Champions League | Elf des Turniers: Manchester City dominiert, Bundesliga nur einmal vertreten

12. Juni 2023 | Spotlight | BY Victor Catalina

Spotlight | Die Champions-League-Saison 2022/2023 steht in den Büchern. Zeit, auf die besten Akteure zu schauen. Die Elf des Turniers.

Elf des Turniers: Manchester City dominiert – nicht nur auf dem Platz

Ederson: Im Finale wirkte er bisweilen unsicher. Aber vor allem die Statistik während der K.O.-Runde spricht für ihn. Zuhause spielte der Brasilianer in jeder Runde zu Null, obwohl die Gegner der DFB-Pokalsieger der letzten beiden Jahre, der Bundesligasieger der vergangenen elf Saisons sowie der Rekordtitelträger waren. In den Auswärtsspielen, in denen Guardiola-Mannschaften nachgesagt wird, etwas schwächer zu performen, ließ er jeweils nur ein Gegentor zu. Insgesamt kassierte Ederson nur 0,4 Tore pro Spiel – Bestwert in dieser Saison.

Manuel Akanji: Vor der Saison hinterfragten viele den Transfer. Inzwischen ein absoluter Stabilisator in Citys Defensive. Bemerkenswert auch, dass er gleich in seiner ersten Saison den Durchbruch schaffte. Bei Pep Guardiola ist das die absolute Ausnahme. Dazu mit seinem Steilpass auf Bernardo Silva Architekt des Siegtreffers im Finale.

Rúben Dias: Es lief die 26. Minute im Spiel zwischen Manchester City und dem FC Bayern, als Leroy Sané über links durchbrach und im Rückraum Jamal Musiala fand. Eine ähnliche Szene zu der, die vor gut drei Wochen zum Siegtreffer in Köln führte. Damals konnte Rúben Dias allerdings heroisch blocken und den Rückstand verhindern. Nur wenige Sekunden später traf Rodri auf der anderen Seite. Als Abwehrchef der legitime Nachfolger Vincent Kompanys. Im Finale, nachdem Romelu Lukaku zwei Minuten vor Schluss an Ederson scheiterte, stand Rúben Dias erneut richtig und verhinderte (mit etwas Glück) das Eigentor.

Federico Dimarco: Unermüdlicher Antreiber über Inters linke Seite. Fünf Vorlagen gelangen ihm in dieser Champions-League-Saison. Bestwert hinter Kevin De Bruyne.

John Stones: „John Stones has more personality than all of us together in this room. More balls than everyone here, guys. I like those players. When he’s under pressure, the people criticise him. I am delighted to have John. With all his huge amount of mistakes he has. I love him. I love these kind of guys with this personality. Because it’s not easy to play central defender with this manager. It’s not easy.“

Diese Worte sprach Pep Guardiola nicht etwa nach dem Finale, sondern bereits im Jahr 2016, kurz nach seiner Ankunft aus München. Sein Vertrauen zahlte sich aus. Stones ist inzwischen absoluter Stammspieler – und zwar im defensiven Mittelfeld. Mit seiner Fackel gegen Borussia Dortmund leitete er den wohl am härtesten erarbeiteten Sieg ein und verfügt nicht nur über eine herausragende Passquote (91 Prozent), sondern gewann auch 91 Prozent seiner Dribblings dieser Champions-League-Saison. Trotz seiner Position im defensiven Mittelfeld agierte er immer fair und handelte sich keine einzige gelbe Karte ein.

Champions League Manchester City

Photo by PAUL ELLIS/AFP via Getty Images

Rodri: Genau der Typ Sechser, wie ihn sich jede Mannschaft wünscht. Herausragende Passquote (92 Prozent, 91 Prozent in der gegnerischen Hälfte), diktiert das Mittelfeld, während ihm Stones den Rücken freihält, dazu groß, kopfballstark und steht überhaupt nicht im Verdacht, auf wie außerhalb des Platzes, in irgendeiner Art und Weise negativ aufzufallen. Hat mehr entscheidende Tore (zwei) als gelbe Karten (eine). Das sagt für seine Position Vieles aus. Von der UEFA zum Man of the Match sowie Spieler der Saison gekürt.

Bernardo Silva: Der Auftritt gegen Real Madrid allein reicht, um sich den Platz in der Elf des Turniers zu sichern. Brachte die 4:0-Gala per Doppelpack auf den Weg und besiegelte somit früh die zweite Finalteilnahme in drei Saisons. Bereits zuvor, gegen den FC Bayern, sorgte er mit dem 2:0 für klare Verhältnisse. Zwei der drei Treffer erzielte Bernardo Silva per Kopf, was bei 1,73 Metern alles andere als selbstverständlich ist.

Joshua Kimmich: Der einzige Vertreter eines Bundesligateams. Sah am 6. Spieltag, beim 2:0 gegen Inter seine zweite gelbe Karte und hatte danach durchgehend die Gefahr der Sperre im Nacken. Dennoch legte er in beiden Spielen gegen PSG ausgezeichnete Auftritte hin, ließ sich kaum provozieren und ging, im Stile eines Kapitäns, voran. Die Sperre holte er sich erst ab, als der FC Bayern im Duell mit Manchester City ohnehin aussichtslos zurücklag.

Khvicha Kvaratskhelia: Wurde von der UEFA zum besten jungen Spieler der Saison gewählt. Verhalf Napoli mit zwei Toren und vier Vorlagen entscheidend zum Gruppensieg über Liverpool. Ein Schritt, der dem italienischen Meister in den vergangenen Jahren nicht immer leicht fiel.

