Union und Füllkrug mit erfolgreichen Debüts? – 3 Thesen zur Champions League

19. September 2023 | Spotlight | BY Michael Bojkov

Die Champions League ist zurück! Zum Auftakt bekommen es die deutschen Teilnehmer gleich mit Topteams zu tun. Dazu steht der 1. Spieltag im Zeichen der Debütanten. Drei Thesen von 90PLUS-Redakteur Michael Bojkov.

Debüt Nr. 1: Füllkrug trifft gegen PSG in der Champions League

2021/22 erzielte Niclas Füllkrug seine Tore noch in Sandhausen und Aue. Keine 18 Monate später steht „Lücke“ vor seinem Debüt in der Champions League. Die Chancen auf einen Einsatz beim Gastspiel in Paris stehen gut. Sébastien Haller, der in der Bundesliga bislang den Vorzug vor seinem Sturmpartner erhalten hat, ist alles andere als gut in Form, hat in vier Spielen noch keine einzige Torbeteiligung sammeln können.

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Füllkrug dagegen machte es gerade bei seiner jüngsten Einwechslung in Freiburg nicht schlecht, legte sogar direkt das Tor zum zwischenzeitlichen 2:2 auf. Auch seine Sehnenreizung hat der 30-Jährige fast vollständig auskuriert. „Wir werden gucken, ob es für mehr als 30 Minuten reicht“, kündigte Trainer Edin Terzic auf der Pressekonferenz am Montag an.

Dass Füllkrug spielt, ob in der Startelf oder erneut als Joker, davon kann man ausgehen. Und dass er ausgerechnet bei seinem Debüt gegen den französischen Branchenprimus trifft, ist auch nicht völlig abwegig. Schließlich hat PSG in fünf Saisonspielen erst einmal zu Null gespielt, zuletzt sogar zuhause 2:3 gegen Nizza verloren, die eindrucksvoll gezeigt haben, dass man den Parisern mit schnellen Gegenstößen und Zielstrebigkeit den Zahn ziehen kann. Meine These daher: „Fülle“ krönt sein Debüt in der Champions League mit seinem ersten Tor im schwarz-gelben Dress.

Debüt Nr. 2: Union setzt eine Duftmarke im Bernabéu

Nicht nur Niclas Füllkrug debütiert aus deutscher Sicht, auch Union Berlin feiert seinen Einstand in der Champions League – und das gegen Real Madrid im Bernabéu. Prestigeträchtiger geht es also kaum aus Sicht der Köpenicker. Zwar hat Union zuletzt knapp in Wolfsburg verloren (1:2), doch täuscht das Resultat etwas über eine ansprechende Leistung hinweg. Gegen tief stehende Wölfe machten es die Eisernen nicht schlecht, fanden immer wieder Lücken im gegnerischen Defensivverbund. Was fehlte, war die Effizienz. Ein bekanntes Phänomen bei Spielen mit Union-Beteiligung – nur, dass es in aller Regel den Gegner trifft.

Union Berlin will auch die Champions League aufmischen

Union Berlin will auch die Champions League aufmischen. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Im Bernabéu wird der Bundesligist wieder in die Rolle des Underdogs schlüpfen – und die liegt den Köpenickern so gut wie kaum einem anderen Team. Gegen Real wird die Mannschaft von Urs Fischer ihre gewohnt giftige Gangart an den Tag legen und die Räume in der eigenen Hälfte so eng wie möglich halten. Dass das ein Erfolgsrezept gegen größere Mannschaften sein kann, hat Union in der Bundesliga schon gegen Bayern und Dortmund bewiesen. Und: Die Blancos tun sich gegen defensiv- und laufstarke Mannschaften nicht immer leicht – vor allem dann nicht, wenn vorne Vinicius Junior fehlt und auch kein Karim Benzema mehr da ist.

Und auch wenn die Stärken der Eisernen eindeutig im Spiel gegen den Ball liegen, darf man ihre Offensivqualitäten nicht außer Acht lassen. Aissa Laidouni hat schon drei Torvorlagen auf dem Konto, Robin Gosens drei Tore. Weil Dani Carvajal in Carlo Ancelottis neuem 4-3-1-2-System gerne hoch schiebt, dürfte gerade der Neuzugang den ein oder anderen vielversprechenden Raum auf seiner linken Seite bekommen. Und dann wäre da ja noch Kevin Behrens, dem spätestens seit seinem Kopfball-Hattrick zum Saisonstart alles zuzutrauen ist – auch ein Tor im Bernabéu.

Trotz aller individueller Klasse, die Real mitbringt, haben die Eisernen also wenige Gründe, sich am Mittwoch vor 80.000 Zuschauern verstecken zu müssen. Daher auch meine These: Union wird den Königlichen über 90 Minuten lang das Leben schwer machen und damit eine erste gute Visitenkarte in der Champions League abgeben – auch wenn es nicht ganz für Punkte reicht.

Klassenunterschied zwischen Bayern und ManUnited

Wenn am Mittwochabend in der Allianz Arena die Champions-League-Hymne ertönt, wird es nach Fußballhistorie riechen. Jedem Fußballfan ist das Finale 1999 ein Begriff, in dem der FC Bayern auf die bitterste Weise zwei Tore in der Nachspielzeit kassierte und so ManUnited den Titel gewann. Seither sind über zwei Dekaden vergangen und mittlerweile könnten die Red Devils nicht weiter davon entfernt sein, nochmal einen solchen Triumph zu feiern.

Seit dem Abgang von Trainerlegende Sir Alex Ferguson im Sommer 2013 hat der rote Teil Manchesters nicht mehr allzu viel Grund zum Jubeln, der Europa-League-Sieg 2017 war noch das höchste der Gefühle. Auch unter Hoffnungsträger Erik ten Hag läuft es aktuell alles andere als rund: Die Mannschaft ist mit drei Niederlagen aus fünf Spielen denkbar schlecht in die neue Premier-League-Saison gestartet und der Niederländer sucht mehr Ausreden als Erklärungen. Dazu wird die Mannschaft von Störgeräuschen abgelenkt, unter anderem wurden Antony und Jadon Sancho aus der Mannschaft verbannt.

Ganz anders ist die Gemütslage bei den Münchnern, bei denen zwar auch noch nicht alle Rädchen perfekt ineinandergreifen, die mit zehn Punkten aus vier Spielen aber auf einen formidablen Saisonstart in der Bundesliga zurückblicken. Dazu sprechen auch die Statistiken eine klare Sprache für den Rekordmeister, der nicht nur seine letzten 19 Auftaktspiele in der Champions League allesamt gewonnen hat, sondern auch seit 34 Vorrundenspielen ungeschlagen ist. Im Grunde könnte vor diesem geschichtsträchtigen Duell nicht mehr für den FC Bayern sprechen und das wird sich auch im Ergebnis widerspiegeln. Meine These: Die Münchner gewinnen deutlich und verschärfen damit die Krise in Manchester.

(Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 im Team. Hat unter anderem das Champions-League-Finale 2024 und die darauffolgende Europameisterschaft vor Ort für 90PLUS begleitet.


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