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Bundesliga | Von Müssen und Wollen – der Kampf um Europa

16. Mai 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Spotlight | Vor dem letzten Spieltag elektrisiert nicht nur die Entscheidung im Titelkampf die Fans in der Bundesliga, sondern auch der Kampf um die europäischen Ränge. Mehrere Teams sind noch in der Verlosung, ein Krimi bahnt sich an. Wir liefern einen Überblick.

Offen ist derzeit vor allem die Besetzung der Plätze 4-7. Während Platz 4 noch für die direkte Teilnahme an der Champions League ausreicht, müssen die Mannschaften auf den Plätzen 5 und 6 mit der Europa League Vorlieb nehmen, der 7. in der Bundesliga muss in die Qualifikation.

Platz 4: Mönchengladbach (+15, 55 Punkte)

Borussia Mönchengladbach hat mit zwei Siegen in Folge zuletzt dafür gesorgt, dass man doch noch die Chance auf Platz 4 und die Champions League besitzt. Der Saisonverlauf war durchzogen von einigen Höhen, vor allem in der Hinrunde, aber auch einem längeren Tief in der Rückrunde, das dafür sorgte, dass die Entscheidung reifte sich am Saisonende von Trainer Dieter Hecking zu trennen. Dieser könnte nun aber als Abschiedsgeschenk Platz 4 hinterlassen und dafür sorgen, dass das große Ziel der „Fohlen“ erreicht wird. Doch einfach wird das nicht, denn einerseits waren die letzten Auftritte nicht mehr als ein Fingerzeig, andererseits steht man am letzten Spieltag einem extrem starken Gegner gegenüber.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Vor heimischer Kulisse muss nämlich gegen Borussia Dortmund der 4. Platz verteidigt werden. Und das wird nicht nur aufgrund der Qualität des BVB schwer, sondern auch, weil die Gäste noch um den Titel kämpfen und selbst unbedingt gewinnen müssen. Für Dieter Hecking und seine Mannschaft bedeutet das also, dass man von der ersten Minute an fokussiert und hellwach sein muss, wenn man das Spiel gewinnen will. Die Ausgangslage ist klar: Mit einem Sieg hat man allerbeste Chancen auf Platz 4, sofern Leverkusen kein Torfestival veranstaltet, was keinesfalls auszuschließen ist. Ab einem Remis muss der Blick der „Fohlen“ auch auf die anderen Plätze gerichtet sein. Zittern wäre dann angesagt…

Platz 5: Bayer Leverkusen (+13, 55 Punkte)

Dass sich Bayer 04 Leverkusen am letzten Spieltag noch für die Champions League qualifizieren kann ist aufgrund der extremen Schwankungen in der Saison und der fehlenden Konstant schon fast etwas überraschend. Umso höher ist auch die individuelle Qualität der Mannschaft um Kai Havertz und Julian Brandt zu bewerten. Im Vergleich zu Borussia Mönchengladbach gibt es vor allem einen großen Unterschied: Während Gladbach auf Platz 4 landen will, muss die „Werkself“ dorthin. Denn einige Spieler können offenbar einen Verbleib nur dann garantieren, wenn Bayer 04 in der Champions League spielt.

Die Form der letzten Wochen ist bis auf kleine Ausreißer sehr gut. Und auch das Spiel, das Bayer bestreiten muss, wirkt zumindest auf den ersten Blick machbar. Für das Team von Peter Bosz geht es nämlich auswärts gegen Hertha BSC, deren einziges Ziel es ist Pal Dardai einen einigermaßen angemessenen Abschied zu gewähren. Leverkusen befindet sich also in der Favoritenrolle gegen einen Gegner, bei dem derzeit nicht alles rund läuft und für den es um nichts mehr geht. Die Vorzeichen für einen Sieg stehen also nicht gerade schlecht, auch ein deutlicher Erfolg scheint möglich. Andererseits sind genau das in dieser Saison häufig die Gelegenheiten gewesen, die Bayer 04 ausgelassen hat…

Platz 6: Eintracht Frankfurt (+16, 54 Punkte)

Eintracht Frankfurt spielte eine begeisternde, mitreißende Saison in der Europa League und wäre dort fast in das Endspiel eingezogen. Parallel dazu wühlten sich die Hessen auch durch die Bundesligasaison, feierten zahlreiche Siege, schossen viele, vor allem auch späte Tore und träumten von der Champions League. Doch am letzten Bundesligaspieltag, direkt nach dem Ausscheiden in der Europa League, folgte ein Riesendämpfer für die Eintracht, die mit 0:2 gegen Mainz 05 verlor und Platz 4 somit hergeben musste.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Für die Eintracht bedeutet das nun, dass man für die Champions League gewinnen und gleichzeitig hoffen muss, dass sowohl Leverkusen als auch Gladbach patzen. Angesichts eines Auswärtsspiels in München, das die SGE bestreiten muss, ist das zumindest ein sehr schwieriges Unterfangen. Doch es kommt möglicherweise noch schlimmer für Frankfurt. Denn wenn es wirklich sehr unglücklich läuft, können die Hessen sogar noch auf Platz 8 abrutschen und damit komplett aus den internationalen Plätzen fallen. Das wäre nach dieser Saison ein sehr, sehr enttäuschendes Resultat.