Vinícius Júnior: So überwältigend wie vergangene Saison zeigte sich Real Madrid dieses Jahr nicht. Dennoch gehörte Vini zu den besten Akteuren. Doppelpack beim 5:2 in Anfield. Dazu eröffnete er gegen Manchester City. Insgesamt mit sieben Saisontoren. Auf mehr kommen lediglich Mohamed Salah (acht) und Erling Haaland (zwölf).

Erling Haaland: Es ist davon auszugehen, dass Erling Haaland, perfektionistisch wie er ist, auch am Abend des 14. März einen Blick auf die Torjägerliste der Champions League geworfen haben dürfte. Was er sah, waren unter anderem Robert Lewandowski, Kylian Mbappé, Mohamed Salah oder João Mário mit genauso vielen oder mehr Treffern als er.

Champions League Manchester City

Photo by Shaun Botterill/Getty Images

90 Minuten später bestand kein Zweifel mehr daran, wer bester Torjäger der Saison wird. Wie eine Naturgewalt rollte Haaland mit fünf Treffern über RB Leipzig hinweg. Auch gegen den FC Bayern traf er in beiden Spielen und legte das zwischenzeitliche 2:0 von Bernardo Silva vor. Im Alter von 22 Jahren zum zweiten Mal bester Torschütze der Champions League, zum zweiten Mal mit über zehn Treffern.

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Ersatzbank

André Onana: Spielte achtmal zu Null, Höchstwert im Turnier. Sein Team hielt er im Finale so lange wie möglich im Spiel. Beim Treffer von Rodri ohne Auftrag.

Nathan Aké: Wie Akanji eine der Positiventwicklungen bei City in den letzten Jahren. Lieferte beim 3:0 gegen den FC Bayern eine herausragende Vorstellung ab und ließ über die Außenbahnen kaum etwas zu. Kingsley Coman, beim 1:0 in Paris noch Matchwinner, hatte nicht viel zu melden. Auch im Endspiel ließ er über seine linke Seite kaum etwas zu.

Jack Grealish: Grealish ist das perfekte Beispiel, dass es manchmal nicht die ganz großen Statistiken braucht, um zu glänzen. Mit seiner extrem engen Ballführung entlastete er das Team und war für Gegenspieler enorm schwer zu greifen. Bezeichnend dafür eine Szene kurz vor der Pause im Finale, als er eine von Citys wenigen Standardsituationen am gegnerischen Strafraum herausholen konnte. Wird auch in den nächsten Jahren eine große Rolle einnehmen, nicht nur im Klub, sondern auch der Nationalmannschaft.

João Mário: Sorgte für eine der irrsten Geschichten dieser Saison, als er mit seinem Tor zum 6:1 bei Maccabi Haifa Paris Saint-Germain nach Auswärtstoren, dem letzten Tiebreaker vor dem Losverfahren, den Gruppensieg vor der Nase wegschnappte. „Wenn man sich die Bilder nach dem Spiel anschaut, wie Galtier mit Donnarumma spricht – der italienische Torhüter denkt anfangs, sein Trainer mache Witze, bevor er schockiert feststellte, dass PSG die Gruppe tatsächlich nicht gewonnen hat“, beschrieb Jonathan Johnson, Frankreich-Korrespondent für CBS, die Szene im Gespräch mit 90PLUS. Für Benfica ging es erneut bis ins Viertelfinale. Inter war dort allerdings eine Nummer zu groß (0:2, 3:3).

Kevin De Bruyne: Musste in seinem zweiten Champions-League-Finale zum zweiten Mal verletzt ausgewechselt werden. Diesmal ging es für ihn und Manchester City jedoch gut. Mit sechs Assists bester Vorlagengeber der Saison. Rettete Manchester City im Santiago Bernabéu mit einem herausragenden Schuss das 1:1 und hatte somit großen Anteil daran, dass die Cityzens das Heimspiel bei Null starten konnten. Gibt der Mannschaft durch die Wucht und Persönlichkeit, die er ins Mittelfeld bringt, enorm viel Sicherheit.

Ilkay Gündoğan: Seinen Platz in den Geschichtsbüchern des Vereins dürfte er als Triple-Kapitän so gut wie sicher haben. Im dritten Versuch konnte der Nationalspieler sein erstes Champions-League-Finale gewinnen und fühlte sich anschließend „wie im Märchen“. Nicht ganz so auffällig, wie De Bruyne. Dafür enorm wichtig im Ballbesitz und im Passspiel. Sein Vertrag läuft Ende des Monats aus. Wie es mit ihm weitergeht, ist noch unklar.

Victor Osimhen: Wo ein Kvaratskhelia ist, ist ein Osimhen nicht weit. Brauchte zwar bis zum Achtelfinale, um wirklich auf Betriebstemperatur zu kommen. Danach allerdings traf er gegen Eintracht Frankfurt (2:0, 3:0) insgesamt dreimal und erzielte auch Napolis einzigen Treffer gegen Milan. Ob es sein letzter in hellblau war, ist noch offen.

Trainer des Turniers: Pep Guardiola

13 Spiele, acht Siege, fünf Unentschieden, null Niederlagen, dabei 33 Tore erzielt, den FC Bayern und Real Madrid, die beiden größten Mannschaften in der Geschichte dieses Wettbewerbs, krachend geschlagen. Dazu als erster Trainer überhaupt zum zweiten Mal Triple-Sieger und sein 3-2-4-1-System, mit dem Mittelfeld aus Stones, Rodri, De Bruyne und Gündoğan erwies sich als Geniestreich. Noch irgendwelche Fragen?

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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