La Liga | Barcelona brilliert dank Aubameyang, Real Madrid scheitert königlich – Der Clásico in der Einzelkritik

21. März 2022 | Spotlight | BY Victor Catalina

Spotlight | Real Madrid erlebte ein königliches Debakel im Clásico. 0:4 unterlagen sie einem äußerst spielfreudigen FC Barcelona am 29. La Liga-Spieltag. Ein Ergebnis, das fast noch zu knapp ausfiel. Die Einzelkritik zur Partie.

0:4 – Real Madrid erlebt im Clásico ein königliches Debakel

Spitzenspiel stand auf diesem Clásico drauf. Letztendlich hatte es mehr von einer Erstrundenpartie der Copa. Über die gesamte Spielzeit stand Real Madrid neben sich, wurde von Barcelona gnadenlos vorgeführt und ist mit dem 0:4 fast noch gut bedient. Ein Doppelpack des Ex-Dortmunders Pierre-Emerick Aubameyang sowie Treffer von Ronald Araújo und Ferran Torres besiegelten Xavis ersten Clásico-Erfolg als Trainer. Die Akteure in der Einzelkritik.

 



 

Real Madrid CF: Ancelotti und die Abwehr vollenden das Debakel

Thibaut Courtois: Vor der Partie noch als Spieler des Monats ausgezeichnet. Im Anschluss von seinen Vorderleuten weitestgehend im Stich gelassen. Hielt, was zu halten war. So, wie in Minute 12 gegen Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembélé. Ansonsten weitestgehend chancenlos, wenngleich er einige Situationen durch progressives Torhüterspiel hätte entschärfen können. Note: 3,5.

Dani Carvajal (bis 46′): Offensiv kein Faktor, defensiv noch weniger. Gewann keinen einzigen Zweikampf, verlor etliche Bälle und musste zur zweiten Hälfte Platz für Eduardo Camavinga machen. Gerade in solchen Situationen zeigt sich, dass es nicht die cleverste Idee war, einen Achraf Hakimi einfach ziehen zu lassen. Note: 6,0.

Éder Militão: An diesem Abend alles andere als ein Sicherheitsfaktor. Immer wieder offenbarten David Alaba und er den Katalanen größere Räume als auf der Plaza Mayor. Stellte vor dem 0:4 komplett den Spielbetrieb ein, obwohl Juan Martínez Munuera weiterlaufen ließ und verschuldete um ein Haar noch das 0:5, als er in Minute 73 Ousmane Dembelé die Kugel vorlegte. Note: 6,0.

David Alaba: Ja, er bewies Charakter, als er in der Schlussphase versuchte, mit einigen guten Hereingaben sowie einem wuchtigen Abschluss noch den Ehrentreffer zu erzielen. Aber das kann bei Weitem nicht über seine desaströse Performance hinwegtäuschen, zumal Barcelona zu diesem Zeitpunkt das Ergebnis bereits verwaltete. War praktisch bei jedem der vier Gegentore in der Verlosung. Ging vor dem 0:1 viel zu unbeholfen in den Ball, verweigerte vor dem 0:2 den Luftzweikampf mit Ronald Araújo, spielte den Fehlpass, aus dem Barcelona das 0:3 machte und hob vor dem 0:4 auch noch das Abseits auf. Hatte Glück, dass sein Gegner nicht der FCB war, der auch bei 4:0 in Minute 51 noch weiterspielt und -trifft. Note: 6,0.

Nacho Fernández (bis 63′): Führte die Königlichen an diesem Abend als Kapitän aufs Feld, wurde dieser Rolle allerdings zu keinem Zeitpunkt gerecht. Hatte Ousmane Dembélé im direkten Duell absolut nichts entgegenzusetzen. In Minute 29 schlug der Franzose daraus auch Kapital, als Pierre-Emerick Aubameyang seine Flanke zum 0:1 verwertete. Zudem schaute auch er vor dem vierten Treffer den Linienrichter verdutzt an, statt das Gegentor zu verhindern – oder es zu versuchen. Die Tatsache, dass er von Natur aus kein Linksverteidiger ist, kann darüber nur bedingt hinwegtäuschen. Note: 6,0

Casemiro: Eigentlich als humorloser Ausputzer bekannt, konnte er der Mannschaft im Clásico überhaupt keine Stabilität geben. Barcelonas Mittelfeld um Frenkie De Jong, Sergio Busquets und Pedri überspielten den Brasilianer ein ums andere Mal mit beeindruckender Leichtigkeit und mit erschreckend wenig Gegenwehr. Note: 5,0.