Platz 7: VfL Wolfsburg (+5, 52 Punkte)

Bruno Labbadia hat aus dem VfL Wolfsburg, einem Klub, der in den letzten Jahren immer wieder gegen den Abstieg kämpfte, ein solides Ballbesitzteam gemacht, das zwischenzeitlich sogar sehr gute Chancen auf die Champions League hatte. Nun geht es für die „Wölfe“ darum sich am letzten Spieltag die Europa League zu sichern, die TSG Hoffenheim und Werder auf Distanz zu halten. Das Erreichen des Europapokals wäre also der verdiente Lohn für eine – endlich mal wieder – ruhige Spielzeit in Wolfsburg.

Und die Aufgabe, die zu erledigen ist, ist durchaus machbar. Der VfL Wolfsburg trifft im letzten Heimspiel der Saison, das gleichbedeutend mit dem letzten Heimspiel von Bruno Labbadia als Trainer des VfL ist, auf den FC Augsburg. Die Fuggerstädter sind bereits gerettet, unter Martin Schmidt aber durchaus in der Lage dem Gegner von Beginn an weh zu tun und aggressiv zu spielen. Zudem hat der FCA überhaupt nichts zu verlieren und wird sicher noch einmal versuchen den mitgereisten Zuschauern ein ereignisreiches Spiel zu bieten. Die Favoritenrolle liegt aber klar beim Gastgeber, der das Ziel zum Greifen nahe vor den Augen hat.

Platz 8: TSG Hoffenheim (+20, 51 Punkte)

Die TSG 1899 Hoffenheim spielt unter Trainer Julian Nagelsmann begeisternden, schnellen, druckvollen, offensiven Fußball. Das Problem: Das wird nicht immer auch in den Resultaten deutlich. Hoffenheim hat enorm viele Punkte nach Führungen abegegeben, weil man im eigenen offensiven Rausch vergessen hat das Spiel zu entscheiden. Die Chancenverwertung ist ein großes Problem, das in Verbindung mit den individuellen Aussetzern in der Defensive dafür sorgt, dass man in Hoffenheim nicht mehr von der Champions League träumen kann, sondern auf Ausrutscher hoffen muss, um in die Europa League zu kommen.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Die Hoffenheimer müssen auswärts in Mainz ran und zunächst einmal ihre Aufgabe erledigen. Das bedeutet, dass man das Spiel im Idealfall gewinnen sollte. In diesem Fall reicht ein Remis des VfL Wolfsburg oder eine Niederlage von Eintracht Frankfurt für einen Platz unter den ersten sieben Mannschaften. Spielt die TSG nur Remis, dann muss man hoffen, dass Wolfsburg verliert und Werder Bremen gleichzeitig nicht gewinnt, damit der Traum vom Europapokal weiterleben kann. Es ist also nicht undenkbar, dass die Blitztabelle im Verlauf des Spiels das ein oder andere Mal aufgerufen wird.

Platz 9: Werder Bremen (+8, 50 Punkte)

Werder Bremen formulierte in dieser Saison offen und selbstbewusst das Ziel Europa. Eine Qualifikation für den Euroapokal ist für den Klub von der Weser keine Pflicht, aber ein realistischer Wunsch. Im Saisonverlauf zeigte Werder häufig, dass die nötigen Qualitäten vorhanden sind, aber zu viele Patzer sorgen nun dafür, dass man zittern und auf die anderen Plätze schauen muss. Sollte das Ziel Europa doch noch irgendwie erreicht werden, dürfte das auch positive Auswirkungen auf die Personalplanungen der Kohfeldt-Elf haben. Doch dafür muss viel zusammenkommen.

Zum Einen dürfen weder die TSG Hoffenheim noch der VfL Wolfsburg gewinnen, zum Anderen muss Werder die eigene Aufgabe lösen. Und das ist ein Heimsieg gegen RB Leipzig. Zwar hat RB Platz 3 schon sicher, dennoch werden sich die Spieler der Elf von Ralf Rangnick wohl kaum zurückhalten, denn sie spielen eine Woche später noch das Finale im DFB-Pokal, für das sich jeder empfehlen will. Die Chancen für Werder stehen also realistisch betrachtet nicht allzu gut.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)


Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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