La Ligas großer Vierkampf – Ein Überblick

7. Mai 2021 | Trending | BY Christoph Albers

La Liga | Vier Spieltage vor dem Saisonende kämpfen noch vier Teams um die spanische Meisterschaft. Ein vergleichbar spannendes Saisonfinale hat das spanische wohl letztmals in der Spielzeit 2013/14 gesehen, als sich Atlético Madrid am letzten Spieltag im direkten Duell gegen den FC Barcelona durchgesetzt hat. Dieses Mal ist die Lage allerdings etwas komplexer. Ein Überblick.

Ausgangssituation

Spitzenreiter Atlético Madrid führt die Tabelle nach 34 Spielen mit 76 Punkten an, dicht gefolgt von Real Madrid und dem FC Barcelona mit je 74 Punkten. Der FC Sevilla folgt schließlich auf Rang 4 mit 70 Punkten. Die letztgenannten Andalusier gehen, mit der schweren Aufgabe sechs Punkte in nur vier Spielen aufzuholen, sicherlich als Außenseiter in den Endspurt. Doch Spieltag 35 kann die Karten völlig neu mischen, denn dort kommt es zu den direkten Duellen zwischen dem FC Barcelona und Atlético Madrid (Sa., 08.05., 16:15), sowie Real Madrid und dem FC Sevilla (So., 09.05., 21:00). Sollte Sevilla gegen die „Königlichen“ gewinnen, während es im anderen Duell ein Remis gäbe, würde der Rückstand auf die Spitze auf vier Punkte schrumpfen. Trotz ist Sevilla natürlich im hohen Maße von Patzern der Konkurrenz abhängig. 

Tabellenführer Atlético ist die Ausgangslage ungleich unkomplizierter. Gewinnen die „Colchoneros“ alle verbleibenden Spiele, gewinnen sie auch La Liga. Patzen dürfen sie trotzdem nicht, schließlich könnte der FC Barcelona mit einem Sieg im direkten Duell nach Punkten vorbeiziehen (und bei einem Sieg mit zwei Toren Vorsprung auch den direkten Vergleich gewinnen), während Real Madrid aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs (2:0 und 1:1) bei Punktgleichheit die Nase vorn hätte. Da sie aber immerhin den direkten Vergleich gegen den FC Sevilla (2:0 und 0:1) gewonnen haben, müsste dieser schon sieben Punkte mehr holen als Atlético.

Die direkten Duelle sprechen klar für Real Madrid

Real Madrid hat, aufgrund der gewonnenen direkten Duelle gegen Atlético Madrid und Barça (3:1 und 2:1), eine vergleichsweise gute Ausgangsposition. Sie müssen „lediglich“ alle Spiele gewinnen und darauf hoffen, dass Atlético mindestens einmal Punkte liegen lässt. Ähnlich sieht es auch bei Barça aus, wenn sie alle Spiele gewinnen, inklusive des direkten Duells gegen Atlético am 35. Spieltag, müssen sie „nur“ auf einen Ausrutscher Reals hoffen. 

Der Vollständigkeit halber sollte auch noch erwähnt sein, dass auch Barça das direkte Duell gegen Sevilla gewonnen hat (1:1 und 2:0), während das direkte Duell Sevillas gegen Real Madrid erst am 09.05. entschieden wird.

Sollten nach dem letzten Spieltag drei Teams die gleiche Punktzahl haben, zählen übrigens die Punkte in den direkten Duellen der punktgleichen Teams.

Das Restprogramm

 

Atlético Madrid Real Madrid  FC Barcelona FC Sevilla
35. Spieltag   FC Barcelona (A) FC Sevilla (H) Atlético Madrid (H) Real Madrid (A)
36. Spieltag   Real Sociedad (H) FC Granada (A) UD Levante (A) FC Valencia (H)
37. Spieltag  CA Osasuna (A) Athletic Club (A) Celta Vigo (H) FC Villarreal (A)
38. Spieltag   Real Valladolid (H) FC Villarreal (H) SD Eibar (A) Dep. Alavés (H)

 

Betrachtet man nur die derzeitige Tabellensituation, so hat der FC Barcelona das leichteste Restprogramm, seine Gegner haben den durchschnittlichen Tabellenrang 11 (Summe der Tabellenränge der Gegner geteilt durch die Anzahl der Gegner). Sevillas Gegner stehen durchschnittlich auf Rang 9,5, Atléticos auf Rang 9 und Reals auf Rang 6,75. 

Dass diese Betrachtung ohne Kontext nur eine sehr begrenzte Aussagekraft hat, liegt auf der Hand, doch auch die qualitative Betrachtung legt nahe, dass die „Königlichen“ das schwerste Restprogramm haben. Insbesondere das Gastspiel im Baskenland beim Athletic Club könnte sich als wahrer Stolperstein erweisen. Diese Erfahrung mussten auch kürzlich Atlético und Sevilla machen, die am 32. bzw. 34. Spieltag bittere Niederlagen gegen die „Leones“ hinnehmen mussten. Villarreal, das noch um den Europa kämpft, und das stets unangenehme Granada, das kürzlich Barça eine schmerzhafte Niederlage beibrachte, gelten ebenfalls als hohe Hürden. 

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Barça hat das vermeintlich leichteste Restprogramm

Atlético bekommt es unterdessen mit einer richtig guten Real Sociedad, die ebenfalls noch um Europa kämpft, einem stark verbesserten Osasuna (Platz 7 der Rückrunden-Tabelle, holten in 15 Rückrundenspielen nur vier Punkte weniger als Atléti) und Real Valladolid, das mit allen Mitteln um den Klassenerhalt kämpfen wird, zu tun. Ebenfalls ein durchaus undankbares Restprogramm, das ein paar Fallstricke für den Spitzenreiter parat hat.

