diese Saison wird sein dritter am Stück in England sein. Damit holt er den Meister-Hattrick in allen Ligen, in denen er bis jetzt tätig war: La Liga (2009, 2010, 2011), der Bundesliga (2014, 2015, 2016) sowie der Premier League (2021, 2022, 2023). Ein absolutes Novum. Den besten Punkteschnitt in allen drei Ligen besitzt Guardiola bereits. Gegen West Ham erzielte Manchester City zudem sein 1.000. Pflichtspieltor der Pep-Ära.

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Photo by Stu Forster/Getty Images

Was ihm allerdings noch abgeht, ist der Titel. Jener Titel, dem er seit 2011 erfolglos hinterherlechzt: die Champions League. Dieses Jahr wirkt Manchester City noch kompletter, noch reifer, noch durchschlagskräftiger. Pep Guardiola hat die Dreierkette zu seinem System gemacht. Manuel Akanji und Nathan Aké halten die von Rúben Dias angeführte Abwehr zusammen. John Stones gibt einen hervorragenden Abräumer ab, sodass Rodri in Ballbesitz die komplette Klaviatur des Passspiels bedienen kann. Vor ihm dirigieren Kevin De Bruyne und Ilkay Gündoğan das Mittelfeld, mit Bernardo Silva und dem diese Saison stark verbesserten Jack Grealish auf den Seiten.

Premier League, Champions League: Haaland bricht alle Rekorde

Und ganz vorne? Und ganz vorne. Einer Naturgewalt gleich fegt Erling Haaland durch sämtliche Wettbewerbe. Momentan steht er bei 51 Toren. Seine 35 in der Premier League sind bereits neuer Rekord. In der Champions League hat er mitbekommen, dass Mohamed Salah (8 Tore) oder Kylian Mbappé (7) vor ihm stehen. Also erzielte er kurzerhand sieben Tore in den vier Begegnungen gegen RB Leipzig (1:1, 7:0) und den FC Bayern (3:0, 1:1). Mit nunmehr zwölf Treffern wird Haaland zum zweiten Mal, nach 2021, Top-Torjäger werden. Der nächste, noch im Wettbewerb befindliche Spieler ist Vini Jr., mit sechs Toren.

Champions League Real Madrid C.F. Manchester City

Photo by Michael Regan/Getty Images

Aber Pep Guardiola wäre nicht Pep Guardiola, wenn für ihn nicht die absolute Perfektion möglich wäre. Nach einem Hattrick von Riyad Mahrez steht City auch im Finale des FA Cup. In Wembley werden sie am 3. Juni auf Stadtrivale United treffen. Davon wissen will Pep Guardiola öffentlich allerdings nichts. „Vor dem Champions-League-Finale (10. Juni), werden wir anfangen, vom Triple zu sprechen. Schauen sie, wie weit es weg ist. Wir sind weit, weit weg. Wie oft in der Geschichte dieses fantastischen Landes hat jemand das Triple gewonnen? Wie oft in wie vielen Jahrzehnten? Einmal.“ Wenn es einem Team zuzutrauen ist, diesen Erfolg zu wiederholen, dann diesem Manchester City.

Prognose

Es wird für beide Teams die größtmögliche Prüfung. Bereits vergangene Saison war Manchester City, vor allem im Etihad, drückend überlegen. Diesmal haben sie mit Erling Haaland den „Killer“ im Sturm, den es braucht, um solche Begegnungen auf die eigene Seite zu ziehen. Im Duell mit dem FC Bayern ließ City defensiv kaum etwas zu. Offensiv machte Haaland, nach dem Patzer von Dayot Upamecano, mit einer perfekten Flanke auf Bernardo Silva sowie zwei eigenen Toren in Hin- und Rückspiel aus seinen Gelegenheiten das absolute Maximum. Mit seiner Erfahrung in diesem Wettbewerb ist Real Madrid zwar nicht zu unterschätzen. Den stabileren Eindruck machen jedoch die Skyblues

Vorraussichtliche Aufstellungen

Real Madrid C.F.: Courtois – Carvajal, Rüdiger, Alaba, Camavinga – Modrić, Kroos, Fede Valverde – Rodrygo, Benzema (C), Vinícius Júnior
Trainer: Carlo Ancelotti
Gesperrt: Éder Militão

Manchester City FC: Ederson – Walker, Rúben Dias, Akanji – Stones, Rodri – Bernardo Silva, De Bruyne, Gündoğan (C), Grealish – Haaland
Trainer: Pep Guardiola
Gesperrt:

Schiedsrichter: Artur Soares Dias (POR)
Assistenten: Pedro Ribeiro (POR), Paulo Soares (POR)
Vierter Offizieller: Daniele Orsato (ITA)
VAR: Massimiliano Irrati (ITA)
VAR-Assistent: Tiago Martins (POR)

Photo by Stu Forster/Getty Images

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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