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Toni Kroos (bis 46′): Es gibt eine Zahl, die seinen Auftritt perfekt zusammenfasst: 38. Auf soviele Ballkontakte brachte es der ehemalige Nationalspieler. Xavi nahm Reals Passmaschine nahezu gänzlich aus dem Spiel. Bisweilen schien Kroos mit dem Tempo, das Barcelona an den Tag legte, überfordert. Machte zur zweiten Hälfte Platz für Eduardo Camavinga. Note: 4,5.

Rodrygo (bis 63′): Viele fragten sich, wie Carlo Ancelotti den Ausfall von Karim Benzema kompensieren will. Er beantwortete sie mit Rodrygo und Vinícius auf den Außen. Ersterer brachte in 63 Minuten Spielzeit genau zwei Torabschlüsse zustande (5′, 60′). Von einem ständigen Gefahrenherd kann keine Rede sein. Machte nach 63 Minuten Platz für Marco Asensio. Note: 4,5

Luka Modrić: Lieferte beim 3:1 gegen Paris Saint-Germain eine Gala im Mittelfeld. Wie er das 2:1 von Karim Benzema einleitete, war schulbuchmäßig. Sein Auftritt im Clásico entsprach eher dem genauen Gegenteil. Musste mit seinen mittlerweile 36 Jahren den letzten Spielen und auch Barcelonas Tempo Tribut zollen. Immerhin stimmte in der zweiten Hälfte die Körpersprache. Als einer der wenigen versuchte er, das Debakel zu verhindern. Note: 4,0.

Fede Valverde: Der Siegtorschütze aus dem Clásico in der Supercopa verbuchte auch die erste Torchance am Sonntagabend. Mit seinem Abschluss stellte er Marc-André ter Stegen aber vor keine allzu großen Herausforderungen. Ansonsten wusste auch er Barcelonas Mittelfelddominanz nicht zu unterbinden. Nicht durch Tacklings, nicht durch Fouls, um den Spielfluss zu unterbrechen – und auch sonst nicht. Note: 4,0.

Vinícius Júnior: Bekam von Fede Valverde per Traumpass in der 36. Minute die Riesenchance auf das 1:1 serviert. Doch anstatt frei vor ter Stegen den klaren Abschluss zu suchen, verzettelte er sich in Schnörkeln und produzierte obendrein noch eine dreiste Schwalbe. Direkt im Gegenzug setzte es das 0:2. Fiel ansonsten eher dadurch auf, dass er es mit seinen Gegenspielern mehr verbal, als fußballerisch aufnahm. Note: 4,5

Einwechslungen von Real Madrid

Eduardo Camavinga (ab 46′): Kam zur zweiten Hälfte für Toni Kroos. War sein Wechsel im Achtelfinalduell mit PSG noch der goldene, weil er mehr Dynamik ins Mittelfeld brachte, konnte er diesmal nur wenig ausrichten. Immerhin setzte er acht Minuten vor Schluss das berühmte „Zeichen im Mittelfeld“ und holte sich dafür Gelb und Szenenapplaus ab. Note: 4,0.

Mariano Díaz (ab 46′): Ersetzte nach der Pause Dani Carvajal, um so für mehr offensive Durchschlagskraft zu sorgen. Das funktionierte nur bedingt. Immerhin stimmte die Einstellung. Note: 4,5.

Lucas Vázquez (ab 63′): Kam für Nacho Fernández und bekam immerhin seine Abwehrseite stabilisiert. Angesichts des Spielstands darf das allein als kleinerer Erfolg bewertet werden. Note: 4,0

Marco Asensio (ab 63′): Das Undankbarste für einen Offensivspieler ist, bei einem überdeutlichen Rückstand eingewechselt zu werden. Wie bei Mariano Díaz stimmte auch bei Asensio die Mentalität. Note: 4,5.

Carlo Ancelotti: Was auch immer er sich vor dem Spiel vorgenommen hat, es ging nach hinten los – und zwar gewaltig. Bereits in der ersten Halbzeit wackelte seine Abwehr. Dann auf Dreierkette umzustellen und Barcelona noch mehr Räume zu bieten, grenzt an sportlichen Suizid. Taktisch wusste er Xavis Mittelfeld nichts entgegenzusetzen. Auch seine Wechsel verpufften wirkungslos. Musste die zweithöchste Niederlage seiner Trainerkarriere einstecken. Note: 6,0

Victor Catalina

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Marc-André ter Stegen: Wichtige Parade in der Anfangsphase (7.), danach immer weniger gefordert. Wenn doch, war der Deutsche zur Stelle und zeigte sich als der gewohnt sichere Rückhalt. Note: 2,5

Ronald Araújo: Wackelige Startphase, in der ihm unter anderem Vinícius Probleme bereitete. Wurde mit der Zeit sicherer und markierte das 2:0, indem er sich bei einer Ecke seinen Gegenspielern davonstahl und wuchtig einnickte. Note: 2,5

