Hansi Flick hat beim FC Barcelona seit seinem Amtsantritt auf jeden Fall einiges bewegt. In der vergangenen Saison konnte er einige Titel holen, zudem eine kleine Schwächephase überstehen. Das zweite Jahr sollte dann der Feinabstimmung dienen, damit Barca insgesamt noch besser wird.
Gut sind die Katalanen zweifelsohne weiterhin, doch besser als in der letzten Saison? Da gibt es sicher das ein oder andere Fragezeichen. Gegen Olympiakos in der Champions League wurde die lange Überzahl beim 6:1 sehr gut genutzt, davor gab es aber Schwierigkeiten.
Ein 2:1 gegen Girona, bei dem man sehr lange sehr viel zuließ, eine 1:4-Klatsche in Sevilla, bei der man gnadenlos ausgekontert wurde und ein 1:2 zuhause gegen PSG, das mal passieren kann, waren die Resultate zuvor. Bei Barca ist nicht jeder mit der aktuellen Art und Weise, wie man in allen Facetten des Spiels agiert, zufrieden.
Hohe Linie, großes Glück beim FC Barcelona?
Zu den Charakteristika des Spiels des FC Barcelona gehört es natürlich, flach zu spielen, gut aufzubauen, den Gegner immer wieder zu stressen. Um diese Stressmomente zu maximieren spielen die Katalanen mit einer sehr hohen Linie. Das sorgt dafür, dass die gesamte Mannschaft sehr schnell Zugriff bekommt und nachschieben kann, wenn es nötig ist. Aber das birgt auch Gefahren. Zum Beispiel, wenn es darum geht, die Konter des Gegners zu verhindern und man eben nicht bei 100 % Fokussierung ist. Es muss nämlich nur ein Spieler mal kurz nicht mitdenken und schon fehlt im Gegenpressing die Balleroberung, schon wirkt die Abseitsfalle nicht mehr.
Und genau solche Momente gab es in dieser Saison bis dato häufiger als gewohnt. Barcelona ist nicht schlecht in Form, das soll damit nicht gesagt werden. Nur man merkt dem Team an, dass 98 % einfach nicht ausreichen, um defensiv wirklich sehr stabil zu agieren. 14 Gegentore in zwölf Spielen sind auch keine katastrophale Bilanz, aber eben auch keine sehr, sehr gute. Das sorgte dafür, dass einige Experten, aber auch die spanische Presse Trainer Flick kritisierten und ihm vorwarfen, das System in Phasen wie dieser, in der eben nicht jedes Rädchen ineinander greift, nicht anzupassen. Momentan ist die hohe Linie also gleichermaßen Fluch und Segen.
Nutzt Real Madrid das Barca-Risiko aus?
Jetzt trifft Barca mit Flick auf Real Madrid, der erste Clasico der neuen Saison steht auf dem Programm. Nachdem Barcelona in der letzten Saison häufig deutlich gegen die Königlichen gewann, herrscht momentan so ein wenig das Gefühl, dass die Karten ganz neu gemischt wurden. Real wirkt stabiler, aber auch noch nicht auf dem allerhöchsten Niveau. Dennoch profitiert die Elf von Xabi Alonso von den Anpassungen, gerade in der Abwehr haben sich die Dinge mit Dean Huijsen oder Alvaro Carreras zum Positiven entwickelt. Und: Die Angriffsabläufe werden besser und besser.
Jude Bellingham findet langsam aber sicher wieder zu seiner Bestform, Kylian Mbappé spielt sowieso eine gute Saison und der verbesserte und generell strukturiertere Aufbau spielt den Offensivspielern in die Karten. Kurzum: Real Madrid scheint einfach besser gerüstet zu sein, um das aktuelle Flick-Barca vor größere Probleme zu stellen.
Und so scheint es nicht ausgeschlossen zu sein, dass Barca diesmal eben nicht durch den Clasico marschiert, eben nicht immer einen Schritt voraus ist, im Kopf und auf den Beinen. Gelingt es Flick mit seinem Team nicht, die defensiven Lücken und die Bereitschaft zum Verteidigen an das absolute Maximum zu manövrieren, dann wird es dieses Mal ein anderer Clasico, einer in dem Real Madrid am Ende entscheidet, wie die Sache ausgeht. Doch wie immer heißt es: Abwarten. Denn dieses Spiel ist ein ganz besonderes.