Auch Sevilla hat das Pech, dass es für all ihre Gegner noch um eine ganze Menge geht. Valencia und Alavés sind weiterhin akut vom Abstieg bedroht und müssen unbedingt liefern, während Villarreal, wie bereits dargestellt, noch um den Einzug in die Europa League kämpft. Insbesondere Villarreal, das als einziges Team noch zweimal im Titelrennen involviert ist, kann also durchaus zum Zünglein an der Waage werden.

Barça hat unterdessen das vermeintliche Glück, dass es für ihre Gegner um nicht mehr allzu viel geht. Levante und Vigo stehen im gesicherten Mittelfeld ohne große Chancen oder Risiken nach oben oder unten. Eibar steckt zwar noch tief im Abstiegskampf, könnte am letzten Spieltag aber bereits abgestiegen sein. So gesehen, hat Barça wohl das machbarste Restprogramm, doch vielleicht liegt größte Gefahr auch gerade darin, dass die Teams entsprechend befreit aufspielen können.

(Jose Luis Contreras/imago)

Die Form

Atlético Madrid hat sich nach einer zwischenzeitlichen Schwächephase, in der sie nur vier von elf La Liga Spielen (4S, 4U, 3N) gewinnen konnten, wieder etwas gefangen und zuletzt zweimal in Folge ohne Gegentor gewonnen. Nichtsdestotrotz ist kaum etwas von der Souveränität der Hinrunde übrig geblieben. Vor allem offensiv präsentierten sich die „Rojiblancos“ zuletzt nicht mehr so stark, was sicherlich auch daran liegt, dass Top-Torjäger Luis Suárez (34) in den letzten 14 Ligaspielen (fehlte dreimal verletzungsbedingt) nur dreimal traf. In den letzten Wochen wird es also auch sehr auf seine Tore und die offensiven Impulse der überragenden Marcos Llorente (26) und Yannick Carrasco (27) ankommen.

Real Madrid musste unter der Woche zwar ein bitteres aber völlig verdientes Ausscheiden im Halbfinale der Champions League gegen den FC Chelsea hinnehmen, sind in La Liga aber seit mittlerweile 13 Spielen ungeschlagen. Außerdem mussten sie in keinem der letzten vier Ligaspiele ein Gegentor hinnehmen, was sicherlich als Grundlage für die jüngste Serie angesehen werden darf. Nichtsdestotrotz sollte nicht verschwiegen werden, dass sie dafür vor allem offensiv einiges vermissen lassen, was z.B. bei den aufeinanderfolgenden 0:0-Remis gegen Real Betis und den FC Getafe gut sichtbar wurde. Top-Scorer Karim Benzema (33) trägt sehr viel Verantwortung und bekommt mitunter deutlich zu wenig Unterstützung, was auch gegen den FC Chelsea sehr auffällig war. Vinícius Júnior (20) und vor allem Eden Hazard (30), der bisher noch keine echte Hilfe war, sind hier besonders gefordert.

Barça ist das beste Rückrunden-Team

Der FC Barcelona geht als bestes Rückrunden-Team in die letzten vier Spiele und weist seit dem Jahreswechsel eine sehr ansprechende Formkurve auf. Vor der „Clásico“-Niederlage am 30. Spieltag, war die Mannschaft von Ronald Koeman 19 Ligaspiele lang ungeschlagen und hat sich auch seitdem wieder sehr gut präsentiert. Der darauffolgende und überzeugende 4:0-Sieg im Pokalfinale gegen Athletic bewies zudem, dass die Katalanen auch gelernt haben Wiederstände zu überwinden, was man in vielen Spielen der Rückrunde auch eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte (nicht zuletzt auch am vergangenen Wochenende beim 3:2-Sieg über Valencia. Ausrutscher wie die 1:2-Niederlage gegen Granada zeigen aber auch, dass es der Mannschaft mitunter an Kaltschnäuzigkeit und Reife fehlt, was im Endspurt teuer werden könnte. Insbesondere den Chancenwucher und die Konteranfälligkeit werden sie in den letzten vier Spielen zwingend überwinden müssen. 

Der FC Sevilla spielt eine insgesamt sehr solide und über weite Strecken auch sehr konstante Saison, was es ihnen ermöglichte, sich im Windschatten der „großen Drei“ zu halten, um so kurz vor dem Saisonende noch eine Chance auf den La Liga Titel zu haben. Hätten die Andalusier am 34. Spieltag nicht gegen Bilbao verloren, stünden ihre Chancen nach 19 Punkten aus den vorherigen sieben Spielen sogar noch besser. Dieser Rückschlag hat allerdings zur Folge, dass im Grunde nur noch eine Minimalchance bleibt. Setzten Lopetegui und Co. Ihre Form der Vorwochen allerdings fort und gewinnen die restlichen vier Spiele, haben sie aber zumindest ihren Teil zum möglichen Wunder beigetragen. 

(Oscar J. Barroso/imago)

Was spricht für…

… Atlético Madrid?
  • Die beste Ausgangslage
  • Die beste Defensive der Liga
  • Die Standardstärke
… Real Madrid?
  • Die gewonnenen direkten Vergleiche
  • Die geballte Erfahrung im Titelkampf
  • Die gute La Liga-Form
… FC Barcelona?
  • Die beste Offensive der Liga
  • Die Fähigkeit Rückschläge zu überwinden
  • Das vermeintlich leichteste Restprogramm
  • Bonus: Lionel Messi
… FC Sevilla?
  • Die Underdog-Rolle
  • Der Charme des möglichen Wunders
  • Nicht die Ausgangslage

(Jose Breton/imago)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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