Gerard Piqué: Leistete sich zu Beginn eine Unaufmerksamkeit in der Defensive, ansonsten ein fehlerfreies Spiel des Routiniers. Leitete das 4:0 mit einem präzisen langen Ball ein. Note: 3,0

Eric García: Unauffällig an diesem Abend, was für einen Innenverteidiger jedoch mehr Lob als Kritik ist. Auch er bestach immer wieder durch seine präzisen langen Bälle. Note: 3,0

Jordi Alba (bis 86.): Verteidigte hoch und aggressiv gegen den Mann, deckte im Offensivpressing gut durch. Auch offensiv präsent, wo er heute vor allem durch seine Seitenverlagerungen auf Dembélé bestach, so auch den Führungstreffer einleitete. Note: 2,0

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Frenkie De Jong (bis 71.): Gewohnt gute Vororientierung, sowohl mit als auch ohne Ball. Stellte seine technischen Anlagen immer wieder stark zur Schau, leitete das 3:0 mit Balleroberung und Chipball ein. Note: 2,0

Sergio Busquets: Zentraler Mann im Spielaufbau, brachte in gewohnter Manier Ruhe ins Spiel. Steuerte mit progressiven Pässen auch immer wieder höhere Zonen an, bediente Pedri einmal traumhaft. Note: 2,5

Pedri (bis 86.): Leistete viel Laufarbeit. War im Offensivpressing neben Aubameyang der Initiator, lief auch in tieferen Zonen seinen Gegner stets aggressiv an. Auch mit Ball gewohnt stark, inszenierte offensiv viel. Note: 2,0

Ousmane Dembélé (bis 80.): Immer wenn Dembélé an den Ball kam, wurde es gefährlich. Setzte er zum Eins-gegen-Eins an, sah Nacho an diesem Abend kein Land. Bereitete auf diese Weise per Flanke das 1:0 vor, gab zudem mit einem präzisen Eckball das Assist zum 2:0. Ein rundum gelungener Auftritt des Franzosen! Note: 1,5

Pierre-Emerick Aubameyang (bis 71.): Schwache Anfangsphase, in der seine offene Sohle Bekanntschaft mit Kroos‘ Schienbein machte (10.). Nach etwa einer halben Stunde begannen seine Festspiele: Glänzte bei seinem Tor zum 1:0 mit gutem Einlaufverhalten und Timing (29.), lupfte gekonnt zum 4:0 (51.). Zudem mit einer sehenswerten Hacken-Vorlage zum 3:0 (47.). Einziges Manko: Der Gabuner ließ zwei Hundertprozentige liegen. Note: 1,5

Ferran Torres: Attackierte entweder die Tiefe oder besetzte die Box, war so für den Gegner ein ständiger Gefahrenherd. Vergab kurz nach dem Seitenwechsel eine Großchance, machte seinen Fehler nur wenige Sekunden später aber wieder gut und markierte das 3:0. Legte zudem das 4:0 für Aubameyang auf. Note: 2,0

Einwechslungen von Barcelona

Gavi (71. für Frenkie de Jong): keine Bewertung

Memphis Depay (71. für Aubameyang): keine Bewertung

Adama Traoré (80. für Dembélé): keine Bewertung

Nicolás Gonzales (86. für Pedri): keine Bewertung

Dani Alves (86. für Alba): keine Bewertung

Xavi: Machte seine Mannschaft schon im Vorfeld der Partie in aller Öffentlichkeit heiß – und die Spieler folgten ihm. Durch aggressives Anlaufen und Durchdecken wurde Reals Aufbauspiel im Keim erstickt, nach vorne ging es schnell und über wenige Kontakte, womit die Königlichen ebensowenig zurechtkamen. Der Plan der Vereinslegende ging von A bis Z auf! Note: 1,0

Michael Bojkov

José Martínez Munuera: Unaufgeregte Spielleitung, allerdings ohne klare Linie in der Zweikampfbewertung. Aubameyang sah für sein rustikales Einsteigen gegen Toni Kroos nicht einmal gelb. Kroos selbst schon, für ein weit weniger brutales Foul an Sergio Busquets. Eder Militão ließ er 20 Sekunden nach Spielbeginn ebenfalls davonkommen. Zu strittigen Szenen kam es ansonsten kaum. Dafür war Real Madrid schlicht zu unterlegen. Note: 3,0.

Spielnote: Vor der Partie präsentierten sich beide Mannschaften in bestechender Verfassung. Nur eine konnte diese auch im Clásico vorweisen. In allerhöchstem Tempo und mit äußerst sehenswerten Kombinationen filetierte Barcelona einen trägen Erzrivalen ein ums andere Mal. Angesichts vieler vergebener Großchancen darf sich Real Madrid glücklich schätzen, „nur“ 0:4 verloren zu haben. Ein Spektakel, allerdings ein äußerst einseitiges. Note: 2,5.

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Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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